Körperliche Nähe zu SchülerInnen in der Grundschule

  • Noch was ... kennt ihr Jesper Juul?


    Der hat einige Bücher zur Erziehung usw. geschrieben (familientherapeutischer Hintergrund) und beschreibt sehr gut, was alles schief laufen kann. - Vor allem aber, wie es besser laufen kann. :)


  • Oh, danke, das ist wirklich hilfreich. Ich war diesbezüglich bisher sehr unsicher.


    (Keine Sorge, ich habe nicht vor, mich einzuschleimen. Es ist einfach meine Meinung. Ich bin so frei. ;) )


    Ich zitiere mal das Wichtigste:


    Ob Körperkontakt zwischen Lehrern und Schülern angemessen ist, entscheidet die jeweilige Situation. Grundsätzlich gilt der körperliche Kontakt in folgenden Situationen als zulässig:

    • sollte ein Schüler Hilfe benötigen
    • sollte eine Aufmunterung oder das Spenden von Trost in einer entsprechenden Situation passend sein
    • sollte ein Schüler Gefahr laufen, sich zu verletzen
    • sollte ein Eingreifen in unerwünschte Situationen notwendig sein
    • sollte körperlicher Zwang zur Durchsetzung von Maßnahmen notwendig sein

    Auch darüber hinaus ist eine Vielzahl von Situationen denkbar, in der Körperkontakt zwischen Lehrern und Schülern als angemessen gewertet werden könnte.


    https://beamten-infoportal.de/…-zu-schuelern-herstellen/

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das finde ich auch sehr wichtig zu wissen. Man traut sich ja ansonsten heutzutage schon fast gar nichts mehr.


    So ist es dem Lehrer gestattet, einen störenden Schüler, welcher sich der Weisung, das Klassenzimmer zu verlassen, widersetzt, aus dem Raum zu führen. Treten in der Folge geringe Verletzungen wie etwa leichte Blutergüsse auf, so gelten diese nicht als Körperverletzung.


    (ebenda)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Gymnasiallehrer ja pädagogisch auf sie einwirken

    Ähh... päda-was?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • wir müssen bei der Aufnahme notieren welchen Beruf die Eltern ausüben.

    Interessant. Auf welcher datenschutzrechtlichen Grundlage erhebt ihr diese Daten?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Interessant. Auf welcher datenschutzrechtlichen Grundlage erhebt ihr diese Daten?

    Falsches Thema hier denke ich. Kindergärten sind da etwas speziell. Wenige Eltern trauen sich da, wo sie doch gerade diesen kostbaren Platz ergattert haben, kritische Fragen zu stellen. So war der Kindergarten meiner Kinder sehr überrascht, zunächst sogar empört, als ich ihnen eine Kopie "der ersten Seite des Untersuchungsheftes" des Kindes verweigerte (hier sind auch Daten zu Geburt etc. festgehalten die eben mich als Mutter betreffen: wieviele Schwangerschaften, wieviele Geburten). Letztlich stellte sich heraus, dass sie diese ja gar nicht bräuchten. Ach was? Inzwischen weiß ich, dass sie diese auch nicht mehr verlangen. Aber ich bin eh so eine doofe Kita-Mutter, die dauernd Dinge hinterfragt (z.B. weshalb denn die Kita 29 Tage schließt, wo doch nur 25 Schließtage vertraglich geregelt sind).

