Wie bekomme ich Ruhe und Struktur in eine unruhige zusammengewürfelte Lerngruppe?

  • Hallo Zusammen,
    momentan habe ich eine besonders schwierige 5.Stunde in einem zweiten Jahrgang: die "Nicht-Reli-Kinder".


    Dort muss ich Zweitklässler aus drei verschiedenen Klassen unterrichten, die alle ihren Klassenverband und Klassenraum verlassen. Ich bin auch nicht Klassenlehrer in dem Jahrgang. Hinzu kommt, dass es mehrere schwierige Jungs gibt, die auch leider respektlos werden können. Eine sehr undankbare Stunde!


    Vorteil: Wir arbeiten an Lernzeitaufgaben und Wahrnehmungsübungen, also durchaus attraktive Aufgabenstellungen für die Kinder. Ebenso lesen die Kinder am Ende der Stunde in den letzten 10 Minuten.


    Es gibt auch leider immer einige Nachzügler, d.h. es dauert immer, bis alle da sind.


    Ich würde mich über eine Idee von euch freuen, wie ich die Kinder zu Beginn besser auffange, wenn sie den Raum betreten!


    Vielleicht ein Kreisspiel oder eine Sprachspiel, welches einen ruhigen Einstieg ermöglicht?


    Die feste Sitzordnung muss auch kommen. Der Austausch mit den Klassenlehrern ist vorhanden, dennoch muss ich letztendlich in dieser Stunde für Ruhe sorgen.


    Bitte bedenkt, dass in dieser Gruppe verhaltensauffällige Schüler sitzen, die sich auch gerne gegenseitig hochpegeln. Körperliche Spiele sind eher ungeeignet, da die Kinder schnell übertreiben und aggresiv werden können.


    Ich freue mich über eure Ideen, die Ruhe und Struktur in diese Gruppe bringen! Vielen Dank im Voraus.

  • Ich würde Namensschildchen hinstellen, dass jeder einen festen Platz bekommt und den sofort erkennt. Keine Spiele zu Beginn. Lieber eine Schreibübung, Suchsel o.ä. möglichst immer gleich, jeder der reinkommt, geht auf seinen Platz, fängt an zu arbeiten. Wenn Stille herrscht und alle da sind mit etwas Gemeinsamem anfangen, vielleicht jetzt ein Lied o.ä. Auch das zum Ritual machen. Erstmal keine Kooperation verlangen, nichts, wo jemand verlieren oder sich produzieren könnte. Kreis erst, wenn's läuft. Wenn du nämlich 5 Kinder vom Sitzkreis ausschließen musst, haben die hinten zusammen Spaß.


    Was für ein Fach soll das eigentlich sein?

  • ethik. in bayern muss jedes kind in den konfessionellen religionsunterricht. abmeldung hiervon führt zu ethik als pflichtfach, gottseidank mehr und mehr nicht mehr nur als ersatzfach am freitagnachmittag, sondern als philosophie-unterricht betrachtet. leider gibt es nach wie vor sehr wenige fachlich qualifizierte lehrkräfte, an volksschulen (gs und ms) fast gar keine. das war lange politisch gewollt. soll sich aber nach und nach ändern, zumindest für gymnasium, angeblich auch für rs. im städtischen raum sind die ethikgruppen aktuell teils größer als die konfessionellen religruppen, in allen schularten.

  • Was für ein Fach soll das eigentlich sein?

    Na, "nicht-Reli" halt... soll Gegenden geben, wo konfessionslose Kinder noch ganz was exotisches sind.


    edit: Keckks war schneller. Neben Bayern käme aber noch NRW mit seinen komischen konfessionellen Grundschulen in Betracht.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Habe auch so eine Gruppe aus drei Klassen (Unterstufe). Mein Weg um diese spezielle Gruppe zu mehr Ruhe, Konzentration und letztlich auch funktionierender Kooperation zu bringen (arbeite tatsächlich nur mit denen so):


