Zweitstudium Lehramt- Eure Hilfe erbeten

  • Hm, du hast zwar gefragt: bin ich zu alt zum Studieren? Aber diese Frage kannst du dir nur selbst beantworten, daher mal ein paar andere Gedanken.


    Ja, Sozialarbeiter werden nicht immer nur hoch angesehen. Es hängt aber auch vom Kollegium ab und vom Sozialarbeiter selbst. "Die Lehrer heulten sich bei mir aus" und "ich spielte angeblich bloß Menschärgerdichnicht" sind vielleicht ein bisschen arg schwarz-weiß. Es liegt natürlich auch an dir, ob aus dem "ausheulen zwischen Tür und Angel" eine vereinbarte Beratungsstunde wird, in der du deine Gesprächskompetenzen einsetzt und die Lehrer das Gefühl haben, dass sie gerne noch mal in deine Beratungsstunde kommen möchten.


    Und nein, Lehrer ist auch kein Beruf, in dem man zu Ruhm und Ehre gelangt oder besonders dolle Aufstiegschancen hätte. (Als Sonderschultante kann ich dir sagen, mich nimmt auch keiner Ernst, wenn ich in anderen Schularten unterwegs bin, aber weißt du was? Es juckt mich nicht. Die fordern uns an, damit sie ihre Förderstunden bekommen und ich geh hin und mach meinen Job.) Muss man immer und überall mit rotem Teppich empfangen werden? Glaubst du wirklich, deine Wertschätzung in deiner Familie steigt, wenn du Beamtin bist? Ich hoffe nicht, dass das eine Rolle spielt. Und wenn sie es täte, würde ich mir eh eine andere Familie suchen ;)


    Wir haben eine fantastische Sozialarbeit, die ihren Rahmen steckt, ihre Aufgaben sehr strukturiert anbietet und glasklar von unseren Aufgaben abgrenzt. (Und die Person macht durchaus auch mit ganzen Schulklassen was, das entscheidet sie, für wen sie was regelmäßig anbietet). Zusätzlich gibt es aber das Büro, in dem der Sozpäd. seine Tür zumacht und sich in Ruhe auf schwierige Elterngespräche vorbereiten kann und als Sozialarbeiter, der keine Noten gibt, eben auch einen anderen Zugang zu den Familien finden kann. Selbst die Schulleitung hat sich dort schon Rat gesucht, als es mit dem Kollegium ordentlich knarzte. Eben eine eigene Rolle, ohne everybodies darling sein zu müssen.


    Ja, der Job ist schlecht bezahlt aber naja, es ist auch ein Job mit Feierabend. Ohne Kinder bist du ja auch flexibel und kannst ins Ausland, neue Stellen probieren... soooooo furchtbar erscheint mir deine Lage nicht.


    Ich hab auch nicht immer Lust auf meinen Beruf, es gab Phasen, da hab ich ernsthaft nach Stellen gesucht. Nach Sozialpädagogenstellen übrigens des Öfteren ^^ Aber inzwischen ist mir klar: ich bin halt ein Lehrer, weil ichs a) gelernt hab, b) früher auch mal werden wollte und c) nicht alles Gold ist etc.pp... also was solls- Schicksal ist besiegelt.


    Wenn du aber nach wie vor nicht schlafen kannst, weil es denn unbedingt das Deutsch- und Englischklausurenkorrigieren für die nächsten 40 Jahre werden soll, dann studiere. Alles geht, wenn mans will.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel () aus folgendem Grund: vertippetippetippt

  • Kann bei euch ja anders sein. Hier lassen sich die Lehrer ungern von den Schulsozialarbeitern in die Karten schauen. Ich stehe gern vor den Klassen und vermittle mein Wissen, wobei der pädagogische Anteil nicht zu kurz kommt. Ich hatte so einen aha Moment, bei dem ich wusste und gespürt habe: Dass ist es jetzt. Den hatte ich weder beim Praktikum im Gartenbau in der Oberstufe, noch in meinem damaligen Praktikum im Verkauf.


  • Es kommt sicher auch darauf an, wo man landet. Bei uns in der Schulsozialarbeit waren die Aufgabenbereiche damals nicht abgesteckt und jeder meinte, der Andere will ihm an den Karren pieseln.


    Ich weiß, was beim Lehramt auf mich zukommt. Meine Eltern sind beide Lehrer und ich bin teilweise in der Schule groß geworden. Ich hab die Nachmittage schon als 5 Jährige bei meinem Vater im Vorbereitungsraum verbracht und mit meinem Puppen gespielt, während er in der 8. Stunde noch Physikexperimente machte. Ich kenne die ellenlangen Vorbereitungsabende meiner Eltern, die Unterrichtsabläufe genauso wie die Elternabende, den Tag der offenen Tür, die Wandertage und auch die damit verbundenen Stimmungsschwankungen, wenn meine Mutter irgendwann um 22 Uhr vom Elternabend nach Hause kam oder sie mich zu besagtem mit schleppte, damit ich nicht zu Hause alleine war (meine Eltern haben zeitweise sogar an der gleichen Schule gearbeitet). Meine Großeltern wohnten damals 300 km entfernt und deshalb war die Schule oft mein 2. zu Hause. Für 2 Jahre war ich sogar an der Schule meines Vaters. Ich weiß, wie man Stunden aufbaut, sie pädagogisch vorbereitet und dass ein Großteil der Eltern nicht mehr wie vor 30 Jahren tickt. Nein, all das macht mich nicht zum Lehrer. Aber das Feld ist mir vertraut. Ich kenne auch die Schattenseiten. Eltern, die denken, du bist ein Dienstleistungsunternehmen oder bestechlich oder Freunde von Jugendlichen, die bei deinen Eltern zu Hause anrufen mit Drohungen (weil auf der Klassenfahrt plötzlich das teure Handy ins Meer gefallen ist, obwohl vorher belehrt wurde). Dann auch zerstochene Autoreifen (hatte mein Vater auch schon), geklaute Radkappen oder Gewalt gegen Lehrer "Ich mach Sie fertig.". Alles indirekt miterlebt. Ist nicht nur alles eitel Sonnenschein. Das ist mir vollkommen klar. Aber im sozialen Bereich ist es das noch viel weniger.


