Meinungen über die Katholische Kirche

  • Es gibt keine evangelischen Priester.

    Das ist nicht ganz richtig. Das ist nur die Sicht der katholischen Kirche. Wir Evangelischen oder Freikirchen sehen das etwas anders. Luther sprach vom Priestertum aller Gläubigen. Jeder Gläubige ist somit Priester und im direkten Austausch mit Gott und braucht keinen Mittler dazwischen.

  • Letztendlich darf sich eine "Gemeinschaft" auf diesem Wege abschotten. Damit machen sie dann auch klar, dass sie vornehmlich intern agieren möchte und nichts für die Gesamtgesellschaft nichts zu sagen hat. Nur leider versteht sie das selbst nicht immr.

    Das sind für mich klassische Gruppenprozesse. Man kann sich abschotten, ja.

    Aber je höher die Hürden sind, dass Außenstehende zur Gruppe hinzukommen, desto exkluvier wird der "Club".

    Gibt es aber keine neuen Mitglieder, wird es die Gruppe irgendwann nicht mehr geben.


    Das bewegt sich immer in dem Spannungsfeld zwischen Gesetzen/Traditionen und Beliebigkeit.

    Die Urkirche musste ein Profil ausbilden, um sich abzuheben, gleichzeitig aber auch eines, das das Bestehen der Religion ermöglichte. Das ging offenbar nicht ohne Prozesse der Anpassung.

    Es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll, zuträglich und im Sinne der Sache ist, dass man das Profil nach einigen Jahren konserviert und daran über tausende Jahre festhält, losgelöst von allen gesellschaftlichen Entwicklungen.

  • ...

    Es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll, zuträglich und im Sinne der Sache ist, dass man das Profil nach einigen Jahren konserviert und daran über tausende Jahre festhält, losgelöst von allen gesellschaftlichen Entwicklungen.

    Im Sinne welcher Sache denn?


    Also ich hab nicht den Eindruck, dass mangelnder Zulauf ein großes Problem für die Kirchen ist. Da man mehr oder weniger hineingeboren wird und ein Großteil Europas und Südamerika katholisch sind, wird die Glaubensgemeinschaft schon nicht aussterben. Unterhalte dich mal mit einem Polen oder Brasilianer über Religion. Meinst du, die halten sich für rückschrittlich und es wäre "der Sache" nicht dienlich, an Abtreibungsverboten festzuhalten?

  • Jeder Gläubige ist somit Priester und im direkten Austausch mit Gott und braucht keinen Mittler dazwischen.

    Ja, unbedingt. Das wird's sein. Der direkte Austausch mit eine fiktiven Figur.

    Der Unterschied ist, dass es keinen Mittler braucht.

    Die Frage ist nicht die nach Gott, sondern die, in welcher Beziehung die Gläubigen zu ihm stehen.

    Braucht man Heilige, Engel, Priester oder spricht man selbst mit dem Gott, den man für sich angenommen hat.

    Wenn man keinen Gott für sich annimmt, muss man sich ja auch nicht die Frage stellen, wie man in Kontakt tritt.


    Hintergrund für Luther waren sicher mehrere Aspekte, die aber alle darauf abzielen, den Machtanspruch der Kleriker zu minimieren, weil er zum Missbrauch verführt:

    - Latein als Kirchensprache, die nur Kleriker verstehen konnten, versus Ländersprache in Wort und Schrift, dazu die Befähigung, selbst die Bibel lesen zu können und sich selbst ein Urteil über die Lehre der Kirche bilden zu können

    - Ämter und Heilige als Mittler zwischen Gläubigem und Gott versus einer direkten Beziehung zwischen Gläubigem und Gott

    - Verwaltung durch Klerikale versus Mitbestimmung der Gläubigen

  • Die Frage ist nicht die nach Gott, sondern die, in welcher Beziehung die Gläubigen zu ihm stehen.

    Die Frage ist nicht nach Palpatine, sondern in welcher Beziehung die Sturmtruppen zu ihm stehen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das ist wohl jedem selbst überlassen.

    Aber sicher. Ich wäre nur vorsichtig mit dem, was ich so öffentlich verlautbaren lasse. Eine Kollegin erzählte mir mal folgendes:


    "Wenn die Menschen mit Gott sprechen, nennt man das ein Gebet. Wenn Gott mit den Menschen spricht, nennt man das eine Psychose."


    Etwas überspitzt, aber doch zutreffend. Etwas sachlicher könnte man formulieren, dass dieser Austausch mit einer fiktiven Figur von einer psychischen Derivation nicht zu unterscheiden ist.


    Insofern, ja, jeder selbst überlassen, wie sie sich äußert.

