Boreout

  • Ich finde es schade, dass du diese Erfahrungen machen musst. Aber ich denke in dem von mir hervor gehobenen Teil deines Zitats liegt meiner Meinung nach dein Denkfehler.


    Du kannst einen Hund nicht zum Jagen tragen, wie man so schön sagt.

    Besser kann man fast nicht raten. Ich erlebe das jeden Tag bei mir: Je mehr und je individueller Du einen Schüler berätst (bei uns ist oft die zukünftige Schullaufbahn ein Problem), je mehr wichtige Leute du mit seinem Anliegen nervst, je mehr du für ihn möglich zu machen versuchst... desto größer ist die Sicherheit, dass hinterher gar nichts dabei herauskommt. Deshalb gehe ich mit solchen Herausforderungen mittlerweile entspannt um - ich engagiere mich gern, ich mache auch gern ein paar Telefonate (nein, das ist gelogen - telefonieren ist die Hölle!!), aber ich verfalle nicht mehr in Aktionismus. Et kütt wie et kütt, sagt man wohl in Köln.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • sicherlich ein guter weg, aber es braucht so lange, bis man das akzeptieren kann.


    ich habe gerade auch zwei solche fälle, ich mag gar nicht dran denken, es ist so u n f a s s b a r frustrierend. ganz schlimm sind in dem einen fall eltern, die so nerven. tun nichts, machen nichts, jammern mir aber ellenlang bei jeder gelegenheit und nicht-gelegenheit die ohren voll, tun dann irgendwas, genau das, wovon wir ständig abraten, ergebnis: kind dreht völlig am rad, erklärung eltern: die beziehung zum schulbegleiter sei schuld. ja nee, ganz bestimmt. anstatt einfach die sinnvolle und naheliegende und zumindest nicht vollkommen bescheuerte handlungsalternative wenigstens mal auszuprobieren. man möchte brüllen.


    und meine aktuelle q12, eine sammung größtenteils (nicht alle...) völlig (!) überforderter, fauler, anspruchsvoller pubertärer ....



    und die kaputte außentür eines jungsklos, die ich in der pause im vorbeigehen schließen wollte und mir dann fast auf den kopf fällt, weil sie völlig lose in den angeln hängt. könnte ja nur nen schüler erschlagen, hey, was soll's. manchmal fragt man sich. wer hat das kaputgemacht? warum? warum wird es einen ganzen vormittag nicht gemeldet, von niemand?


    und am allermeisten ärgert mich, dass ich durch meinen ärger über diese paar idioten die schönen dinge kaum sehe. die superlieben kollegen, die tollen fortschritte eines mädchens aus der 5 in sachen nicht-gemobbt-werden und entspannt mit anderen interagieren, die wirklich tollen arbeitsergebnisse der 5er, die interessierten und denkenden oberstufler, den unfassbar niedlichen schulhund.

  • Besser kann man fast nicht raten. Ich erlebe das jeden Tag bei mir: Je mehr und je individueller Du einen Schüler berätst (bei uns ist oft die zukünftige Schullaufbahn ein Problem), je mehr wichtige Leute du mit seinem Anliegen nervst, je mehr du für ihn möglich zu machen versuchst... desto größer ist die Sicherheit, dass hinterher gar nichts dabei herauskommt. Deshalb gehe ich mit solchen Herausforderungen mittlerweile entspannt um - ich engagiere mich gern, ich mache auch gern ein paar Telefonate (nein, das ist gelogen - telefonieren ist die Hölle!!), aber ich verfalle nicht mehr in Aktionismus. Et kütt wie et kütt, sagt man wohl in Köln.

    Danke für die Blumen. :)


    Einen Einwand hätte ich: Ich finde es schon wichtig, dass man die Schüler individuell berät! Nur muss man wissen wie. Es bringt nichts, Ihnen hinterher zu laufen und mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen. Man muss ihnen verständlich machen, dass sie für sich selbst verantwortlich sind. Das hört sich jetzt vielleicht hart an, aber ein stückweit ist es mir auch egal, wenn jemand der partout eine Null-Bock-Stimmung an den Tag legt, total abschifft... Ich bin bereit, jede Unterstützung zu liefern, die dem Schüler irgendwie nützlich erscheint, aber eben nur auf Nachfrage. Ich biete nicht von mir aus alles Mögliche an und hoffe, das es jemand nutzt.


