Zertifikatskurse in NRW - Gefahr für das fachliche Niveau?

  • Nur so nebenbei: ich kenne Kollegen mit einer Lehramtsbefähigungen, die fachlich unterirdisch sind ("whose your name?"). Was machen wir mit solchen Kollegen?


    Es gibt immer so oder so Kollegen. Kollegen, mit Zertifikatskurs, die das Fach super beherrschen und manche, die es nicht so gut können.

  • Vielen lieben Dank für alle Antworten!
    Ich kann nicht auf jede einzeln eingehen aber versuche, die Kernpunkte aufzugreifen.
    Die ursprünglichen Fächer der Kollegin sind Deutsch und Englisch. Warum sie für den Kurs ausgewählt wurde, weiß ich nicht, das wurde intern entschieden.
    Sie hat afaik einen zweijährigen Kurs gemacht, der umfasst wohl ca 600 Stunden. Warum sie im Lk-Betrieb eingesetzt werden soll? Weil einer der zwei „richtigen“ Info-Kollegen bald Vater wird und entsprechend nicht zur Verfügung steht und der andere Kollege ist an eine andere Schule teilabgeordnet.
    Somit reichen unsere Kapazitäten aller Voraussicht nach nicht aus, Mittelstufen- und Oberstufenunterricht ausschließlich durch Fachlehrer durchzuführen.
    Mir ist klar, dass so ein Kurs kein Fachstudium ersetzt, das ist logisch. Aber es ist ja wurscht ob er das nicht leisten kann, Fakt ist, dass ich ihre fachlichen Kenntnisse als unzureichend für den Oberstufenunterricht erachte.
    Wie hier einige berichten, scheinen die Kurse wirklich nur auf ein Minimum an Fachkompetenz abzuzielen - das hatte ich befürchtet.
    Ich werde versuchen, sie fachlich so gut es geht anzuleiten, bevor sie dann eine Zehnte übernehmen wird ab nächstem Schuljahr.
    Zum Argument, dass das Studium auch nicht gänzlich auf die Tätigkeit des Lehrers vorbereitet: Mag sein. Es wird aber eher die Ausnahme sein, mir sind da keine Totalausfälle unter den Kollegen bekannt. Die fachlichen Mängel nach dem Zertifikatskurs salopp damit wegzuquatschen, dass es manchmal auch studierte fachliche Nulpen gibt, ist natürlich unsinnig, weil diese mangelnde Fachkompetenz scheinbar durchaus systemimmanent für diese Kurse zu sein scheint, während ein Studium 95% der Absolventen inhaltlich gut auf das Unterrichten vorbereitet.
    Schönen Abend! :)

  • ...Aber es ist ja wurscht ob er das nicht leisten kann, Fakt ist, dass ich ihre fachlichen Kenntnisse als unzureichend für den Oberstufenunterricht erachte.


    ...

    Fakt ist, dass es noch wurschter ist, was die Kollegen so finden.


    ...
    Ich werde versuchen, sie fachlich so gut es geht anzuleiten, bevor sie dann eine Zehnte übernehmen wird ab nächstem Schuljahr.
    ...

    Das klingt doch nach nem guten Plan :top:

  • Da ich in vielen IT-Bildungsgängen eingesetzt bin überlege ich selber für mich noch Informatik zu studieren um die Grundlagen besser zu verstehen.

    Du willst ein Informatik-Studium absolvieren, um deine Schüler besser zu unterrichten? Wie schräg ist das denn? Das bringt dir doch ansonsten keinen (finanziellen) Vorteil!