  • in Bezug auf die evangelische Kirche hat er recht. Die heißen wirklich nicht "Priester".


    nur kurze Anmerkung:


    Für die Evangelische Kirche in Deutschland sind alle Christinnen und Christen durch ihre Taufe Priester.


    https://www.ekd.de/Priestertum-aller-Glaeubigen-11246.htm



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    Hab raindrops Beitrag grade erst gelesen.

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    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • 63% der Menschen weltweit bezeichnen sich als religiös. Das kann man akzeptieren oder für psychische Abweichung halten. Letzteres wird dem Menschen offenbar nicht gerecht.

  • Es passiert zwar selten aber ich muss da Samu zustimmen. Nur weil du etwas Göttliche für eine fiktive Figur hältst, musst das ja nicht für den Rest der Menschheit gelten.

  • Ein Problem unterschiedlicher Haltungen gerade zur christlichen Religion (zu anderen traue ich mich mangels geistiger Masse hier nichts zu sagen) liegt wahrscheinlich in der mangelnden Kenntnis um Faktualität:


    Zitat

    Faktuale Erzählungen – wie etwa Biographien, Autobiographien oder Chroniken – stellen unter Behauptung eines Wirklichkeitsanspruches und einer 'Referenzialisierbarkeit' ein Geschehnis dar, das von dem Leser prinzipiell für wahr gehalten werden soll. Faktuale Texte handeln zwar nicht von erfundenen Figuren, Gegenständen und Ereignissen, können jedoch – und dies ist das Entscheidende – durchaus literarisch sein und somit über eine eigene Poetizität verfügen. Sie sind als narrative Modelle der Realität zu verstehen, als sprachlich erarbeitete, konstruktive Verstehensentwürfe.


    https://www.bztn.uni-bonn.de/d…ale-oder-fiktionale-texte


    Versteht man z.B. die Evangelien um ihre Hauptfigur als solchermaßen faktuale Texte, könnte man, wenn man sich dafür öffnete, ein Menschenbild erkennen, das der gelebten und erlebten Realität ihrer Zeit eine Alternative bieten und diese umwerben: Liebe als das totale Ja zum Menschen.


    deus caritas est


    Da ist nirgendwo von einer Gottexistenz im Sinne der diese verkennenden Atheisten die Rede,
    aber eben auch nicht im Sinne der Traditionalisten.

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    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Es passiert zwar selten aber ich muss da Samu zustimmen. Nur weil du etwas Göttliche für eine fiktive Figur hältst, musst das ja nicht für den Rest der Menschheit gelten.

    Dann muß man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen auch mit Leuten reden, die nicht da sind. Das ist dann auch nicht mehr das Symptom einer psychischen Krankheit, sondern genauso normal wie ein Gebet.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich habe mich jetzt durch die letzten Seiten dieses Threads gefräst und möchte Plattenspieler danken. Er zeigt hier ganz deutlich das eigentliche Wesen der katholischen (Amts)Kirche. Er zeigt dadurch eben auch überdeutlich, mit was für einer im Kern fundamentalistischen Organisation unser Staat eng verwoben ist. Denn im Zweifelsfall tickt die RKK so wie von Plattenspieler beschrieben: Knallhart, nicht diskussionsbereit, menschenverachtend, dabei auf eine eklige Art freundlich und sogar vordergründig verständnisvoll. Der ganze Laien-Kindergarten und die vereinzelt Frauen miteinbeziehenden oder ökumenischen Rebelliönchen werden nur laufen gelassen, damit es insgesamt ruhig bleibt.


    Alle gefühlten Annäherungen mit der Außenwelt (Ökumene, Berücksichtigung neuer Erkenntnisse wie z.B. die Galileis) werden von den wahren Entscheidern nur geduldet, so lange ein gewisser Schwellwert nicht überschritten wird. Wie in einer Klasse während einer Arbeitsphase: Gemurmel ist ok; wenn es lauter wird, wird für Ruhe gesorgt. So läuft es in der RKK: Ich erinnere mich an aufkommende Hoffnung in Sachen Ökumene vor etlichen Jahren... dann kam ein Schreiben vom Papst, in dem (sinngemäß) klargestellt wurde, dass die Evangelische Kirche gar keine Kirche im eigentlichen Sinne ist. Punkt. Das sind immer wieder auch Momente, in denen glasklar wird, dass Deutschland nicht der katholische Nabel der Welt ist. Die Basis in anderen Regionen der Welt ist so stark, dass die Empörung hierzulande völlig relaxed ausgesessen werden kann. Bin gespannt, wie sich der Aufstand im Erzbistum Köln weiterentwickelt... Woelki soll ja sehr gut in Rom vernetzt sein.


