Gymnasium oder Gesamtschule

  • @Anja82: Was man bei Studien immer bedenken sollte ist doch, dass sie immer Aussagen über Mittelwerte treffen. In Gelsenkirchen gibt es eine Gesamtschule über die ich im Leben kein schlechtes Wort verlieren würde, weil dort ganz hervorragende Arbeit geleistet wird (dort kann auch die Drittelaufteilung der Schüler gewährleistet werden, weil sie aufgrund ihrer bekannten Qualität so überlaufen sind). Es gibt natürlich Gesamtschulen an denen bessere Arbeit als an manchen Gymnasien geleistet wird und wenn du für deine Tochter eine solche gefunden hast, dann ist doch alles ok. Die Aussagen von oben gelten immer nur für die Masse, nicht für den Einzelfall.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • @Anja82
    Kann mich @Valerianus da nur anschließen (die angedeutete Gesamtschule ist ein gutes Beispiel - nur eben leider eine "löbliche Ausnahme").
    Pauschalurteile kannst du nicht sinnvoll fällen.
    Was aber "fakt" ist - die Mehrheit der Gesamtschulen, insbesondere in Ballungsgebieten, erfüllennicht das, was sie von der idee her erfüllen sollten, sondern fungieren als Auffanngbecken, vor allem da, wo HS (und teilweise RS) einfach "weggekürzt" wurden. Dort erwerben die SuS zwar das "Recht" zu studieren, aber eben nicht die "Fähigkeit".
    Die Gesamtschulen, die sinnvoll funktionieren (wie die o.g. in Gelsenkirchen z.B.), sind leider in der Minderheit, und tendentiell eher im außerstädtischen Bereich zu finden (wo vielleicht einzige weiterführende Schule).


    Ist nicht schön, aber leider wahr, und ein Etikettenschwindel mit rein finanzieller Motivation.
    Weiß jemand eigentlich von führenden Politikern, deren Kinder auf was anderes als Gymnasien gehen?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @Krabappel: Ich erinner mich nicht mehr genau was ich damals gesagt habe, ...

    es ging damals um Brennpunkt...


    Und ja, natürlich heißt Statistik nicht, dass jedes Kind an einer Gesamtschule ein schlechtes Abi machen muss. Aber wenn der Durchschnitt weniger lernbereit ist, der Unterricht tendenziell lauter, die Umgangsformen schlechter, die Schulunlust größer etc., dann kann sich das aufs einzelne, leistungsbereite, intelligente Kind möglicherweise auswirken.


    Deswegen: ist die Schule gut und das Sozialverhalten Durchschnitt, dann kann es dem Kind gut gehen und es sich entfalten, das Abi/der Weg dorthin potenziell gut werden. Ist die Schule schlecht, die Klientel schwierig, wird es für das einzelne Kind tendenziell schwieriger, sein Leistungsniveau zu halten. (Niedrigere Anspruchshaltung der Lehrer, soziale Akzeptanz von Fehlverhalten in der Peergroup etc.)

  • Die Schule meiner Tochter hat zumindest mehr Bewerbungen als Plätze. In ihrem Jahrgang waren rund 37% im Gym-Topf. 53% Realschule und 8% Hauptschule.


    Angepeilt sind 50% Gymnasiasten, aber das schaffen sie nicht. Im letzten Durchgang waren es leider sogar nur 27%.

  • Im letzten Durchgang waren es leider sogar nur 27%.

    Wieso "leider"? Eigentlich wäre das doch die wirklich realistische und damit auch wünschenswerte Verteilung.

    • Offizieller Beitrag

    Gilt in SH (da geht deine Tochter doch zur Schule) die "Drittelparität" nicht (mehr). Mich wundern die Zahlen daher auch ein wenig. Aber für die betreffende Gesamtschule sind die Zahlen natürlich schön.


    kl. gr. frosch

  • ich weiß ja nicht, aber meiner erfahrung nach gibt es an jeder schulform kuk, die sehr distanziert agieren und solche, die eher über beziehung arbeiten. mei, am gym kommt man mit distanz pur vielleicht ein bisschen länger durch als an anderen schulformen, aber wirklich gut klappt das nicht lange. man hat dann viel mehr völlig unnötige und belastende konflikte mit sus, mit eltern, mit schulleitungen (weil die eltern druck machen, wenn ihre kinder sich ungeliebt fühlen) blablabla... wie immer, es gibt solche und solche. kindern tut es meiner erfahrung nach auch gut, solche und solche kennenzulernen, von wegen echtes leben in der schule.

