Lehrer ohne Grenzen

  • Ne, das waren englischsprachige Quellen, weil ich ja auf der Suche nach Material für den Unterricht war. Die Quellen oben habe ich mir jetzt nicht angesehen. Aber die Probleme, die hier im Thread genannt wurden, wurden da auch genannt. Und da ist das Problem der wechselnden Bezugspersonen für Kinder wirklich das geringste.
    Oftmals nehmen Volunteers den Einheimischen die Arbeitsplätze oder einheimischen Betrieben die Aufträge weg, weil sie billiger oder sogar lukrativer sind, wenn sie auch noch für das Volunteering bezahlen. Der Staat fühlt sich weniger in der Verantwortung, weil ja Volunteers aus dem Westen zum Teil sogar dafür zahlen, entsprechende Arbeiten verrichten zu können.
    Am krassesten fand ich aber, dass es wohl wirklich einen "Markt" für Kinder gibt. Waisenhäuser und Schulen werden in manchen Ländern so überrannt mit Volunteers, dass sie Kinder tagsüber von ihren armen Familien "mieten", damit die Volunteers jemanden "zum Spielen" haben. Die Familie bekommt also Geld, damit das Kind tagsüber ins Waisenhaus geht und so tut, als hätte es keine Eltern, damit Volunteers beschäftigt werden können.
    Deshalb ist die Aussage "Niemand tut irgendwas, dann wird alles von selbst gut?" an dieser Stelle eben nicht pauschal passend. Im Gegenteil, zum Teil muss es sogar heißen "Viele tun etwas, dann wird es von selbst schlimmer!".
    Aber die Schwierigkeit ist eben auch, dass es sicherlich Länder, Organisationen, Einrichtungen gibt, die von Volunteers profitieren und wo man als Volunteer sinnvolle Arbeit leisten kann. Die Frage ist halt, wie findet man die heraus?


    Was ich im Englischunterricht dann gerne auch kontrovers diskutieren lasse, ist die Frage, warum es denn das Ausland sein muss? Aus eigener Abenteuerlust? Oder doch aus eigener Profilierungslust? Und wäre das so verwerflich? Könnte/Müsste/Sollte man nicht erstmal zuhause als Volunteer bei der Bahnhofsmission etc. aushelfen?
    Dazu nutze ich gerne diesen Artikel aus der amerikanischen Version des Postillion, zuerst ohne zu verraten, dass es Satire ist:
    https://www.theonion.com/6-day…letely-changes-1819576037

  • Dann findet ihr "Ärzte ohne Grenzen" auch nicht richtig? Niemand tut irgendwas, dann wird alles von selbst gut?

    Ärzte ohne Grenzen behandeln in Krisengebieten Notfälle. Pädagogen können keine Notfälle behandeln, ich sehe wirklich nicht, worin Hilfe bestehen könnte, wenn man 4 Wochen Englisch unterrichtet. Klar, du hast mal reingeschnuppert in ein fremdes Land aber das geht vielleicht auch, ohne dort Unruhe reinzubringen? In der Zeit bist du gerade mal eingearbeitet worden und lernst die Kinder ein bisschen kennen, die du dann wieder verlassen musst.


    Sind nur verschiedene Überlegungen. Ich denke, es spricht nichts dagegen, sich dauerhaft sinnvoll einzubringen. Die Organisationen muss man sich halt genau ansehen.


    Apropos: es gibt auch in Deutschland Patenschaften- für benachteiligte Kinder z.B. zur sinnvollen Freizeitgestaltung und Nachhilfe für Asylbewerber. Ist halt vom Wetter her nicht so toll :D

  • Perfekt, der Artikel fehlt mir noch für meinen Unterricht. Passt gut zu „ich mache Work and Travel um die Welt kennenzulernen und dann lebe ich mit anderen deutschen auf einer Farm, spreche deutsch und ernte Kiwis oder auch mal in einem Hostel und finde keinen Job, weil das mittlerweile jeder macht.“


    Und es werden nicht nur Kinder gemietet, sondern teilweise auch mit falschen Versprechungen aus den Familien genommen. Und dann sollen die Volunteers doch am besten alles was sie machen wollen auch finanzieren.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ärzte ohne Grenzen behandeln in Krisengebieten Notfälle. Pädagogen können keine Notfälle behandeln, ich sehe wirklich nicht, worin Hilfe bestehen könnte, wenn man 4 Wochen Englisch unterrichtet. Klar, du hast mal reingeschnuppert in ein fremdes Land aber das geht vielleicht auch, ohne dort Unruhe reinzubringen? In der Zeit bist du gerade mal eingearbeitet worden und lernst die Kinder ein bisschen kennen, die du dann wieder verlassen musst.
    Sind nur verschiedene Überlegungen. Ich denke, es spricht nichts dagegen, sich dauerhaft sinnvoll einzubringen. Die Organisationen muss man sich halt genau ansehen.


