Wir hatten vor kurzem Elternsprechtag und da ist im Gespräch mit einer Mutter herausgekommen, dass ein Schüler meiner Klasse (R7) auf einer Arbeit die Unterschrift der Mutter gefälscht hat. Laut Mutter hat er das früher wohl schon einmalig gemacht, da war er aber wohl noch deutlich kleiner.
Ich habe ihn mir mal geschnappt und darauf angesprochen. Die Mutter hatte dies wohl auch schon getan und er war entsprechend geständig. Er ist eigentlich ziemlich umgänglich, aber manchmal geht es mit ihm durch. Er muss diese Woche zu einem Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter, wovon er aber noch nichts weiß. Das wollte ich ganz demonstrativ tun und es als Bemerkung im Unterricht fallen lassen: "Übrigens, Hr. XY will mit dir ganz dringend sprechen. Geh jetzt in die Verwaltung!" Ich hoffe ja, dass ihm da ordentlich die Düse geht und er das nicht noch einmal macht. So ganz darauf möchte ich mich aber auch nicht verlassen und mir hier ein paar Ideen holen, wie ihr so damit umgeht. Ich hatte so einen Fall bisher nicht. Danke im Voraus!
Schüler hat die Unterschrift der Eltern gefälscht - Welche Konsequenzen?
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Bei uns läuft es meist so, dass mit der Klassenleitung, den Eltern und der Schulleitung ein Gespräch geführt werden muss und der Schüler einen Verweis wegen Urkundenfälschung bekommt.
Also ähnlich zu eurem Fall.
Bei Wiederholungstätern wären eventuell andere Maßnahmen möglich aber den Fall hatte ich noch nicht.
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Ich würde sagen, Gespräch mit der SL reicht erst mal. Wer sich nicht traut, eine Note zu Hause zu zeigen, kriegt vermutlich dort schon genug Ärger.
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Ordnungsmittel Verweis wegen Urkundenfälschung? Seid ihr sicher??
Was wurde denn gefälscht?
Ich würde es beim ersten Mal bei einem Erziehungsmittel (Tadel mit schriftlichen Vermerk in den Schülerakten) bewenden lassen.
Ich hatte auch mal einen Schüler, der mich einfach mal gefragt, ob es nicht selbst unterschreiben könne, weil seine Mutter es einfach nicht hinbekommt. Jedes Mal bin ich als KL sauer, weil von ihm Unterschriften der Eltern fehlen. Dabei würde er es der Mutter hinlegen und die schaut nicht drüber.
Irgendwann haben mich die anderen Mütter der Klasse mal darüber informiert, dass die Mutter teilweise von Mo-Fr arbeiten ist und die Kinder dann bei ihrem Lebenspartner (nicht sorgeberechtigt) bleiben. Später war sie dann sogar wochenlang zur Kur und vorher wohl depressiv.
Es liegt manchmal gar nicht an der Vergesslichkeit der Kinder, sondern auch den Eltern selbst. -
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Offensichtlich hat die Mutter es ja mitbekommen, da war es wohl gar nicht so heimlich. Kürzlich erzählten mir meine eigenen Kinder mal nebenbei, dass sie schon mal vergessen hätten, mich Klassenarbeiten unterschreiben zu lassen und hätten dann in der Schule schnell die große Schwester gesucht, die schon 18 war und die hätte dann unterschrieben ...vllt. ist den Schülern das gar nicht so als Urkundenfälschung bewusst... Ich würde es auch erst mal mit einem Gespräch mit der SL belassen. Und das Ding vor der ganzen Klasse rauslassen? Soll ihm die Hose runterrutschen? Du hast doch sicher andere Möglichkeiten.
Öhm, ich hätte es als Mutter auch nicht unbedingt dem Lehrer erzählt.
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Öhm, ich hätte es als Mutter auch nicht unbedingt dem Lehrer erzählt.
Da fällt mir das hier ein:
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Eine Mutter meiner Klasse hat mich auch angerufen, dass ihr Sohn die Unterschrift gefälscht hat. Ich habe nur ein Gespräch mit ihm geführt (5. Klasse).
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In der Regel informiere ich die Eltern informell über den Vorfall, das ist meist Konsequenz genug.
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Und das Ding vor der ganzen Klasse rauslassen? Soll ihm die Hose runterrutschen? Du hast doch sicher andere Möglichkeiten.
