Meinungen über die Katholische Kirche

    • Offizieller Beitrag

    So lange Frauen weltweit nicht folgende Bedingungen verlässlich für sich in Anspruch nehmen können, kann man Abtreibungen nicht sinnvoll diskutieren:
    - verlässliche Aufklärung über und Zugang zu kostenfreier Verhütung (noch besser wäre, dass Männer dafür mal regelmäßig die Verantwortung mit übernehmen würden und bei nicht-Befolgung in ganz anderem Maße zur Verantwortung gezogen würden)
    - verlässliche Sicherheit vor sexuellen Übergriffen, auch vor Manipulation und psychischem Druck (aus Tradions-, Religions- und individuellen Gründen) vor und innerhalb der Ehe
    - verlässliche und dauerhafte finanzielle Unterstützung für das Kind (es ist ja ein Lieblingssport vieler Abtreibungsgegener weltweit, sich so lange um das Kind zu sorgen, bis es da ist - und es und die Mutter dann alleine zu lasen)
    - Bildung und Aufklärung, verlässliche, unabhängige Ansprechpartner und Beratung, den finanziellen und gesellschaftlichen Rahmen um Entscheidungen unabhängig und sicher treffen zu können.


    Ab dem Zeitpunkt wo das weltweit für alle Frauen gegeben ist, wäre ich evtl bereit, mir von irgendwelchen Männern irgendwas über moralische und ethische Verpflichtungen anzuhören. Vorher eher nicht.

  • Schöne Scheinargumentationskette. Erst einmal ad hominem, dann ein Strohmann, danach ad consequentiam und nochmal ad hominem. Läuft bei dir.


    Egal, ich erläutere es mal:
    1.) Wenn alte, kinderlose Männer mit verklemmter Sexualmoral etwas über Abtreibung sagen, dann ist das allein dadurch nicht falsch.
    2.) Klar gibt es einen Unterschied zwischen Verhütung, Abtreibung nach Vergewaltigung und Abtreibung bis zur Geburt. Das wird übrigens auch theologisch unterschieden, allerdings habe ich über liberale Abtreibungsgesetze wie aktuell in New York gesprochen und du ziehst es mit einem Strohmann auf eine Ebene, auf der du eine Chance hast.
    3.) Es kommt auch täglich nicht millionenfach vor, dass Menschen in Deutschland mit Pistolen erschossen werden. Es ist trotzdem verboten. (Das ist übrigens auch kein Argument für oder gegen Abtreibung, es soll nur die Lächerlichkeit deiner Argumentation unter Beweis stellen).
    4.) Mir war bisher nicht bewusst, dass es einem erst schlecht gehen muss, bevor man zu Abtreibung eine Meinung haben darf.


    Willst du es nochmal mit echten Argumenten versuchen oder einigen wir uns darauf, dass das Blödsinn war?


    @Meike.: Prinzipiell sind deine Punkte alle wahr, aber sie verwirken nicht das Recht des Kindes auf Leben. Wie wäre es denn z.B. anstelle von Spätabtreibungen mit Adoptionen oder mit anonymen Babyklappen (dazu kann man moralisch auch unterschiedlich stehen, aber immerhin stirbt das Kind dabei nicht).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Jetzt diskutieren wir hier aber über wirklich ganz viele unterschiedliche Sachen:


    Sollten Abtreibungen generell das Recht der Mutter sein?
    Ein klares Ja. Auch die Mutter hat ein Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Auch in Deutschland sterben von 1000 Schwangeren noch 40 bei der Geburt. Körperliche Nachteile kommen noch hinzu. In Ländern ohne unsere medizinische Versorgung steht es um die Schwangere noch schlechter.


    Hat das Kind ein Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit?
    Ja, aber das Recht der Mutter wiegt mMn höher. Darüber hinaus ist die Frage, wann ein Fötus dieses Recht hat. Ja, Spätabtreibungen, die nicht aus gesundheitlichen Gründen für die Mutter geschehen, sehe ich auch als verwerflich. Es gibt aber einfach auch einen Zeitraum, in dem der Fötus einfach noch keine Menschenrechte verdient. Die Frage ist klar, ab wann dem Fötus das Recht zugesprochen wird.