    Den Schülern tut es auch gut, wenn man ihnen vermittelt, dass jeder Einzelne in der Klasse gesehen wird. Ich kann dir zu jedem meiner Schüler adhoc über das Leistungsvermögen, etc. Auskunft geben. Und zwar ohne ins Notenbuch zu gucken. Das zu erreichen, braucht Zeit und viele Freiräume, die man sich auch erstmal irgendwie schaffen muss. Ich „unterrichte“ quasi nur noch SOL. Anders geht das nicht.

  • Ich bin selbst noch nicht lange genug dabei, um solche Alternativen zu suchen, nehme aber bei einigen Kollegen wahr, dass es diesen ähnlich geht, wie du es gerade beschreibst. Die Lösungswege, die ich mitbekommen habe sind z.B.:


    - Sabbatjahr (und Engagement für persönliche Herzensprojekte)
    - Auslandschuldienst
    - pausieren und erneutes Fachstudium
    - Seminartätigkeit (ergänzend oder hauptamtlich)
    - zusätzliche Verantwortungsbereiche z.B. am Schulamt/PR/Gewerkschaft oder auch schulintern (Steuergruppe, Funktionsstelle, spezielle Aufgabenbereiche)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das tut mir leid, dass es euch an der Hauptschule so ergeht.


    Was machen Kollegen von euch anders, denen es nicht so ergeht?
    Wäre Supervision eine Lösung?

    Die machen oft nur noch "Dienst nach Vorschrift", fahren ihr Engagement für Schüler gegen Null. Vor allem aber schaffen sie es besser, die Schule hinter sich zu lassen, wenn sie nachmittags durch die Schultür gehen.


    Supervision brauche ich nicht. Eine Lösungsmöglichkeit sehe ich nur darin, dass wir endlich mehr Unterstützung von Fachleuten bekommen und auf problematische Schüler mit effektiveren Konsequenzen reagieren können.


    Solange jedoch viele Schulleiter ein idealisiertes Bild nach außen tragen und vor allem die Schulämter alle Probleme unter den Teppich kehren, wird das nicht passieren.

  • Danke für die Blumen. :)
    Einen Einwand hätte ich: Ich finde es schon wichtig, dass man die Schüler individuell berät! Nur muss man wissen wie. Es bringt nichts, Ihnen hinterher zu laufen und mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen. Man muss ihnen verständlich machen, dass sie für sich selbst verantwortlich sind. Das hört sich jetzt vielleicht hart an, aber ein stückweit ist es mir auch egal, wenn jemand der partout eine Null-Bock-Stimmung an den Tag legt, total abschifft... Ich bin bereit, jede Unterstützung zu liefern, die dem Schüler irgendwie nützlich erscheint, aber eben nur auf Nachfrage. Ich biete nicht von mir aus alles Mögliche an und hoffe, das es jemand nutzt.


    Den Schülern tut es auch gut, wenn man ihnen vermittelt, dass jeder Einzelne in der Klasse gesehen wird. Ich kann dir zu jedem meiner Schüler adhoc über das Leistungsvermögen, etc. Auskunft geben. Und zwar ohne ins Notenbuch zu gucken. Das zu erreichen, braucht Zeit und viele Freiräume, die man sich auch erstmal irgendwie schaffen muss. Ich „unterrichte“ quasi nur noch SOL. Anders geht das nicht.

    Naja, ehrlich gesagt sind das was du schreibst für Haupt,-und Gemeinschaftsschullehrer alles Dinge, die da seit Jahren praktiziert werden. Wochenpläne, Tagespläne, Lernpläne, SOL... Kann man ja nennen wie man will. Aber nach einigen Jahren komme ich mittlerweile zu dem Schluss, dass das für die schwächsten Schüler einfach eine Überforderung ist bzw. sie dann teilweise gar nichts mehr machen. Vor allem wenn es keinen Notendruck gibt.


    Und ich glaube auch, dass an keiner anderen Schule wird der Schüler so gesehen wie an dieser Schulart. Das geht manchmal schon über das normale Maß hinaus.
    Bei uns sind einige Lehrer auch an dem Punkt an dem Krababbel ist, deswegen verfolge ich das hier sehr interessiert...

  • Die machen oft nur noch "Dienst nach Vorschrift", fahren ihr Engagement für Schüler gegen Null. Vor allem aber schaffen sie es besser, die Schule hinter sich zu lassen, wenn sie nachmittags durch die Schultür gehen.