    - Feste Sitzordnung (Klassenverbände aubrechen und trennen + abwechselnd Junge-Mädchen mit dem Hinweis, dass wir da erst wieder ändern, wenn es so wirklich gut funktioniert im Regelfall), in der 1.Stunde mit Änderung der Sitzordnung gibt es Namensschilder, damit ohne große Diskussion klar ist, wo ich sie bitte haben möchte
    - festes Ritual zu Unterrichtsbeginn und - ende
    - 5 min Sonderpause bei einer Doppelstunde, die die die SuS sich durch konzentrierte Mitarbeit am jeweiligen Tag "verdienen" können (seitdem sind die Doppelstunden viel entspannter, denn sie ermahnen sich gegenseitig), bei größerer Unruhe etc.wird die Pause um jeweils eine Min gekürzt, im worst case 5min ans Unterrichtsende drangehängt (war exakt einmal nötig, bei Einführung der neuen Regeln)
    - kooperative Elemente werden wenn ich sie neu einbringe immer erst 2-3x geübt mit jeweils klaren Hinweisen, was ich an Verhalten erwarte und einer gemeinsamen Reflektion, was gut geklappt, woran wir noch arbeiten wollen, wie wir beim nächsten Mal gemeinsam besser arbeiten können
    - Regeln werden zu Stundenbeginn an der Tafel visualisiert (wieviele Pausenminuten sind noch übrig, etc. habe da feste Karten, die cih einfach aufhänge als Erinnerung für alle)
    - Punktesystem für einzelne Förderschüler (Förderschwerpunkt "Verhalten"): die bekommen am Platz 3 Punkte angeheftet (ist mit KL/Elternhaus abgesprochen + wird in allen Unterrichtsstunden so gehandhabt), bei größerem+ wiederholten Fehlverhalten wird wortlos ein Punkt abgenommen, sind alle Punkte weg erhält der jeweilige SuS einen Tisch entweder hinten in den Klassenraum mit Schreibaufgabe vor die offen stehende Tür (war auch erst einmal erforderlich bei den SuS mit dieser Sonderregel, da meist die Abnahme von 1-2 Punkten ausreichend ist als Hinweis, dass der Spaß jetzt vorbei ist)
    - am Ende jeder Stunde gebe ich 2-3 SuS direkt ein kurzes Feedback zu ihrem Arbeits- und Sozialverhalten in der Stunde à la "ich habe gesehen, dass du heute der x aus der Parallelklasse geholfen hast, das war sehr nett von dir" etc., da versuche ich die kleinen Schritte zu würdigen, die die Kinder, denen das ganz besonders schwer fällt, in die richtige/gewünschte Richtung machen und sie in ihrem Verhalten zu bestärken; zusätzlich lobe ich im Unterricht generell deutlich mehr, als dass ich sanktioniere/rüge/...; je verhaltensauffälliger eine Lerngruppe ist, desto besser sind meine Erfahrungen mit diesem Weg



    Kollegen in der Inklusionsklasse arbeiten zusätzlich noch mit "Belohnungssystem": Wer besonders konzentriert arbeitet, hilfsbereit ist, etc. erhält einen Smiley, bei einer bestimmten Zahl darf man in Freiarbeitsphasen auch außerhalb des Klassenzimmers an einem festen Platz arbeiten. Da nur eine feste Anzahl an SuS gleichzeitig außerhalbt des Klassenraums arbeiten dürfen, ist das ganz besonders begehrt und unterstützt ebenfalls das Arbeits- und Sozialverhalten der Gesamtgruppe.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Na, "nicht-Reli" halt... soll Gegenden geben, wo konfessionslose Kinder noch ganz was exotisches sind.
    edit: Keckks war schneller. Neben Bayern käme aber noch NRW mit seinen komischen konfessionellen Grundschulen in Betracht.

    Naja, von Ethik schrieb die TE nichts. Und Ethik dürfen bei uns z.B. nur Ethiklehrer unterrichten, niemand fachfremd. Daher die Frage, ob es Ethik/Philosophie oder eher ne Beschäftigungsrunde ist...

  • Naja, von Ethik schrieb die TE nichts. Und Ethik dürfen bei uns z.B. nur Ethiklehrer unterrichten, niemand fachfremd. Daher die Frage, ob es Ethik/Philosophie oder eher ne Beschäftigungsrunde ist...

    Aber Ethik liegt doch praktisch zwangsläufig auf der gleichen Schiene wie Reli. Von daher kam es mir seltsam vor, statt Reli "Beschäftigungsrunde" anzubieten. Wobei es natürlich durchaus auch sein könnte, dass Ethik mangels geeigneter Lehrkräfte komplett entfällt.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Aber Ethik liegt doch praktisch zwangsläufig auf der gleichen Schiene wie Reli. Von daher kam es mir seltsam vor, statt Reli "Beschäftigungsrunde" anzubieten. Wobei es natürlich durchaus auch sein könnte, dass Ethik mangels geeigneter Lehrkräfte komplett entfällt.

    Bei uns an der Schule gibt es bislang keinerlei Ethikunterricht (kaum SuS, null Lehrer). Der Reli-Unterricht findet deshalb vorrangig in Randstunden statt, so dass die meisten SuS mit Erlaubnis der Eltern dann früher heimgehen (oder später am Morgen beginnen). Lediglich Ganztagesschüler müssen ggf.noch beaufsichtigt werden und nehmen meist an AGs teil (die man auch als "Beschäftigungsrunde" bezeichnen könnte für winzige Zielgruppen die man an einer Hand abzählen kann).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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