    Welche Rolle spielt die Kirche hierbei?
    Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist der Vatikan nicht gegen Verhütung? Und prinzipiell gegen Abtreibung? Damit trägt die Kirche vor allem zu Problemen in beispielsweise Afrika dramatisch bei (Geschlechtskrankheiten, Gefahr des Lebens der Mutter, Überbevölkerung).
    Dazu kommt, dass die dahinter stehende Absicht - den Schutz der göttlichen Schöpfung - nicht rational und kein Argument ist.
    In Deutschland wiederum ist unter anderem auch die Kirche für die mangelnde Aufklärung zu Schwangerschaftsabbrüchen und mangelnden Möglichkeiten der Abtreibung verantwortlich.

  • 1.) Wenn alte, kinderlose Männer mit verklemmter Sexualmoral etwas über Abtreibung sagen, dann ist das allein dadurch nicht falsch.

    Sie können natürlich eine Meinung haben, aber sie sollten keine Macht durch psychologisch geschickt formulierten Druck ausüben. Es sind auch keine gewählten Vertreter eines Volkes.



    2.) Klar gibt es einen Unterschied zwischen Verhütung, Abtreibung nach Vergewaltigung und Abtreibung bis zur Geburt. Das wird übrigens auch theologisch unterschieden, allerdings habe ich über liberale Abtreibungsgesetze wie aktuell in New York gesprochen und du ziehst es mit einem Strohmann auf eine Ebene, auf der du eine Chance hast.

    Na dann, lasst uns das doch bitte unterscheiden, ich bezog mich auf Plattenspielers Übertreibungen und Verallgemeinerungen. Die sich wiederum auf Buntfliegers Vermischungen aller Themen bezog.



    3.) (Das ist übrigens auch kein Argument für oder gegen Abtreibung, es soll nur die Lächerlichkeit deiner Argumentation unter Beweis stellen).

    Du verdrehst gerade etwas. Ich bezog mich auch hier auf Plattenspielers Übertreibungen, nicht umgekehrt.


    4.) Mir war bisher nicht bewusst, dass es einem erst schlecht gehen muss, bevor man zu Abtreibung eine Meinung haben darf.

    Nein, das muss es in der Tat nicht. Aber nur wer behauptet, Millionen von Müttern würden leichtfertig abtreiben, muss ein Problem mit dem Einfühlungsvermögen haben. (Auch hier bezog ich mich auf Plattenspielers Auslegungen, ich hätte es wohl kenntlich machen sollen.

  • Die Überbevölkerung in Afrika ist übrigens keine Folge der Geburtenrate (die ist weitestgehend stabil), sondern der erhöhten Lebenserwartung. Wie man dagegen moralisch korrekt vorgehen könnte, ist mir jedoch nicht ganz klar.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Amen.

    Und wer zu lange keinen hatte, der wird wunderlich.


    Können wir wieder zur Sachlichkeit zurückfinden?


    Naja, zur Sachlichkeit aufrufen, indem man selber unsachlich wird? ("Amen"; wer zu lange keinen Sex hatte, würde wunderlich werden???)


    Ich habe gestern vermieden, auf buntfliegers Beitrag einzugehen, weil ich keine Abtreibungsdebatte befeuern wollte (das Thema kam nicht bei mir auf). Ich dachte mir, das wird wie gewöhnlich unschön. Wie immer hat jeder für seine Meinung auch die passenden Argumente. Sollte man das nicht sowieso lieber auslagern? Es führt jetzt sehr weit weg, auch wenn es natürlich auch mit der katholischen Kirche zu tun hat als einer Protagonistin, die gegen Abtreibungen auftritt.


