Englisch, Türkisch, Polnisch, Russisch oder vielleicht gar keine Fremdsprache mehr in der Grundschule unterrichten? Was meint ihr?
Welche Fremdsprache darf es sein?
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Ich wäre für gar keine Fremdsprache in der Grundschule. Unsere SuS lernen ab der 5. Klasse (was hier noch Primarstufe ist) Französisch und es bringt genau gar nichts. Die meisten Jugendlichen können bis zur Matura besser Englisch als Französisch und die die ins Niveau A (also Hauptschule) wechseln können am Ende gar nichts. Schlimmstenfalls noch nicht mal richtig Deutsch, denn das "Problem" mit den Migrantenkindern haben wir bei einem Ausländeranteil von 25 % selbstredend auch.
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Bei uns in BaWü ist gerade erst der Fremdsprachenunterricht in der GS zurückgefahren worden und wird nur noch ab Klassenstufe 3 angeboten. Sehr schade, da man den Kindern in der Sek.I gerade im Bereich Französisch deutlich anmerkt, wieviel mehr sie in der Fremdsprache in Klasse 5/6 verstehen, so dass von Beginn an einsprachiger Unterricht möglich ist. Außerdem nicht wirklich im Sinne der dt.-frz. Verträge und dem vorgesehenen Ausbau der Sprachangebote in der jeweils anderen Sprache. Im Elsass ist das Deutschangebot da bedeutend umfassender in der GS als es bei uns je war. (Dort fehlen eher die D-Lehrkräfte, um der Nachfrage gerecht werden zu können.)
Ich weiß nicht, ob euch der Begriff der Grenzdidaktik etwas sagt, aber ganz persönlich empfinde ich das als großen Verlust nicht nur sprachlich gesehen, dass man hier wieder weniger an einem Zusammenwachsen innerhalb Europas über den Weg des Sprachunterrichts arbeitet. Es passt symptomatisch in eine Zeit erstarkender nationaler Interessen, erstarkender rechtsnationalistischer Parteien und einem Europa, dessen Mitglieder vermehrt Partikularinteressen verfolgen (Migration, Brexit,...).
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Im Land der Viersprachigkeit läuft es halt leider gar nicht mit dem berühmtberüchtigten "Frühfranzösisch" (wie auch immer das Pendant in der Romandie genannt wird). Die Idee ist natürlich gut, man soll sich im eigenen Land ja auch überall verständigen können, aber kann man halt nicht, wenn's nix ist mit dem Französischunterricht. Mir dünkt das ist ein rein didaktisches und möglicherweise auch entwicklungspsychologisches Problem, das wenig bis gar nichts mit Rechtspopulismus und Nationalismus (meine Güte... man kann auch überall Gespenster sehen) zu tun hat.
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Mir dünkt das ist ein rein didaktisches und möglicherweise auch entwicklungspsychologisches Problem, das wenig bis gar nichts mit Rechtspopulismus und Nationalismus (meine Güte... man kann auch überall Gespenster sehen) zu tun hat.
Didaktisch- ok, dem ließe sich ja abhelfen. Entwicklungspsychologisch- warum sollten die kleinen Schweizer da anders ticken, als andere Grundschüler in Europa?
Was den letzten Teil anbelangt: Sachlich sauber argumentiert, chapeau. Ich gehe dann mal auf weitere Spuktour...
(Was macht dich so sicher, dass es nicht auch - neben anderen Gründen- mit einem wiedererstarkenden Nationalismus zu tun hat? Möglicherweise sind es tatsächlich zwei Dinge, die nur zufällig im selben Zeitfenster aktuell sind und es passt nur zufällig gut zusammen. Doch selbst dann ließe sich nicht leugnen, dass es zu einer bestimmten gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre passt.)
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mit einem wiedererstarkenden Nationalismus zu tun hat
Was kann das denn bei uns mit Nationalismus zu tun haben?! Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind nun mal unsere Landessprachen, also *eine* Nation.
