Arbeitsverhalten/Disziplin in der Klasse verbessern. Brauche dringend Tipps!

  • Hallo an alle,


    ich habe nach den Herbstferien meine erste 'eigene' Klasse übernommen. Eine Gymnasialklasse 7. Leider bin ich schon die sechste Klassenlehrerin, die die Schüler seit der 5. Klasse haben. Dementsprechend habe ich das Gefühl, dass im Hinblick auf das Arbeitsverhalten und die Disziplin keine einheitliche Linie herrschte. Die Schüler sind an sich ein netter Haufen, aber was das Erledigen von Hausaufgaben angeht wirklich faul und unzuverlässig. Dies betrifft wirklich fast die ganze Klasse. Es kommt öfter vor, dass die Hälfte und mehr der Klasse keine Hausaufgaben haben und sie zeigen auch keine große 'Reue'. Nach dem Motto: Komm ich heut' nicht, komm ich morgen. Zwar schreibe ich mir das alles auf und es gibt ein Schülerkalender, in den das für die Eltern eingetragen wird, aber ich würde die Situation gerne zum Positiven verändern.
    Dazu kommt noch, dass die Klasse sehr 'kommunikativ' ist. Beispiele: Ich begrüße die Klasse (im Stehen - Ist Regel der Schule), sie setzten sich hin und fangen AUGENBLICKLICH an mit dem Nachbarn zu quatschen. Ich sorge für Ruhe, erkläre die Aufgabe oder sage, was wir heute vorhaben oder so und es bricht wieder Gerede aus.


    Ich brauche ganz dringend Tipps!!!


    Danke!

  • ... Ich begrüße die Klasse (im Stehen - Ist Regel der Schule), sie setzten sich hin und fangen AUGENBLICKLICH an mit dem Nachbarn zu quatschen.

    dazu fiele mir ein: nee Leute, alle stehen wieder auf...*leise* wir setzen uns wieder hin *quatschen* aufstehen, das üben wir jetzt so lange, bis alle nach dem Setzen leise bleiben.


    Hausaufgabentips hab ich keine, macht bei uns auch keiner. Bei euch hilft vielleicht irgendeine Konsequenz: 3 fehlende HA sind eine 6/nachmittags in der Schule nachholen o.ä. Hausaufgaben werden aber manchmal etwas auch überbewertet ;)

  • Es gibt glaube ich keine Tipps, die für alle Klassen passen. Bzgl. für Ruhe sorgen hab ich je nach Klasse folgende "Angebote" (ganz verschiedene "Eskalationsstufen"):
    - ich stelle mich (oder setze mich) vorne hin und warte schweigend - in manchen Klassen hilft das schon (in den meisten allerdings nicht) --- wenn ich schon im Reden bin, werde ich leiser und höre dann ganz auf.
    - anderes Extrem: ich bin unpädagogisch (und laut) genug, auch mal einen Brüller los zu lassen (keine Schimpftirade, ein lautes "Hey" reicht oft schon) - das schockt die SuS so, dass sie ein paar Minuten ruhig sind ... in den paar Minuten liegt meine Chance, ihnen klar zu machen, dass das Thema für heute eigentlich ganz spannend ist (sprich: sie tatsächlich zu fesseln - das geht für mich in Geschichte leichter als in Englisch, aber es geht ... nicht immer, aber doch).
    - nicht lange erklären, mitten rein in den Stoff. Manchmal hilft schon ein interessanter (oder auch unkonventioneller) Einstieg (ein Bild, ein Lied, ein Videoschnipsel) ... nicht immer findet man was und es kostet ja auch Vorbereitungszeit, aber wenn es möglich ist, ist meine Erfahrung, dass es sich lohnt. Dieser Einstieg wird dann oft ohne ein Wort von meiner Seite erst einmal gezeigt.
    - Veränderung der Sitzordnung, ohne Rücksicht, wer neben wem sitzen will.
    - Wer redet, bekommt eine Frage gestellt (gerne auch eine, die ich gerade "beantwortet" habe) und ich bilde mündliche Noten. Kann der Schüler eine vernünftige Antwort geben (und das mehrfach innerhalb einer Woche z.B.), erhält er auch eine gute Note. Weiß er mehrfach nicht einmal, welche Frage ich gestellt habe, ergibt das auch eine Note. Mag hart sein, aber wenn es nicht anders geht ...
    - ich kann die Schwätzer auch aufrufen, um etwas vorzulesen.
    - die Klasse erhält von mir am Anfang der Stunde ein Blatt mit Arbeitsaufträgen, die in Stillarbeit zu erledigen sind (Materialien sind im Buch oder ggf. auch per Doku-Kamera der Klasse sichtbar) - natürlich wird da auch geschwätzt, aber meine Erfahrung ist, dass deutlich weniger geredet wird, als wenn ich etwas erzählen oder Unterrichtsgespräch machen würde. In der letzten Viertelstunde werden entweder die Lösungen besprochen oder - wenn auch da keine Ruhe ist - wird einfach nur ein Blatt mit den Lösungen unter die Doku-Kamera gelegt. Die erarbeiteten Inhalten sind durchaus Thema der Abfrage / der Stegreifaufgabe in der nächsten Stunde.
    - wenn nur einzelne reden, gehe ich in ihre Richtung, stelle mich in die Nähe, aber so, dass ich die (meisten) anderen noch im Blick habe.
    usw.