    Der Sozijob ist grottenschlecht bezahlt und dass mit dem Feierabend kann ich so nicht bestätigen. In meinem ersten Job nach der Uni bin ich öfters eingesprungen, als meine Eltern zusammen Vertretungsstunden in einem Jahr geben mussten.
    Nach der Brexitgeschichte ist das Ausland nicht mehr attraktiv. England kann man vergessen. Die Schweiz ist viel zu teuer. Ich hab zeitweise überlegt, dorthin zu gehen, aber was man da an Gehalt raus hat, investiert man für die Lebenserhaltung.
    Und sein wir ehrlich. Mit 2300 Euro brutto lebt man heute schon fast an der Armutsgrenze.


    Die Verbeamtung will ich nicht wegen eines Status, sondern weil ich damit abgesichert bin.

  • Die Schweiz ist viel zu teuer. Ich hab zeitweise überlegt, dorthin zu gehen, aber was man da an Gehalt raus hat, investiert man für die Lebenserhaltung.

    so weit ich weiss, werden in der Schweiz Schulsozialarbeit wie Primarlehrer bezahlt. Und von dem Gehalt kann man alleine sehr gut leben.

  • Dafür musst du aber auch sehen, dass bei euch in der Schweiz vieles teurer ist, was bei uns nicht so teuer ist. Ich hatte mal geschaut nach den Mieten. Da hat es mich echt von den Socken gehauen. Gut, dafür hat man auch mehr Geld. Es stimmt schon, dass die Bezahlung ein Traum ist. Aber wenn mal das Auto kaputt ist und Standardteile braucht, da ist man für einen Seitenspiegel schon mal das dreifache los.

  • (...)Und sein wir ehrlich. Mit 2300 Euro brutto lebt man heute schon fast an der Armutsgrenze.


    Die Verbeamtung will ich nicht wegen eines Status, sondern weil ich damit abgesichert bin.


    Wenn Lehramt dein Traumberuf ist, dann lass dich nicht davon abhalten, sondern überleg dir, wie du dein Ziel autonom, ohne deine Familie erreichen kannst. Ich hab auch vor dem Ref über 10 Jahre gearbeitet und ein Zweitstudium absolviert. Ist harte Arbeit; mir war es mein Traum wert und ich bereue es auch nicht im Ref, sondern weiß, warum ich mir das zugemutet habe. (Ganz nebenbei wird die Berufserfahrung mir nach dem Ref auch angerechnet werden.)
    Dies gesagt, muss ich aber anmerken, dass deine Erfahrungen zur Schulsozialarbeit zum Glück nicht repräsentativ sind. Ich habe einige Schulsozialarbeiter im Bekanntenkreis, die das deutlich anders erleben. Auch an meiner Schule ist die Schulsozialarbeiterin eine SEHR geschätzte Kollegin. Viele Kollegen hätten gerne mehr als eine Schulsozialarbeiterin angesichts zunehmender Aufgaben, die Schule und Unterricht leisten sollen (Integration, Inklusion, DaZ/DaF, etc.) und sind dankbar für diese Unterstützung. Da gibt es einen sehr engen Austausch zwischen Lehrkräften/Schulleitung, Schulsozialarbeit und - soweit möglich- Elternhaus um "Problemfälle" gemeinsam anzugehen.
    Jede Schule ist ein eigener kleiner Mikrokosmos mit eigenem, besonderen Klima. Auch als Lehrer kann man sich so in einem Kollegium ganz fehl am Platz fühlen und in einem anderen am genau richtigen Ort angekommen. oder anders formuliert: Schließ nicht von einer Schule auf alle anderen im Bereich der Schulsozialarbeit.


    Denk weniger übers Geld ("Absicherung") nach als handlungsleitendes Motiv für den Switch. Am Ende wirst du aus irgendeinem Grund nicht verbeamtet und bekommst weniger Geld als jetzt vermutet für deine Arbeit, rutscht in deinem Bundesland in eine Phase mit schlechteren Einstellungschancen in deinen Fächern und Zwangsteilzeit (hatte mein Vater zu Beginn seines Schuldienstes 5 Jahre lang), etc. Da kann sich noch viel ändern, was du jetzt nicht absehen kannst.


