Interessante Überlegung... aber von welchem Vergleichszeitraum sprichst du? immer größer "seit den 50er Jahren in Westdeutschland"? Oder "seit der Zeit, als Frauen 11 Kinder bekamen, 4 wieder starben und der Rest im Bergbau arbeiten musste, bzw. abends nach 10 Stunden Heimarbeit auf die mit 4 Geschwistern geteilte Matratze fiel?" klar, Familienleben ist im Wandel. Ich würde aber nicht so weit gehen zu behaupten, dass da ein großer, böser, kapitalistischer Masterplan dahintersteckt. So klang das weiter oben zumindest für mich.
Vergleichszeitraum: ca. die letzten 15 Jahre. Ob es da eine kontinuierliche Entwicklung seit den 50er Jahren gibt, würde mich sehr interessieren, aber ich habe jetzt einfach nur die Presse und Erfahrungen von Bekannten, z.B. Erzieherinnen, der letzten Jahre im Kopf. Eine Statistik zu dieser Fragestellung ist mir nicht bekannt.
Wenn es so wäre, dass Eltern tatsächlich immer weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen und diese immer mehr von Institutionen erzogen werden, wäre da sicher kein "großer böser Masterplan" dahinter, sondern einfach nur der "normale" Kapitalismus, in dem viele Eltern eben so viel arbeiten müssen, dass nur wenig Zeit für die Kindererziehung bleibt. In der Politik scheint mir das gar nicht als Problem wahrgenommen zu werden, sondern ganz im Gegenteil: es soll mehr Arbeitszeit von Eltern ermöglicht werden, über ausgeweitete Betreuungsmöglichkeiten usw. Erziehungsurlaub bzw. heute Elternzeit scheinen mir einerseits dazu im Gegensatz zu stehen, da hier Elternteile nicht arbeiten, sondern bei ihren Kindern sein könnne, andererseits soll diese Maßnahme ja die zukünftig andauernde Tätigkeit der berufstätigen Eltern ermöglichen, da ein Einkommen alleine meistens nicht genügt (Frauenarbeit einerseits als mögliche Emanzipation von der patriarchalischen Familie, andererseits als Zwang der Lohnarbeit).
Neben den schon angesprochenen Beispielen gab's hier im Forum selbst doch auch schon Fälle, wo Kollegen darüber geklagt haben, dass Vieles, was früher im Elternhaus erlernt wurde, heute nicht mehr im Elternhaus erlernt werden, sondern das in der Schule erledigt werden soll bzw. muss (die Zeit fehlt dann beim eigentlichen Stoff). Eventuell besteht hier auch ein Zusammenhang mit Eltern, die schlicht keine Zeit für derlei Aufgaben mehr haben.