  • Ne meine Tochter ist in Niedersachsen.


    Die IGS wirbt immer damit, dass sie folgende Verteilung anstreben.


    50 Prozent Gymnasiasten, 40 Prozent Realschüler und 10 Prozent Hauptschüler.


    Was ungefähr der Verteilung im Landkreis entspricht.

  • Das ist jetzt nur anekdotische Evidenz, aber es gibt Studien die zeigen, dass Gesamtschüler das Studium häufiger abbrechen und dass ihr Fachwissen in den Naturwissenschaften (schön aufgeteilt nach Bundesländern) unterirdisch ist. Dass sie in allen Fächern im Zentralabitur schlechter abschneiden wurde schon erwähnt, oder?


    All das habe ich auch bereits erwähnt: Was der Grund dafür ist, kommt hier aber nicht hervor. Aus deiner verlinkten Studie kommt ebenfalls hervor, dass z.B. finanzielle Probleme häufig zum Abbruch des Studiums führen. Wie bereits gesagt, an einer Gesamtschule sind häufiger Kinder aus Nicht-Akademikerhaushalten. Diese können, aufgrund eines geringeren Einkommens, ggf. ihre Kinder nicht bis zum 25/27/30. LJ unterstützen, sondern eventuell gar nicht. Das hat aber mit dem Schulsystem nichts zu tun.


    Genauso mit dem schlechteren Abschneiden im ZA, wenn die Eltern kein Geld für Nachhilfe haben, dann führt das halt zu schlechteren Ergebnissen.


    20% (!!) aller Gymnasialschüler nehmen Nachhilfe in Anspruch.


    Wie erwähnt: Stichwort Scheinkorrelation.


    https://www.bertelsmann-stiftu…in_Deutschland_160127.pdf



    Ich könnte das ja auch mal ganz plump sagen:


    Gymnasien sortieren einkommensschwache Schüler über Leistung aus, damit die etwas Wohlhabenderen "unter sich" bleiben.

  • Ich könnte das ja auch mal ganz plump sagen:


    Gymnasien sortieren einkommensschwache Schüler über Leistung aus, damit die etwas Wohlhabenderen "unter sich" bleiben.

    Mag an manchen Orten durchaus so sein - aber zB bei uns definitiv nicht. Da ist der Anteil an SuS aus Familien mit eher geringem Einkommen sogar die Mehrheit, wobei ich da nicht spezifisch nach frage (mir nämlich prinzipiell egal), aber du bekommst es schon mit...


    wonach "wir" aussortieren - also wen wir "abgeben": Die nicht leistungsfähig sind, die nicht leistungswillig sind, und die sozial niemandem zuzumuten sind. Aus welchem "Haus" die kommen ist dabei nebensächlich. IdR sind die spätestens nach der 6. genug aufgefallen und gehen bzw werden gegangen.

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  • Moin,
    also bei mir am Ort würde ich die Frage ganz klar beantworten: Schick Dein Kind irgendwo hin aber nicht zur Gesamtschule. Seitdem die Hauptschule dichtgemacht hat, ist die Gesamtschule die absolute Resterampe geworden.


    Und ja, klar mag das Anforderungsniveau am Gymnasium etwas höher liegen, aber dafür ist da Mobbing unter den Schülern weniger ein Thema. Sollte Töchterchen nicht mit den bisherigen Mitschülern in die gleiche Klasse, schick sie ins Gymnasium im Nachbarort.


    Und ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie Schüler sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen können. Das ging bis zu Schlägereien in der Grundschule, die mit Knochenbrüchen endeten. :stumm:

  • platttypus, mobbing ist an jedem gymnasium ein thema, meist ein großes. und nein, das ist dort im schnitt kein bisschen harmloser als an anderen schularten. eher noch schwerer zu bemerken als lehrer, weil die sus ein bisschen schlauer sind und ihre mobbing-aktionen cleverer planen und verbergen.

  • @plattyplus - am Gymnasium wird genauso gemobbt wie an jeder anderen Schule, nur weniger "offensichtlich". Wirkt aber genauso, wenn nicht noch schlimmer.
    Genauso wie "Mädchen" anders mobben als "Jungs" (meistens) mobben "Gymnasiasten" eben anders als "Hauptschüler". Und du kannst ja mal raten, wer da "einfallsreicher" ist...