    Was die "Armutsgrenze" anbelangt: Mit ALG II befindet man sich definitorisch im Bereich der relativen Armut.Zusammen mit dem von der Kommune finanzierten Zuschlag für die Miete kommt man da als Einzelperson ohne Zuschläge auf ca.800-1000€ aktuell (je nach Kommune und als angemessen geltender Miethöhe). 2300€ brutto sind dagegen wenigstens 1500€ netto und damit zwar sicherlich kein Vermögen, aber eben doch wenigstens 50% oberhalb der (relativen) Armutsgrenze in Deutschland. Ich lebe selbst aktuell von rund 1500€ netto und auch wenn ich nicht reich bin, arm bin ich keinesfalls: Ich kann mir vielleicht nicht ausschließlich das Essen aus dem Biomarkt leisten, aber Markt 1x die Woche und ergänzende Bioprodukte und Biometzger sind ebenso drin, wie hochwertige Naturkosmetik, Spezialfutter für den allergischen Hund samt Tierarztbehandlung, ein Auto; einmal im Jahr ein Urlaub im europäischen Ausland und hochwertige Kleidung. Zugegeben: Meine Wohnung darf irgendwann einmal mehr als nur ein Zimmerlein haben, aber das könnte sie jetzt schon, würde ich an anderer Stelle Abstriche machen, wie beispielsweise dem Luxus in einer ziemlich teuren Stadt mit sehr hohen Mieten zu leben. 2300€ brutto als alleinstehende Person zur Armutsgrenze erklären zu wollen klingt für mich persönlich etwas verwöhnt und anspruchsvoll.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich glaube, dann täuscht der Eindruck. Ich bin nicht verwöhnt und anspruchsvoll. Ich habe nur Angst. Ich bekomme ja nicht einmal an die 2300 Euro. Ich bin teilweise mit 2100 und auch schon mit 1900 Euro ausgegangen.


    Was die Schulsozialarbeit angeht, hast du vermutlich recht. Natürlich hängt es auch davon ab, wohin man kommt. Vielleicht hatte ich da schlichtweg Pech.
    Was mich im Bereich der Schulsozialarbeit allerdings stört ist die bereits angesprochene Kuschelpädagogikhaltung, die es im Lehramt nicht derart extrem gibt. Da ist das Nähe- Distanzverhältnis größer. Klar ist ein ressourcenorientiertes Verhalten wichtig und richtig, aber Kinder dauerhaft für Dinge in den Himmel zu loben, die selbstverständlich sind, sehe ich als sehr kritisch und damit hatte ich echte Probleme. Das merke ich auch bei meinen Nachmittagsangeboten. Wenn ich so arbeiten würde wie in der Schulsozialarbeit, würden die Kinder auf den Tischen tanzen. Die Kids haben bei den Sozis teilweise das Gefühl, man ist der Kumpel von der Straße und das rutscht ganz schnell auf eine Ebene ab, die in Respektlosigkeit mündet.
    Schulsozialarbeit funktioniert meist dann, wenn die Hierarchie zwischen Lehrern und Sozpäds auf einer Ebene ist und die Grenzen dennoch abgesteckt sind und man sich gegenseitig respektiert und achtet. Das war damals nicht der Fall und ich weiß von anderen Sozis aus meiner Gegend, dass das Gefälle Lehrer und Sozi dort immer noch sehr groß ist.


    Natürlich spreche ich hier nicht von ganz Deutschland. Ganz klar.


    Was das Geld angeht. Nein, darum würde ich das Zweitstudium nicht wagen. Wenn gleich man auch als Angestellter und Lehrer mehr bekommt als ein Sozialarbeiter.

  • geld und geld sind in verschiedenen regionen deutschlands sehr unterschiedliche dinge. hier zahlst du für ein wg-zimmer, was du im vogtland monatlich für ein schönes reihenhaus zur miete ausgibst.

  • ...ich weiß übrigens nicht, ob deine vorstellung von respekt = nicht loben für in deinen augen selbstverständiches und dein begriff von "kuschelpädagogik" einer lehrerkarriere förderlich sind. beziehunsgarbeit ist alles, aber keine kumpelei, und ob etwas selbstverständlich ist oder nicht, hängt immer vom einzelnen kind ab. wenn es für das kind nicht selbstverständlich ist, ist es schlicht unprofessionell, nicht zu verstärken, wenn du schon mal erwünschtes verhalten zu sehen bekommst von diesem kind. nicht gemeckert ist lob genug funktioniert nur so semi bis gar nicht, beziehungsarbeit dagegen extrem gut. und wenn nähe/distanz in deiner beziehung zu einem kind nicht passt, liegt die ursache *fast immer* beim erwachsenen. du bist erwachsen, das ist ein kind. du führst.

  • Der Ansatz in der Schulsozialarbeit ist oft ein anderer. Ich denke, das siehst du zu sehr aus der Lehrerperspektive.
    Das geht schon damit los, dass die Sozis sich duzen lassen. Du baust als Sozi zu seinen Klienten oftmals ein Vertrauensverhältnis, oft auch ein kumpelhaftes Verhältnis auf. Das wäre für einen Lehrer gar nicht realisierbar. Wenn der sich duzen lässt, ist die Sache gelaufen. Als Sozialarbeiter hast du das Ziel tragfähige Beziehungen zu entwickeln. Das machst du als Sozi natürlich nicht, indem du bestrafst, sondern sehr stärkenorientiert arbeitest. Wir schauen auf das, was da ist, nicht auf das, was nicht da ist.
    Dass man nicht lobt als Lehrer, hast du missverstanden. Aber man arbeitet leistungsbezogener und konzentriert sich nicht so stark auf die Stärken.


    Dazu hatte ich selbst mal ein Erlebnis mit einer Lehrerin. Das Kind kam zu uns ins Sozialarbeiterzimmer und war an diesem Morgen entgegen zahlreicher anderer Tage aufgestanden und zur Schule gekommen. Mein Kollege lobt den Jungen, als die Physiklehrerin herein kommt und ihn zur Sau macht.
    Hinterher durften wir uns anhören, dass es unmöglich wäre, ein Kind für sein Aufstehen zu loben. Das sei Grundlage und eine Selbstverständlichkeit!
    Der Junge stand vor der Tür, während sich die Erwachsenen in den Haaren hatten.