In der Primarschule hocken alle Leistungsniveaus zusammen. Manche Kinder *können* einfach nicht und manche Kinder können erst später. Das nennt man "Entwicklung", glaube ich. Chemie z. B. wird aus guten Gründen auch erst sehr viel später unterrichtet. Ich sehe hier so viele Migrantenkinder, die wirklich schlau sind mit leider verheerenden Problemen im Deutsch. Aber Hauptsache, man hat sie ab der 5. Klasse schon mit Französisch belästigt. Natürlich sprechen die zu Hause dann ja noch Spanisch, Albanisch, Reichsaramäisch ... was weiss ich was, also ist Französisch ja nicht die einzige Fremdsprache, die sie lernen. Deutsch sollten sie aber in diesem Teil des Landes *wirklich* können.
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Bei uns in BaWü ist gerade erst der Fremdsprachenunterricht in der GS zurückgefahren worden und wird nur noch ab Klassenstufe 3 angeboten. Sehr schade, da man den Kindern in der Sek.I gerade im Bereich Französisch deutlich anmerkt, wieviel mehr sie in der Fremdsprache in Klasse 5/6 verstehen, so dass von Beginn an einsprachiger Unterricht möglich ist. Außerdem nicht wirklich im Sinne der dt.-frz. Verträge und dem vorgesehenen Ausbau der Sprachangebote in der jeweils anderen Sprache. Im Elsass ist das Deutschangebot da bedeutend umfassender in der GS als es bei uns je war. (Dort fehlen eher die D-Lehrkräfte, um der Nachfrage gerecht werden zu können.)
Ich weiß nicht, ob euch der Begriff der Grenzdidaktik etwas sagt, aber ganz persönlich empfinde ich das als großen Verlust nicht nur sprachlich gesehen, dass man hier wieder weniger an einem Zusammenwachsen innerhalb Europas über den Weg des Sprachunterrichts arbeitet. Es passt symptomatisch in eine Zeit erstarkender nationaler Interessen, erstarkender rechtsnationalistischer Parteien und einem Europa, dessen Mitglieder vermehrt Partikularinteressen verfolgen (Migration, Brexit,...).
Was genau an diesem Text hat dich darauf schließen lassen, ich könnte explizit über die Schweiz gesprochen haben?
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In der Primarschule hocken alle Leistungsniveaus zusammen.
Auch in der Schweiz gibt es Sonderschulen und Sonderklassen.Chemie z. B. wird aus guten Gründen auch erst sehr viel später unterrichtet.
Es sollten jedoch bereits in der Primarstufe im Sachunterricht (oder wie auch immer das schweizerische Pendant heißen mag) Aspekte der Chemie thematisiert werden. -
Ich habe einmal eine 5. Klasse in Englisch übernommen. Dass sie zwei Jahre lang Englisch in der Grundstufe hatten, merkte man denen nach den Sommerferien überhaupt nicht an. Ich hatte kein Grundwissen vorausgesetzt und es kam auch nicht viel. Es fühlte sich an, als ob man bei komplett null anfing. Ob die Unterrichtszeit nicht wirklich sinnvoller in anderen Bereichen investoert werden sollte, kann man wirklich diskutieren.
In dem anderen Thread stand im Artikel:
Es gab eine weitere Studie, nach der die Frühstarter zwar in der fünften Klasse besser waren, in der siebten jedoch die gleichen Ergebnisse hatten, wie die, die erst in der dritten Klasse mit Englisch anfingen. Eine Erklärung: Was die Kinder aus der Grundschule mitgebracht hatten, wurde in den weiterführenden Schulen nicht genügend aufgegriffen.
Das mit dem Aufgreifen der Grundschulinhalte finde ich ja aberwitzig. Was ich so in der Beratung an Englischunterricht in der Grundstufe sehe, läuft da hauptsächlich Geplänkel (ist ja auch in Ordnung meiner Ansicht nach), aber wie soll man das denn im Grammatikunterricht der weiterführenden Schulen aufgreifen?
Der Vorschlag aus dem Artikel klingt (wie so vieles) mal wieder nett, aber wie soll eine Grundschule diese ganzen Sprachen abdecken?!? Zumal ich auch nicht glaube, dass das einen großen Effekt hätte. Da sollten sich dann lieber die Eltern, die die Zweisprachigkeit ihrer Kinder haben wollen, um ein entsprechendes Angebot in der außerschulischen Zeit kümmern. Die Verantwortung wird mal wieder schön auf die Grundschulen abgewälzt, die das auch bei Leibe nicht umsetzen können.
