Wie gut ist die Schulsozialarbeit und Co. bei euch?

  • Ich habe da mal eine Frage...


    Ich habe als Lehrer an einigen Schulen gearbeitet (jeweils 0,5 bis 1,5 Jahre) und bin nun seit einigen Jahren an meiner jetzigen Schule.


    Ich habe mehrere Klassenleitungen, was jede Woche Fälle mit sich bringt, in denen es auch um außerschulische Probleme geht. Geld, Drogen, Gewalt, Familie, weggelaufen, Leistungsdruck, Trauerfälle, sonstige Kriminalität, Zukunftsangst, usw. usw.
    Ich bin mit unserer Schülerbetreuung wirklich sehr zufrieden. Wir haben eine tolle, engagierte Schulsozialarbeiterin, Leute vom Arbeitsamt, die bei uns ihr Büro haben, weitere Schulsozialleute für bestimmte Bereiche, Leute mit Kontakten zum Jobcenter, zur Polizei, immer mal wieder kennt jemand jemanden, der eine Azubi-Stelle zu vergeben hat usw.
    Bevor jemand gehen muss (z.B. wenn die Leistung nicht reicht), haben mehrere Gespräche stattgefunden und wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, an denen bestimmt 4, 5, 6 intelligente (und gut bezahlte) Leute lange mitgewirkt haben. Auch Leute, die uns aus diversen Gründen verlassen müssen, werden nach Kräften betreut und beraten.


    Als ich Schüler war und klar wurde, dass meine Versetzung gefährdet sein würde, wurde mir gesagt, dass ich mehr arbeiten müsse, da ich sonst sitzen bleiben würde. Das war ... meine Beratung. Kein weiteres Gespräch mehr, keine Hilfe und nichts.
    Es ist doch erstaunlich, was sich in 20 Jahren so alles verändert hat. Ich wünschte, die Öffentlichkeit würde mehr davon mitbekommen, was für eine enorme Arbeit an Schulen geleistet wird.


    Wie auch immer: An anderen Schulen war das z.T. nicht der Fall. Da war die Schulsozialarbeiterin nie da oder hat gar nichts gemacht, außer mal die Übermittagsbetreuung übernommen. Oder es gab so eine Person gar nicht. Da haben Lehrer sich damit gebrüstet, wie sie eine Klasse fertiggemacht haben und darüber gelacht, wer das Klassenziel nicht schafft. Es hängt sicher auch vom Geld ab, aber sicher nicht nur.


    Wie ist das bei euch? Super Betreuung oder nix? Liegt das wirklich an der Entwicklung der letzten Jahrzehnte, oder habe ich dieses Mal einfach Glück gehabt mit der Schule?


    Liebe Grüße

  • Ich bin sehr zufrieden mit unserer Schulsozialarbeit und ich arbeite mit ihr auch sehr gut zusammen. Ich denke auch, dass man das an der Klasse merkt.
    Allerdings bin ich ehrlich: man muss sich schon gut überlegen, welches Fass man da aufmacht. Denn das was dann alles auf einen zukommt, ist wahnsinnig Zeit intensiv.
    Gespräch mit dem Schüler, Gespräch mit den Eltern, Gespräch mit dem Jugendamt, dann alle zusammen, etc. Und das Ganze dann nach einiger Zeit wieder.
    Wenn man ehrlich ist könnte man da bei jedem Schüler anfangen...
    Ich frage mich dann auch, ob das irgendwie alles schlimmer geworden ist, ob man mittlerweile genauer hinschaut oder ob man es mit der 'Therapie' einfach übertreibt und ob die Schüler durch zu viel Aufmerksamkeit kranker gemacht werden als sie eigentlich sind (bitte nicht falsch verstehen) und einen gewissen Sonderstatus genießen.

  • Wir haben Schulsozialarbeit und Berufseinstiegsbegleiter. Ich weiß aber nicht mit wie viel Stunden, zumindest letztere müssen ihre Stunden auf mehrere Schulen aufteilen. Als Förderschule sind es aber mehr Stunden, als in Oberschulen. Die Gymnasien haben solche Leute m.W. nicht.


    Hatten wir früher auch nicht, allerdings war ich halt auf einem Gymnasium, was Haupt- und Förderschulen anno domini so hatten, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Auch damals wird man sich schon mehr um Hauptschüler gekümmert haben, vermute ich.

