Gymnasium oder Gesamtschule

  • Ich finde es hängt sehr stark auch von den Schulen vor Ort ab. Am BK bekommt man ja die abgebenden Schulen mit und da sind nicht alle Gymnasialschüler besser als die Gesamtschüler, sondern die von Schule ABC sind tendenziell besser als von XYZ. Sehr leistungsstark sind die von der katholischen Mädchenschule.
    Ich denke das ist auch ne Frage pro/ contra Ganztag, G8,...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich habe an einer Gesamtschule gearbeitet und bin prinzipiell dafür und alle Kinder schaffen es und blablabla.


    Aber meinen Kindern werde ich, sollte sich der Fall ergeben, zum Gymnasium raten. Das Niveau und ... das Milieu, das ich an Gesamtschulen erlebt habe, sind nicht so, wie ich es meinen Kindern auf ihrem Schulweg wünschen würde. Natürlich kann man dort (und auch bei uns am BK) das Abitur machen. Die Ansprüche sind aber trotzdem nicht dieselben und das Kind wird es an der Universität schwerer haben.
    Und auch wenn ich für Integration von allen Menschen bin, an der Gesamtschule sind nun mal auch die, die beim Lernen ... hinderlich sind. Als Lehrer kümmere ich mich gerne um die, als Elternteil möchte ich mein Kind lieber an einer anderen Schule sehen.


    Trotz vorsichtiger Wortwahl klingt das alles etwas zu elitär und arrogant. Sei es drum. Ich rate zum G9-Gymnsium.

  • Ich finde es reichlich seltsam, das Kind nicht aufs GY zu schicken, nur damit es dort nicht unter leistungswilligen und anstrengungsbereiten Kindern ist? Für mich wäre das eher ein Argument, das für die Schule spricht. Oder wäre dir ein Umfeld lieber, in dem der Leistungswillige als Streber verunglimpft wird und in den Papierkorb gestopft wird?

  • Bei der Anmeldung an der neuen Schule kann man doch sicher auch (wenige) Wünsche angeben (etwa: unbedingt mit Lisa, auf gar keinen Fall mit Marie in eine Klasse). So landet das Kind dann vielleicht in einer Klasse mit SuS von einer anderen Grundschule & kann noch mal von vorn anfangen / ihr lasst die "leistungsorientierten" Eltern hinter euch.


    Heulen bei der Rückgabe von Tests oder Klassenarbeiten? Gehört in der 5. Klasse leider zum Standardprogramm (nicht bei allen, aber die eine oder der andere brauchen eine Weile, um sich wieder zu beruhigen). Man kann das noch so sehr in Watte packen. Aber es ist nunmal so, dass am Gymnasium die Leistungsspitze der Grundschule in einer Klasse versammelt wird, das Tempo und der Anspruch anziehen - und das gesamte Notenspektrum (behutsam) wieder genutzt wird.


    Und dieses schnellere Tempo, der höhere Anspruch ist durchaus etwas, was gelangweilte Grundschulschüler genießen. Endlich nicht mehr ewig darauf warten, bis der letzte die aktuelle Aufgabe geschafft hat. An der Gesamtschule könnte das eher noch in dem einen oder anderen Fach weiterhin passieren.


    Ich rate immer dazu, es zunächst an der "höchsten" gewünschten (realistischen!) Schulform zu versuchen. Wenn das dann doch nicht das Richtige ist, dann ist der Neuanfang an der "niedrigeren" Schulform leichter und wird positiv erlebt. Wenn ich mich als SuS umgekehrt bei einem "Aufstieg" "strecken" und anstrengen muss, einiges Nachlernen muss, macht das den Einstieg deutlich schwieriger.


    Je größer eine Gesamtschule ist, desto mehr Chancen bestehen dort evtl., dass Fächer in leistungsdifferenzierten Kursen unterrichtet werden. Aber gerade für jüngere, "zurückhaltendere" SuS mag der ständige Wechsel von Kurs 1 zu Kurs 2 zu 3 mit jeweils anderen SuS in den Kursen den Schultag erschweren. Da kann der Vorteil wieder zum Nachteil werden...