    Und überhaupt: Wer geht denn heutzutage mit einem absolvierten Informatik-Studium noch an die Schule? Dank des Fachkräftemangels in diesem Bereich steckt doch mittlerweile jeder Fachinformatiker (Ausbildungsberuf!) jeden A13er finanziell locker in die Tasche und das bei ansonsten deutlich besseren Arbeitsbedingungen (u.a. Homeoffice, bezahlte Überstunden usw.), wenn er örtlich etwas flexibel ist. Mit einem vollwertigen Informatik-Studium kannst du in den Metropolregionen auch schnell das Doppelte verdienen!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Du willst ein Informatik-Studium absolvieren, um deine Schüler besser zu unterrichten? Wie schräg ist das denn? Das bringt dir doch ansonsten keinen (finanziellen) Vorteil!
    Und überhaupt: Wer geht denn heutzutage mit einem absolvierten Informatik-Studium noch an die Schule? Dank des Fachkräftemangels in diesem Bereich steckt doch mittlerweile jeder Fachinformatiker (Ausbildungsberuf!) jeden A13er finanziell locker in die Tasche und das bei ansonsten deutlich besseren Arbeitsbedingungen (u.a. Homeoffice, bezahlte Überstunden usw.), wenn er örtlich etwas flexibel ist. Mit einem vollwertigen Informatik-Studium kannst du in den Metropolregionen auch schnell das Doppelte verdienen!


    Gruß !

    https://www.stepstone.de/ueber-stepstone/wp-content/uploads/2018/02/Stepstone_Gehaltsreport_Fach-und-Fuerungskräfte_WEB.pdf
    Das sieht der stepstone Gehaltsreport, die einzig sinnvolle Quelle für Akademikergehälter, anders. Siehe Seite 11. Netto haben die nicht mehr als wir, eher weniger, Pension mit einbezogen.

  • Über die Pension zu spekulieren ist völlig sinnlos, die wird es ab 2030 in der heutigen Form nicht mehr geben.


    Zudem unterschätzen hier einige massiv die möglichen Gehaltssteigerungen in der "freien" Wirtschaft in Mangelberufen. Da sind nach einem Jahr locker 10-20% drinnen, wenn man seinen Job gut macht (wenn nicht, kann man ja immer noch auf Lehrer umschulen...)


    Übrigens: Nette Quelle, dieser stepstone-Report: Durchschnittsbruttoverdienst in der IT mit Ausbildung knapp 60.000€ / Jahr, mit Studium knapp 70.000€ / Jahr, mit "Personalverantwortung" (welcher Lehrer hat die nicht?) gibt`s noch einmal knapp 30% oben drauf.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Über die Pension zu spekulieren ist völlig sinnlos, die wird es ab 2030 in der heutigen Form nicht mehr geben.


    Zudem unterschätzen hier einige massiv die möglichen Gehaltssteigerungen in der "freien" Wirtschaft in Mangelberufen. Da sind nach einem Jahr locker 10-20% drinnen, wenn man seinen Job gut macht (wenn nicht, kann man ja immer noch auf Lehrer umschulen...)


    Gruß !

    Über die Pensionen kann man sicher diskutieren.
    Der Report gibt (Seite 37) gibt als Durchschnittsgehalt in der It knapp 65000 Euro an. Es macht wenig Sinn, etwas anderes als das Durchschnittsgehalt zu betrachten. Ein Lehrer kann auch bis A16 kommen, das sieht netto dann auch wieder anders aus. Fakt ist, dass man in der Pauschalität keinesfalls sagen kann, dass ITler in der FreienWirtschaft(TM) mehr verdienen als als Lehrer.

  • Du willst ein Informatik-Studium absolvieren, um deine Schüler besser zu unterrichten? Wie schräg ist das denn? Das bringt dir doch ansonsten keinen (finanziellen) Vorteil!

    Verrückte Idee: manche Leute haben Spaß dran was zu lernen :schreck:

  • Der Report gibt (Seite 37) gibt als Durchschnittsgehalt in der It knapp 65000 Euro an. Es macht wenig Sinn, etwas anderes als das Durchschnittsgehalt zu betrachten. Ein Lehrer kann auch bis A16 kommen, das sieht netto dann auch wieder anders aus.

    Du redest von Durchschnittgehältern in der "freien" Wirtschafts und kommst dann bei Lehrern mit A16 an...