  • @lamaison
    Das, was du beschreibst, kenne ich auch so, vor allem besteht ein ziemlicher Unterschied, ob man in den Klassen 1/2 oder 3/4 unterrichtet.
    Außerdem stelle ich keine Unterschiede in Bezug auf Körperkontakt zwischen den Schülern von heute und vor 25 Jahren fest.
    Ein Großteil der Erstklässler war schon immer anhänglich, einige wollten einem auf den Schoß sitzen oder dich an der Hand halten. Sie stritten sich darum, wie sie dir am nächsten sein konnten. Da ist man am Vormittag einfach der Mamaersatz.
    Drittklässler, die man neu übernimmt, sind da schon wesentlich zurückhaltender, was den Körperkontakt betrifft. Der Wettbewerb, wer dem Lehrer nahekommt, hat deutlich nachgelassen, die Peergroup wird immer wichtiger. Da ist man im Vergleich eher die "Tante". Mich umarmen in meiner aktuellen Klasse manchmal spontan drei meiner Schüler, u.a. zwei etwas kindliche Jungs. Ich habe festgestellt, da ist es meist abhängig davon, wie "kindlich" die Schüler erscheinen. Zudem hat es auch mit Problematiken zu tun. Ich hatte vor Jahren einen schwierigen, hochbegabten Schüler aus einem stabilen Elternhaus, der einfach emotional anders war und der bis zum Ende der Grundschulzeit immer bei mir an der Hand gehen wollte.
    Das Suchen nach körperlicher Nähe hat in meinen Augen grundsätzlich bei einem einigermaßen stabilen Elternhaus etwas mit der Entwicklungsstufe des Kindes zu tun. Ist es im 1. und 2. Schuljahr eher üblich, sind es ab dem 3. Schuljahr eher Ausnahmefälle.
    Man hat nach meinem Ermessen drei Möglichkeiten, dem Suchen nach Nähe der Schüler zu begegnen:
    1) Man nimmt es als gegeben hin und reagiert ganz natürlich darauf ohne das besonders zu fördern.
    2) Man reagiert zurückhaltend oder deutlich zurückhaltend darauf.
    3) Man fördert das, indem man sich hier sehr entgegenkommend zeigt (beobachte ich manchmal bei Praktikanten oder Referendaren, da mag es auch für diese ein super Gefühl sein, dass die Kinder sie mögen).


    Ich denke, das muss man für sich entscheiden. Ich bevorzuge Variante eins. Bei Kindern, die sehr anhänglich sind, versuche ich mit der Zeit Variante 2. Das entscheidet dann das pädagogische und auch mein persönliches Bauchgefühl.

  • Interessant. Auf welcher datenschutzrechtlichen Grundlage erhebt ihr diese Daten?

    Weiß ich nicht vielleicht kann man das auch ablehnen, habe ich aber noch nicht erlebt.

  • Falsches Thema hier denke ich. Kindergärten sind da etwas speziell. Wenige Eltern trauen sich da, wo sie doch gerade diesen kostbaren Platz ergattert haben, kritische Fragen zu stellen. So war der Kindergarten meiner Kinder sehr überrascht, zunächst sogar empört, als ich ihnen eine Kopie "der ersten Seite des Untersuchungsheftes" des Kindes verweigerte (hier sind auch Daten zu Geburt etc. festgehalten die eben mich als Mutter betreffen: wieviele Schwangerschaften, wieviele Geburten). Letztlich stellte sich heraus, dass sie diese ja gar nicht bräuchten. Ach was? Inzwischen weiß ich, dass sie diese auch nicht mehr verlangen. Aber ich bin eh so eine doofe Kita-Mutter, die dauernd Dinge hinterfragt (z.B. weshalb denn die Kita 29 Tage schließt, wo doch nur 25 Schließtage vertraglich geregelt sind).

    passend zu Fossis Frage wir denken uns diese Aufforderungen nicht aus. Wir erhalten sie nur und führen sie aus. Da müsste man Diejenigen fragen die sich das ausdenken. Wenn ein Elternteil eine Information verweigern würde, würde ich die Stelle fragen.

  • Nochmal zur Ausgangsfrage: Ich lasse mich nicht umarmen, ich mag das generell nicht. Meine Schüler wissen das bzw lernen es mit der Zeit. Ich mag sie trotzdem und sie mich.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • wobei es doch eigentlich die normalste Sache der Welt ist, dass man Erstklässler (und Grundschüler an sich) tröstet und sie hin und wieder mal anfasst.