    Die Nähe Distanz Geschichte ist nicht selten auf Traumatisierungen zurück zu führen. Kinder, die damit extreme Probleme aufweisen, haben nicht selten Grenzüberschreitungen erlebt.
    Dass die Ursache fast immer beim Erwachsenen liegt, ist zu sehr pauschalisiert. Meine Meinung.

  • Der Ansatz in der Schulsozialarbeit ist oft ein anderer. Ich denke, das siehst du zu sehr aus der Lehrerperspektive.


    Und ich denke du siehst es zu sehr aus deiner (eingeschränkten) Erfahrung.


    Du redest immer von Kindern.
    Schulsozialarbeiter sind auch am Berufskolleg tätig und da wird nicht geduzt und eben mit jungen Erwachsenen gearbeitet.

  • entschuldige mal, die physikkollegin hat in deinem beispiel völlig falsch gehandelt, und das hätte sie bei uns auch später, ohne kind, rückgemeldet bekommen. von uns, als kollegium.


    als lehrer ist dein erstes ziel ebenfalls eine tragfähige beziehung zum schüler. wie soll er/sie sonst was lernen von dir? das sind kinder und jugendliche. bitte reflektiere nochmal deine vorstellung von der lehrerrolle.


    und defizitorientierung im unterricht statt stärkenorientierung ist auch nichts gutes, sondern für den lernerfolg der kinder, und darum geht's letztlich, überhaupt nicht gut. aber sowas von nicht gut. willst du ein guter lehrer werden- sei wie der sozialarbeiter in deinem beispiel, bloß nicht wie die physiktante.

  • Der Ansatz in der Schulsozialarbeit ist oft ein anderer. Ich denke, das siehst du zu sehr aus der Lehrerperspektive.
    Das geht schon damit los, dass die Sozis sich duzen lassen. Du baust als Sozi zu seinen Klienten oftmals ein Vertrauensverhältnis, oft auch ein kumpelhaftes Verhältnis auf. Das wäre für einen Lehrer gar nicht realisierbar. Wenn der sich duzen lässt, ist die Sache gelaufen. Als Sozialarbeiter hast du das Ziel tragfähige Beziehungen zu entwickeln. Das machst du als Sozi natürlich nicht, indem du bestrafst, sondern sehr stärkenorientiert arbeitest. Wir schauen auf das, was da ist, nicht auf das, was nicht da ist.
    Dass man nicht lobt als Lehrer, hast du missverstanden. Aber man arbeitet leistungsbezogener und konzentriert sich nicht so stark auf die Stärken.

    Wir, ihr, sie... deswegen knallts eben zwischen den Berufsgruppen immer wieder, wegen der Vorurteile. Wieso denkst du, dass Lehrer nicht auf die Ressourcen schauen? Und wäre dann das dein erklärtes Ziel, so zu werden? Immerhin möchtest du ja raus aus diesem Beruf, rein in den anderen.


    Ich finde ungerade Lebensläufe überhaupt nicht problematisch. Ich finde aber, es kommt darauf an, was man für sich daraus mitnimmt. Wenn das Fazit aus jeder Lebensstation lediglich sein sollte: alles doof, die anderen können alle nix aber habens trotzdem besser... Das wäre schon etwas trostlos. (Und aus langjähriger Mentoren- und Forenerfahrung: wenn du mit dieser Einstellung reingehen solltest, wird's im Ref gehörig knallen).


    Ich denke, dass es Menschen meistens besser geht, wenn sie eine Station erfolgreich beenden und dann aus freien Stücken entschließen können, etwas anderes anzufangen.


    Wenn diese eine Schule extrem schlecht war und die Arbeit mit Junkies auch nicht dein Ding ist, dann probiers doch mit einer anderen Schule, einer WG oder was immer dir liegt. Als langjährig unzufrieden Geswesene kann ich dir nur raten: Lerne erst mal deine Position zu finden, deine Aufgaben zu definieren, deine Persönlichkeit (als Sozialarbeiter) zu entwickeln, deine Grenzen und Möglichkeiten zu entdecken. Und wenn du dann Bock hast, was anderes zu machen, dann machs :)

  • Wieso ist es für einen Lehrer nicht möglich, die SuS zu duzen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen??? Wieso ist die Sache gelaufen, wenn man sich duzen lässt? So ein Quatsch, ganz ehrlich. Das kann man doch gar nicht so pauschalisieren.

  • Und ich denke du siehst es zu sehr aus deiner (eingeschränkten) Erfahrung.


    Du redest immer von Kindern.
    Schulsozialarbeiter sind auch am Berufskolleg tätig und da wird nicht geduzt und eben mit jungen Erwachsenen gearbeitet.

    Ich kann ja nur für den Landkreis sprechen, in dem ich tätig war und da wurden Schulsozis noch nicht am Berufskolleg eingesetzt.

    entschuldige mal, die physikkollegin hat in deinem beispiel völlig falsch gehandelt, und das hätte sie bei uns auch später, ohne kind, rückgemeldet bekommen. von uns, als kollegium.


    als lehrer ist dein erstes ziel ebenfalls eine tragfähige beziehung zum schüler. wie soll er/sie sonst was lernen von dir? das sind kinder und jugendliche. bitte reflektiere nochmal deine vorstellung von der lehrerrolle.


    und defizitorientierung im unterricht statt stärkenorientierung ist auch nichts gutes, sondern für den lernerfolg der kinder, und darum geht's letztlich, überhaupt nicht gut. aber sowas von nicht gut. willst du ein guter lehrer werden- sei wie der sozialarbeiter in deinem beispiel, bloß nicht wie die physiktante.

