Motzige Lehrer

  • Hallo Forum,


    während meiner Hospitationsstunden ist mir extrem aufgefallen, dass die Schüler wegen jeder Kleinigkeit von den Lehrern angeschnauzt werden, Lehrer sich hochironisch und sarkastisch äußern (was die Schüler größtenteils nicht als Ironie oder Sarkasmus erfassen) und Lehrer scheinbar gar kein Verständnis dafür zeigen, dass die Schüler nicht noch in der 6. Stunde in Begeisterungsschreie ausbrechen wenn auch noch der Deutschlehrer mit Lyrik oder so ankommt. (Wieso sollten sie auch??)
    Kurz und gut, der Umgangston mit den Schülern, ebenso allgemeine Sozialkompetenz der Lehrer, fällt mir extrem unangenehm auf. Klar dass die Schüler auch mal eins aufs Dach brauchen, aber so?
    Merken das noch andere aüßer mir? Für Rückmeldungen wäre ich äußerst dankbar.


    Tschökes,
    Scary<br>

  • Habe ich auch schon erlebt... Mach es einfach besser, die Schüler werden es Dir danken - sie merken sowas nämlich sehr deutlich und artikulieren es in Evaluationen des Unterrichts auch ("höflich" kam bei mir mehrfach vor, und das sind die Kids mir gegenüber auch)
    Gerade Sarkasmus und Ironie sind übrigens die fiesesten Mittel des Lehrers, da die Jugendlichen damit absolut nicht klarkommen, da sie nur authentisches und nicht-authentisches Verhalten unterscheiden können und nur bei hammerdick aufgetragener Ironie die Botschaft erkennen / reflektieren können... Insofern ist gerade derlei sehr unfair und verunsichert total.
    Gruß,
    JJ<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hi ihr!


    Bei uns werden Schüler auch sehr schnell für Kleinigkeiten angemotzt, Lautwerden ist nicht an der Tages- sondern eher an der Alle-5-Minuten-Ordnung. Wenn ich im Unterricht hospitiere, spricht die Lehrerin teilweise zu mir über bestimmte Kinder der Klasse, die grad mal wieder nicht so waren, wie sie sein sollen. Und zwar laut. So dass alle es hören können. Am Ende der Stunde möchte der Direktor, dass es eine namensmäßige Aufzählung gibt und zwar a) der Kinder, die besonders toll mitgemacht haben etc. und b) der Kinder, die sich nicht erwartungsgemäß verhalten haben.
    Ich versuche, das anders zu machen, weil mir das auch nicht gefällt. Aber angebrüllt werden wollen die Kinder, ohne Brüllen ist nix zu machen. Also danken tun sie es mir nicht, wenn ich mich anders verhalte... Das Namenaufzählen lasse ich meist und sage eher so allgemeine Sachen wie "Ihr wart alle sehr aufmerksam heute!" oder "Fast alle..." oder ich lobe einfach etwa die halbe Klasse und tadele nur mit Namen, wenn Kinder penetrant dauerhaft während des Unterrichts gestört haben und Ermahnungen im Unterricht nichts genützt haben. Aber was mach ich, wenn der Direx das nächste mal hinten sitzt? Der hat nur eine einzige ganz genaue Vorstellung, wie ein Lehrer zu sein hat. (So wie er.) ?(<br>

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hi Conni und Justus,


    da bin ich ja mal froh, dass meine Beobachtungen hinsichtlich des Umgangstons nicht auf meine mimosenhaften 5 Minuten zurückzuführen sind, sondern andere das auch sehen.
    Conni, muss man sich verstellen von der Direx hospitiert? Du kannst das doch begründen was du machst! Daran wird doch wohl nicht die Beurteilung hängen, oder?


    Liebe Grüße,
    Scary<br>

  • Richtigstellung - bei mir an der Schule handelt es sich um einige Fälle, die Masse der Lehrer ist nicht so, soweit ich es mitbekomme.
    Gruß,
    JJ<br>

  • Vielleicht sind die Verhaltensweisen der Lehrer aber auch zum Teil darauf zurückzuführen, daß Hospitanden hinten drin sitzen.


    Da will natürlich jeder Lehrer zeigen, daß er das Heft in der Hand hat. (Ein ähnliches Problem habe ich immer, wenn ich Hospitationen mache, daß Lehrer auf einmal besonders ausgefallene Sozialformen machen wollen oder sich bei mir entschuldigen (!), weil ihr Unterricht nicht das Niveau habe, das es auf der Uni gebe [was wahrscheinlich häufig nicht mal stimmt ;) ].)


