Tarifeinigung öffentlicher Dienst


  • (Randnotiz: bei den Verhandlungen haben sich die Ärzte von Verdi getrennt und selbst verhandelt, das gab dann bis 20 % mehr Lohn.)

    Können wir dazu mal bitte einen Quellenabgleich machen? Das würde noch weit über die Ausgangsforderungen der Ärzte von 5% für 2019 hinausgehen.

  • Können wir dazu mal bitte einen Quellenabgleich machen?

    Also ich habe dazu das hier gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/…treik_in_Deutschland_2006


    Damals haben sich die Ärzte von Verdi abgespalten und in dem Wikipedia Artikel ist zu finden: "Insbesondere für Berufsanfänger und Assistenzärzte, aber auch für die tarifvertraglich entlohnten Oberärzte gab es Gehaltsteigerungen bis zu 20 Prozent."



    Für alle Übrigen galt: "Einkommensverbesserungen von 10 bis 13 Prozent im Vergleich zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst vorgesehen."
    Also 10 bis 13% zusätzlich zu dem, was Verdi in der Runde rausgeholt hatte.

  • Danke, an soweit zurück liegende Ereignisse hatte ich spontan nicht gedacht. Aber ok, da hat eine Abspaltung vom Einheitstarifvertrag in einem sensiblen Versorgungsbereich wirklich etwas gebracht.

  • Halten wir einmal als Ergebnis dieser Tarifrunde fest:


    Für die bereits Beschäftigten ist das Ergebnis wiederum eine Lachnummer, da die tatsächliche Erhöhung nicht 8% über 33 Monate beträgt, sondern nur 7,2% (Erhöhung der Tabellenentgelte um 3,01%, 3,12% sowie 1,29% bei gleichzeitiger EInfrierung der (schon lächerlich geringen) Jahressonderzahlungen!). Bei einer Inflationsrate von 1,8% pro Jahr (Wert von 2018, Tendenz steigend) und der Tatsache, dass jeder mehrverdiente Euro voll in die steuerliche Progression hineinläuft, bleibt netto und nach Inflation von der Erhöhung gerade für die Beschäftigten im höheren Dienst kaum etwas übrig. Zieht die Inflation in den nächsten beiden Jahren weiter an, kann die ""Erhöhung" sogar zum realen Minusgeschäft werden. Nur Berufseinsteiger profitieren von einer deutlich stärkeren Erhöhung (4,5%, 3,2% sowie 1,8%). Siehe: http://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/tr/2019/


    Der Einkommensrückstand zur "freien Wirtschaft" (und auch zu den Beschäftigten bei Bund und Kommunen) wird nicht einmal ansatzweise aufgeholt. Siehe: http://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/


    Trotz jahrelanger Rekordsteuerüberschüsse im deutlich zweistelligen Milliardenbereich auf allen staatlichen Ebenen (Gesamtstaatlicher Überschuss in 2018 ca. 61 Milliarden Euro: https://www.welt.de/politik/de…zehn-Milliarden-Euro.html) gibt es für die Tarifbeschäftigten und Beamten, die einen Großteil der staatlichen Leistung erbringen, keine "Gewinnbeteiligung" in Form einer angemessenen Erhöhung von Tarifentlohnung oder Besoldung, von Sonderzahlungen ganz zu schweigen: Diese bleiben entweder auf niedrigem Niveau oder gleich ganz gestrichen.


    Da die Prognosen für den gesamtstaatlichen Überschuss abnehmend sind, dürfen sich die Beschäftigten und Beamten insbesondere bei den Ländern auf die übliche Arbeitsverdichtung und weitere "Sonderopfer" schon einmal mental einstellen.