    Der Durchschnitt für die meisten Bundesländer dürfte, auch wenn man nur Gymnasien und Berufsschulen betrachtet, eher bei A13,5 liegen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Mein Mann war Informatiker in der freien Wirtschaft und ist jetzt in den öffentlichen Dienst gegangen, weil die unbezahlten Überstunden, wenn ein Projekt fertig werden muss, einfach absolut nicht familienkompatibel sind. Klar verdient er jetzt weniger, arbeitet aber auch deutlich weniger und die Arbeitszeit sind auch berechenbarer. Homeoffice, Teilzeit... gibt es da alles ohne Probleme.
    Wenn man Gehälter vergleicht muss man so was auch bedenken.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>


    Da hier im Thread das Thema "Zertifikatskurs Informatik" lautet und es parallel noch einen Thread zum Thema "Tarifabschluss gibt, in dem eben falls wieder über das Thema "Bezahlung: Schule - Wirtschaft" gesprochen wird, sollten wir hier beim Thema "Zertifikatskurs" bleiben und das Thema "Bezahlung: Schule - Wirtschaft" hier weiter besprechen.



    kl. gr. frosch, Moderator

  • Zwischenfrage, weil's mich echt interessiert. Was bringt einem denn so ein Zertifikatskurs, auser dass man es dem Land leichter macht, fehlende stellen zu kaschieren? Habt Ihr dvon irgendeinen Vorteil?

    Ganz einfach, weil damit eine Unterrichtserlaubnis erhält.


    Wenn ein Abiturient "deinetwegen" durch die Prüfung fällt und du diesen Schein, so unsinnig der auch sein mag, nicht hast, kann es üble Probleme geben.
    Der Anwalt des durchgefallenen Schüler behauptet, du bist unfähig und sollst deine Lehrbefähigung vorlegen. Dann hast du, bzw. deine Schule, schon verloren.

  • Du willst ein Informatik-Studium absolvieren, um deine Schüler besser zu unterrichten? Wie schräg ist das denn? Das bringt dir doch ansonsten keinen (finanziellen) Vorteil!
    Und überhaupt: Wer geht denn heutzutage mit einem absolvierten Informatik-Studium noch an die Schule? Dank des Fachkräftemangels in diesem Bereich steckt doch mittlerweile jeder Fachinformatiker (Ausbildungsberuf!) jeden A13er finanziell locker in die Tasche und das bei ansonsten deutlich besseren Arbeitsbedingungen (u.a. Homeoffice, bezahlte Überstunden usw.), wenn er örtlich etwas flexibel ist. Mit einem vollwertigen Informatik-Studium kannst du in den Metropolregionen auch schnell das Doppelte verdienen!


    Gruß !


    Keiner hat gesagt, dass ich ein volles Studium auch abschließen will. Aber manche Grundlagen interessieren mich einfach. Und wenn ich ich dadurch nicht ganz so "doof" vor den Schülern stehe fühle ich mich wohler. Und ich habe eine tolle Uni vor der Tür.


    Und ich lebe nicht nur um viel Geld zu verdienen. Dann hätte ich mit Chemie und Elektrotechnik so schon andere Wege einschlagen können.


    Verrückte Idee: manche Leute haben Spaß dran was zu lernen :schreck:

    Danke :)


    Ich studiere ja aktuell schon nebenbei (dieses Fach werde ich abschließen :D ) und es macht mir einfach Spaß.


    Ganz einfach, weil damit eine Unterrichtserlaubnis erhält.
    Wenn ein Abiturient "deinetwegen" durch die Prüfung fällt und du diesen Schein, so unsinnig der auch sein mag, nicht hast, kann es üble Probleme geben.
    Der Anwalt des durchgefallenen Schüler behauptet, du bist unfähig und sollst deine Lehrbefähigung vorlegen. Dann hast du, bzw. deine Schule, schon verloren.


    Ich denke DPB hat eher überlegt, was es einem selbst bringt?
    Der eigene Vorteil, sofern man schon eine Stelle hat.


    Einen LK darf sowieso nur unterrichten, wer die Fakulta hat. Und Prüfungen abnehmen auch. Das würde ich als Schule nie riskieren anders durchzuführen, wegen einer potentiellen Klage.


    Wobei bei Englisch/Deutsch wäre es möglicherweise eine Erleichterung, da der Korrekturaufwand sich ändert/verringert? (Ich weiß nicht, wie Informatik-Klausuren am Gym aussehen)

  • Der Anwalt des durchgefallenen Schüler behauptet, du bist unfähig und sollst deine Lehrbefähigung vorlegen.