    Das weiß ich doch, dass man die Kinder und Jugendlichen auch stärken muss, aber Lehrer loben eben oftmals nicht für Sachen, die für sie selbstverständlich sind.
    Aufs Zeugnis kommen ja auch nicht nur negative Sätze, sondern positive.

    Wir, ihr, sie... deswegen knallts eben zwischen den Berufsgruppen immer wieder, wegen der Vorurteile. Wieso denkst du, dass Lehrer nicht auf die Ressourcen schauen? Und wäre dann das dein erklärtes Ziel, so zu werden? Immerhin möchtest du ja raus aus diesem Beruf, rein in den anderen.
    Ich finde ungerade Lebensläufe überhaupt nicht problematisch. Ich finde aber, es kommt darauf an, was man für sich daraus mitnimmt. Wenn das Fazit aus jeder Lebensstation lediglich sein sollte: alles doof, die anderen können alle nix aber habens trotzdem besser... Das wäre schon etwas trostlos. (Und aus langjähriger Mentoren- und Forenerfahrung: wenn du mit dieser Einstellung reingehen solltest, wird's im Ref gehörig knallen).


    Ich denke, dass es Menschen meistens besser geht, wenn sie eine Station erfolgreich beenden und dann aus freien Stücken entschließen können, etwas anderes anzufangen.


    Wenn diese eine Schule extrem schlecht war und die Arbeit mit Junkies auch nicht dein Ding ist, dann probiers doch mit einer anderen Schule, einer WG oder was immer dir liegt. Als langjährig unzufrieden Geswesene kann ich dir nur raten: Lerne erst mal deine Position zu finden, deine Aufgaben zu definieren, deine Persönlichkeit (als Sozialarbeiter) zu entwickeln, deine Grenzen und Möglichkeiten zu entdecken. Und wenn du dann Bock hast, was anderes zu machen, dann machs :)

    Wie ich schon sagte, ich gehe davon aus (und hoffe), dass es diese Probleme im Schulsozialarbeiterbereich nicht in ganz Deutschland gibt. Eine Schule ist ja auch nicht repräsentativ für ein ganzes Land. Nein, das Lehrer nur aufs negative schauen wollte ich damit nicht sagen, nur zum Ausdruck bringen, dass Lehrer anders als Sozialarbeiter auf die Kinder blicken (falls das doch so ankam, tut es mir leid). Sonst wären die Sozialarbeiter überflüssig. Ein Sozi lobt eben auch für Verhalten, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.
    Stell dir mal vor, du hast einen Dauerschulschwänzer in der Klasse, der nach 4 Wochen wieder zur Tür herein kommt und sagst als Lehrer: Hallo Max, ich freue mich, dass du nach 4 Wochen endlich wieder zu uns gefunden hast. Oder jemand kommt zu spät: Hallo Josephine, schön, dass du dich doch noch dazu entschlossen hast uns heute zu beehren und nicht im Bett zu bleiben. Ich will nicht ausschließen, dass es solche Lehrer gibt, aber ein Großteil der Lehrer wird sich an den Kopf fassen.


    Nein, ich habe eigentlich vor mich ab Oktober einzuschreiben fürs Lehramt und dann stundenweise nebenher im Heimbereich zu jobben oder in der Beratung. Ich sammle nur noch Infos, wie ich meinen Traum vom Lehramt realisieren kann und auf welche Fächer mein Entschluss fällt. Die Sache Selbstfindung in der Sozialen Arbeit ist für mich durch. Dafür überwiegen die negativen Komponenten zu stark. Das sind u.a. die befristeten Arbeitsverträge und die fehlende Möglichkeit auf Vollzeit. Ich habe Freunde, die mittlerweile auf der 5. Befristung arbeiten und das alles nur in Teilzeit. Die sind in 8 Jahren 4 Mal umgezogen. Gehaltssteigerungen haben kaum Aussicht. Die kleinen Träger kämpfen selbst ums überleben. In den öffentlichen Dienst kommt man oft nur durch Beziehungen. Überstunden und teilweise ausbeuterische Konditionen sind an der Tagesordnung. Es ist wie mit Krankenschwestern oder Altenpflegern. Brauchen tun sie alle, bezahlen will sie keiner.
    Es erfordert eine grenzenlose Selbstaufgabe, die ich nicht mehr bereit bin aufzubringen. Eigener PKW mit dem man die Klienten von A nach B fährt, Überstunden, fehlende Supervision und Nachbetreuung von Fällen, hohe Selbstaufgabe mit dem Dauerargument, man würde den Job nicht wegen des Geldes ausüben. Man kann den Job sicher machen, wenn man Mutter von 2 Kindern ist und nicht der Haupternährer. Dann will ich gar nichts sagen. Ein Großteil meiner Kolleginnen macht es eigentlich nur, für die Urlaubsfinanzierung und das Taschengeld wie auch die Rentenpunkte nebenher und es passt für sie, weil sie wegen der kleinen Kinder eh nicht Vollzeit arbeiten können. Aber als Single kommt man in der Sozialen Arbeit nicht weit.


    Das sind nicht die einzigen Gründe, aus denen ich das Arbeitsfeld wechseln will. Vor allem macht es mir Spaß mein Wissen zu teilen. Ich liebe es pädagogisch zu arbeiten, Kinder beim Wissenserwerb zu unterstützen, sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu begleiten und mit ihnen gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen. Ich liebe Englisch, ich liebe die pädagogische Arbeit und ich mag es mein erworbenes Wissen weiter zu geben und zu teilen und man sagt mir, ich habe Nerven aus Stahl und bin sehr geduldig. Wenn man es sich mit mir versaut, muss man schon viel Mist gebaut haben. Und all das kann ich als Lehrerin verwirklichen.