  • Die Schulsozialarbeit an unserer Grundschule ist nicht mehr wegzudenken. Diese existiert an meiner Schule seit ca. 12 Jahren. Unsere Schulsozialarbeiterin geht mit in die Klassen, wenn es Probleme gibt, betreut einzelne Schüler und Familien, entwickelt mit dem Lehrerkollegium zusammen Konzepte im sozialen Bereich. Bei schwierigen Pausenkonflikten schicken wir die Kontrahenten zu ihr oder die Kinder gehen von sich aus zu ihr - sie ist, wenn sie im Haus ist, immer im Kinderbüro ansprechbereit. Dadurch ist uns der Rücken freigehalten. Durch die Beteuung einzelner Schüler von Anfang an konnte schon einiges frühzeitig aufgefangen werden. Unsere Sozialarbeiterin stellt sich ab und zu morgens an den Eingang und beobachtet in welcher Stimmung Kinder hereinkommen. Wenn ihr etwas auffällt (evtl. depressive Stimmung), spricht sie die Kinder an. Es gibt auch Probleme, die sich die 4 Grundschuljahre durchziehen, vor allem, wenn Eltern sich konträr verhalten. Bei uns hätte auch ein zweiter Schulsozialarbeiter genug Arbeit bei ca. 500 Schülern.

  • oh wow... ich bin ganz neidisch. Das hätte ich auch gerne bei uns an der Schule.
    Wir haben eine Sozialarbeiterin an der Schule... einmal in der Woche. Und ich habe sie ehrlich gesagt, noch nie wirklich bemerkt. Als ich sie mal ansprach, und um Hilfe bat, wegen einiger sehr verhaltensproblematischer Schüler, da sagte sie nur, da könne sie nichts machen, die würden ja nicht auf sie hören.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Bei uns in Wien ist es an den Mittelschulen und Polytechnischen Schulen (in Deutschland vergleichbar mit Berufsgrundschuljahr, kann aber als 1. Lehrjahr angerechnet werden) vergleichbar wie bei Trapito. Ergänzend, dass wir 1 - 2x pro Woche eine Schulärztin an der Schule haben (sonst auf Abruf). Für andere Bundesländer kann ich nicht sprechen.
    Ich bin sehr zufrieden damit und empfinde es oft als sehr hilfreich, so ein unterstützendes Team im Kollegium zu haben.

  • Die Schulsozialarbeit bei uns hat eine 80%-Stelle. Mehr wäre da oft schön, da sie ein unersetzlicher Teil des Schullebens und der Schulkultur und bei Kollegen wie Schülern sehr beliebt und geschätzt ist. Wir haben das Glück an unserer Schule weiteres zusätzliches Personal für besondere Probleme zu haben wie eine Beratungslehrerin (die sind der Sek.I in BaWü immer für mehrere Schulen zuständig, weshalb es ein Geschenk ist, wenn man so jemanden direkt an der eigenen Schule hat), eine Sonderpädagogin (mit vollem Deputat), etc. Viele Dinge die an Schulen im Umkreis Kollegen einfach irgendwie allein bewältigen müssen, können bei uns mithilfe dieser Experten entlastet werden. (Selbstverständlich ist das in BaWü also keineswegs, sondern hat manches mit Glück zu tun, manches mit dem jeweils verantwortlichen Schulträger oder auch der Schulleitung.)
    Die Schulsozialarbeiterin nimmt regelmäßig am Unterricht der Klassen 5 teil - damit die SuS sie direkt mit der Einschulung bei uns kennenlernen und ein Vertrauensverhältnis sich entwickeln kann-, geht in 6 mit wenigstens einer Klasse ins Schullandheim und gestaltet ebenfalls in 6 auch aktiv die Projektwoche mit. Ab 7 nimmt sie hin und wieder einmal an einer Unterrichtstunde teil - auf Wunsch der Lehrkraft, infolge der Rückmeldung von SuS zu Problemen in der Klasse oder auch auf eigenen Wunsch, damit der Kontakt nicht abreißt-, geht mit auf Klassenausflüge als Begleitperson oder besucht die SuS während ihres Sozialpraktikums, für das sie auch die Beurteilung verfasst. Zusätzlich unterstützt sie regelmäßig Aktionen der SMV und hat im Jahresverlauf eigene kleine Projekte, die sie mit kleinen Schülergruppen oder auch mal einem einzelnem Schüler realisiert, der/die einen besonderen Rahmen benötigt, um sich öffnen und anvertrauen zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Sowohl an meiner Schule, als auch bei meinen Kindern haben wir tolle Schulsozialarbeiterinnen. Bei mir an der schule machen sie mit den Schülern (aktuell Klasse 6, aber auch 3/4) oft Fairplayer, soziales Lernen usw. aber sie sind eben auch für aktuelle Problemfälle da, denn wir haben als "Brennpunktschule" (allerdings nur für zusätzliche Gelder für so etwas, nicht für uns die 300 Euro mehr), inzwischen noch eine 2. Schulsozialarbeiterin, die z.B. die Schulstation macht usw.


    Bei meinen Kindern ist es ähnlich, wobei sie mir als Fördervereinsvorsitzende noch viel bei Auftreiben von Geldern hilft und wir ergänzen uns bei so etwas eben ganz gut, dass wir viele Finanzierungen auf die Beine gestellt bekommen haben,

Werbung