    Buntflieger, ich habe deine Ausführungen gelesen, nun kann ich ja doch sagen, das mit den Entschädigungszahlungen wusste ich so noch nicht. Ja, es ist etwas anderes als die Kirchensteuer. Die Kirchensteuer zahlen nur die Kirchenmitglieder (der Staat hat die "Eintreibung" übernommen); die Entschädigungen zahlen quasi wir alle. Der Staat als "Vertretung von uns allen" (egal, wie man zu den gerade Regierenden steht und wie sie früher in ihre Ämter kamen, handeln sie ja in unserem Namen) hat die Kirche seinerzeit enteignet und entschädigt sie nun offensichtlich gemäß dem Schutz des Eigentums, der in unserer Rechts- und Werteordnung üblich ist. Würde man es nicht tun, würde man wohl eine Büchse der Pandora öffnen? In Berlin läuft doch auch gerade so ein Volksbegehren zur Enteignung großer "Wohnungsfirmen".


    Die Enteignung darf gemäß Artikel 14 Absatz 3 Satz 2 GG nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen. Ersteres wird als Legal-, Letzteres als Administrativenteignung bezeichnet.[5] Das Gesetz, das die Grundlage der Enteignung darstellt, muss eine Entschädigungsregelung vorsehen. https://de.wikipedia.org/wiki/Enteignung#Nachkriegszeit


    Entschädigungslos enteignet wurden nach dem Krieg im "neuen Osten" Deutschlands bekanntlich die Nazi- und Kriegsverbrecher. Und wurde Landbesitz über 100 ha nicht auch bei der Bodenreform entschädigungslos enteignet und an andere vergeben?

    In den Jahren 1945–1946 wurde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eine Bodenreform durchgeführt, in deren Verlauf Großgrundbesitzer mit mehr als 100 ha Fläche und Besitzer kleinerer Betriebe, die als Kriegsverbrecher und aktive NSDAP-Mitglieder eingestuft waren, entschädigungslos enteignet wurden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bodenreform_in_Deutschland


    Meine Meinung ist auch, dass die Entschädigungszahlungen gegenüber den Kirchen irgendwann einmal bzw. bereits längst hätten enden müssen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ja, aber das Recht der Mutter wiegt mMn höher. Darüber hinaus ist die Frage, wann ein Fötus dieses Recht hat. Ja, Spätabtreibungen, die nicht aus gesundheitlichen Gründen für die Mutter geschehen, sehe ich auch als verwerflich. Es gibt aber einfach auch einen Zeitraum, in dem der Fötus einfach noch keine Menschenrechte verdient. Die Frage ist klar, ab wann dem Fötus das Recht zugesprochen wird.

    So kann man Menschenrechte relativieren und definieren, wer sie "verdient" und wer nicht.


    Dieses Denken mündet dann schlussendlich der Auffassung, dass man auch Neugeborene, Behinderte, Alte, Kranke jederzeit umbringen könne ... Dafür gibt es genug historische und aktuelle Beispiele. Schlussendlich kann man so jedem, dessen Meinung einem nicht passt, das Lebens-/Menschenrecht absprechen.


    Es gibt kein Argument, das Lebens- oder Menschenrecht nicht spätestens ab der Nidation (wenn nicht schon ab der Befruchtung der Eizelle) zu definieren. Es gibt auch keine deutsche oder europäische Rechtsprechung, die das anders sehen würde.


    Die Kinder- und Lebensfeindlichkeit hier im Lehrerforum schockiert mich sehr.

    Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist der Vatikan nicht gegen Verhütung? Und prinzipiell gegen Abtreibung? Damit trägt die Kirche vor allem zu Problemen in beispielsweise Afrika dramatisch bei (Geschlechtskrankheiten, Gefahr des Lebens der Mutter, Überbevölkerung).

    Du liegst falsch mit der Aussage, dass die Kirche damit zu Problemen beitrage, denn das Gegenteil ist der Fall. Die Kirche verbietet ja nicht nur künstliche Verhütungsmethoden, sondern sie stellt das in den Gesamtkontext der Lehre mit Treue in der Ehe und Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe im Gegensatz zur Message der Promiskuität, die das wilde Verteilen von Kondomen vermittelt. So ist es auch kein Wunder, dass gerade sehr katholische Länder Afrikas wie Uganda und Ruanda die größten Erfolge in der Prävention von HIV haben (http://www.kath.net/news/22466).