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@CDL Ich schrieb eben genau über Dinge die *hier* nicht funktionieren und die *hier* überhaupt nichts mit Nationalismus und Co. zu tun haben. Dann kann man davon ausgehen, dass sich generell über den Sinn und Unsinn von Fremdsprachenunterricht in der Primarstufe diskutieren lässt. Ganz fernab von politischen Argumenten.
@Plattenspieler "Naturphänomene" betrachten ist kein Chemieunterricht, genauso wie Crepes essen kein Französischunterricht ist.
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Meine ganz persönliche Erfahrung (Ich unterrichte am Gymnasium immer wieder 5. Klassen ... und da ich ein alter Sack bin hatte ich auch schon 5. Klassen, bevor es mit Englisch in der Grundschule so richtig los ging) ... Englisch an der Grundschule bringt uns wenig, schadet z.T. sogar. Ich kann nichts darüber sagen, wie Englisch an der Grundschule unterrichtet werden soll - ich sehe nur, was davon bei uns ankommt.
- Grundschullehrkräfte werden teilweise verpflichtet, Englisch in der Grundschule zu unterrichten, haben aber kein Studium in dem Fach, manchmal nicht einmal einen Zugang zu der Sprache. Ergebnis: Aussprache der Kinder ist oft ... kreativ. Manche ihnen beigebrachten Formulierungen sind falsch.
- SuS aus verschiedenen Grundschulen in einer 5. Klasse unterscheiden sich bzgl. dessen, was sie in der Grundschule schon gelernt haben, enorm, so dass wir doch wieder fast bei "0" anfangen müssen.
- die richtige Schreibung der Wörter scheint in der Grundschule keine Rolle zu spielen (evtl. spielt die Schreibung auch gar keine Rolle). Am Gymnasium tut es das aber ... die Kinder empfinden es als frustrierend, Wörter, die sie von der Bedeutung her kennen, noch einmal zu lernen - und zwar die richtige Schreibweise. Manche schaffen es lange Zeit nicht, die Wörter noch einmal in der richtigen Schreibweise zu lernen (wollen es auch nicht).
- der Lernvorteil für uns ist minimal. Die Kinder können einige Wörter, einige Floskeln, ein paar Zahlen ... keine Strukturen, keine Sätze bilden. Evtl. sollen sie das ja auch nicht ... aber das, was sie mitbringen, ist am Gymnasium ganz schnell "aufgezehrt". Ich bemerke auch nicht, dass sie ein größeres Verständnis haben und damit von Anfang an mehr oder weniger einsprachiger Unterricht möglich wäre.
- ich stelle immer wieder fest, dass den Kindern das Grundrüstzeug für Sprache fehlt. Sie können kein Subjekt im Satz bestimmen (und das liegt nicht am Begriff "Subjekt"). Das Wissen, was Subjekt, Verb und Objekt sind (z.T. mit anderen Begriffen) sollten sie mitbringen - tun sie aber nicht. Ich frage mich schon, ob mir als Lehrer am Gymnasium da nicht eine zusätzliche Stunde Deutsch in der Grundschule mehr helfen würde, als das bisschen Englisch. -
Ich habe einmal eine 5. Klasse in Englisch übernommen. Dass sie zwei Jahre lang Englisch in der Grundstufe hatten, merkte man denen nach den Sommerferien überhaupt nicht an. Ich hatte kein Grundwissen vorausgesetzt und es kam auch nicht viel. Es fühlte sich an, als ob man bei komplett null anfing.
Das habe ich tatsächlich schon oft gehört von Fremdsprachenlehrern. Zumindest für Französisch in Klasse 5/6 kann ich das aber weder aus eigener Erfahrung bestätigen, noch von dem her, was mir Kollegen, die bereits seit vielen Jahren in der Sek.I unterrichten erzählen. Vielleicht ist der Effekt bei Englisch aber deshalb nicht so stark, da die SuS im Alltag durch ihre Musik meist schon regelmäßig Kontakt mit der englischen Sprache haben; bei Französisch fehlt (auch hier im Grenzbereich) oft der regelmäßige Sprachkontakt (mal im Intermarché oder Carrefour einkaufen zu gehen ist angesichts dessen, dass man im Elsass meist mit Deutsch durchkommt nicht vergleichbar...).
