Was hättet ihr euch im Ref von eurem direkten Umfeld an Unterstützung gewünscht?

  • Also ich habe jetzt mit voller Stelle deutlich weniger Freizeit, das merke ich (bzw hat mein Partner schon bemerkt).

    ...das glaube ich Dir gerne!


    Jedoch empfand ich im OBAS die volle Stelle plus den Beurteilungsdruck als "unmenschlich" - man wußte nicht wirklich, wem man es Alles recht machen soll :(


    Grundsätzlich ist somit der Unterschied zwischen Ref. und darauf voller Stelle natürlich immens!

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)

  • ...das glaube ich Dir gerne!
    Jedoch empfand ich im OBAS die volle Stelle plus den Beurteilungsdruck als "unmenschlich" - man wußte nicht wirklich, wem man es Alles recht machen soll :(


    Grundsätzlich ist somit der Unterschied zwischen Ref. und darauf voller Stelle natürlich immens!

    Dass mit der Freizeit kann ich zu 1000% unterstreichen. Ich habe das Ref. ganz gut bestanden, war auf einer tollen Schule, hatte tolle Kollegen und Schulleitung - es war perfekt! Hätte ich bleiben können, ich hätte es gemacht. Ich bin auch jetzt auf einer top Schule, mit einer gaaaaaaaaaaanz tollen Schulleitung. Aber ich würde sagen im Ref. lernt man unterrichten ... danach ... volle Stelle, Klassenleitung, Klausuren über Klausuren :D, Konferenzen, Elternsprechtag, Pflegschaft, Klassenfahrt .... das ist nicht einfach, man muss sich daran gewöhnen ;). Und das ist ja nur der Alltag. Es gibt dann ja auch Klassen, die es einem nicht ganz so einfach machen. Ich finde man bräuchte eher danach noch irgendeine Art der Betreuung, wie man in bestimmten Konfliktsituationen handeln kann oder einfach mal Ansprechpartner, die vielleicht nicht in dem Universum deines Alltags sind. Im Ref. hat man, mit Glück, ja schon allein durch Seminar tausende Ansprechpartner, wenn man es nutzt.

  • Im Ref. hat man, mit Glück, ja schon allein durch Seminar tausende Ansprechpartner, wenn man es nutzt.


    Hallo Here16,


    du sagst es ja selbst: "mit Glück" kann man ein gutes und entspanntes Referendariat absolvieren.
    Das mit den "tausenden Ansprechpartnern" am Seminar ist sicherlich etwas übertrieben dargestellt, aber auch hier kann es natürlich Vertrauenspersonen geben, denen man eigene Probleme (hoffentlich nur die eigenen!) gerne anvertraut. Ich habe diese Erfahrung leider nicht machen dürfen, mir kommt mein Seminar tendenziell feindselig vor - mein anfängliches Vertrauen wurde herb enttäuscht und es ist nicht auszuschließen, dass ich deshalb inzwischen eine kleine Paranoia ausgebildet habe -, so dass ich eher Mechanismen entwickelt habe, mein Gefühlsleben nicht (mehr) offen mitzuteilen.


    Das Seminar zählt zwar nicht zu den Angehörigen (die ja hier im Thread Thema sind), aber da du dies thematisierst, möchte ich hinzufügen, dass ich mir vom Seminar deutlich mehr Transparenz und Objektivität gewünscht hätte. Ich habe keinerlei Vertrauen in mein Seminar und das wird sich - auf Grund der dort vorherrschenden (Macht)Strukturen - auch nicht mehr ändern (können).


    der Buntflieger

  • ...Ihn ab und zu auch dazu zu überreden mal raus zu kommen und eine Pause zu machen natürlich auch...

    ...damit wärst du sicher schon eine große Hilfe. Und ab und an mal daran erinnern, wenn er sich in seinem Perfektionismus selber verstrickt und nächtelang an einer Schriftart fürs Arbeitsblatt rumbastelt, anstatt die Draufsicht aufs Wesentliche wiederzufinden.