  • Die Überbevölkerung in Afrika ist übrigens keine Folge der Geburtenrate (die ist weitestgehend stabil), sondern der erhöhten Lebenserwartung. Wie man dagegen moralisch korrekt vorgehen könnte, ist mir jedoch nicht ganz klar.

    Einerseits ja. Andererseits ist es besonders in den ärmeren Gebieten Afrikas erstrebenswert, möglichst viele Kinder zu haben, damit die Altersversicherung gesichert ist. Staatlich ist da nichts drin. Dort heißt nämlich das "Sozialsystem" Kinder bzw. Verwandtschaft.

  • Einerseits ja. Andererseits ist es besonders in den ärmeren Gebieten Afrikas erstrebenswert, möglichst viele Kinder zu haben, damit die Altersversicherung gesichert ist. Staatlich ist da nichts drin. Dort heißt nämlich das "Sozialsystem" Kinder bzw. Verwandtschaft.

    Während es hierzulande zunehmend als erstrebenswert gilt, möglichst wenige Kinder zu haben. Halleluja. Dass das auch hier Auswirkungen auf Generationenvertrag und Rentensystem hat, muss ich ja nicht erzählen.

  • Da hier Menschenrechte erwähnt wurden: Das Recht auf Familienplanung ist ein solches.
    Das umfasst z.B. das Recht, über den Zeitpunkt einer Schwangerschaft und die Anzahl der Kinder selbst zu entscheiden. Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung schreibt etwa: "Ein umfassendes Angebot an Dienstleistungen zur Förderung der reproduktiven Gesundheit für alle Menschen würde die hohe Zahl von unerwünschten Schwangerschaften, Abtreibungen sowie die hohe Mütter- und Säuglingssterblichkeit in vielen Ländern erheblich senken."

  • So ist es auch kein Wunder, dass gerade sehr katholische Länder Afrikas wie Uganda und Ruanda die größten Erfolge in der Prävention von HIV haben

    Spannend. Die Prävention verschiedenster Geschlechtskrankheiten scheint allerdings in einigen islamisch oder jüdisch geprägten Regionen der Welt besser (oder anders?) zu funktionieren als in den christlich geprägten "Gegenstücken".


    Der Wikipedia-Artikel zur Zirkumzision benennt als Beispiel u.a. HIV und HPV: "Studien deuten darauf hin, dass das HIV-Infektionsrisiko beim ungeschützten, heterosexuellen Geschlechtsverkehr mit HIV-infizierten Partnern für beschnittene Männer geringer sein kann als für unbeschnittene. [Eine Metaanalyse] ergab nach medizinisch durchgeführter Zirkumzision eine Reduzierung des relativen Infektionsrisikos für heterosexuelle Männer um bis zu 66 Prozent."


    Vielleicht ist Medizin (gepaart mit Vernunft) an dieser Stelle doch die beste "Religion"...

    • Offizieller Beitrag

    [/quote]

    Zitat von Plattenspieler

    Das kann allerdings durchaus durch Enthaltsamkeit und natürliche Verhütungsmethoden umgesetzt werden.


    Stimmt. Warum sollte man sich denn Freude im Leben gönnen, wenn die Kirche doch ´ne bessere Idee als Verhütung zur Selbstbestimmung hat. Angry old white men...

  • Das kann allerdings durchaus durch Enthaltsamkeit und natürliche Verhütungsmethoden umgesetzt werden.

    Erzähl das mal einer Frau die nach Vergewaltigung schwanger geworden ist und den Gedanken nicht erträgt das Kind ihres Vergewaltigers auszutragen und in die Welt zu setzen.
    Manche Aussagen über die Abtreibung behinderter Kinder hier im Thread finde ich durchaus gruselig, Einlassungen wie diese sind allerdings ähnlich menschenverachtend aufgrund der zugrundeliegenden Frauenfeindlichkeit.


