Davon abgesehen frage ich im Ausgangspost "Welche Vor- und Nachteile SEHT IHR..."
OK, dann schreibe ICH Dir noch zu meinen Erfahrungen mit handlungsorientiertem Unterricht.
Was das sein soll ist für mein Fach und meine Schulstufe ganz einfach erklärt, auch wenn's wenig bis gar nichts mit Deinen Fächern und Deiner Schulstufe zu tun hat. Alle unsere Schüler machen ein Semester lang alle zwei Wochen ein zweistündiges Praktikum und es gibt auch immer mal wieder Schülerexperimente im Theorieunterricht. Ziel der praktischen Arbeit ist immer am Experiment die Theorie besser nachvollziehen zu können, im Idealfall sogar aus dem Experiment neue Theorien ableiten zu können (das funktioniert längst nicht immer).
Meine Erfahrungen mit dem Praktikum sind bei weitem nicht die besten, auch wenn noch so sehr auf diese Unterrichtsgefässe geschworen wird. Konkretes Beispiel: Während eines Praktikums beschäftigen sich die SuS mit den Aggregatszustandsänderungen des Wassers und den zugehörigen Energieumsätzen. Sie lassen Wasser in einer Kältemischung erstarren und zeichnen über den gesamten Zeitraum, bis das Wasser vollständig erstarrt ist, die Temperatur auf. Sie sehen mit EIGENEN AUGEN, dass sich die Temperatur während des Erstarrens NICHT ändert, sie sinkt erst wieder, wenn alles Wasser gefroren ist. Sie tragen ihre Messwerte graphisch auf, wir diskutieren das Experiment. Dann kommt irgendwann die schriftliche Prüfung, in der ich nach exakt diesem Phänomen frage, den Stoff Wasser durch irgendeinen anderen Stoff ersetze. 0 von 14 SuS - und es ist ein Schwerpunktfachkurs, also eigentlich muss man davon ausgehen, dass die das Fach freiwillig mit einer höheren Stundenzahl belegen und sich irgendwie auch interessieren - können die Frage beantworten. Das ist nun keine anekdotische Evidenz, sondern ist absolut repräsentativ für meine Erfahrungen aus den letzten 5 1/2 Jahren mit "handlungsorientiertem Unterricht".
Noch schlimmer wird es mit Kursen, die Chemie nur als Grundlagenfach belegen. Mit denen ist das Praktikum im Grunde genommen Zeitverschwendung wenn man den Nutzen nur am Erkenntniszuwachs misst. Die meisten schaffen es überhaupt nicht ihre Beobachtungen mit irgendwelchen theoretischen Erklärungen zu verknüpfen. Die sehen nur ... ui, es wird grün und irgendwie trüb ... und sind dabei so fixiert aufs Reagenzglas und den Bunsenbrenner, dass ihr Hirn komplett abschaltet. Meine Kollegen berichten alle ähnliches aus dem Praktikum. Ich frage mich häufig, ob das am Konzept liegt, das am Ende vllt doch nicht so toll ist wie gedacht, oder ob es an der Kombination des Fachs mit dem Konzept liegt.