    Mit gereizter Gegenwehr gelassen umzugehen wäre bestimmt noch hilfreich. Und falls keine Dankbarbkeit aufkommt: nicht allzu persönlich nehmen ;)

  • Perfektionismus ist ein fieses Popoloch mit dem sich aber wirklich viele Lehrer mal mehr, mal weniger plagen. Das wichtigste für ihn selbst ist es da ungeachtet der konstanten Bewertungssituation des Refs trotzdem Stundenentwürfe einfach auch stehen lassen zu können, nicht mehr zu verändern und dann eben aus Dingen die nicht rund liefen zu lernen (überlegen, wie es anders hätte gelöst werden können, abhaken, nächstes Mal entsprechend anders umsetzen). In Lehrprobensituationen mag es angehen, dass man mal stundenlang an einem Entwurf feilt, im Alltag geht man daran kaputt. Mir hat es da geholfen, mir immer weniger Zeit zuzugestehen pro Stundenplanung (mit Wecker), je näher ich dem eigenständigen Unterricht gekommen bin und mich dann zu zwingen aufzuhören. Bin inzwischen deutlich schneller und entspannter bei der Planung meiner Stunden, was diese deutlich besser macht. Kreativität auf und unter (Knopf-)Druck ist nämlich auch ein Popoloch.


    Hilfe des Umfelds: Mir ist da ganz besonders wichtig mal nicht über Schule nachdenken zu müssen und den Kopf ganz frei zu bekommen, sei es auch nur für eine halbe Stunde oder Stunde. Zuhören und helfen sind natürlich auch fein, einfach mal spazierengehen, Kinobesuch, was mit Freunden unternehmen, gemeinsam kochen oder auch einfach mal nur 5min Ruhe und nicht reden oder zuhören müssen sind aber mindestens ebenso wichtig, um gesund durchs Ref zu kommen.
    Psychohygiene ist etwas SEHR Individuelles. Da gibt es insofern nicht das eine Patentrezept, sondern es gilt herauszufinden, was einem selbst hilft.


    Wird das Ref die anstrengendste Zeit des Lebens?- Möglich, vor allem bei sehr "geraden" bisherigen Biographien. Aber ich würde wetten, dass wir alle in einigen Jahren aufs Ref zurückschauen und angesichts neuer Herausforderungen und anderer Verantwortungsbereiche das Ref für viel entspannter halten, als es im Moment des Erlebens erschien. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wird das Ref die anstrengendste Zeit des Lebens?- Möglich, vor allem bei sehr "geraden" bisherigen Biographien. Aber ich würde wetten, dass wir alle in einigen Jahren aufs Ref zurückschauen und angesichts neuer Herausforderungen und anderer Verantwortungsbereiche das Ref für viel entspannter halten, als es im Moment des Erlebens erschien. :)


    Hallo CDL,


    ich stimme allen von dir genannten Punkten zu, bis auf den von mir zitierten. Meine Erfahrung ist die, dass die "sehr geraden bisherigen Biographien" (also die überwiegende Mehrzahl) kaum Probleme haben, wohingegen Leute, die Ecken und Kanten haben (positiv wie negativ), z.T. massive Steine in den Weg gelegt bekommen.


    Aber nun wieder ab und zurück zum Thema. Sonst bekomme ich Haue. :pfeifen:


    der Buntflieger

  • (...)
    ich stimme allen von dir genannten Punkten zu, bis auf den von mir zitierten. Meine Erfahrung ist die, dass die "sehr geraden bisherigen Biographien" (also die überwiegende Mehrzahl) kaum Probleme haben, wohingegen Leute, die Ecken und Kanten haben (positiv wie negativ), z.T. massive Steine in den Weg gelegt bekommen.
    (...)

    Die Formulierung "meine Erfahrung" deutet an, dass da bei dir persönlich womöglich einiges schief gelaufen ist. Das zu verallgemeiern ist menschlich, was nicht bedeutet, das es zutreffen muss. Meine Erfahrung - ebenfalls nur eine individuelle Einzelerfahrung- ist da gänzlich anders, obgleich ich keinesfalls eine besonders "gerade" Biographie hatte bislang und meine Ecken, Kanten und Erfahrungen spürbar (und nutzbringend) in den Beruf einbringe. Wahrscheinlich steckt die Wahrheit in der Mitte zwischen unseren rein individuellen, nicht verallgemeinerbaren Erfahrungen und hängt ganz stark auch davon ab, was für eine Art Mensch man selbst ist, welche Vorraussetzungen und Eigenschaften man mitbringt und welchen Ausbildern man dann begegnet.


    "Massive Steine in den Weg gelegt (zu) bekommen" klingt mir aber nach (bedauerlicher) Einzelerfahrung und sollte finde ich nicht das generelle Bild des Referendariats prägen, so belastend solch eine Einzelerfahrung für Betroffene auch ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

Werbung