    Bei uns in der Region winken Eltern auch ab, wenn man die Gesamtschule erwähnt. Verlassen SuS das Gymnasium, geht der Wechsel nicht zur Gesamtschule (wo der Weg bis zum Abitur ohne weiteren Schulwechsel möglich wäre), sondern zunächst zur Realschule (bzw. Oberschule). Mit der Aussicht, nach der 10. Klasse dann wieder an ein allgemeinbildendes oder berufliches Gymnasium zu wechseln.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von O.Meier

    An der Gesamtschule kann man vorher mit einem anderen Abschluss abspringen (bzw. abspringen lassen), falls man nicht studieren möchte (bzw. nicht zum Studieren geschickt werden soll)

    Das trifft natürlich auch auf das Gymnasium zu.


    kl. gr. frosch

  • Meine Befürchtung auf der Gesamtschule ist, dass vor allem in den höheren Klassen einfach nicht so gearbeitet wird wie auf dem Gymnasium, z.B. im Umgang mit Texten, analytisches Denken etc. Falls sie wirklich Abi macht und falls sie studieren möchte, hat sie dann im Studium ggf. Nachteile den anderen gegenüber? Hängt das wirklich so stark von der Schule ab, wie das unterrichtet wird? Kann man die Frage also nicht pauschal beantworten? Soweit ich weiß, gibt es auch auf der Gesamtschule das Zentralabitur. Und darauf muss ja vorbereitet werden ... Ist die Oberstufe auf der Gesamtschule ähnlich wie die auf dem Gymnasium? Falls nicht - was für Auswirkungen hat das, falls das Kind wirklich studieren möchte?


    Falls das Kind wirklich studieren möchte, haben doch noch ganz andere Punkte eine Auswirkung, ob sie im Studium klar kommt.
    Zumindest bei uns haben auch Gymnasien eine bestimmte Ausrichtung. ich war auf einem Naturwissenschaftlichen-Sportlichen Gym und meine Schwester auf einem mit sprachlichem Schwerpunkt. Es passte beides wunderbar zu uns und zu unserem späteren Weg.


    Ich sehe so viele vom Gymnasium, die Chemie studieren und auf einmal überfordert mit der Chemie sind, weil es an der Schule ja so leicht war. Von daher wäre für mich noch mit eine Überlegung an was für Schwerpunkten man Spaß hat. Differenzierungsbereiche und LKs kann man ja auch vorher in Erfahrung bringen.


    Und auch von der Gesamtschule wäre noch ein Gang zum Gymnasium oder zum BK mit wirklicher fachlicher Vertiefung möglich.
    Und zum Thema studieren, ich denke da würde ein ein fachliches Abitur noch besser drauf vorbereiten. Wenn es in Richtung Technik gehen soll.


    Bei der Anmeldung an der neuen Schule kann man doch sicher auch (wenige) Wünsche angeben (etwa: unbedingt mit Lisa, auf gar keinen Fall mit Marie in eine Klasse). So landet das Kind dann vielleicht in einer Klasse mit SuS von einer anderen Grundschule & kann noch mal von vorn anfangen / ihr lasst die "leistungsorientierten" Eltern hinter euch.


    Jup, so hatte ich es auch, war am Ende ganz neu in einer Klasse, weil ich keinen meiner Grundschul-Mitschülern dabei hatte (haben wollte).


    Zitat

    Heulen bei der Rückgabe von Tests oder Klassenarbeiten? Gehört in der 5. Klasse leider zum Standardprogramm (nicht bei allen, aber die eine oder der andere brauchen eine Weile, um sich wieder zu beruhigen). Man kann das noch so sehr in Watte packen.


    Erlebe ich sogar noch am BK und dort sind die Schüler freiwillig, bzw wollen ja FHR oder AHR machen.

  • Bei uns hat die Gesamtschule einen guten Ruf. Die Oberschule ist bei uns die Resterampe. Das Gymnasium wäre für mein körperbehindertes Kind nichts gewesen. Das Wort Inklusion kam auf der HP nicht mal vor.

  • In der unteren Hälfte steht, dass Schüler, die nicht klassisch vom Gymnasium kommen, eine erkennbar höhere Studienabbrecherquote haben.

    Das muss aber nicht zwangsläufig mit der Gesamtschulherkunft zu tun haben - Stichwort Scheinkorrelation.
    Auf einer Gesamtschule sind häufiger Kinder aus Arbeiterhaushalten, und die brechen nämlich häufiger das Studium ab, unabhängig von der ehemaligen Schulform.


    --


    Ich bin übrigens Gesamtschullehrer, war bereits an drei Gesamtschulen, an eine davon würde ich mein eigenes Kind definitiv nicht schicken, bei einer wäre es okay, und eine hat richtig gute Arbeit gemacht. Also als Gesamtpaket. Kann man so pauschal also nicht sagen.