    Uiuiui. Wenn ein Anwalt dich etwas vorlegen lässt, dann haste ein echtes Problem. Da haste echt Sch***e am Hacken. Da biste quasi sozusagen erledigt.

    Dann hast du, bzw. deine Schule, schon verloren.

    Und dann musste drei Wochen ohne Socken ins Bett.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • In Bayern suchen sie aktuell auch wieder Leute für die Nachqualifizierung in Informatik. Wer die auf sich nehmen will, bekommt 5 Stunden Unterrichtsermäßigung. Am Ende steht dann aber das Erste Staatsexamen in Informatik, das bestanden werden will. Ochsentour meiner Meinung nach, stellt aber ein gewisses fachliches Niveau sicher.
    .

  • Warum sie im Lk-Betrieb eingesetzt werden soll? Weil einer der zwei „richtigen“ Info-Kollegen bald Vater wird und entsprechend nicht zur Verfügung steht und der andere Kollege ist an eine andere Schule teilabgeordnet.
    Somit reichen unsere Kapazitäten aller Voraussicht nach nicht aus, Mittelstufen- und Oberstufenunterricht ausschließlich durch Fachlehrer durchzuführen.

    Da widersprichst Du dir doch selber.


    Wie kann ich jemanden teilabordnen, wenn ich meinen eigenen Bedarf in dem Fach nicht decken kann? Da wäre mein erster Schritt die Abordnung zu beenden, auf das der Kollege wieder mit vollem Stundendeputat in meiner Schule eingesetzt werden kann.


    Oder anders, sieh es doch mal aus Sicht des Kollegen, der da teilabgeordnet ist: Wofür bestraft ihr den mit der Teilabordnung? Warum sollte der nicht aus Frust gleich komplett den Büttel hinschmeißen und einen Versetzungsantrag an eine dritte Schule stellen, in der er dann wirklich gebraucht und nicht wieder abgeordnet wird? Unabkömmlich kann er ja nicht sein, denn sonst könntet ihr es euch nicht erlauben ihn auch nur teilweise abzuordnen.

  • Wie kann ich jemanden teilabordnen, wenn ich meinen eigenen Bedarf in dem Fach nicht decken kann?

    Na, wenn das mal keine Mangelverwaltung ist. Wenn's an der anderen Schule relativ weniger Informatik-Lehrer gibt, ordnet man ab, weil zwei halbvolle Gläser allen Durst zu Hälfte löschen. Ob denn nun die Abordnung die Reaktin auf die Qualifizierung durch Zertifikatskurs ist oder umgekehrt, wissen wir ja nicht. Beides ist möglich.

    Wofür bestraft ihr den mit der Teilabordnung?

    Je nachdem. wo man landet, ist das ja keine Strafe.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wenn's an der anderen Schule relativ weniger Informatik-Lehrer gibt, ordnet man ab, [...]

    In dem System darf ich nie Schulleiter werden. Da wäre mir das Hemd näher als die Hose und ich würde an erster Stelle mal meinen eigenen Bedarf decken, bevor an Abordnungen überhaupt zu denken ist.


    Je nachdem. wo man landet, ist das ja keine Strafe.

    Haben Sie das Spielchen schon einmal mitgemacht? Da hat man am Ende nämlich praktisch zwei Teilzeitstellen mit allen negativen Folgen, was die Zusatztermine (Konferenzen etc.) angeht. Natürlich wird erwartet, daß man diese Termine bei beiden Schulen wahrnimmt. Sollten sich die Termine überschneiden, darf man sich noch selber darum kümmern welcher Schulletier einen jetzt "dringender" vor Ort haben will. Einschulung nach den Sommerferien ist da so ein schöner Termin, wenn man in beiden Schulen noch Klassenlehrer wird. Von dem Problem, daß die beiden Schulen unterschiedliche Ferientermine haben (bewegliche Ferientage: Karneval contra Pfingstwoche) und man in Folge seinen gebuchten Urlaub nicht antreten kann, weil man auf einmal an dem geplanten Termin kein Schulfrei mehr hat, rede ich mal nicht.
    Da kann man noch so sehr mit "wo man landet" argumentieren. Das System ist einfach eine Strafe, egal welche Schule daran teilnimmt.

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