Gymnasium oder Gesamtschule

  • "Oberstufenfähig deklariert" bedeutet, dass diese Schüler eine FOR-Q haben. Wie kommst du auf die Idee, dass sie diese nicht zu Recht bekommen haben?
    Andersherum könnte ich auch mal sagen: Am Gymnasium hat man das Abitur doch schon in der Tasche, wenn man die Erprobungsstufe besteht.

    wie man so schön sagt: aus Gründen

  • Was jetzt an Unterrichtsmethoden "Realschule" oder eben "Gymnasium" sein soll, weiß ich auch nicht. In der Gesamtschule meiner Tochter findet kaum Frontalunterricht statt. Es wird sehr viel selbst erarbeitet und in Referaten etc. präsentiert. Ihre Freundin vom Gymnasium berichtet fast nur von Frontalunterricht. Ist das dann gymnasial?

    Ja, tendenziell schon. Die große Bandbreite an Schülerbegabungen an der Gesamtschule legt offene Unterrichtsformen nahe. Den nötigen Zug am Gymnasium erreicht man mit mehr direkter Instruktion und selbstständiger Arbeit daheim. Allerdings ist deine Tochter erst in der 6. Klasse. Da sind die Unterschiede noch nicht so groß.

  • ich persönlich finde, dass man auch am gym offen arbeiten kann, sogar besonders gut, weil du eher fähige sus hast. machen hier manche schulen als programmschwerpunkt. primär frontalunterricht sieht man eigentlich nur noch selten, wird auch im ref nicht gelehrt und gewünscht. höchstens bei den humanistische gymnasien, aber die machen eh ihren eigenen stiefel und sind nicht eben zahlreich. lernzirkel, stationarbeit, wochenpläne sind zumindest in oberbayern weit verbreitet. das ist ja im übrigen auch kein gegensatz zum frontalen arbeiten, sondern ergänzt sich hervorragend.


    eine sehr heterogene schülerschaft setzt dem naturgemäß grenzen, wenn fachliche kommunikation auf augenhöhe schwierig wird, weil einfach der stoff zu unterschiedlich tief durchdrungen wird... für mich eins der kernargumente gegen gesamtschulen.

  • ...jo, karl-heinz, originell. dafür ein mangelhaft, sorry, das hatten wir schon mal. ich glaube, da war dein nick noch malboro-man, aber wahrscheinlich war dir die dazgehörige wildwest-harterkerl-semantik irgendwann zu peinlich, rauchen ist ja schon länger out (für die jüngeren: es gab da mal so kinowerbungen für malboro-kippen, also kippenwerbung im kino noch erlaubt war, weites land im amerikanischen westen, freilaufende mustangherde, harter kerl in cowboyklamotte macht pause und raucht gemütlich eine, während er seine härte und die weite und die wildheit und was weiß ich feiert). jetzt halt der cool-reaktionäre "karl-heinz". okay, geht auch. ich kann mich erinnern, dass du damals vor allem als fan der lockerung der waffengesetze hier in erscheinung getreten bist. geht meiner meinung nach nicht.


    alles konsequent im netz kleinschreiben - geht für mich prima, vor allem auch schneller, für viele andere um mich auch. wenn es für dich nicht geht: es gibt eine ignorier-funktion hier im forum. ich empfehle sie dir nachdrücklich.

  • ich kann mich erinnern, dass du damals vor allem als fan der lockerung der waffengesetze hier in erscheinung getreten bist.

    Diese Meinung vertrete ich immer noch, weil die derzeitige Gesetzgebung einfach nur Gängelung ist.



    alles konsequent im netz kleinschreiben - geht für mich prima, vor allem auch schneller,


    Was würdest du einem Schüler entgegnen, der dir Folgendes sagt: "Ich schreibe ab jetzt nur noch alles klein, geht für mich prima, und vor allem schneller"?

  • "Oberstufenfähig deklariert" bedeutet, dass diese Schüler eine FOR-Q haben. Wie kommst du auf die Idee, dass sie diese nicht zu Recht bekommen haben?