  • Man kann sich was die angebliche "Scheinkorrelation" angeht auch einfach die PISA Studien ansehen, dann bekommt man sehr schnell einen Eindruck davon, dass die Gesamtschule nur mäßig besser als die Hauptschule weit abgeschlagen hinter den Realschulen und Gymnasium ins Ziel geht. Gesamtschulen funktionieren neben einem dreigliedrigen Schulsystem einfach nicht besonders gut, weil sie in den seltensten Fällen eine Gleichverteilung der Grundschulempfehlungen hinbekommen können. Es hat schon seinen Grund warum seit 2000 in den offiziellen Berichten nicht mehr nach Schularten getrennt dargestellt wird, sondern nur noch getrennt nach Gymnasium oder "nicht-Gymnasium" (Offizieller Bericht 2015 (Seite 86)). Was man aber definitiv aus PISA immer noch ziehen kann: An nicht-gymnasialen Schulen (d.h. auch Gesamtschulen) sind die Kompetenzstufen V und VI auf Schülerseite nicht existent (am Gymnasium werden die immerhin noch von ca. 30% der SuS erreicht).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die Ansprüche sind aber trotzdem nicht dieselben und das Kind wird es an der Universität schwerer haben.

    Hm, das interessiert mich. Ist das wirklich so? Ich meine nicht die Ansprüche, sondern die Konsequenz des erschwerten Studiums. Ich muss zugeben, dass ich keine Studien dazu kenne – und als nichtrepräsentatives Gegenbeispiel nur mich selbst: Als Realschüler mit Lehre und später erworbenem Nichtschülerabitur kann ich nicht behaupten, ich hätte es an der Uni besonders schwer gehabt. Dass ich hier aber ein statistischer Ausreisser sein könnte, ist mir bewusst.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde sie aufs Gymnasium geben.
    Bei Deinen Überlegungen vermischen sich Fakten mit irrationalen Erwägungen, damit machst Du es für dich schwieriger als es eigentlich ist.


    Es wird in jeder Klasse ehrgeizige Kinder geben - es mag sein, dass das am Gymnasium eher der Fall it. So what? Da kommen Kinder von allen möglichen Grundschulen und sortieren sich leistungsmäßig völlig neu ein.
    Daher sind die Sorgen bezüglich der ehrgeizigen Kinder eher unbegründet.


    Was die Gesamtschule angeht, so ist dazu ja schon einiges geschrieben worden. Schau Dir mal die Abiturergebnisse der letzten drei Jahre von Gymnasium und Gesamtschule an - dann weißt Du Bescheid.
    Wenn es Dir bzw. Deinem Kind darum geht, später wirklich studierfähig (sic!) zu sein und nicht nur die Berechtigung für ein Studium zu erhalten, dann gibst Du es ans Gymnasium.

  • ...
    Und auch wenn ich für Integration von allen Menschen bin, an der Gesamtschule sind nun mal auch die, die beim Lernen ... hinderlich sind. Als Lehrer kümmere ich mich gerne um die, als Elternteil möchte ich mein Kind lieber an einer anderen Schule sehen...

    leider das.


    Ich würde mir die Schulen ansehen und danach entscheiden. Aber ganz ehrlich: ich glaube als Lehrer an die soziale Durchmischung und sehe als Mutter was für einen verdammten Scheiß das im Alltag bedeutet "soziale Durchmischung". (Valerianus hatte seinerzeit gewarnt, leider hat er Recht behalten). Solange nämlich nix gemischt wird, sondern dein Kind sich täglich fragt, ob's auf einem falschen Planeten lebt, nimm lieber die Ballettmädchen aus dem Gymnasium. Oder eine gute Freie Schule.

  • Schau Dir mal die Abiturergebnisse der letzten drei Jahre von Gymnasium und Gesamtschule an - dann weißt Du Bescheid.

    Inwiefern sind die Abiturergebnisse der letzten drei Jahre von Gymnasium und Gesamtschule denn aussagekräftig über die Qualität der Schulform?


    Vielleicht haben Eltern am Gymnasium auch einfach mehr Geld für Nachhilfe :cash: und deswegen haben ihre Sprösslinge bessere Ergebnisse?

  • Ich wünschte, ich hätte mehr leistungsorientierte Schülerinnen und Schüler, echt. Was ist verkehrt daran, etwas leisten zu wollen? Man darf das halt nicht verwechseln mit "notengeil" sein, also die Lehrerin mit Kuhaugen anstarren und um eine 2 zu betteln, mit einem gaaanz langen Minus, aber vorne die 2 ... Ich hatte am Gymnasium in der Oberstufe auch eine Mitschülerin, die bei einer 2 in Tränen ausbrach und ja, das war sowas von mega-uncool.