    Ich kenne viele ältere Kollegen, die das so machen, und sich z.B. auch krank melden, wenn es ihnen nicht gut geht, anstatt auf sinn- und endlose Konferenzen zu gehen.


    Um sich so vom Stress zu emanzipieren braucht es einige Jahre. Nein zu sagen muss man auch erstmal lernen.

    • Offizieller Beitrag

    Manchmal empfinde ich nicht mal Ferien als erholsam Hänge ja auch nicht ganz grundlos ständig hier im Forum... mir fehlen tatsächlich An- und Herausforderungen im Job. Und seltsamerweise scheint mir die Verbeamtung (worüber sich nicht-verbeamtete Sachsen gerade ärgern) eben nicht als Motivationsschub sondern eher als plötzliche Feststellung, sich mit der Arbeit zu verheiraten und niemals mehr aussteigen zu können.


    Das ist verworren, aber das macht nix. Wer weiß, wovon ich gerade fasele, möge mir gern Lösungsideen anbieten. Aus-/ Umsteigen? Sichtweise ändern? ...


    Ich kann das gut nachvollziehen, und zwar selbst obwohl ich in einer vergleichsweisen Luxussituation (reine gymnasiale Oberstufe, null
    Disziplinprobleme, eigtl nur ganz aufgeweckte, sympathische Schüler) unterrichte.
    Bei Vollzeit D/E und immer Abi korrigiert man 1000 Stunden im Jahr. Das ist monoton wie Tütenkleben im Knast. Unterrichten war/ist immer noch toll, ich bereite den auch gerne vor, ich seh auch die Schüler gern. Aber nicht nur. Ich hatte nach 10 Jahren (immer dieselben drei Jahrgänge, immer dieselben Themen) das Gefühl, dass sich mein eigener Horizont null erweitert. Klar ist Englisch noch halbwegs abwechslungsreich, weil jeden Tag irgendwas passiert im englischsprachigen Ausland, aber die Grundlagen sind die ewig gleichen. Und das Schlimmste war, immer wieder, hunderte und aberhunderte Mal, den ersten Satz einer jeden Klausur "The text suchandsuch by soandso published hereandthere in 2014 deals with ... " - ich hätte die Tischkante fressen können.


    Vielen Kollegen geht das so, ich glaube, es ist einfach ein relativ normales Zeichen von "geistig rege sein". Und vielen Kollegen gelingt es auch, sich Tätigkeiten zu suchen, die einen von dem Boreout retten - wobei viele sagen, dass "Hobby" und "Ehrenamt" nicht wirklich weiterhilft, weil du doch eben 40 Stunden (haha) oder mehr das machst, was dich nicht weiterbringt, aber anstrengt - und du abends schlicht zu kaputt für ZUSÄTZLICHE Herausforderungen bist, das Ideale ist, wenn die Herausforderung STATT eines Teiles der boreoutgefährdenden Tätigkeit stattfindet.
    In den Schulämtern und Ministerien und der Lehrkräfteakademie gibt es - zumindest hier - unglaublich viele Abordnungen von ein paar Stunden für Fachberatungs- und Fortbildungstätigkeiten (von Fachberatung für ein Fach bis hin zu pädagogischen Einzelthemen, teilweise echt interessante: von DAZ für traumatisierte Geflüchtete über Zeitzeugenaquise bis Modelle für Schulen, die andere Formen der Leistungsbewertungen entwickeln wollen), pädagogische Mitarbeiter, Projekte, Hiflsjobs für die Dezernate, Fortbildungstätigkeiten. Meist auf um die 3 Jahre befristet, meist schulformunabhängig, damit nicht einer auf ewig auf solchen Stellen hockt. Hast du dich da schonmal umgeguckt? Die Ausschreibungen sind manchmal etwas schwer zu finden, weil die Namensgebung sehr ...speziell ist. Kennst du Menschen im Schulamt, die dich in die richtige Richtung deuten können?