    Es bleibt zu hoffen, dass qualifizierte Berufsanfänger nicht auf die diesjährige "Vorzugsbehandlung" der Berufseinsteiger bei der Erhöhung der Tarifentgelte im öffentlichen Dienst hereinfallen, sondern sich vielmehr an der langfristigen Entwicklung der Entgelte der "Bestandsbeschäftigten" bei den Ländern orientieren und ihre Chancen, die sich durch den demografischen Fachkräftemangel ergeben, anderweitig nutzen. Selbst VW, die ja andauernd unter den Belastungen des Dieselskandels ächzen und stöhnen, zahlt dieses Jahr seinen Tarifbeschäftigten eine Sonderprämie von 4750€, siehe https://www.ndr.de/nachrichten…50-Euro-Bonus,vw4786.html


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    4 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Es bleibt zu hoffen, dass qualifizierte Berufsanfänger nicht auf die diesjährige "Vorzugsbehandlung" der Berufseinsteiger bei der Erhöhung der Tarifentgelte im öffentlichen Dienst hereinfallen, sondern sich vielmehr an der langfristigen Entwicklung der Entgelte der "Bestandsbeschäftigten" bei den Ländern orientieren und ihre Chancen, die sich durch den demografischen Fachkräftemangel ergeben, anderweitig nutzen.

    Das Verrückte in diesem Zusammenhang ist ja, daß die öffentliche Hand, um auch nur halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben, bei den oberen Gehalts- bzw. Besoldungsgruppen eigentlich wesentlich mehr drauflegen müßte als bei den unteren Gruppen. Aktuell läuft es durch die Sockelbeträge aber genau andersrum.


    Mal sehen, wie weit die Schere bei a13 und a14 noch aufgeht im Vgl. zu den Löhnen in der Wirtschaft, bis auc hdie letzten kapieren, daß man für den Lohn nicht einmal mehr Seiteneinsteiger bekommt. ;)

  • Mal sehen, wie weit die Schere bei a13 und a14 noch aufgeht im Vgl. zu den Löhnen in der Wirtschaft, bis auc hdie letzten kapieren, daß man für den Lohn nicht einmal mehr Seiteneinsteiger bekommt.

    Das mag für manche Spezialisten (Informatik, Maschinenbau usw) gelten, aber nicht für den Durchschnittslehrer.


    Nehmen wir mal die Kollegin mit Englisch/Geschichte. Wo bitte bekommt der in der Wirtschaft eine ähnliche Sicherheit UND ein äquivalentes Gehalt?


    Als Berufseinsteiger mit A13Z/5 muss ich (selbst unter Berücksichtigung der selbst zu tragenden PKV) um ein ähnliches Netto in der freien Wirtschaft zu haben mit einem Jahresgehalt von knapp 70000 EUR einsteigen. Das bekommen normale Softwareentwickler* mit Universitätsabschluss in vielen Firmen erst nach einigen Jahren Berufserfahrung und dann ist dort Ende der Fahnenstange, sofern man nicht weiter aufsteigt (aber das macht nicht jeder)



    (*und bitte kommt mir jetzt nicht mit dem Schwager dessen Kumpel der SAP zertizifizert mit Level 3500 ist)

  • Super, stellen wir nur noch Englisch- und Geschichts-Lehrer ein, die wären wohl auch mit A12 oder noch weniger glücklich. Deutschland wird aktuell ja sowieso deindustrialisiert, also warum die Schüler überhaupt noch mit Mathe-, Informatik- und Naturwissenschaften belasten?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Super, stellen wir nur noch Englisch- und Geschichts-Lehrer ein, die wären wohl auch mit A12 oder noch weniger glücklich.


    Dann nimm Sport / Mathe. Ändert nichts an meinem Beispiel. Du hast meinen Beitrag nämlich offensichtlich nicht verstanden.


    Hier wurde gesagt, dass die Löhne mit A13/A14 nicht konkurrenzfähig zur Wirtschaft sind. Ich bin der Meinung, dass sie das, bis auf wenige Einzelfälle, durchaus sind.

  • Dann bleibt als Konsequenz nur, die Einheitsbesoldung an den Schulen aufzuheben: In der "freien" Wirtschaft bekommt der begehrte Informatik-Spezialist auch deutlich mehr zum Berufseinstieg als die x-te Wald-und-Wiesen-BWLerin..