Was das mangelnde Aufgreifen der Sprachkenntnisse anbelangt: Ja, das würde ich für meine Schule und sehr viele Schulen hier bei uns im Bereich bestätigen wollen für Französisch. Die SuS kommen in Klasse 5 an mit einem Grundverständnis, das einsprachigen Unterricht erlaubt und erhalten meistens erst ab Klasse 6 die Option mit dem Französischunterricht weiterzumachen (nur sehr wenige Sek.I-Schulen hier im Bereich bieten Französisch ab Klasse 5 an). In Klasse 5 gibt es dann nur einen sogenannten "Brückenkurs", der lediglich die bereits vorhandenen Französisch-Kenntnisse konservieren (oder positiver formuliert: stabilisieren) soll. Die mögliche Weiterentwicklung ist derart marginal, dass man sie - zugespitzt formuliert- tatsächlich vernachlässigen kann. Da wäre mehr möglich.
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Volle Zustimmung zu @DeadPoet - das sind auch meine Erfahrungen mit SuS in der 5. Klasse im Englischunterricht.
Hinzufügen möchte ich noch folgende Beobachtung: Wir sind regelmäßig mit den abgebenden Grundschulen im Kontakt. Die haben sich mittlerweile auf ein Lehrwerk an allen Grundschulen in der Region geeignigt. Der Umgang mit selbigen ist allerdings durchaus unterschiedlich...
"Spannend" ist die "Wiederholung" von Themen, die eigentlich schon in der Grundschule thematisiert wurden, z.B. die Uhrzeit. Das ist ein Thema wie "Zähneziehen". Klappt ewig nicht. Wenn man aber das Lehrwerk aus der Grundschule mitbringt, sind die 5.-Klässler begeistert. Da werden Erinnerungen an die 3. Klasse wach. Das Lied zu den Uhrzeiten können alle Wort für Wort auswendig und singen fröhlich mit. Wenn man dann auf dieser Grundlage versucht, das ganze nochmals gedanklich zu durchdringen, scheitert man wiederWas also bringt Fremdsprachenlernen in der Grundschule (so, wie es im Moment stattfindet)? Ich habe mal gehört, dass damit zumindest eine etwas natürlichere Aussprache ermöglicht wird. Ob's stimmt?
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Ich bin für keine Fremdsprache in der Grundschule. Dafür lieber eine Stunde Deutsch und Mathe mehr. Das bisschen, was von 3 1/2 Jahren Englischunterricht an der Grundschule hängenbleibt, wird am Gymnasium in einem Monat abgearbeitet.
Dagegen wäre ich dafür die Muttersprachen von zweisprachigen Schüler(inne)n zu stärken, indem in jeder Stadt nachmittags Unterricht in verschiedenen Muttersprachen angeboten wird (gibts ja teilweise, an einer Schule gibts Italienisch, an der anderen Griechisch etc.)und dass zusätzlich jedes Jahr benotete Prüfungen in der Muttersprache angeboten werden, mit denen auf Antrag eine der Fremdsprachennoten ersetzt werden kann, z.B. Rumänisch wird dann auf Antrag statt Englisch benotet.
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Als man Englisch in der Grundschule in Bayern ab der 3. Klasse eingeführt hat, hat man eine Stunde Deutsch gestrichen. Früher waren es 7 Wochenstunden, jetzt sind es nur noch 6.
Der Vorteil ist, wenn die Klassenlehrerin möglichst alle Fächer unterrichtet - so kann man mit den Fächern jonglieren.
Von unserem Gymnasium, mit dem wir im Austausch stehen, haben wir nicht so viele negative Rückmeldungen wie du @DeadPoet sie schilderst.
Ich gebe dir recht, wenn man Englisch in der Grundschule unterrichtet, muss man einen guten Zugang zu der Sprache haben. Wer Englisch nicht studiert hat, macht eine mündliche Prüfung - ich habe sie schon lange gemacht und kann nicht sagen, was heute geprüft wird. Nicht jeder besteht die Prüfung. Anschließend gibt es eine längere Didaktikfortbildung. Die Aussprache wird besonders vermittelt. Was ich auf den Fortbildungen sehr geschätzt habe, ist, dass dort auch oft native speakers mit dabei waren. Es werden auch Fortbildungen im englischsprachigen Ausland angeboten. Die Angebote wären da. Man muss sie nur nutzen.Dass die SuS mit unterschiedlichem Vorwissen ankommen, kann ich gut nachvollziehen. Auch bei meinen Kolleginnen merke ich unterschiedliche Einstellungen zum Fach und unterschiedliche Herangehensweisen.