    Eine andere Alternative kann auch Personalratstätigkeit im Bezirk sein (sofern das in deinem BL ähnlich funktioniert wie hier) - das ist natürlich ein Wahlamt, man muss erstmal gucken, dass man durch ÖPR- oder Gewerkschaftsarbeit in Kontakt mit Menschen kommt, die einen auf Listen setzen können und sich in Gremien engagieren (aber auch das, also der Weg dahin, könnte ja schon als eigene Herausforerung dienen: man kann jederzeit in Gewerkschaften in Spezialreferaten arbeiten, man muss nur anrufen und Interesse bekunden, eigentlich schickt einen da niemand weg - die Referate arbeiten von pädagogischen Themen über politische (Tarif, Besoldung, Richtlinien) bis hin zu technischen (Arbeits- und Gesundheitsschutz (sehr arbeitsrecht- und versicherungslastig)) - und dabei kann man diejenigen kennen lernen, die einen dann in Bezirksgremien brauchen können.
    Das wiederum (BezirksPR) ist dann definitiv ganz was anderes und sehr herausfordernd: überwiegend "Rechtsgedöns", viel Verwaltung, auch Konfliktmanagement, Diplomatie, Verhandlungsgeschick, ein bisschen auch Geheimdienst ;) ...


    Was ist mit Funktionsstellen? Kannst du dir vorstellen leitend tätig zu werden? Hast du schonmal FoBi dazu gemacht? Mal ausprobieren?
    Was ist mit Ausbildung von LiVs? Die kapieren ja wenigstens manchmal das, was man ihnen erläutert ;) ?


    Ich wünsch dir die Kraft, dich auf den Weg zu machen. Ich glaube, es ist wichtig, eingetretene Pfade zuverlassen, bevor man sich da festgefahren hat oder die Gesundheit leidet. DANN wird's nämlich schwer, noch was zu ändern.

  • Ich danke euch, ihr lieben KollegInnen nah und fern! Muss jetzt erst mal in Ruhe lesen.


    Nur die zwei Sachen jetzt @Hamilkar, ich hab mich nicht über meine Kollegen beschwert, weil sie nicht so doll arbeiten würden, im Gegenteil! Ich hab tolle Kollegen. Aber ich mag nicht mehr nebeneinanderherarbeiten und ich will kein "das funktioniert nicht" mehr hören, bei gleichzeitigem Beschweren über dies oder das. Entweder man ändert, oder man nimmt hin. Aber jahrelanges Klagen und nicht ändern und auch nicht die unterstützen, die Verbesserungen suchen, das macht mich mürbe. Und zu meinem SL sag ich jetzt nix, das führt zu weit.


    @Meike., danke, das isses. Hobbies und nette Leute und Familie hab ich, aber im Job soll's doch nicht nur zäh sein plus der trotzdem eintretenden Erschöpfung! Das ist der springende Punkt. Dass es trotzdem schlaucht.

  • ... (aber auch das, also der Weg dahin, könnte ja schon als eigene Herausforerung dienen: man kann jederzeit in Gewerkschaften in Spezialreferaten arbeiten, man muss nur anrufen und Interesse bekunden, eigentlich schickt einen da niemand weg

    Also du meinst, auch wenn man kein PR-Mitglied ist, kann man sich dort einbringen?

    ...


    In den Schulämtern und Ministerien und der Lehrkräfteakademie gibt es - zumindest hier - unglaublich viele Abordnungen von ein paar Stunden für Fachberatungs- und Fortbildungstätigkeiten (von Fachberatung für ein Fach bis hin zu pädagogischen Einzelthemen, ...

    Von Fachberatung wurde abgeraten, weil man häufig von SL angefordert wird, um Leute zu beraten, mit denen die SL Konflikte haben. Man ist sozusagen nicht gern gesehen... Hätte schon Lust, mal wo reinzuschnuppern, mit ein paar Abordnungsstunden wo konzeptionell mitzuarbeiten, finde sowas was du schriebst leider bisher nicht. Aber vielleicht ändern sich auch die Strukturen mit der Verbeamtungswelle, schulscharfes Bewerben so als Beispiel wird jetzt erstmalig möglich.


    Und Schulleiter... ich weiß nicht, dafür muss man glaub ich echt ne coole Socke sein ;)


    Nun denn, ich suche weiter.

  • Hallo Kapa, wie machst du das? Bist du stundenweise an der Uni?

    Tatsächlich (noch) nicht. Zumindest nicht an einer Deutschen. Da es aber Länder gibt die weit moderner und innovativer sind: Ich gebe einmal im Monat eine Blockvorlesung via Livevideoschaltung und werde regelmäßig zu Kongressen etc eingeladen. Mehr dazu bei Interesse via persönlicher Brieftaube.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
    • Offizieller Beitrag

    also du meinst, auch wenn man kein PR-Mitglied ist, kann man sich dort einbringen?

