Lehrplan Sachsen + Aktuelle Diskussion um rassistisches Unterrichtsmaterial

  • Guten Morgen,
    in den Medien wird ja zur Zeit darüber berichtet, dass in einer Schule in Sachsen ein rassistisches Heft für den Unterricht benutzt wurde.
    Obwohl ich das natürlich nicht billige, frage ich mich, ob es nicht doch vom Lehrplan abgedeckt ist, dieses Heft zu benutzen. Im sächsischen Lehrplan für Biologie am Gymnasium findet sich nach wie vor auf Seite 32 der Inhalt "Merkmale von europiden, negriden und mongoliden Menschen".
    Das allein finde ich schon schlimm, weil die Assoziation "Rasse" natürlich nahe liegt und die gennante Einteilung wissenschaftlich obsolet ist. Noch dazu frage ich mich, was es den Schülern bringen soll, die Menschen einteilen zu können und ihnen Merkmale zuzordnen.
    Wie seht ihr das? Übertreibe ich, wenn ich finde, dass der Inhalt aus dem Lehrplan entfernt werden sollte?

  • Darunter steht im Lehrplan (eine Zeile tiefer!!!)


    Antirassismus als Gebot des Humanismus


    Vollständig zitieren wäre allerdings nicht so reißerisch.


    Das Menschen in allen Teilen der Welt anders aussehen und sich ihrer Umwelt angepasst haben, darf ein Schüler oder besser die Lernenden( ???) ruhig wissen.

  • Mangels besserer Quelle auf die Schnelle Wikipedia:


    "In der Biologie wird die Art Homo sapiensheute weder in Rassen noch in Unterartenunterteilt. Molekularbiologische und populationsgenetische Forschungen seit den 1970er Jahren haben gezeigt, dass eine systematische Unterteilung der Menschen in Unterarten ihrer enormen Vielfalt und den fließenden Übergängen zwischen geographischen Populationen nicht gerecht wird. Zudem wurde herausgefunden, dass die augenfälligen phänotypischen Unterscheidungsmerkmale der Rassentheorien nur von sehr wenigen Genenverursacht werden, der größte Teil genetischer Unterschiede beim Menschen stattdessen innerhalb einer sogenannten „Rasse“ zu finden ist."


    Wissenschaftlich gesehen also keine haltbare Theorie und dass Menschen verschieden aussehen lernen Kinder spätestens im Kindergarten. Also ja, raus aus dem Lehrplan.

  • ...Menschen einteilen zu können und ihnen Merkmale zuzordnen.

    Das ist doch ein vollkommen normaler Vorgang.
    Die Frage ist doch, was damit dann gemacht wird.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ich habe nichts dagegen, dass Kinder wissen, dass Menschen unterschiedlich aussehen. Das lernt man auch ohne Unterricht. Aber Biologie ist eine Wissenschaft und der Biologieunterricht sollte sich meiner Meinung nach nicht nach Annahmen von vor 80 (?) Jahren richten, sondern nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisssen (siehe Krabappels Zitat). Sinnvoller fände ich es, den Menschen im Rahmen des Themas "Anpassung" zu behandeln, aber ohne irgendwelche oberflächlichen und meines Erachtens gefährlichen Abgrenzungen vorzunehmen.
    Das mit dem Antirassismus habe ich natürlich gelesen, aber ich finde, dass der von mir genannte Inhalt deswegen nicht weniger problematisch ist.

    Einmal editiert, zuletzt von MiaM () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Absolute Zustimmung. Der Begriff "Rasse" impliziert, dass es so etwas bei Menschen gibt. Verwenden darf man den Begriff natürlich, und in den USA ist "race" ein ganz normales Wort - aber es ist halt kein wissenschaftlicher Begriff (mehr). Von "europiden, negriden und mongoliden" Menschen in einem modernen Lehrplan zu reden... überrascht mich, gelinde gesagt. Gerne auch hier für einen ersten Einblick: https://de.wikipedia.org/wiki/Europide

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Wissenschaftlich gesehen also keine haltbare Theorie und dass Menschen verschieden aussehen lernen Kinder spätestens im Kindergarten. Also ja, raus aus dem Lehrplan.