Im Grundschullehrplan Englisch sind ein Grundwortschatz und bestimmte Sprachmuster verzeichnet. Es wird allerdings nur gefordert, dass die SuS die englischen Wörter und Sätze richtig abschreiben können und verstehen können. In Tests sieht es dann so aus, dass sie ein Wortangebot bekommen und daraus die Wörter, die sie gebrauchen können, entnehmen.
Wenn man nach einem Buch arbeitet - die meisten von uns arbeiten nach Sally - wird schon viel für das Hörverständnis getan. Von daher verstehe ich nicht, dass die SuS in diesem Bereich keinen Lernzuwachs haben.
SPO: In der Grundschule übt man wesentlich häufiger die Wortarten als die Satzglieder. Mit Nomen, Verb, Adjektiv und Artikel arbeitet man ständig, dazu werden noch Pronomen und Bindewörter an Wortarten gelernt.In einer kürzlichen Umfrage meiner Schüler im Zusammenhang mit dem Lernentwicklungsgespräch nach den Lieblingsfächern gefragt, schrieben fast alle Kinder Sport, Englisch und Musik auf neben anderen Fächern, die sich von Kind zu Kind unterschieden. Am Lehrer kann es da nicht liegen, denn ich unterrichte fast alle Fächer in der Klasse und eben auch die oben genannten. D.h. Englisch machen die Kinder gerne. Das ist doch DIE Chance, den Kindern einen Zugang zu einer Fremdsprache ohne Notenstress zu ermöglichen.
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- Grundschullehrkräfte werden teilweise verpflichtet, Englisch in der Grundschule zu unterrichten, haben aber kein Studium in dem Fach, manchmal nicht einmal einen Zugang zu der Sprache. Ergebnis: Aussprache der Kinder ist oft ... kreativ. Manche ihnen beigebrachten Formulierungen sind falsch.
- SuS aus verschiedenen Grundschulen in einer 5. Klasse unterscheiden sich bzgl. dessen, was sie in der Grundschule schon gelernt haben, enorm, so dass wir doch wieder fast bei "0" anfangen müssen.
- die richtige Schreibung der Wörter scheint in der Grundschule keine Rolle zu spielen (evtl. spielt die Schreibung auch gar keine Rolle). Am Gymnasium tut es das aber ... die Kinder empfinden es als frustrierend, Wörter, die sie von der Bedeutung her kennen, noch einmal zu lernen - und zwar die richtige Schreibweise. Manche schaffen es lange Zeit nicht, die Wörter noch einmal in der richtigen Schreibweise zu lernen (wollen es auch nicht).
- der Lernvorteil für uns ist minimal. Die Kinder können einige Wörter, einige Floskeln, ein paar Zahlen ... keine Strukturen, keine Sätze bilden. Evtl. sollen sie das ja auch nicht ... aber das, was sie mitbringen, ist am Gymnasium ganz schnell "aufgezehrt". Ich bemerke auch nicht, dass sie ein größeres Verständnis haben und damit von Anfang an mehr oder weniger einsprachiger Unterricht möglich wäre.
- ich stelle immer wieder fest, dass den Kindern das Grundrüstzeug für Sprache fehlt. Sie können kein Subjekt im Satz bestimmen (und das liegt nicht am Begriff "Subjekt"). Das Wissen, was Subjekt, Verb und Objekt sind (z.T. mit anderen Begriffen) sollten sie mitbringen - tun sie aber nicht. Ich frage mich schon, ob mir als Lehrer am Gymnasium da nicht eine zusätzliche Stunde Deutsch in der Grundschule mehr helfen würde, als das bisschen Englisch(kann ich leider alles nachvollziehen, so ungern ich das auch zugeben möchte. Was das Problem mit der "funktionalen Einsprachigkeit" anbelangt: Ich habe eine Kollegin- Sek.I-, die konsequent im Fremdsprachenunterricht gleich welcher Sprache zu 90% deutsch spricht... Lerngruppen von ihr zu übernehmen bedeutet entsetzten Schülern zu vermitteln, dass die Lehrkraft konsequent die Fremdsprache verwendet und auch nicht alles übersetzt.)