    Ja, natürlich. Du müsstest einfach mal auf die homepage deines Bezirks gehen, dort sind Referate aufgelistet und die Personen, die diese leiten. Ein Referat ist eigtl. nix weiter als eine AG zu einem Thema, manchmal heißen sie auch Fach- und Personengruppen, also man kümmert sich umThema x, indem man sich schlau macht, Positionen vertritt und Anträge stellt, die dann auf der Bezirksdelegierten- oder Landesdelegiertenversammlung diskutiert und abgestimmt werden. Manche fleißige Fachgruppen verfassen sogar Broschüren https://www.gew-shop-bw.de/pub…-und-personengruppen.html. Ich will seit Jahren die unsrige zum Arbeits&Gesundheitsschutz überarbeiten, und mir fehlt derzeit so ein Krabappel, oder besser zwei, drei, die anrufen und das für Hessen mit mir angehen würden. Alle in meinem Bezirk sind gut ausgelastet. Ist halt alles ehrenamtlich, erstmal.
    Ggf vertritt man diese Position oder das Wissen dann für die Gewerkschaft, wenn mal Presse anruft oder kommunale Ausschüsse dazu tagen. Ist spannend und nur an Interesse und natürlich gewerkschaftliche Mitgliedschaft gebunden. Guck doch einfach mal ob dir ein Thema passt oder zwei und schreib der Person, die da als Ansprechpartner gegeben ist, ne mail, dass du Interesse an Mitarbeit hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass der sagt "Öh nö, die Personaldecke ist grad zu dick" halte ich für bei 0%.
    ZB sieht das so aus: https://essen.gew-nrw.de/wir-i…-und-personengruppen.html


    All das natürlich wegen bundeslandtechnischer Unterschiede hne Gewähr.


    Zu den Fachberatungen: its das bei euch was anderes, als bei uns?
    Ich kann mir kaum eine Konstellation vorstellen, wie das ernsthaft gegen ein Kollegium verwendet werden könnte.
    Das ist ja (bei uns) nicht jemand, der kommt und dich bezüglich deines Unterrichts berät, sondern jemand, den man auf einen päd. Tag einlädt, und der/die Konzepte ersrarbeitet und vorstellt oder mit der Schule erarbeitet, zB zum Spracherwerb oder zu textbasierten Matheaufgaben oder Suchtprävention - im Unterschied zu Fortbildnern sollen sie kostenlos und an den Gegebenheiten an der Schule orientiert sein. So die Theorie. In der Praxis gibt's da Talente und... nicht so talentierte, aber das ist ja für dich erstmal unerheblich.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe unter anderem aus änlichen Gründen wie Krabappel es eingangs geschildert hat, sozusagen temporär den Job gewechselt.
    Ausschlaggebend war seinerzeit eine Abschiedsfeier im Kollegium, wo ein Kollege nach 35 Jahren an der Schule verabschiedet wurde. Ich bekam einen Kloß im Hals, weil ich mir das nicht vorstellen konnte, quasi wie ein U-Boot-Fahrer 35 Jahre die Luke zuzumachen, dann aufzutauchen und in die Pensionierung zu entschwinden.
    Ich möchte an diesem noch fernen Tag mich nicht umdrehen und mich fragen, ob das alles war. Immerhin hätte ich dann gut ein halbes Leben im Beruf verbracht.


    Mein Wechsel zur Behörde war gut und richtig - insbesondere, weil damit noch längst keine Entscheidung über mögliche weitere "Karriere"-Schritte gefällt wurde und weil ich endlich einmal etwas anderes mache. Interessanterweise bin ich nach einem 11-Stunden-Tag inklusive Pendelei weit weniger platt als nach einem langen Schultag. Da bleibt noch Energie für die Kinder und ich habe abends und am Wochenende frei.


    Was ich nach der Zeit in der Behörde mache, weiß ich noch nicht - da sich in meinem Leben bislang immer aus heiterm Himmel plötzlich Möglichkeiten aufgetan haben, von denen ich gar nichts geahnt hatte.


    Wer an der Front das Gefühl hat, er kommt nicht weiter, der sollte in der Tat einmal für eine Weile etwas anderes machen.

  • Ich möchte auch hinzufügen, dass "unsere" boreout KuK im Laufe der Zeit entweder extrem zynisch oder noch unkooperativer werden. Das fördert natürlich nur die Resignation und eine Schleife von Mitleidenden.