Ich würde nicht sagen, dass er die Unterschrift gefälscht hat, sondern nur, dass er zur SL muss. In meiner Klasse sind vier Schüler und eine Schülerin, da bleibt eh kaum etwas wirklich geheim (auch bei Klassenarbeiten kann man sich ganz schnell zusammenreimen, wer was wohl hat). Der große Bruder des Fälschers ist zusammen mit meiner Schülerin im Internat bei uns. Auf Dauer bleibt das eh nicht geheim! Außerdem neigen unsere Schüler dazu, so gut wie alles auszuplappern. Dazu ist es zu familiär bei uns.
Danke für eure Meinungen. Dann liege ich nicht so daneben und neben dem Gespräch mit der SL kommt wohl keine größere Strafe. Ab in die Akte damit und dann war*s das erst einmal.
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Da fällt mir das hier ein:
youtube.com/watch?v=Y0WGUzhs2VkSowas hat mein Papa sogar wirklich mal gemacht, als ich in der 4. Klasse auch mal so eine Aktion gerissen habe.
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Ich wollte euch schreiben, wie es ausgegangen ist. Dass er es zu Hause nicht unbedingt einfach hatte, wusste ich. Heute im Gespräch hat er weinend und glaubhaft erzählt, dass er in letzter Zeit wegen "schlechter Noten" (da war nie eine 5 dabei, fast alles im 3er-Bereich) zu Hause Schläge kassiert hat und des Öfteren angeschrien wird. Neulich hat er mir mal von Ärger zu Hause erzählt und ich habe mit seinem Einvernehmen mal zu Hause angerufen, um das abzuklären. Danach kam eine Runde Ärger und die Ansage, dass er nichts mehr in die Richtung in der Schule erzählen soll. So etwas kennen wir schon von seinem größeren Bruder. Jetzt kommt unser Kinderschutztandem mit ins Spiel. Oh Mann ...
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Scheiße.
Ein Glück reagiert ihr direkt darauf und seid auf solche Situationen offenbar bereits eingestellt. Darf ich fragen, was genau unter "Kinderschutztandem" zu verstehen ist? Wie ist da das Prozedere?
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Scheiße.
Ein Glück reagiert ihr direkt darauf und seid auf solche Situationen offenbar bereits eingestellt. Darf ich fragen, was genau unter "Kinderschutztandem" zu verstehen ist? Wie ist da das Prozedere?
Mein Konrektor hat schon gestern eine der beiden angesprochen. Vermutlich gibt es nicht so viel, was wir vorerst machen können, außer das zu dokumentieren. Nächste Woche sehen wir weiter. Die Eltern haben schon vor einer Weile einen Antrag auf einen Internatsplatz gestellt (der große Bruder ist schon drin), aber vor dem neuen Schuljahr wird das leider nichts.
Mit dem Jugendamt haben wir in letzter Zeit nicht so gute Erfahrungen gemacht. Da hatten wir einen Jugendlichen, wo eine Kindeswohlgefährdung unsererseits auf den Weg gebracht wurde, aber das Jugendamt war blind. Nach einem langen Aufenthalt in der KJP hat der Jugendliche zum Glück selbst gesagt, dass er nicht mehr in die Familie zurück will und er kommt in eine Wohngruppe.Dieses Kinderschutztandem ist wohl verpflichtend - so wurde es uns zumindest auf der GK erklärt. Das macht eine Kollegin mit langjähriger Erfahrung in emsoz und unsere Sozialpädagogin.
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Das habe ich bislang aus BaWü noch nicht gehört. Muss ich einmal in Erfahrung bringen, ob es bei uns etwas Ähnliches gibt (oder wenn nicht im Rahmen eines Ausbaus unseres Präventionsansatzes geben könnte/sollte).
Dass das Jugendamt in solchen Fällen zu lange blind sein kann habe ich leider auch schon von meinen Kollegen zuletzt gehört. Da würde es mir zumindest schwer fallen mich abzugrenzen, wenn ich weiß einem Kind widerfährt Leid und eine zuständige Stelle an die ich das abgeben können und auf deren Arbeit ich vertrauen können soll leistet nicht die notwendige Arbeit. Wäre Kontakt zum Kinderschutzbund in solchen Fällen eine Option, um den Druck aufs Jugendamt zu erhöhen?
Ganz unabhängig von meinen Überlegungen wünsche ich dir viel Kraft und auch Zeit für andere, ressourcenstärkende Dinge in der nächsten Zeit Frapper.
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