    Ich habe viele Jahre ehrenamlich Freizeitbegleitung bei der Lebenshilfe gemacht. Die Teilnehmer -alle schwerst mehrfach behindert- waren sehr ehrlich, offen, herzlich und hatten eine oftmals unglaublich unverstellte Sicht auf das Leben, von der wir Betreuer immer sehr profitiert haben. Diese Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, der/die leichtfertig über die Abtreibung behinderter Föten schreibt.
    Dies geschrieben halte ich es für absolut unsäglich, dass mehrheitlich Männer (denn diese haben nunmal in der Hauptsache die politische Entscheidungsgewalt und sitzen in den Parlamenten) darüber entscheiden, was Frauen körperlich erdulden und ertragen sollen. Von der Nichtverfolgung von Vergewaltigung in der Ehe mögen wir zumindest in Deutschland inzwischen weg sein, einer Frau eine unerwünschte Schwangerschaft aufzwingen zu wollen ist letztlich ein nicht minder dramatischer Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Ja, Erwachsene sollten wenn sie Sex haben auch an Verhütung denken, aber zum Einen haben längst nicht nur Erwachsene Sex, zum Anderen sind auch viele Erwachsene nicht umfassend aufgeklärt. Entsprechende Schulveranstaltungen sind zwar offiziell Teil des Bildungsplans und es besteht Teilnahmepflicht, praktisch wird zumindest in BaWü aber explizit darauf hingewiesen, dass ein (durch die Eltern entschuldigtes) Fehlen von Schülern bei derartigen Veranstaltungen nicht geahndet wird. (Ein ehemaliger Schüler- 19- ist vor einigen Jahren einmal auf mich zugekommen, um mich vor dem 1.Mal mit seiner Freundin nach der besten Verhütungsmethode zu fragen. Internetinformationen und Arztgespräch hatten die beiden nachhaltig verwirrt zurückgelassen, also haben sie sich an eine Vertrauensperson gewendet, um die erhaltenen Informationen einzuordnen.)


    Persönlich bin ich der Auffassung, das menschliche Leben beginnt im Moment der Zeugung, würde Lösungen wie Adoption einer Abtreibung also vorziehen. Ich würde aber jederzeit das Recht von Frauen verteidigen über ihren Körper selbst bestimmen zu dürfen und -ganz gleich aus welchen Gründen- die Entscheidung zu treffen ein Kind nicht auszutragen.
    Mein Körper, mein Recht und kein Mensch und vor allem kein Mann darf mir sagen, was ich mit meinem Körper darf oder nicht oder mir am Ende mit einer verklemmten Sexualmoral Keuschheit nahelegen, damit es nicht erst zu einer unerwünschten Schwangerschaft kommt. Solche Vorschläge treffen in der Konsequenz Frauen immer viel mehr als Männer, die schließlich ja selbst nicht schwanger werden können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Du bist als Referendar auf das Grundgesetz vereidigt, das weißt du?...
    Wie du hier behinderten und ungeborenen Menschen das Recht auf Leben absprichst, erinnert an ganz dunkle Zeiten der deutschen Geschichte.


    Jede Frau kann darüber frei entscheiden. Niemand ist in Deutschland gezwungen, Sex zu haben.
    Dass du es als "rückständig" betrachtest, dass wir in Deutschland noch nicht 'so weit' sind, dass man jederzeit hergehen und ungeborene Kinder töten kann, lässt tief blicken.


    Down-Syndrom ist im Übrigen keine so schwere Behinderung; da gibt es ganz andere Störungsbilder (bei denen die betroffenen Menschen aber natürlich auch ein Recht auf Leben haben). Und keine Frau mit einem Kind mit Down-Syndrom "muss [...] den Horror einer Totgeburt durchmachen" (außer bei seltenen Komplikationen), aber traurigerweise wird oft dahingehend Druck auf die werdenden Eltern ausgeübt. Dabei gab es für diese Kinder noch nie so gute medizinische, pädagogische und gesellschaftliche Möglichkeiten wie heute.