Das Problem mit der Schreibweise habe ich allerdings auch schon erlebt (habe gerade eine Lerngruppe, bei der die halbe Klasse das gewohnt zu sein scheint, dass pi mal Gehör schon reicht in Französisch, weil sie dass so zu Beginn eben gelernt haben). Vor allem GS-Lehrkräfte die noch aus der Frühzeit des Fremdsprachunterrichts an den GS dafür im Rahmen einer ad hoc-Schulung nachqualifiziert wurden sind sich denke ich oft nicht dessen bewusst, dass "Schreiben nach Gehör" spätestens in der Sek.I zu sehr frustrierenden Lernerfahrungen für die SuS führt. Bei GS-Lehrern die Französisch studiert haben ist mir das Problem dagegen noch nicht aufgefallen. Diese "neue Generation" ist erst seit kurzem überhaupt an den GS in BaWü zu finden und noch eine Minderheit unter den Lehrern dort, die E/F unterrichten. Statt das ganze direkt wieder zu reduzieren, hätte man vielleicht eher den endlich vorhandenen Fachlehrern in den GS die Zeit lassen sollen ihre Arbeit wie vorgesehen zu machen. Andererseits zeigt das Beispiel der Kollegin an meiner Schule, dass das auch nicht helfen muss... *seufz*
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Also ich hab die Nachqualifikation "Englisch an Grundschulen" hier in Bayern durchgemacht, sprich ein (Psuedo-) Examen darin. Folgendes passierte dabei:
Zuerst mal war´s freiwillig und ist inzwischen iweder abgeschafft.
Dann trafen sich also alle Willigen, um zu erfahren, was da verlangt wird. Es gab viel blabla, dann fragte eine Dame: Wie ist das denn, wenn man einen deutschen/regionalen Akzent in der englischen Sprache hört? Daraufhin die Regierungsdame: Ähhh.. ach, das macht nix, im Englischen gibt es ja auch Dialekte. Subba, ne?
Dann war die "Prüfung" - ich musste mit einer andren Person eine Diskussion vorbereiten, wir unterhielten uns vor der Kommission ca. 15 Minuten lang darüber (evtl mussten wir noch alleine einen Lebenslauf auf Englisch verfassen, bin mir nicht mehr sicher), dann war Schluss und ich hatte 12 von 15 Punkten.
Danach "sollte" man ein Seminar besuchen, bei dem man ein Geheft mit Spielen, Liedern und einfachen Bilderlesenbüchern erklärt bekam.
Nix Grammatik, Aussprache, Landeskunde....
und alles freiwillig und eh wieder abgeschafft.
Meine Freundin unterricht am Gym Englisch, auch in der5., und sie sagt, die Kinder kommen mit derart unterschiedlichem Vorwissen, dass man eh bei 0 anfangen muss (und einige bringen Fehler und fehlerhafte Aussprache mit, das muss sie dann ausbügeln).
Ganz großes Kino.
Also sehr gerne den Englischunterricht in der GS abschaffen. Andre Sprachen in der GS auch. Nur Deutsch bitte nicht. -
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Bei uns für die Grundschulen ist der Sprachkompetenztest, wie er heißt, freiwillig, aber anschließend soll man eine Didaktikfortbildung besuchen. Vielleicht gibt es regionale Unterschiede?
Ich habe auch andere Angebote genutzt, z.B. Auslandsaufenthalte (mit Freuden! War wie Urlaub!) - da trafen sich die Hartgesottenen, aber da kann man nicht von mir auf andere schließen.Ich bin so oder so der Meinung, dass man eine Sprache erst dann authentisch vermitteln und dafür begeistern kann, wenn man in dem Land war und das Land sozusagen "erlebt" hat.
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Ja, genau, der Sprachkompetenztest!
Naja, "sollen" ist halt etwas dürftig, finde ich. Ich kann mich nicht mehr erinnern, sicher "sollte" ich auch diese Fobi besuchen, aber diese erste hat mich so abgeschreckt.
Also, was ich sagen will: Ein freiwilliger Test und eine freiwillige fobi reicht nicht aus für die Vermittlung einer Fremdsprache. Da sind wir uns sicher einig!
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