    Aber mit Verdi im Allgemeinen und der GEW im Speziellen ist da wohl nichts zu machen... da soll ja dann der Kindergärtner genausoviel verdienen wie die händeringend gesuchte Informatikerin... und so dreht sich alles im Kreis und der Mangel wird nicht kleiner.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • BWL Lehrer waren in den letzten Jahren recht knapp.


    Wie will man eigentlich argumentieren, dass der neue BWL-Lehrer 300 € weniger bekommt, weil er dummerweise ein Jahr zu spät da ist und der enorme Mangel der letzten Jahren vorbei ist?


    Stelle ich mir gut fürs Klima im Lehrerzimmer vor.

  • Neu eingestellte Lehrer unterschreiben dann zu Dienstbeginn eine Verschwiegenheitserklärung über die Höhe ihres Gehaltes. Ist doch in der "freien" Wirtschaft üblich.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Dann bleibt als Konsequenz nur, die Einheitsbesoldung an den Schulen aufzuheben: In der "freien" Wirtschaft bekommt der begehrte Informatik-Spezialist auch deutlich mehr zum Berufseinstieg als die x-te Wald-und-Wiesen-BWLerin..


    Aber mit Verdi im Allgemeinen und der GEW im Speziellen ist da wohl nichts zu machen... da soll ja dann der Kindergärtner genausoviel verdienen wie die händeringend gesuchte Informatikerin... und so dreht sich alles im Kreis und der Mangel wird nicht kleiner.


    Gruß !


    Es gibt doch gar keine Einheitsbesoldung. Man verdient unterschiedlich,


    - je nach Bundesland
    - je nach Erfahrungsstufe
    - je nach Zulage (Buschzulage, Kinderzulage, Brennpunktzulage ...)
    - je nach Anstellungsart (verbeamtet, angestellt)
    - je nach Anstellungsort (privat, öffentlich)
    - je nach Schulart (meistens)
    - je nach Ausbildung (Seiteneinsteiger, abgeschlossene Lehrerausbildung, Kurzzeitvertretung ...)
    - je nach Funktion (Leitungsfunktionen oder nicht)


    ...

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Tja, aktuell haben außer Hessen, die ja nicht im TV-L sind, alle Landesregierungen irgendetwas zur Übernahme gesagt. Nur NRW nicht. (Wobei das gelogen ist. "In Nordrhein-Westfalen ist noch keine Entscheidung bezüglich der Übertragung des Tarifergebnisses gefallen. Nach Mitteilung des Westdeutschen Rundfunks prüfe das Finanzministerium derzeit die Auswirkungen der Tarifeinigung auf den Haushalt. Ob und wie der Abschluss auch auf die NRW-Beamten übertragen werde, müsse noch entschieden werden.")


    Heute ist übrigens mal wieder das WLAN an der Schule ausgefallen - vielleicht müssen die Kollegen von der CDU/FDP dafür jetzt sparen.

  • Neu eingestellte Lehrer unterschreiben dann zu Dienstbeginn eine Verschwiegenheitserklärung über die Höhe ihres Gehaltes. Ist doch in der "freien" Wirtschaft üblich.

    Das hätte vor 2 Jahren noch funktioniert. Aber seit einem Jahr gibt es das ETG (Entgeldtransparenzgesetz), insofern würden die Gehälter dann doch bekannt; man muss nur fragen.

  • Die Klinik-Ärzte bzw. der Marburger Bund bereitet übrigens wieder einen Streik vor:
    "In den kommenden Wochen könnten dann Operationen verlegt werden und weitere Verzögerungen für Patientinnen bevorstehen." *


    Schade, dass viele Lehrer freiwillig auf bessere Arbeitsbedingungen verzichten, indem sie Schülern, Eltern und ihrem Arbeitgeber keinen Streik zumuten wollen. (Im OP wird ja höchstens das Leben erhalten, im Klassenzimmer dagegen zur Erkenntnis geführt!)
    Daher gibt es für Lehrer auch keinen Verband/Gewerkschaft wie den Marburger Bund, GDL, Cockpit, IG Metall usw.



    * https://www.zeit.de/wirtschaft…-klinikaerzte-warnstreiks

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