    Apropos: es gibt auch in Deutschland Patenschaften- für benachteiligte Kinder z.B. zur sinnvollen Freizeitgestaltung und Nachhilfe für Asylbewerber. Ist halt vom Wetter her nicht so toll :D

    Aber ich habe doch jetzt schon mehrfach geschrieben, dass ich mir dass ein paar Wochen anschauen möchte, um mich dann nach der Pensionierung dort länger aufzuhalten. In 10 Jahren. Deshalb möchte ich mir die Organisationen dort vor Ort anschauen.


    Außerdem denke ich, dass meine Motivation eine andere ist, als die von 18jährigen Abiturienten.

  • Mein Plan sieht so aus: Anstatt bis 67 in Deutschland zu arbeiten, lasse ich mich mit 64 pensionieren (bzw. Sabbat) und verbringe die letzten 2 oder 3 Jahre als Lehrerin in einem "Entwicklungsland." Ihr könnt das ja doof finden und müsst es auch nicht machen. Ich wollte mich aber vorher gründlich (auch vor Ort) informieren und habe hier auf Tipps und Infos gehofft.


    Dass ich das alles mit kritischen Augen betrachten muss, weiß ich selber. Danke aber für die hilfreichen Infos.

  • doofen

    ...Außerdem denke ich, dass meine Motivation eine andere ist, als die von 18jährigen Abiturienten.

    Ja natürlich, ich hatte nur neulich darüber gelesen und mir war das neu, was WillG schreibt jetzt auch wieder. Man möchte ja Nachhaltiges schaffen und keinen Mist unterstützen...

  • Ich wollte mich aber vorher gründlich (auch vor Ort) informieren und habe hier auf Tipps und Infos gehofft.

    Es gibt den Bundesfreiwilligendienst, der Jugendliche auch ins Ausland schickt, um dort die Arbeit zu machen, die sonst von Volunteers gemacht wird. Leider ist das Stichwort hier "Jugendliche", denn als offizielle, staatliche Insitution wäre das sicher eine gute (erste) Anlaufstelle. Ich hab da selbst mal vor ein paar Jahren hingeschrieben, als ich über ein Sabbatjahr nachgedacht habe, und um einen verlässlichen, seriösen - idealerweise nicht komerziellen - Ansprechpartner für Erwachsene gebeten habe. Diese Adresse wurde mir von offizieller Stelle genannt:
    http://www.freiwilligenarbeit.…edensdienste-ausland.html
    Nachdem bei mir daraus nichts geworden ist, kann ich nicht beurteilen, welche Erfahrungen man mit denen macht.


    Ich weiß auch nicht, welche Reiseerfahrungen du mit Entwicklungsländern schon hast. Ich denke, das vorher mal ein paar Wochen angesehen zu haben, ist sicherlich eine gute Idee. Ich kann mir für mich nicht vorstellen, mit über 60 noch mehrere Jahre in einem Entwicklungsland, evtl. noch mit tropischem Klima zu leben.


    Im Übrigend fände ich es auch nicht völlig daneben, wenn du das durchziehst, obwohl es hoch problematisch ist. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt und dass man es ggfs. mehr für sich selbst tut als für die Kinder, mit denen man arbeitet.

  • Um das Thema aufzuwärmen. Ich kenne einen Lehrer, der nach Südafrika gegangen ist und dort auch von Deutschland aus bezahlt wird.
    Fragt mich aber nicht, wie er das gemacht hat.
    Ich dachte immer, wenn man einmal im Ausland ist, dann hat man keine Chance auf eine deutsche Bezahlung.

  • Na ja, wenn du von einer deutschen Organisation entsendet wirst, kann es natürlich sein, dass du auch von Deutschland aus bezahlt wirst.
    Für Lehrer ist hier das klassische, viel zitierte Beispiel der Auslandsschuldienst. Du gehst als ADLK an eine deutsche Schule, bekommst aber weiterhin deine Bezüge von deinem Bundesland (das sich diese vom BVA zurückerstatten lässt). Dazu bekommst du noch eine Auslandsdienstzulage vom BVA, also auch aus Deutschland.

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