Angesichts von Sommertraums Anmerkung zu Noten als Disziplinierungsmittel würde ich das gerne mit euch in einem eigenständigen Thread diskutieren, um als Ref/angehende Jungelehrerin von eurer Berufserfahrung zu profitieren.
Die Theorie ist klar: Noten haben unter anderem eine klare Sozialisationsfunktion, dienen insofern auch dem Erlernen gesellschaftlich anerkannter sozialer Regeln. In der Praxis ist genau diese Funktion aber sicherlich hochumstritten. Ich selbst merke, wie mir an dieser Stelle manchmal mein "innerer Gärtner" ins Gehege kommt mit der beruflichen Realität in der einen oder anderen Klasse.
In den meisten meiner Klassen gelingt es mir Regeln ohne zusätzlichen Notendruck auf der Beziehungsebene auszuhandeln bzw. deren Einhaltung sicherzustellen (= happy gardening). Eine meiner Klassen spricht auf mein "Standardprogramm" aus Beziehungsarbeit und konsequenter Klassenführung aber nicht an. Die Empfehlung erfahrenerer Kollegen die in der Klasse sind lautet dahingehend ein straffes Programm aus konstantem Notendruck (unangekündigte Tests, benotete Gruppenarbeiten,...), Elternarbeit (da die Eltern in dieser Klasse engagiert sind und ein Interesse am Unterrichtsverhalten ihrer Kinder haben), Verhaltenseinträgen und bestärkender Beziehungsarbeit durchzuziehen. Zuckerbrot und Peitsche in der verschärften Version wenn man so will und mehr der Einsatz im "Raubtiergehege" als Dompteur. Noten sind damit in dieser Klasse ganz klar ein Mittel der Disziplinierung, Sanktionierung und haben erst danach die Funktion den aktuellen Lernstand rückzumelden. Die Krux die ich sehe ist, dass damit Lern- und Leistungsraum kaum noch getrennt werden. Ängstliche SuS, die Fehler vermeiden wollen, könnten damit wichtigen, geschützten Übungsraum verlieren.
Wie steht ihr zu dieser speziellen Funktion von Noten? Wie handhabt ihr das in eurem Unterricht (vielleicht auch um eine Klassenführung wie die oben Dargestellte vermeiden zu können)? Gibt es Klassen, bei denen ihr entgegen eurer sonstigen Überzeugungen und Konzepte dennoch anders agiert oder gelingt es euch dank entsprechender Berufserfahrung "eurer" Linie treu zu bleiben?