    Was ich sagen will: Ein Besucher verändert häufig schon durch seine Anwesenheit das setting.<br>

  • Hallo!
    Bei mir an der Schule habe ich solche Probleme noch nicht festgestellt. Die Schüler mögen die meisten Lehrer eigentlich ganz gern, das merkt man, wie sie mit den Lehrkräften reden. Das gibt meienr Ansicht anch schon Aufschluss darüber, wie die Lehrer auch im Unterricht mit den Kindern umgehen.
    Es ist aber keinswegs so, dass es einem die Kinder danken wenn man sie höflich behandelt und ihnen immer alle Rechte lässt, die man einem anderen Erwachsenen zubilligt. Ich musste schön häufig die Erfahrung machen, dass einige (auf keine Fälle alle!) Schüler das schamlos ausnutzen! Sie fangen dann nämlich immer an zu diskutieren, auch wenn sie ganz genau wissen, dass eine Ermahnung zu Recht ausgesprochen wurde. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, dass es die Grundschulkinder sehr zu schätzen wissen und es einem wirklich danken, und umso älter die Schüler werden um so mehr nutzen sie es aus und machen sich dann auch noch lustig über den Lehrer! Ich denke man muss einen guten Mittelweg zwischen schimpfen und höflich / respektvoll sein finden. Ganz generell kann man das nämlich nicht sagen. Meiner Erfahrung anch kommt es echt auf die Klasse und auch auf die Situation an was man mehr gewichtet.
    Ironie finde ich auf jeden Fall auch schlimm. Und ich wäre auch sehr erleichtert wenn es ohne schimpfen im Unterricht ginge. Hatte aber bisher noch keine Klasse, bei der man nicht wenigstens hin und wieder mal die Arme verschränken und bös gucken musste...


    Gruß, Barbara


    <br>

  • Nach meiner ersten Woche Hospitation habe ich zwar erst recht wenig (allerdings auch) Zusammenstauchen mitbekommen, dafür erschreckt mich etwas ganz anderes: Die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber der Langeweile im Klassenraum. Mir wär manchmal ein wütender, aber dafür engagierter Lehrer fast lieber... stattdessen wird es als völlig slebstverständlich hingenommen, dass in Mittel- und Oberstufe Hausaufgaben nicht gemacht werden, die Teilnahme sich auf die üblichen Verdächtigen beschränkt und der Rest (bei 90 % Frontalunterricht durchaus zu Recht) gelangweilt vor sich hin schimmelt. Das Meiste an Schüler-Fehlverhalten, das ich bislang gesehen habe, fügte sich direkt in schlecht motivierten, einfallslosen, eintönigen Unterricht - und wenn's den Lehrer nicht schert, solang's nur halbwegs ruhig ist, kann's den Schülern auch egal sein. Pisa wundert mich nicht mehr, von Hilfe zur Selbständigkeit keine Spur. Ist das bei Euch auch so?
    Etwas geschockt,
    Wolkenstein<br>

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Wie es bei anderen Lehrern ist kann ich natürlich nicht sagen. Ich kann nur sagen, dass die meisten Klassen (in meinem Fall Kl.3,4,5) selbständiges Arbeiten, also Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Üben auf Klassenarbeiten im Kugellager mit selbst ausgedachten Fragen, ... sehr gern machen. Allerdings ist es sehr schwer mit der Disziplin und zwar vor allem weil viele Lehrer eben nicht so arbeiten wie so ein Frischling wie ich, der im Seminar immer wieder die Schlagworte wie Handlungsorientierung, Problemorientierung, fachimmanente Arbeitsweisen,... zu hören kriegt. Mit nur einer Stunde in der Woche kriegt man halt keine Klasse zum selbständigen Arbeiten.
    Allerdings muss ich auch sagen bei meiner 6.Klasse (ich hab sie schon mal in einem anderen Zusammenhang beschrieben) bin ich mit meiner Handlungsorientierung total auf Granit gestoßen. Es war nichts zu wollen. Durch ihre Disziplinlosigkeit, die ich mit 2 Stunden pro Woche halt nicht auffangen kann, boykottieren sie jeden Versuch zur Handlugnsorientierung von vornherein. Zudem hab ich noch zwei Schüler in der Klasse die immer null Bock haben ganz egal was ich mache. Die finden ein spannendes Experiment, das sie selbst durchführen genauso langweilig wie einen Vortrag von mir. In HTW hab ich die beiden Schüler ausgerechnet auch in meiner Gruppe. Selbst beim Nähen mit der Nähmaschine mosern die rum sie haben jetzt kein Bock mehr,... motz, motz, motz,... Das geht mir sowas von auf den Keks! Und da muss ich echt sagen in solchen Fällen lieber mal schreiben lassen oder was erzählen als sich ständig anmotzen zu lassen und zu hören wie sie über meine Bemühungen motzen.
    Gruß, Barbara<br>

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