    Wie gut, dass es da gar nicht drin steht.


    Ich habe nichts dagegen, dass Kinder wissen, dass Menschen unterschiedlich aussehen. Das lernt man auch ohne Unterricht. A

    Unterricht ist in vielen Fällen überflüssig.

  • ... "Merkmale von europiden, negriden und mongoliden Menschen"...

    Wie gut, dass es da gar nicht drin steht.

    Was steht da nicht drin? Dass es negride, europide und mongolide Menschen gibt? Doch, das steht da. Eigentlich fehlt nur noch der mongoloide Mensch :sterne:

  • Das Wort "Rasse" taucht im Lehrplan nicht auf, technisch hat MarlenH also recht, dass das nicht im Lehrplan steht. Im Lehrplan steht etwas von "Merkmale von europiden, negriden und mongoliden Menschen", das allerdings einen rassebegriff nahelegt. Aber auch ohne diesen sind diese Begriffe überholt und wissenschaftlich nicht haltbar. Können wir auf dieser Basis weitermachen oder gibt es hier schon Diskussionsbedarf?


    "Antirassismus als Gebot des Humanismus" ist gut gemeint und richtig. Aber Antirassismus ist eben auch ein Gebot der Biologie.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Im Lehrplan steht nicht "Rasse", das ist richtig. Und das ist auch die Antwort des Bildungsministers auf die Anfrage (kann man hier lesen, falls ich einen Link einfügen kann: http://edas.landtag.sachsen.de…os_dok=1&dok_id=undefined). Der Begriff ist 2004 gestrichen worden. Allerdings fragt man sich, was negrid, europid und mongolid dann sonst sein sollen. In der Antwort des Bildungsministers steht allerdings auch nirgendwo etwas von dem von mir kritisierten Inhalt. Das ist, was mich stört. Die öffentliche Debatte blendet das bis jetzt vollkommen aus.
    Was den Begriff "Rasse" beim Menschen grundsätzlich angeht, finde ich ihn schon problematisch, wenn man die Verwendung des Begriffs "Tierrasse" damit vergleicht. Verschiedene Katzen-oder Hunderassen z.B. sind meines Wissens immer aus Züchtung hervorgegangen, was beim Menschen nicht der Fall ist.

  • @MiaM Tatsächlich ist es auch bei Tieren natürlich nicht so. Schneehasen gelten z. B. als eine Art der Hasenartigen, die die Evolution hervorgebracht hat. Genauso wie der Wüstenfuchs, etc. pp. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Begriff der "Rasse" demnach auch bei Tieren nicht wirklich wissenschaftlich, aber da kann man ihn irgendwie noch unverfänglich gebrauchen und in der Regel bezieht er sich eben auf Züchtungen. Ich frage morgen mal nen Biologen, das interessiert mich jetzt.

  • Tatsächlich ist es auch bei Tieren natürlich nicht so. Schneehasen gelten z. B. als eine Art der Hasenartigen, die die Evolution hervorgebracht hat.

    Arten sind aber etwas anderes als Rassen. Tatsächlich sind Rassen (bei Pflanzen auch: Sorten) im heutigen Sprachgebrauch Varianten, die der Mensch durch Züchtung hervorgebracht hat.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Arten sind aber etwas anderes als Rassen. Tatsächlich sind Rassen (bei Pflanzen auch: Sorten) im heutigen Sprachgebrauch Varianten, die der Mensch durch Züchtung hervorgebracht hat.

    Hmmmmm, gibt es dann auch Menschenarten?

  • Nein eben nicht, weil sich bei Menschen keine eindeutigen Merkmale zuordnen lassen, wie beim erwähnten Schneehasen. "Rasse" ist eben kein wirklich wissenschaftlicher Begriff, da es bei Tieren korrekterweiese "Art" heisst.

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