kulturelle Missverständnisse

  • Einen schönen guten Abend,


    ich starte bald in mein Praxissemester und habe von Kommilitonen und Lehrern schon des öfteren mitbekommen, dass sie vor kulturellen Missverständnissen standen.
    Sie habe eine Situation ganz anders wahrgenommen als der Schüler, weil er es aus seiner Kultur anders kennt.


    Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht und wie seit ihr damit umgegangen?


    Ein paar Beispiele würden mir sehr helfen.
    Danke

  • Da hab ich ja irgendwie so bewusst noch nie drüber nachgedacht... Bei meinen 26 Schülern - darunter 15 Nationalitäten und eine "Biodeutsche" - müssten wir uns ja quasi ständig auf die Füße treten :) Bisher hat immer alles gut funktioniert ;)
    Mit dem ganz natürlichen respektvollen und auch humorvollen Umgang miteinander, sollte es bei dir auch funktionieren ;)

  • Ich bin mir sicher, dass man mit Willen und Einsatz ein Verständnis auch auf jeden Fall hinkriegt. :D


    Doch ich hat meine Frage eher in Bezug auf Distanzverletzungen gemeint. Also abgesehen von der fachlichen Vermittlung, ob es da mal zu Problemen kam.
    Zum Beispiel wenn ein Schüler nicht genügend Distanz zum Lehrer wahren kann oder von einer Aussage besonders tief getroffen ist.


    Ich weiß so was ist nicht der Regelfall, doch kann ich mir gerade in solchen Situation vorstellen, überfordert zu sein.

  • Man sollte da einfach kein Gewese drum machen sondern sich zueinander nach gesundem Menschenverstand anständig verhalten.

  • Hm, keine Ahnung vor was du dir genau Sorgen machst- ich kenne solche Situationen auch nicht. Ansonsten: reden. Egal wo jemand herkomm. Das machen wir folgendermaßen/das mag ich/das ist hier eine Regel/das will ich nicht/das ist verboten/Stop. Wie hast du das jetzt aufgefasst?/wie ist das in deiner Familie?/wie macht ihr das immer?/das tut mir Leid/das wusste ich nicht/das ist ja interessant, erzähl mal...


    Neulich fühlte sich eine urdeutsche Familie auf den Schlips getreten, weil wir im Unterricht geübt haben, die eigene Adresse zu schreiben. Meine Schüler können das nicht richtig, also übt mans. Holla, war da was los! ob ich sie aushören wolle und wen das was anginge und wer noch die Adresse zu lesen bekäme, die ins Arbeitsheft sollte... Und wann hab ich von dem Problem erfahren? Nach Wochen auf dem Elternabend! Dann hab ich halt erklärt, dass die Adresse eh im Klassenbuch steht und mich einen Scheiß interessiert, wo sie wohnen, sie aber mit 16 Jahren das langsam können müssen. Schade, wenn sowas ewig in den Kindern brodelt, also sollte man selbst so offen sein, wie möglich.

  • Einen schönen guten Abend,


    ich starte bald in mein Praxissemester und habe von Kommilitonen und Lehrern schon des öfteren mitbekommen, dass sie vor kulturellen Missverständnissen standen.
    Sie habe eine Situation ganz anders wahrgenommen als der Schüler, weil er es aus seiner Kultur anders kennt.

    Ist mir nich nicht passiert. Hast du dafür Beispiele?

    Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht und wie seit ihr damit umgegangen?

    https://seitseid.de

  • Wichtiger Tipp, bei "buntgemischten" Gruppen, die es in NRW ja durchaus öfter gibt:


    KEINE EXTRAWÜRSTE!


    Keins ist "besser" oder "richtiger". Alle sind SuS und Ende.
    Hilft ungemein.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hast du dafür Beispiele

    Zum Beispiel hatte eine Kommilitonin den Fall, dass ein italienischer Schüler sie beim vorbeigehen immer berührt hat, sei es an der Hand oder Oberschenkel, und immer sehr nach Nähe bei ihr gesucht hat. Als sie es Ansprach, meinte der Junge, dass er es von Zuhause nicht anders kennt und somit zeigen möchte, dass er sie mag und respektiert. Sie hatte es allerdings als befremdlich und unpassend empfunden und es ihm dann auch so erklärt.

  • Zum Beispiel hatte eine Kommilitonin den Fall, dass ein italienischer Schüler sie beim vorbeigehen immer berührt hat, sei es an der Hand oder Oberschenkel, und immer sehr nach Nähe bei ihr gesucht hat. Als sie es Ansprach, meinte der Junge, dass er es von Zuhause nicht anders kennt und somit zeigen möchte, dass er sie mag und respektiert. Sie hatte es allerdings als befremdlich und unpassend empfunden und es ihm dann auch so erklärt.

    "erklärt"?
    Da hatte der aber noch Glück.
    An sich gibt sowas Fünf auf die Zwölf.
    Das versteht so ziemlich jede Kultur.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Missverständnisse mit Schülern, die seit kürzerem oder längerem im deutschen Schulsystem sind: Keine. Wirklich gar keine. (Und ich habe schon vor vielen Jahren in Schulen gearbeitet, in denen an Ramadan noch 3 SuS in der Klasse anwesend waren. War nie ein Problem.) Dass in letzter Zeit verstärkt SuS in die Schulen gekommen sind, die erst seit wenigen Wochen in Deutschland waren, muss ich sicher nicht extra erwähnen. Auch diese sind hier mitgemeint.