    Ich bin mit 19 ausgetreten... habe in den darauf folgenden 20 Jahren durchs Musizieren sehr unterschiedliche Pfarreien kennengelernt. (Ich war also grundsätzlich nur in Kirchen, wenn ich Geld dafür bekommen habe :-); mein umgekehrtes Kirchensteuer-Modell) An Priestern habe ich von Hardlinern bis Revoluzzern alles kennengelernt. Letztere waren häufig wirklich bemitleidenswert. Die wissen nämlich, dass sie eigentlich keine Chance haben und ihre Regelverstöße mit einem Fingerschnippen kassiert werden könnten... Inzwischen habe ich mit dem Musizieren in Kirchen aufgehört: zu kalt, zu schlecht bezahlt. Vor allem aber ist es angesichts der immer krasser werdenden Erkenntnisse über institutionalisierten Missbrauch einfach nicht mehr vertretbar, deren rituelle Versammlungen (aka Messen) durch Musizieren aufzuwerten.

  • ... Plattenspieler danken. Er zeigt hier ganz deutlich das eigentliche Wesen der katholischen (Amts)Kirche. Er zeigt dadurch eben auch überdeutlich, ...


    Plattenspieler zeigt in keiner Faser seines Geschreibsels "das eigentliche Wesen" der Kirche. Er zeigt hingegen überdeutlich jene religiöse Naiviät, die Atheismus und Agnostizismus überhaupt erst begründen.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • 63% der Menschen weltweit bezeichnen sich als religiös.

    Welche Relevanz hat diese Zahl? Muss man sie ernst nehmen, weil es so viele sind? Oder sollte man sie so ernst nehmen, weil sie etwas ernstzunehmendes zu sagen haben?


    Und sollte man diese Menschen tatsächlich alle in einen Sack stecken? Von wie vielen verschiedenen Götern, von wie vielen (sich widersprechenden) Ideen reden wir denn hier? Allein aus formal-logischen Erwägungen ergibt sich, dass die meisten dieser Menschen mit ihrer Vorstellung nicht recht haben können. Dazu bedarf es noch nicht mal einer inhaltlichen Analyse dieser Fiktionen.


    Also welche Relevanz hat diese Zahl?

    Das kann man akzeptieren

    Sowieso. Dagegen machen kann man eh nichts. Zumindest nicht unmittelbar. Die Idee, sich ander Realität zu orientieren, braucht so ihre Zeit und hat so ihre Mühe.


    für psychische Abweichung halten

    Direkt vorweg, das ist deine Formulierung. Ich schrieb davon, dass man etwas nicht von einer psychischen Derivation unterscheiden kann.


    Nur weil du etwas Göttliche für eine fiktive Figur hältst

    Und weil man etwas für real halten möchte, ist es noch lange nicht real.


    musst das ja nicht für den Rest der Menschheit gelten.

    Ach, was. Erstaunlich. ich weiß, dass sich viele Menschen ihr Weltbild nicht um Fakten sondern um Wunschverstellungen herum aufbauen. S. o., da kann man wenig bis nichts dran machen.


    Dass die dahingehende Fraktionsgrenze aber zwischen mir und "dem Rest der Menschheit" verläuft, halte ich für etwas grob geschätzt.

  • Also welche Relevanz hat diese Zahl?

    Dass sich ein Großteil der Menschen für religiös hält. Ist einfach eine Feststellung. Psychische Abweichung ist die Abweichung von der Normalität und die wäre hier nicht gegeben.


    Und sollte man diese Menschen tatsächlich alle in einen Sack stecken? Von wie vielen verschiedenen Götern, von wie vielen (sich widersprechenden) Ideen reden wir denn hier?

    Von vielen, aber du wirst wohl nicht behaupten, dass Religionen mit vielen Göttern richtiger sind als die mit einem oder keinem.


    ... Ich schrieb davon, dass man etwas nicht von einer psychischen Derivation unterscheiden kann.

    Wikipedia: Derivation steht für:

    Dann nutze bitte ein synonym, ich weiß nicht, wovon du sprichst.

  • Kann man eigentlich entpriestert werden (also wenn man nicht mehr Priester sein möchte oder darf, weil man sich verliebt und eine Familie gegründet hat) oder ist man das für immer? Mit anderen Worten: Gibt es eine Scheidung von...(Gott?)...

  • Etwas überspitzt, aber doch zutreffend. Etwas sachlicher könnte man formulieren, dass dieser Austausch mit einer fiktiven Figur von einer psychischen Derivation nicht zu unterscheiden ist.

    Meinetwegen nenne es Psychose, wenn es dich glücklicher macht. Jedem seine eigene. Die religiöse ist aber gesetzlich geschützt. Da war die Lobbyarbeit besser. Bei Gesprächen mit Palpatine wäre ich vorsichtiger.

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