  • ...äh doch, genau das sage ich bei meinem dauerschwänzer, wenn er endlich mal wieder in der q12 vorbeischaut, die er gerade zum zweiten mal besucht. der junge kommt aus einer ziemlich belasteten familie, mutter schwer krank und seit jahren arbeitsunfähig, väter unbekannt, viele geschwister, daheim materiell sehr große probleme, drogengeschichten, auch schon beim älteren bruder, jugendamt war (und ist wohl noch?) in der familie. das kind ist nicht dumm, aber auch kein überflieger. hätte er die gleichen startbedingungen wie seine reichen (!) klassenkameraden, wäre das alles kein problem. hat er aber nicht. ja, wenn der endlich mal kommt, dann freue ich mich (wirklich) und begrüße ihn freundlich, er setzt sich hin und tut mit (und ja, er bekommt die ordnugsmaßnahmen für seine verspätung natürlich aufgebrummt, weil ich die weitergebe, aber das erledigt die oberstufenkoordination und das nimmt er auch nicht persönlich). das halten die allerallermeisten kollegen auch so. alles andere wäre pädagogisch völlige banane.


    genauso der dauerzappler in der 5. natürlich bekommt der nach einer stunde, in der ich ihn kein einziges mal ermahnen musste, ein explizites lob im rausgehen. auch wenn 30 andere nicht gezappelt und rumgenervt haben und kein lob bekommen. für ihn war das eine tolle leistung, für die anderen eine selbstverständlichkeit. ergo lobe ich ihn und bekomme dafür nach wenigen wochen ein kind, das schon auf einen blick hin entschuldigend grinst, sich wieder gescheit hinsetzt, statt halb unterm tisch zu basteln und gleichzeitig mit seinem nachbarn und der hinterfrau zu plaudern, und sich wenige sekunden später meldet und liefert. maulst du das kind dagegen immer nur an, auch wenn sein verhalten mies ist, dann bist du als pädagoge wohl eine ziemliche null, insofern du bei diesem kind außer frust und schulhass wohl gar nichts erreichst, obwohl viel mehr drin wäre.


    ich glaube, dein lehrerbild ist ziemlich verzerrt. wenn du nicht wenigstens ein bisschen sozpäd im herzen trägst, bist du als lehrer heute an einem gymnasium ziemlich verloren, was deine unterrichtserfolge angeht. vielleicht war das zu deiner schulzeit anders, aber die welt entwickelt sich weiter. deine beispiele zeigen alles, aber keine "pädagogische arbeit", höchstens pädagogische zerstörungsarbeit.

  • ...


    ich glaube, dein lehrerbild ist ziemlich verzerrt...

    ...vor allem frage ich mich, wie es einen dann dort hinzieht, wenn man seine zukünftigen Kollegen alle für Pappnasen hält :gruebel:


    Aber wenn du dir sicher bist: viel Erfolg im Studium!

  • (...)Was mich im Bereich der Schulsozialarbeit allerdings stört ist die bereits angesprochene Kuschelpädagogikhaltung, die es im Lehramt nicht derart extrem gibt. Da ist das Nähe- Distanzverhältnis größer. Klar ist ein ressourcenorientiertes Verhalten wichtig und richtig, aber Kinder dauerhaft für Dinge in den Himmel zu loben, die selbstverständlich sind, sehe ich als sehr kritisch und damit hatte ich echte Probleme. ...)

    ...) Das wäre für einen Lehrer gar nicht realisierbar. Wenn der sich duzen lässt, ist die Sache gelaufen. Als Sozialarbeiter hast du das Ziel tragfähige Beziehungen zu entwickeln. Das machst du als Sozi natürlich nicht, indem du bestrafst, sondern sehr stärkenorientiert arbeitest. Wir schauen auf das, was da ist, nicht auf das, was nicht da ist.
    Dass man nicht lobt als Lehrer, hast du missverstanden. Aber man arbeitet leistungsbezogener und konzentriert sich nicht so stark auf die Stärken.
    (...)

    Ich habe rund 15 Jahre in der außerschulischen Bildungsarbeit auf dem Buckel, mit Kindern, Erwachsenen, mit Migrationshintergrund, schwerst Mehrfachbehinderten- der gemeinsame Nenner war und ist auch jetzt im Ref, dass man mit Lob, Wertschätzung und Anerkennung von eben gerade nicht Selbstverständlichem (zumindest für DIESES Kind in DIESER Situation an DIESEM Tag) fast alle Menschen erreichen und etwas bewirken kann. Gerade Kinder erfahren viel zu selten ehrliche, stärkenorientierte Rückmeldung im Rahmen belastbarer Beziehungen, bei denen sie gerade nicht nur auf Fehlverhalten reduziert werden menschlich und nicht nur als "Leistungsapparate" zu funktionieren haben. Tragfähige Beziehungen zu entwickeln ist die Basis guter Erziehungsarbeit (=Kerngeschäft eines Lehrers), Stärkenorientierung eine natürliche Folge, ebenso wie das Loben erwünschten Verhaltens mehr Raum einnimmt, als das Herausstellen und Strafen unerwünschten Verhaltens. Defizitorientierte Ansätze gibt es natürlich in der Pädagogik, glücklicherweise verlieren diese aber an Rückhalt.
    Zumindest bei mir am Seminar könntest du mit Aussagen wie den hier von dir getätigten in Pädagogik nicht punkten oder gar ein 2.Staatsexamen bestehen. Auch wenn dir natürlich noch ein Lehramtsstudium fehlt, würde ich mir da von einer Sozialpädagogin mit ersten Berufserfahrungen mehr kritische Selbstreflexion erwarten.