    Du oder Lisam sollten mal ins Berufskolleg kommen, wo diese ganzen Schüler mit FOR+Q dann aufschlagen. Bei uns versuchen die dann ihr Abitur zu machen. Total aussichtsloses Unterfangen bei vielen. Wir fragen uns immer, wo sie den FOR+Q bekommen haben, etwa bei Neckermann auf der Rolltreppe? Da hast dann mitunter 1/4 Analphabeten in der Klasse sitzen aber alle haben sie den FOR+Q.


    Von einem Schüler habe ich mal eine Englisch-Klausur aus der 10. Klasse gesehen. Was da alles als richtig durchgegangen ist, läßt mir die Haare zu Berge stehen. Ich sag nur: "In summer the girl carries a rock." Das sollte soviel heißen, wie: "In summer the girl wears a skirt." Aber der Pauker hat das damals als richtig akzeptiert und unser Englisch-Pauker faselte nur was davon, daß das Ziel des Englisch-Unterrichts heute wäre, daß sich die Schüler verständigen können.


    Auf meinen Einwand, daß "verständigen" für mich bedeutet, daß sie ein Telefongespräch mit einem Engländer führen können, kam nur blankes Entsetzen. Meine Meßlatte wäre viel zu hoch.


    Und diese Schüler wollen bei uns vollzeitschulisch dann irgendwelche Abschlüsse im Informatik-Bereich bekommen und schaffen es nicht einmal die für den Unterricht notwendigen Handbücher zu lesen, die ausschließlich in Englisch verfügbar sind. :sterne:

  • She carries a rock? Ist doch verständlich, heißt halt was anderes... but she is a very brave girl, indeed.
    Bei uns am BK hab ich mal nachgefragt warum wir uns das Gebäude mit einer Gesamtschule teilen und bekam als Antwort, dass wir mal als Oberstufe für die Gesamtschule gedacht waren, allerdings hat von deren Schülern keiner bei uns sein Abi geschafft und deswegen hätten sie jetzt eine eigene.
    Man muss aber auch sagen, dass das keine Gesamtschule ist, die bei Eltern mit Gymnasialempfehlung beliebt ist, ich hätte mal einen Schüler von dort in der 11 und der hat trotz Quali nach der 11 AHR in die die 11 FHR gewechselt und selbst dann nur so gerade den Abschluss geschafft.


    Anekdote am Rand: die Exfreundin meines Mannes hatte eine Empfehlung fürs Gymnasium, die Eltern fanden aber das Gymnasium hätte einen schlechten Ruf und im Ort gab es als Alternative nur die Hauptschule, würde die Tochter halt dort angemeldet, da waren ihre Eltern und Geschwister ja auch. (Im Nachbarort wären alle Schultypen möglich gewesen.)

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ja, ich bin noch da und völlig verwirrt:-) Es ist wirklich schwierig.... Was ich nicht dazu geschrieben habe, was aber für mich eine große Rolle spielt, ist ihre Besonderheit. Sie hat ADHS und in den Tests, die sie beim Psychiater gemacht hat, kam ein relativ hoher IQ zum Vorschein (keine Hochbegabung). Sie nimmt nun Ritalin und seitdem ist ist sie an der GS mit in der Klassenspitze. DIe Lehrerin sagt ganz klar: Gymnasium.
    Was aber, wenn sie das Medikament irgendwann nicht mehr verträgt? Dann geht es ihr auf dem Gym schlecht (Konzentration, Aufmerksamkeit, sie träumt dann schnell). Daher tendieren wir zur Gesamtschule.

  • Ja, ich bin noch da und völlig verwirrt:-) Es ist wirklich schwierig.... Was ich nicht dazu geschrieben habe, was aber für mich eine große Rolle spielt, ist ihre Besonderheit. Sie hat ADHS und in den Tests, die sie beim Psychiater gemacht hat, kam ein relativ hoher IQ zum Vorschein (keine Hochbegabung). Sie nimmt nun Ritalin und seitdem ist ist sie an der GS mit in der Klassenspitze. DIe Lehrerin sagt ganz klar: Gymnasium.
    Was aber, wenn sie das Medikament irgendwann nicht mehr verträgt? Dann geht es ihr auf dem Gym schlecht (Konzentration, Aufmerksamkeit, sie träumt dann schnell). Daher tendieren wir zur Gesamtschule.