    "Distanzverletzungen" durch SuS, gerade in der 5. oder 6. Klasse, habe ich schon erlebt. Da ist mal der eine Schüler (oder auch zwei in einer Klasse) (Muttersprache Deutsch), der bisher noch nicht das Siezen gelernt hat und von den Mitschülern zugeflüstert bekommt "Das heißt 'Sie'"). Wenn SuS ins Erzählen/Plaudern kommen, dann machen die das noch in der siebten oder achten Klasse (habe ich erst diese Woche wieder erlebt. So schlimm finde ich das dann auch wieder nicht... ist doch schön, wenn sie sich von etwas begeistern lassen und "alles andere" vergessen.) Das wird in der Grundschule wahrscheinlich häufiger vorkommen. Natürlich kennen die Kinder das aus dem Elternhaus anders. Dieses kindliche Verhalten als "Kultur" zu bezeichnen, fände ich aber äußerst merkwürdig.
    (Das Thema Distanzverletzungen betrifft natürlich auch das Thema der Nähe, die bei jüngeren SuS deutlich ausgeprägter ist mit ständigem Anfassen/"Zupfen" an der Lehrkraft, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach ein paar deutlichen Ansagen versteht die Klasse das aber...)


    Zum Thema "Umgang damit": Die "anderen" Schüler haben es ja vorgemacht. Hinweisen auf den "Fauxpas". Wenn es denn wirklich gravierend ist, muss ich als Lehrkraft nichts dazu sagen. Die SuS erziehen sich untereinander. Ansonsten kann man vielleicht für alle mal ein Thema daraus machen. Der Bereich von Nähe und Distanz, Gesagtem und Mit-Gemeintem ist z.B. in der 10. bzw. 11. Klasse explizit Thema im Deutsch- und Englischunterricht... In verschiedenen Sozialtraining-Programmen implizit in Klasse 5. Ist es notwendig, kann man das doch sicher auch schon früher machen.

  • Was verstehst du denn unter kulturellen Missverständnissen?
    Ab und zu mal verstehen Schüler Begriffe oder Phrasen nicht, weil sie die halt einfach noch nie gehört haben. Das hängt ja schon irgendwie damit zusammen, dass die Kinder in einer anderen Kultur aufwachsen als wir früher. Oder sie verstehen nicht, dass ich ihr Verhalten (zum Beispiel halb auf dem Tisch liegen, beim gemeinsamen Frühstück am Handy daddeln, im Unterrricht telefonieren...) unangemessen finde. Zu Hause wird das halt so gemacht.
    Aber auch wenn das irgendwie schon was mit Kultur zu tun hat, würde ich das nicht so nennen.
    Das ist halt Teeniewelt vs. meine Welt.

  • Es gibt da schon einen „Klassiker“, den ich auch schon öfter erlebt habe. Kinder aus bestimmten Kulturkreisen sind es gewöhnt einen Erwachsenen nicht in die Augen zu schauen, weil es als aufsässig gilt Dann muss man halt sagen, dass „wir hier“ den Blickkontakt erwarten und das Wegschauen als unangemessen empfinden.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

    Einmal editiert, zuletzt von ninale ()

  • Was willst du denn hören? Dass sich junge Muslime unmöglich den Mitschülerinnen und Lehrerinnen gegenüber benehmen? Das Schüler den Aufstand machen, wenn es eine Weihnachtsfeier an der Schule gibt? Oder gar Schweinefleisch? Dass jüdische Schüler über muslimische Schüler herfallen? Dass polnische Schüler die Klassenkasse mitgehen lassen? Dass russische Schüler Drogen an ihre Mitschüler verticken?


    Nun unterrichte ich nicht gerade im Brennpunkt, aber meine Schüler haben überhaupt keine Probleme in dieser Richtung. Die muslimischen Schüler hatten an Weihnachten einen Riesenspaß beim Wichteln. Kein Mensch regt sich auf, wenn man frohe Weihnachten wünscht, sondern grüßt nett zurück. Auf Klassenfahrten oder Klassenfesten reicht ein kurzer Hinweis darauf, wo Schweinefleich drin ist, damit das vermieden werden kann. Die Klassenkasse wurde noch nie geklaut und der einzige Schüler, der an unserer Schule jemals beim Drogendealen erwischt wurde, war Bio-Deutscher.


    Das größte kulturelle Mitssverständnis, dass ich je erlebt habe, war meine eigene Engstirnigkeit beim Betreten einer Gesamtschule im Brennpunkt einer Großstadt (mit Gedanken an die Rüthlischule bzw. die Berichterstattung darüber) und meine große Überraschung darüber, wie nett, freundlich und hilfsbereit die Schüler waren. Ich habe mich geschämt.

  • Natürlich ein Mensch mit deutschem Pass, der prinzipiell nur in Bioläden einkauft.

    Und zweiteres Kriterium war dir im Fall des Dealers woher bekannt? Und warum erwähnst du das? Ich finde das im Tenor deines Beitrags nicht hilfreich.


    Insgesamt eine wenig sinnvolle Begriffsbildung.

  • Ich erlebe es eher umgekehrt wie die TE vermutet.
    Viele dieser Kinder sind ohne Aufforderung hilfsbereit (in den letzten Jahren waren es immer "Migrations"kinder, die ohne Aufforderung bei unangenehmen Dingen wie Aufräumen, wenn man es eilig hatte, bereit waren, das zu tun, während andere so taten, wie sie das nichts anginge), was Gemeinschaftsaufgaben betrifft und manche auffallend höflich. Der Ausländeranteil ist bei uns nicht so hoch. Ich habe im Schnitt eine Handvoll pro Klasse.


    P.S.:
    Ich sehe gerade, dass die TE Primarstufe angegeben hat. Da wundert mich das Gerücht unter den Studenten schon sehr.

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