    Hallo Plattenspieler,


    wir waren in der Tat in Deutschland schon weiter (im Sinne von liberaler) in Sachen Schwangerschaftsabbrüchen bei medizinischer Indikation. Anbei ein Zitat:


    "Mit Inkrafttreten von Art. 8 Nr. 3 des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes(SFHÄndG) vom 21. August 1995 mit Wirkung zum 1. Oktober 1995 ist die embryopathischeIndikation als Rechtfertigungsgrund eines Schwangerschaftsabbruchs entfallen. Die im Schwangeren- und Familienhilfegesetz (SFHG) vom 27. Juli 1992 noch vorgesehene und im Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. Mai 1993 gebilligte embryopathische Indikation wurde nicht als rechtfertigender Grund für einen Schwangerschaftsabbruch in die durch Art. 8 Nr. 3 desSFHÄndG erfolgte Neufassung der Absätze 1 bis 3 des § 218a StGB aufgenommen, um Befürchtungen insbesondere der Behindertenverbände und der Kirchen Rechnung zu tragen , eine derartige Regelung beeinträchtige das Lebensrecht eines geschädigten Kindes."
    https://www.bundestag.de/resou…/wd-9-024-17-pdf-data.pdf


    Die Rechtsprechung diesbezüglich ist keinesfalls so klar und eindeutig, wie du es behauptest und tatsächlich Gegenstand ständiger Debatten. Die Kirchen haben einen enormen Einfluss, wie man unschwer an obigem Zitat feststellen kann. Das kritisiere ich und dass du mir vorwirfst, ich wolle, dass man "ungeborene Kinder töten" kann, ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Auch die Nazi-Schublade ist lächerlich und zeigt allenfalls, dass du schon zu Beginn der Debatte nicht mehr fähig bist, sachbezogen zu argumentieren.


    Trisomie 21 geht mit schweren bis schwersten geistigen wie körperlichen Behinderungen einher, die das Leben der Betroffenen (und dazu gehören auch alle Angehörigen) zeitlebens prägen. In den seltensten Fällen können Menschen mit Trisomie 21 ein eigenständiges Leben führen, sie sind auf lebenslange Betreuung angewiesen. Eltern können ihre behinderten Kinder nur begrenzt versorgen, wenn sie zu alt sind oder vor ihren Kindern sterben, ist die weitere Versorgung oftmals ungewiss.


    Niemand entscheidet sich leichtfertig für einen Schwangerschaftsabbruch oder eine Abtreibung. Hier spielen immer individuelle Situationen eine bestimmende Rolle und diese gilt es in den Blick zu nehmen. Eine interessante Zahl habe ich noch zum Abschluss: Von denjenigen Frauen, die zuvor dachten, dass sie bei Trisomie 21 die Schwangerschaft nicht abbrechen würden, entscheiden sich im Fall der Fälle 80% doch für den Abbruch. Daran sieht man, dass es schlicht nicht möglich ist, sich in solch eine Ausnahmesituation als Außenstehender zu versetzen.


    Und Aussagen wie die, dass es heutzutage gesellschaftlich, medizinisch und pädagogisch etc. sehr gut möglich sei, ein behindertes Kind zu versorgen, stimmen zwar bedingt, aber hieraus abzuleiten, dass deshalb vorsätzlich (und im Extremfall gegen den Willen der Mutter) ein behindertes Kind auszutragen sei bzw. moralisch quasi verpflichtend wäre, ist absurd. Zudem bleibt es trotz allem Fortschritt ein gravierender Einschnitt im Leben der Betroffenen und was hinterher geschieht, interessiert die Kirchen und Abtreibungsgegner in der Regel herzlich wenig. Denen geht es ja mehr um die Wahrung ihrer Weltanschauungen und nicht wirklich um menschliche Schicksale.


    der Buntflieger

    • Offizieller Beitrag

    Jede Frau kann darüber frei entscheiden. Niemand ist in Deutschland gezwungen, Sex zu haben.