    Ganz nebenbei ist Autorität keine Frage von Duzen oder Siezen; das sind letztlich Äußerlichkeiten. Bis auf eine Klasse, die derartige Gepflogenheiten gerade noch lernen muss, könnte ich mich von allen meinen Schülern problemlos duzen lassen wäre das an unserer Schule (oder im deutschen Schulsystem) so üblich. Das mag mein Urgroßvater der Schulmeister war anders gesehen haben, das ist aber eben auch schon ein halbes Jahrhundert her und die Pädagogik hat seitdem dazugelernt. ;)

    Es erfordert eine grenzenlose Selbstaufgabe, die ich nicht mehr bereit bin aufzubringen. Eigener PKW mit dem man die Klienten von A nach B fährt, Überstunden, fehlende Supervision und Nachbetreuung von Fällen, hohe Selbstaufgabe mit dem Dauerargument, man würde den Job nicht wegen des Geldes ausüben.(...)


    Das sind nicht die einzigen Gründe, aus denen ich das Arbeitsfeld wechseln will. Vor allem macht es mir Spaß mein Wissen zu teilen. Ich liebe es pädagogisch zu arbeiten, Kinder beim Wissenserwerb zu unterstützen, sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu begleiten und mit ihnen gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen. Ich liebe Englisch, ich liebe die pädagogische Arbeit und ich mag es mein erworbenes Wissen weiter zu geben und zu teilen und man sagt mir, ich habe Nerven aus Stahl und bin sehr geduldig. Wenn man es sich mit mir versaut, muss man schon viel Mist gebaut haben. Und all das kann ich als Lehrerin verwirklichen.

    Hmm also in dem ersten Absatz findet man bei genauer Lektüre doch einige Hinweise, die wahlweise auch den Schuldienst beschreiben könnten (wobei man da bei Beamten im Regelfall nicht von Überstunden spricht, sondern einfach nur von einem Beamten der sich mit ganzer Kraft und Hingabe seinem Beruf widmet, um seine staatliche Alimentation zu rechtfertigen :teufel: ). Grenzenlose Selbstaufgabe ist in keinem Beruf eine gesunde Wahl, gibt es aber auch im Schuldienst (oder anderen sozialen Berufen) vielfach, was gerade bei Menschen mit hohem Selbstanspruch ("Perfektionismus") und hoher intrinsischer Motivation das Risiko eines Burnout birgt. :tot: Gesunde Selbstabgrenzung muss man deshalb in all diesen Berufen lernen. Natürlich üben wir alle unseren Beruf auch des Geldes wegen aus :cash: (ganz gleich, ob wir Sozialarbeiter, Lehrer, Ärzte oder Altenpfleger sind), aber alle sozialen Berufe verlangen einem so viel ab, das es weiterer Motivation bedarf um den Beruf bis 70 schülerorientiert ausüben zu können. :rose:
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    Wenn Lehramt dein Weg ist, dann gehst du ihn, egal, was wir dir hier rückmelden. Versuch aber den Weg hin zum Schuldienst mit dafür zu verwenden an deinen teilweise noch problematischen Haltungen zu arbeiten und -Lehrerkind hin oder her- weniger Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten im Beruf zu suchen, als Fragen und einen immer wieder auch ergebnisoffenen Weg (was man aushalten lernen muss). Wenn du Glück hast im Leben, dann schenkt dir jede Antwort wenigstens eine neue Frage, damit du dich weiterentwickeln kannst als Mensch, wie auch als Lehrer. Gerade die arbeitsträchtigeren L-S-Beziehungen (mit verhaltenskreativen Schülern, Dauerschwänzern, eklektischen Mitschreibern, Erstellern eliptischer Texte, Sprechern vieler Zungen nur selten einer der gerade vorherrschenden Unterrichtssprachen,...), gerade diese Beziehungen schenken mir zumindest oft die nachhaltigsten Fragen, die berührendsten Antworten und erlauben es mir immer wieder aufs Neue die Welt nicht ganz selbstverständlich zu sehen, sondern mit den Augen "meiner" 10-16jährigen "Kinder". :verliebt:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...äh doch, genau das sage ich bei meinem dauerschwänzer, wenn er endlich mal wieder in der q12 vorbeischaut, die er gerade zum zweiten mal besucht. der junge kommt aus einer ziemlich belasteten familie, mutter schwer krank und seit jahren arbeitsunfähig, väter unbekannt, viele geschwister, daheim materiell sehr große probleme, drogengeschichten, auch schon beim älteren bruder, jugendamt war (und ist wohl noch?) in der familie. das kind ist nicht dumm, aber auch kein überflieger. hätte er die gleichen startbedingungen wie seine reichen (!) klassenkameraden, wäre das alles kein problem. hat er aber nicht. ja, wenn der endlich mal kommt, dann freue ich mich (wirklich) und begrüße ihn freundlich, er setzt sich hin und tut mit (und ja, er bekommt die ordnugsmaßnahmen für seine verspätung natürlich aufgebrummt, weil ich die weitergebe, aber das erledigt die oberstufenkoordination und das nimmt er auch nicht persönlich). das halten die allerallermeisten kollegen auch so. alles andere wäre pädagogisch völlige banane.

