Liebe Leute,
ich schreibe hier, weil es in diesem Forum viele schlaue Menschen gibt, die es gewohnt sind, nachzudenken und zu reflektieren und zu diskutieren (und weil ich sonst nicht in vielen Foren unterwegs bin).
Ich würde gerne mal nach Madagaskar fliegen. In Madagaskar liegt das Durchschnittseinkommen bei unter 400 Euro/Jahr. Zum Vergleich, in Deutschland liegt die "Armutsgrenze" bei über 1000 Euro/Monat.
Auch kaufkraftbereinigt ist ein großer Teil der Bevölkerung kaum in der Lage, sich zu ernähren. Kinderarbeit und Kinderprostitution sind weit verbreitet.
Ich bin niemand, der regelmäßig Geld spendet. Ich kaufe faires Essen und faire Kleidung (soweit möglich), aber Geld an Organisationen zu geben, von denen viele hohe "Verwaltungskosten" ausweisen, in Werbung investieren oder bei denen hier und da mal Geld verschwindet, damit konnte ich mich nie anfreunden. Klar, es mag tolle Organisationen geben und Werbung und Verwaltung mag wichtig sein, aber bei denen, mit denen ich mich näher beschäftigt habe, habe ich ständig Dinge gefunden, die mir wirklich zuwider waren. Das ist aber auch nicht das Thema.
Auch Madagaskar ist nicht das Thema, das Land dient nur als Beispiel.
Was, wenn ich einem Menschen auf der Straße 1000 Euro gebe (das doppelte durchschnittliche Jahresgehalt)? Der Mensch könnte seine Kinder zur Schule schicken, anstatt zur Arbeit. Er könnte seinen Nachbarn bei irgendetwas helfen oder etwas für das Dorf tun. Und was, wenn ich ihm versprechen würde, das die nächsten ... 30 Jahre weiterzuführen?
1000 Euro im Jahr bedeuten doch nichts. Wenn ich im Monat 100 Euro weniger hätte, würde ich das maximal zur Kenntnis nehmen, an meinem Leben würde sich 0,0 ändern. Den meisten von euch geht es genauso. Aber ein Menschenleben ist doch gleich viel wert, egal wer es führt und wo er lebt. Man könnte also das Leben eines Menschen oder einer ganzen Familie verändern/verbessern... retten, ohne selbst dadurch Einschränkungen zu erfahren.
Wenn dieser Mensch nun seinen Mitmenschen hilft und seine Kinder zur Schule schickt, dann hat man doch etwas Gutes getan. Gerade bei den Kindern, denke ich daran, wie lebensverändernd so etwas sein könnte.
Ich habe die Idee mal einem Freund vorgeschlagen. Die Antwort war: "Ich glaube, das klappt so nicht". Aber warum eigentlich nicht?
Das ist wirklich eine ernsthafte Frage, ich will gar nicht provozieren.
Über praktische Probleme und die üblichen Ratschläge habe ich nachgedacht:
Der Mensch hat kein Bankkonto --> Das Geld geht an die örtliche Poststelle, er kann es dort im Januar abholen. Otto von der Poststelle bekommt 50 Euro für seine Zuverlässigkeit.
Spende lieber an Deutsche --> Alle Leben sind gleich viel Wert, in armen Ländern sind sie nur billiger zu retten. Ist das nicht mathematisch richtig?
Spende lieber an Organisationen --> Aus diversen Gründen (s. oben) keine Option.
Spende lieber an das ganze Dorf --> Das schließt sich nicht aus. Hat damit aber nichts zu tun.
Nun habe ich eine weitere Idee: Der arme Mensch, ich nenne ihn mal Fritz, hat nun ein sicheres Einkommen, die Kinder gehen zur Schule, er gibt seinem Nachbarn etwas ab, die beiden haben Zeit und keine finanziellen Sorgen. Nun gehen die beiden dennoch einer Arbeit nach (nur ein paar Stunden in der Woche) und zwar einer Arbeit, bei der Produkte entstehen, die man hier verkaufen kann. Kunsthandwerk, ne Schnitzerei aus Holz, ne Kette, Kakao anpflanzen, was auch immer. Diese Waren, es müssen gar nicht viele sein, importieren wir (1x pro Jahr würde ja reichen) und verkaufen sie hier bei - Achtung - Ebay. Ihr wisst alle, dass echte Importware, insbesondere aus armen Ländern, hier ein Vielfaches des Herstellungspreises kostet. Getrocknete Kakaobohnensplitter kosten im Laden 3 Euro für 100 Gramm. In der Herstellung keine 3 Cent.
Mit dem Geld wird Fritz nächster Nachbar unterstützt. Auch der hat nun mehr Zeit, investiert auch ein paar Stunden pro Woche, um nicht für einen Hungerlohn zu arbeiten, sondern um Waren zu produzieren, die zu deutschen Preisen verkauft werden.
Kein Gewinn für mich, theoretisch gibt es Steuern, aber das ist ja alles privat. Langfristig baut sich ein Netz von Leuten auf, die in einem Entwicklungsland Waren für den Direktexport nach Deutschland herstellen. Es fällt etwas Arbeit an, aber die übernehme ich. Die Importkosten ebenso.
Warum geht das nicht?
Und lohnt es nicht einen Versuch? Es gibt doch nichts zu verlieren außer ein bisschen Geld.