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  • @Karl-Dieter: Du behauptest eine Scheinkorrelation. Wenn es da einen signifikanten Mediationseffekt durch den sozio-ökonomischen Hintergrund gäbe, dann wäre das in jeder von den obigen Datensätzen erwähnt worden. Zwei davon beziehen sich auf PISA-Daten, die haben den sozio-ökonomischen Hintergrund erhoben, die dritte auf die Daten des Landes, die haben das ebenfalls (indirekt über den Standortfaktor) vorliegen. Du hast natürlich Recht, dass da trotzdem etwas sein könnte, aber wenn irgendein empirisch arbeitender Mensch, der etwas auf sich hält nicht zumindest die offensichtlichen Variablen (Sozial, Migration, Geschlecht) prüft, dann ist er nicht besonders gut in dem was er tut. Übrigens hasse ich, ganz pauschal, Leute die ihre Daten fälschen (20% (!!!!111!!!!)) oder verschleiern (fehlende Daten zu den anderen Sekundarschulformen) wollen, so wie du das machst. Ich zitiere mal aus deinem eigenen Link:


    Zitat

    Je nach besuchter Schulform des Kindes unterscheiden sich die Angaben der Elternüber die Nutzung von Nachhilfe deutlich: Während Kinder und Jugendliche anFörderschulen (4,3 %) und in den Grundschulen (4,9 %) anteilig deutlich seltenerNachhilfe erhalten, geben 17,4 Prozent aller Eltern von Schülern an weiterführenden Schulen (ohne Gymnasien) an, dass ihr Kind eine zusätzliche, kostenpflichtige Lernbegleitung in Anspruch nimmt. Am häufigsten verbreitet ist die Teilnahme an einem Nachhilfeangebot indes unter den Schülern der Gymnasien – hierberichten 18,7 Prozent aller Eltern davon, dass ihr Kind Nachhilfe bekommt.


    Da stelle ich mir dann folgende Fragen:
    a) Ist 18,7% signifikant mehr als 17,4%? Vermutlich ja, mit geringer Effektstärke, darum musst du darauf nicht antworten
    b) Was ist schlimmer: Ein System, das von seiner Planung her binnendifferenzierter und schülerorientierter arbeitet und 17,4% Nachhilfe produziert oder eines, dass leistungsorientiert auch mal aussieben kann und auf 18,7% kommt?


    Dann: In Deutschland gehen ca. 35% aufs Gymnasium, 23% auf Realschulen und 16% auf die Gesamtschule. Da ich davon ausgehe, dass gut gebildete und reichere Leute ihre Kinder eher auf bessere Schulformen (gemäß PISA Daten) schicken, würde das ja heißen, dass 58% der Menschen in Deutschland zu reich für die Gesamtschule sind. Merkst du was?


    @O. Meier: Auch deine Aussage ist, mit allem mir möglichen Respekt für deine Meinung, Blödsinn. Es hängt von deinem weiteren Zugang zu ungefilterten Informationen ab. Wenn du keine Informationen über eine Gesamtschule und ein Gymnasium hast, solltest du davon ausgehen, dass das Gymnasium in Bezug auf die o.g. Themenfelder bessere Arbeit leistet. Du kannst bei dieser Entscheidung natürlich Entscheidungsfehler machen, aber das kann dein Arzt bei einem HIV-Test auch. Ist der deshalb für die Entscheidung im Einzelfall nutzlos? 8|

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  • Auch deine Aussage ist, mit allem mir möglichen Respekt für deine Meinung, Blödsinn.

    Ja, daran wird's liegen. Gut, dass du das hier mal klarstelltst und der Blödsinn nicht einfach so stehen bleibt.

    Wenn du keine Informationen über eine Gesamtschule und ein Gymnasium hast, solltest du davon ausgehen

    Ja, so mache ich das immer. Wenn man nichts weiß, macht man irgendwelche Annahmen. Gute Idee. Danke für den Hinweis.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich würde meinem Kind, wenn es prinzipiell auf dem Gymnasium zurecht käme, niemals eine Gesamtschule antun. Unterforderung ist Gift. Ich musste das selbst erleiden und es hätte mich beinahe mein Studium gekostet, denn Dank ständiger Unterforderung musste ich nie lernen und habe das Lernen lange nicht, nunja, gelernt. Meine persönliche Erfahrung deckt sich auch mit meiner, zugegeben etwas mickrigen, Erfahrung als Lehrer an einer Geaamtschule und den Erfahrungen von Freunden und Bekannten.
    Gesamtschulen sind Realschulen für Schüler, deren Eltern nicht akzeptieren wollen, dass ihre Kinder auf einem Gymnasium fehlplatziert sind. Oder für Idealisten, die es nicht besser wissen.

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