  • Bei 4 fehlenden Hausaufgaben gibt es bei uns einen Brief an die Eltern. Einfach zur Kenntnisnahme. Mit der Post.

  • Bei 4 fehlenden Hausaufgaben gibt es bei uns einen Brief an die Eltern. Einfach zur Kenntnisnahme. Mit der Post.

    Bei uns auch.
    Zusätzlich einen Nacharbeitstermin am Nachmittag.

  • In unruhigen Klassen gilt bei mir die Regel: Die Wiederholung (z.B. In Form der Abfrage) ist eine mündl. Wiederholung für die ganze Klasse. Wer an der mündl. Wiederholung wegen Schwätzen/Fremdbeschäftigung usw. nicht teilnimmt, wiederholt schriftlich. Sprich, der Schüler schreibt jetzt sofort den Hefteintrag der letzten Stunde ab. In der Regel schafft man das nicht in dieser Phase und muss es zuhause fertig schreiben und nächste Stunde abgeben. Zu Beginn erkläre ich diese Regel und rufe dann dann die betreffenden Schüler auf. Wenn die Regel bekannt ist, rufe ich nur noch die Schüler auf und mache mit dem Finger eine Schreibgeste. Von meiner Seite aus also keine große Störung/Unterbrechung des Unterrichts.
    Egal, was du machst, sei konsequent und belasse es nicht nur bei Ermahnungen. Ziehe das, was du ankündigst, auch durch. Bei mir bedeutet dreimal vergessene Hausaufgabe einmal Nacharbeit am Nachmittag incl. Hinweis an die Eltern.


    Sarek

  • ...mal noch aus Elternsicht: es ist ziemlich ärgerlich, wenn es Hausaufgabenhefteinträge gibt: Ihr Kind hat keine Ethik-Ha erledigt und das Kind sagt "ich hab nicht verstanden, was wir machen sollen" oder "wird eh nicht kontrolliert, das muss ich jetzt auch nicht mehr nachholen".


    Daher als Idee: mach wenn, dann regelmäßig klar angesagte Aufgaben, die du selbst in 3 Wörtern anschreiben kannst/die auf eine Zeile im Ha-Heft passen.
    "S.5 Nr. 3" ist sinnvoller, als "stellt euch vor, ihr lebt zu Zeiten... schreibt aus der Sicht von..." das kann hinterher keiner mehr nachvollziehen.


    Wenn es schon Einträge bei vergessenen Aufgaben gibt, kontrolliere möglichst auch, ob nachgearbeitet wurde. Siebtklässler bekommen nicht mit, wenn du dir irgendwo einen Vermerk machst und es ist ihnen in der Sekunde auch egal was in 5 Monaten im Zeugnis steht.


    Also alles was dir wichtig ist, sollte auch so kommuniziert sein. Regelmäßig kleine Tests... immer hartnäckig dranbleiben :)

    • Offizieller Beitrag

    Nacharbeiten der HA finde ich eigentlich ziemlich überflüssig, denn die HA werden in der Stunde nach der Anfertigung ja besprochen. Was soll ich als Lehrer dann mit den nachgearbeiteten HA anfangen? Wer halbwegs mitarbeitet, korrigiert ja, wie gewünscht, bei der Besprechung.Wer während der Besprechung anderweitig beschäftigt ist, wird aufgerufen und aus seinem Beitrag eine Stundennote gebildet.


    Am Anfang des Schuljahres, aber auch zwischendurch, sage ich immer, wie die Sache mit den HA läuft:
    1. HA sind Pflicht
    2. Vergessene HA = Notiz bei mir in der Liste
    3. 3x vergessene HA = mail an die Eltern mit Ankündigung, dass im Wíederholungsfalle eine 6 für sonstige Mitarbeit gegeben wird.
    4. häufen sich in einer Klasse die "vergessenen" HA: unangekündigter Test über die besprochenen HA.


    Hilft! Zumindest eine zeitlang ;)

    • Offizieller Beitrag

    Zusammenfassend kann ich zur Ausgangsfrage nur sagen:


    Mache deutlich, was du erwartest.
    Fordere das ein.
    Kündige Konsequenzen an.
    Halte die Konsequenzen ein.


    Und das wichtigste: Scheue nicht vor "Konflikten" zurück.
    Du musst nicht der nette Lehrer sein, den alle (scheinbar) mögen.

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