    In Anbetracht von 11.000 jährlichen Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen, die nur das Hellfeld darstellen und nicht die diese Zahl wahrscheinlich riesig überschreitenden Dunkelziffern und der noch größeren Zahl von unfreiwilligem Sex aufgrund traditioneller „muss halt jetzt sein“-Erziehung, Angst vor Verlassenwerden/Abhängigkeit/psychischem Druck und sozioökonomischen Zwängen, ist deine Aussage mehr als nur ein bisschen unverschämt.

  • "Medizinische Gründe oder eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts in vier Prozent der Fälle die Begründung des Schwangerschaftsabbruchs. Dieser ist auch dann möglich, wenn die Frau sich in einer anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen hat – das war in 96 Prozent der Fälle der Fall."
    https://www.faz.net/aktuell/ge…7-gestiegen-15480182.html


    aus der gleichen Quelle ist ersichtlich, dass es 2017 über 100 000 Abtreibungen gab.


    Ich finde es immer verwunderlich, mit welcher "Härte" beide Seiten bei einem so schwierigen Thema diskutieren und wie man immer wieder versucht, ein Argument (oder auch nur eine Äußerung) des Gegenübers in ein möglichst schlechtes Licht zu rücken (oder eine Aussage hinein zu interpretieren, die so gar nicht gemeint war).


    Es geht um die Haltung der Kirche. Bzgl. Abtreibung ist sie recht eindeutig und ich tendiere dazu, mich in diesem Fall der Haltung der Kirche anzuschließen. Eine mögliche (! denn die Diagnostik ist nicht fehlerfrei) Behinderung des Kindes als Grund für eine Abtreibung weil sonst alle Beteiligten schwer belastet sind ... ich kann das verstehen, aber wo ist die Grenze? Welche Krankheit des Kindes ist den Eltern "zumutbar" und welche nicht? Auch andere Angehörige werden krank, auch bei anderen treten Behinderungen auf ... die Pflege einer an Demenz erkrankten Oma ... zumutbar? Oder dann die gleiche Lösung wir für Embryonen / ungeborene Kinder mit Trisomie 21?


    Die Selbstbestimmung der Frau: Gutes Argument, auch das sehe ich ... nur ... im Normalfall gehören zwei dazu, dass da ein Kind entsteht ... ja, es ist der Bauch der Frau - aber ich tu mich jetzt schwer, dem Mann da jedes Mitspracherecht zu nehmen. Und was steht höher: Leben oder Selbstbestimmungsrecht? Buntflieger sprach oben von "mündigen Erwachsenen", die so eine Entscheidung fällen ... wenn weniger als 4 % der Abtreibungen nach Vergewaltigungen vorgenommen werden, muss ich davon ausgehen, dass die Mehrheit der Schwangerschaften, die abgebrochen wird, durch einvernehmlichen Sex entstanden ist. Ich rede jetzt von Deutschland, nicht von der dritten Welt ... da sollten "mündige" Erwachsene, die kein Kind wollen, doch auch in der Lage sein, den Akt so zu gestalten, dass eben kein Kind entsteht? Irgendwie hab ich doch auch eine Verantwortung für die Dinge, die ich tue? Ich weiß nicht, wie hoch die Zahl der ungewollten Schwangerschaften trotz Verhütung ist - die gibt es sicher auch - aber sie dürfte nicht zu hoch liegen.


    Damit sind wir beim Thema Verhütung ... und Kirche: Und da gibt es innerhalb der Kirche verschiedene Meinungen. Die dt. Bischofskonferenz hat z.B. vor Jahren schon verlauten lassen, dass eine verantwortungsvolle Familienplanung Sache der Partner ist ... soll heißen: Verhütung ist aus deren Sicht nicht verwerflich. Dass die Kirche das in anderen Ländern anders sieht ist richtig.

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