    Ich will nicht ans Gymnasium von daher. Kann nur für die Lehrer sprechen, die ich kenne und da war bisher keiner dabei, der sich wie du artikuliert hat. Ohne dir zu nahe zu treten, aber vermutlich hätte man dann an der Realschule noch mehr Anarchie und die würden alle kommen und gehen wann sie wollen. Am Gymnasium sind die Schwänzer ja nie lange, weil sie dann meist eh die Schule wechseln und auf die Realschule gehen oder sitzen bleiben. Ich denke, dass das bei deinem Dauerschwänzer nicht anders sein wird und dass er sein Abitur schaffen wird, daran habe ich Zweifel.


    Nein, mein Lehrerbild ist nicht verzerrt. Ich halte es eher für gewöhnungsbedürftig, wenn Lehrer die Kinder für selbstverständliches Verhalten loben. Lob ist wichtig und richtig, aber nicht wegen jeder Kleinigkeit. Wir haben eine Schulpflicht in Deutschland und man hat auch bei den Mitschülern eine Vorbildfunktion. Wenn die anderen 26 Kids nun also mitbekommen, dass ich meinen Dauerschwänzer für sein Erscheinen lobe, dann kannst du dir vorstellen, was da in den Köpfen abgeht. Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass grenzenloses Gemecker wie die Physiklehrerin erfolgsversprechend ist.

    ...vor allem frage ich mich, wie es einen dann dort hinzieht, wenn man seine zukünftigen Kollegen alle für Pappnasen hält :gruebel:
    Aber wenn du dir sicher bist: viel Erfolg im Studium!

    Bitte lesen. Nur weil einige Lehrer an der besagten Schule so ticken, sind nicht alle Lehrer Pappnasen.



    Ich habe rund 15 Jahre in der außerschulischen Bildungsarbeit auf dem Buckel, mit Kindern, Erwachsenen, mit Migrationshintergrund, schwerst Mehrfachbehinderten- der gemeinsame Nenner war und ist auch jetzt im Ref, dass man mit Lob, Wertschätzung und Anerkennung von eben gerade nicht Selbstverständlichem (zumindest für DIESES Kind in DIESER Situation an DIESEM Tag) fast alle Menschen erreichen und etwas bewirken kann. Gerade Kinder erfahren viel zu selten ehrliche, stärkenorientierte Rückmeldung im Rahmen belastbarer Beziehungen, bei denen sie gerade nicht nur auf Fehlverhalten reduziert werden menschlich und nicht nur als "Leistungsapparate" zu funktionieren haben. Tragfähige Beziehungen zu entwickeln ist die Basis guter Erziehungsarbeit (=Kerngeschäft eines Lehrers), Stärkenorientierung eine natürliche Folge, ebenso wie das Loben erwünschten Verhaltens mehr Raum einnimmt, als das Herausstellen und Strafen unerwünschten Verhaltens. Defizitorientierte Ansätze gibt es natürlich in der Pädagogik, glücklicherweise verlieren diese aber an Rückhalt.Zumindest bei mir am Seminar könntest du mit Aussagen wie den hier von dir getätigten in Pädagogik nicht punkten oder gar ein 2.Staatsexamen bestehen. Auch wenn dir natürlich noch ein Lehramtsstudium fehlt, würde ich mir da von einer Sozialpädagogin mit ersten Berufserfahrungen mehr kritische Selbstreflexion erwarten.


    Ganz nebenbei ist Autorität keine Frage von Duzen oder Siezen; das sind letztlich Äußerlichkeiten. Bis auf eine Klasse, die derartige Gepflogenheiten gerade noch lernen muss, könnte ich mich von allen meinen Schülern problemlos duzen lassen wäre das an unserer Schule (oder im deutschen Schulsystem) so üblich. Das mag mein Urgroßvater der Schulmeister war anders gesehen haben, das ist aber eben auch schon ein halbes Jahrhundert her und die Pädagogik hat seitdem dazugelernt. ;)


    Na da kann ich ja froh sein, nicht bei dir im Studienseminar zu sitzen. *Ironie*
    Ob Autorität vom dutzen oder siezen abhängt kann man diskutieren. Die Meinung ist ja nicht allgemeingültig.
    Leider haben wir auch im sozialen Bereich krasse Unterschiede. So werden Erzieher, Sozis oder Altenpfleger deutlich schlechter bezahlt als Ärzte oder Lehrer. Finde ich das fair? Nein. Wäre ich für höhere Löhne? Ja. Bei uns in der Sozialen Arbeit gilt offenbar das Standardargument, man würde den Job ja nicht wegen des Geldes ausüben und der Sinn würde entschuldigen. Das ist schön und gut und sicher leisten wir einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, aber davon können wir unsere Brötchen nicht bezahlen.


    Meine Haltung ist kritisch, aber realistisch. Im übrigen stellt sich ja die Frage, wenn man vielen eurer Argumentationen folgt und die Lehrer genauso wie die Sozis arbeiten: Wozu braucht man dann Letztere?(Ich stelle die Frage bewusst provokant) Und da kommen wir wieder an einen Punkt, den ich bei meiner Arbeit leider sehr oft erlebt habe.
    Die Lehrer an meiner damaligen Schule, an der ich als Sozi tätig war (meist alle Ü40) waren der Auffassung, dass das was wir als reine Pädagogikausbildung im Studium hatten, in ihrem Studium, neben ihren Fächern integriert war. Frei nach: Der hat ja nur Sozialpädagogik studiert, während ich zusätzlich noch 2 oder 3 Fächer habe. Was will der mir also erzählen? Ich arbeite seit über 20 Jahren auf die gleiche Weise. Das was ich hier schildere, war speziell ein Phänomen der älteren Lehrer (Ü40).

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