    Ich glaube auch, dass dieses Thema die Personalführungsebenen noch nicht ganz erreicht hat, leider. In Finnland bspw. werden Lehrer noch ganz anders "gefordert", wer ein Sabbatjahr nehmen möchte, kann das schneller als hier, und es gibt weitere (auch finanzielle) Möglichkeiten für die persönliche Weiterbildung.


    Meine Gegenmaßnahmen drehen sich eigentlich immer um (Langzeit-)Fortbildungen durch die BezReg. oder ich habe schon mal über ein begleitendes Studium nachgedacht, entweder mit Fokus auf das eigene Spezialgebiet, ein angrenzendes oder Schulentwicklung - alles spannende Themen. Das wichtigste hier ist aber, dass man einfach mal raus kommt aus dem Saft und andere Menschen trifft, die einen dann wieder mit neuen Ideen anstoßen.

    • Offizieller Beitrag

    angeregt durch diesen Thread (DANKE! Schön, quasi einen "Namen" für das Gefühl vielleicht zu finden), habe ich mich wieder ein bisschen im Netz umgeguckt...
    Diese ganzen "längeren" Fortbildungen oder Weiterbildungen sind aber nicht wirklich schulkompatibel. Meine Schule gibt mir ja nicht zwei Mal im Jahr eine Woche frei für eine Präzensphase bei einer Beraterausbildung oder so. Zusatzfächer studieren, gerne, aber für einen Zertifikatskurs (den ich wirklich sehr sehr gerne machen würde, da fallen mir schon ein paar Fächer ein...) bin ich an meiner Schule einfach zu "unabdingbar", dass man mir noch die Reduktion geben würde (zumal, aber es ist ein echt lokales Problem, wir in keinem der Zertifikatsfächer Bedarf haben :-D).
    Studieren? nach dem Ganztagsschultag 40km zu einer Uni fahren? Also immer erst ab 16 oder 18uhr? (da könnte ich laut Univerzeichnis nie studieren, weil ich zwar 1-2 Kurse belegen könnte, die Pflichtkurse sind aber immer zwischen 10 und 14uhr). Nicht mal davon zu sprechen, dass ich bei meinem letzten Studium vor 10 Jahren echt damit zu kämpfen hatte, mit 20jährigen in einem Raum zu sein, die ständig einen fragen, warum man denn noch studiere, wenn man schon einen Abschluss und einen Job habe.


    Die Fernuni habe ich aber jetzt im Blick und könnte mit einem langjährigen Plan tatsächlich etwas studieren, was zu mir passt. Also mal gucken, ob es die Fernuni oder ein Weiterbildungsmaster in Schulentwicklung mal wird (oder beides nacheinander?)


    WO bzw. WIE studiert ihr denn alle, die hier geschrieben haben, zusätzliche Fächer oder Studiengänge in Angriff genommen zu haben? Gibt es vielleicht irgendwo im Bereich Weiterbildung echte Zusatzangebote für LehrerInnen?


    -----


    Sonst generell zur Frage: Ich treibe seit ein paar Jahren relativ viel Sport, leider mal mehr mal weniger, weil mir manchmal die Unsinnigkeit davon plötzlich erschlägt und ich dann deprimiert nach einer Alternative suche...
    Mit einem Musikinstrument habe ich auch angefangen und auch wenn ich eindeutig nicht die fleißigste Schülerin meines Musiklehrers bin, bringt es MIR viel, ich genieße es und der Fortschritt kommt immer schubweise.
    und neuerdings habe ich auch das Nähen für mich entdeckt. Leider ein auch hier leicht sinnloses Hobby, wenn man weder Kinder noch Enkelkinder hat, an denen man sich ausprobieren kann, aber auch hier gebe ich mir Mühe, meine beste Freundin hat eine 2-jährige Tochter. Für irgendwas muss es auch gut sein, dass sie den ganzen Alltagsstress hat ;)


    Fazit: von der Schule hat sich in den letzten Jahren mein Herz immer mehr verabschiedet. Die Dankbarkeit und "Anerkennung" in Form von virtuellen Schlägen hat mir den Rest gegeben. Die "Langeweile" und "Frustration" wären vielleicht auszuhalten gewesen, mal sehen, ob es sich mit veränderter Personalsituation anders wird oder ob ich eben Teilzeitathletin mit musikalischen und philosophischen Nähambitionen bleibe.

  • Zum Studieren: wir haben mal einer Kollegin einen freien Tag fürs Studium in den Stundenplan gebastelt und eine andere hat im Sabbatjahr studiert.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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