    ich denke nicht, eine Gesamtschule könne mit diesem Problem "besser" umgehen als ein Gymnasium...
    von daher weder ein pro noch ein con.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Seit Hattie (eigentlich schon immer) wissen wir ja, dass alle Schulfaktoren zusammen nicht so viel ausmachen wie das Elternhaus. Bei einem Lehrerkind, das zuhause anregende Gespräche und Bücher vorfindet, würde ich es mir erlauben, das Klima der Schule am allerwichtigsten zu finden. Lauf doch mal an einem normalen Tag mit offenen Augen und Ohren durch die Schulhäuser, schau was in der Pause und zum Schulschluss so passiert, mach einen Termin mit der Orientierungsstufenleitung und schildere dein Dilemma und lass das auf dich wirken. Manchmal hilft der Bauch mehr als der Kopf.

  • Was aber, wenn sie das Medikament irgendwann nicht mehr verträgt? [...] Daher tendieren wir zur Gesamtschule.

    Die Entscheidung würde ich dann treffen, wenn es soweit ist. Sollte es überhaupt soweit kommen. Solche Entscheidungen auf Vorrat zu treffen bringt nichts, weil es am Ende doch ganz anders kommt.


    Mir kommt es gerade so vor als hättest Du Angst vor der eigenen Courage dein Kind aufs Gym zu schicken.

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie das Medikament nicht mehr verträgt. Man kann an der Dosierung sowie an dem Präparat noch "spielen".


    Ansonsten hat plattyplus es bereits gesagt: Die Entscheidung über einen Schulwechsel weg vom Gymnasium steht doch erst dann an, falls sich die Dinge so entwickeln wie von Dir befürchtet. Gib Dein Kind ans Gymnasium und warte ab, was passiert. Ich habe in meiner Schulkarriere mehrere Kinder erlebt, die ohne Medikamente faktisch nicht beschulbar waren, mit Medikamenten hingegen schon. Und trotz (oder wegen) der Schulform Gymnasium, an der ich arbeite, haben wir im Kollegium Wege gefunden, mit ADHS-Kindern umzugehen.


    Würdest Du auch nicht mehr Autofahren, weil theoretisch ein Unfall passieren könnte?

  • Anekdote am Rand: die Exfreundin meines Mannes hatte eine Empfehlung fürs Gymnasium, die Eltern fanden aber das Gymnasium hätte einen schlechten Ruf und im Ort gab es als Alternative nur die Hauptschule, würde die Tochter halt dort angemeldet, da waren ihre Eltern und Geschwister ja auch. (Im Nachbarort wären alle Schultypen möglich gewesen.)

    Noch ein paar Anekdoten:
    In Niedersachsen ist ja die Schullaufbahnempfehlung vor wenigen Jahren abgeschafft worden. Seitdem habe ich z.B.

    • aus dem Bekanntenkreis gehört, dass ein Vater seine Tochter (1er-Schülerin an der Grundschule) nicht auf's Gymnasium schickte - er war ja auch auf der Realschule und aus ihn ist was geworden (beide Schulformen sind im Ort)
    • in der Lokalzeitung das Zitat eines Vaters gelesen, dass er seine wohl durchaus gymnasial geeignete Tochter nicht auf's Gymnasium schickt, weil er ihr das nicht zumuten möchte (so mit Blick auf individuelle Betreuung etc. - man muss dazu wissen, dass sich bei seiner Schulwahl Gymnasium und Realschule ein Gebäude teilen: die Klasse im Gymnasium hat ~10 SuS, die Realschulklasse (bzw. Oberschulklasse) hat ~25 SuS [ist ein kleiner Ort...])
    • festgestellt, dass in unseren neuen 5. Klassen ein mehr oder weniger deutlicher Jungenüberhang besteht (teilweise sind im Jahrgang pro Klasse 8 Jungen mehr als Mädchen).

    Ich befürchte, dass die fehlenden Schullaufbahnempfehlungen dazu führen, dass Eltern ihren Kindern (insbesondere Töchtern) weniger zutrauen und sie aus einer (falschen) Angst vor dem Gymnasium heraus nicht dort anmelden, obwohl die Kinder nur Einsen und Zweien auf dem Zeugnis der Grundschule haben.

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