    Ich möchte auch zu bedenken geben, dass durch die verschiedenen Kurse an der Gesamtschule sehr wohl auch Leistungsdruck entsteht. Für die Qualifikation zur gymnasialen Oberstufe braucht man bestimmte Noten. Am Gymnasium genügt die Versetzung.


    Über die Wendung "sie studieren zu lassen" bin ich auch gestolpert. Ich hoffe, deine Tochter darf selbst über ihre Zukunft entscheiden. Und die Möglichkeit, sie zu irgendetwas zu drängen oder ihr etwas zu "erlauben" wird ohnehin in Kürze schwinden.


    Über potentielle Mitschülerinnen und Mitschüler weiß man wenig. Das ist ein schlechtes Entscheidungskriterium. Bessere wurden ja schon genannt.

  • Wir haben sicherlich eine Menge Kinder, deren Eltern viel Geld in Nachhilfe investieren und deren Kinder auf diesem Weg das Abitur schaffen. Diese Kinder unterscheiden uns aber nicht von der Gesamtschule, der einzige Unterschied ist, dass sie es da ohne Nachhilfe schaffen. Beispiel: Ein Junge dessen Klassenlehrer ich war ist ein Jahr nachdem ich die Klasse abgegeben hatte auf die Gesamtschule gewechselt (mit Versetzung, ohne Defizite aber eher schwacher Schüler, der es bei uns aber gepackt hätte, klassischer 3,x Kandidat. Kam letztens ganz stolz mit seinem Abschlusszeugnis der 10. Klasse (Mittlere Reife + Quali) zu Besuch mit einem Schnitt von 1,8. Im Leben hätte der bei uns keinen 1,x Realschulabschluss hingelegt (bei uns Ende der EF). Er geht da jetzt in die Oberstufe und freut sich richtig darauf. Ohne Scherz, ich gönne es ihm von Herzen, aber dass sich der Durchschnitt um anderthalb Noten verbessert hat, liegt sicher nicht an der individuellen Förderung an der Gesamtschule. Das ist jetzt nur anekdotische Evidenz, aber es gibt Studien die zeigen, dass Gesamtschüler das Studium häufiger abbrechen und dass ihr Fachwissen in den Naturwissenschaften (schön aufgeteilt nach Bundesländern) unterirdisch ist. Dass sie in allen Fächern im Zentralabitur schlechter abschneiden wurde schon erwähnt, oder?


    @Krabappel: Ich erinner mich nicht mehr genau was ich damals gesagt habe, aber die wichtigsten beiden Punkte sind halt:
    a) Gesamtschulsystem neben dreigliedrig ist Käse und wird vom Gymnasium kannibalisiert.
    b) Ein gutes Gesamtschulsystem (oder gute Inklusion) kostet nicht weniger Geld. Man kann sich ja mal anschauen, wie die Klassenschlüssel in Estland, Finnland oder auch den asiatischen Ländern sind, die bei PISA so erfolgreich sind. Aber unsere Politiker möchten gerne Gesamtschule und Inklusion um weniger Geld für Bildung auszugeben und das geht halt schief.

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  • Ich sitze im Lehrerzimmer zwischen 2 Gymnasiallehrern. Sie unterrichten in ihren Fächern die stärkeren Schüler. Ihnen gefällt, dass die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler nicht nur die Wissensvermittlung betrifft. An ihrem Gymnasium war alles sehr distanziert. Wenn ich an meine eigene Schulzeit denke, dann würde ich, kein Gymnasium für meine Tochter wollen. Heute ist es sicherlich anders. Wenn ich aber hier lese, wie manche über schwache Schüler schreiben und wahrscheinlich selbst noch nie an einer GMS waren, dann ist es vielleicht teilweise heute noch so.

  • Ich war im Gymnasium und meine Lehrer haben mich sehr geprägt, es war nicht nur Wissensvermittlung, es war toll.

  • So Valerianus und was soll ich nun mit meiner Tochter machen. Gymnasium hätte sie von der Leistung wahrscheinlich gepackt. Da sie aber Schwierigkeiten hat, große Mengen zu schreiben und die Inklusion eher ein Fremdwort bei unserem Gymnasium war, blieb uns nur die Gesamtschule. Die Oberschule ist im Moment Resterampe.


    Wenn ich nun deine Studien lese, wird mir Angst und bange.

  • Hier ein paar Fragen, die dir vielleicht weiter helfen, wenn du sie für dich beantwortest:


    Wie sind denn die Noten zustande gekommen?
    Musstest du bei den Hausaufgaben viel helfen?
    War viel Lernen vor den Proben nötig?
    Wie sieht es mit der Selbstständigkeit beim Lernen aus?


    Welche Schule wünscht sich das Kind?

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