    Ich frage mich - als Gymnasiallehrer - ob das zwingend stimmen muss. Wenn ich mich an meine vier GrundschullehrerInnen (das waren so viele wg: Bayern; Umzug; Referendarin) erinnere, hat da keine körperliche Nähe zugelassen. Vielleicht noch die Referendarin, daran kann ich mich nicht genau erinnern, aber bei der könnte ich mir das am ehesten noch vorstellen. Die anderen drei waren schon älter und haben sich vielleicht auch mal unsere aufgeregten Geschichten angehört, dass z.B. vom Nachbarn der Hamster gestorben ist oder so, aber ohne Berührungen.
    Was ich mich also frage ist, ob es da einen Generationenunterschied gibt und falls das so ist, ob dieser Unterschied von veränderten Bedürfnissen bei den Schülern kommt oder von veränderter Bereitschaft bei den Lehrern.



    Die Lehrerrolle ist verändert und nicht mehr "nur" Wissensvermittlung. Wertevermittlung fand auch schon zu meiner Zeit als Schülerin statt und eine gewisse Vorbildfunktion hatten Lehrer auch schon immer, aber jetzt ist man noch mehr Bezugsperson, was einerseits schön ist, andererseits auch irgendwie belastet, weil man sich verantwortlicher fühlt.

    Das scheint ja darauf hinzudeuten, dass sich die Bedürfnisse der Schüler geändert haben und die Lehrer nur darauf reagieren.








    (und sogar unser Pfarrer wie ich beobachtet habe)

    Kein Kommentar...

  • Ich habe ein Video aus meiner Grundschulzeit (Fasching 4. Klasse) und meine Lehrerin war auch "kuschelig".Ich kann mich da auch sehr gut dran erinnern. Und das in der ehemaligen DDR. Auch meine Horterzieherin war uns sehr nah.

  • ...Was ich mich also frage ist, ob es da einen Generationenunterschied gibt und falls das so ist, ob dieser Unterschied von veränderten Bedürfnissen bei den Schülern kommt oder von veränderter Bereitschaft bei den Lehrern.


    Das ist eine interessante Frage. Vielleicht ist es von beidem ein bisschen... Ich finde es schwer, das zu beurteilen.
    Meiner Beobachtung nach ist es einfach eine Typsache der jeweiligen Lehrkraft.
    Auch früher gab es schon Lehrerinnen, die eher "kuschelig" drauf waren. Heute beobachte ich das aber tatsächlich eher bei jüngeren Kolleginnen.
    Kinder stellen sich in der Regel problemlos auf den jeweiligen Typ ein. Bei manchen Kolleginnen würden sich die Kinder niemals trauen, diese zu "umbauchen", wie es hier so schön hieß. Bei anderen ist das an der Tagesordnung.


    Mir persönlich macht das "umbauchen" nichts aus, ich lege kurz den Arm um das Kind und löse aber dann diese Umarmung. Wenn ein Kind im Sitzkreis seinen Kopf an meine Schulter lehnt, reagiere ich ähnlich. Für einige Sekunden ok, nach dem Motto "Ich nehme dich wahr", aber jetzt halte deinen Kopf bitte wieder selbst.
    Auf dem Schoß sitzen geht bei mir absolut gar nicht, das ist mir persönlich zu viel Nähe und ich halte es einfach nicht für angebracht, auch nicht in der 1. Klasse. Selbst wenn ein Kind sich verletzt hat, ist das für mich kein Grund, dies zu tun, man kann auch anders Nähe signalisieren. Aber es ist definitiv eine Typsache.
    Ich beobachte tatsächlich viele Kolleginnen, die da überhaupt kein Problem mit haben, da sitzen selbst in normalen Stunden Kinder im Sitzkreis auf dem Schoß, manchmal ist es nur aus Platzmangel. Da wird geknuddelt, gekuschelt, Haare geflochten oder sonstwas. Ich habe es sogar schon in der 4. Klasse erlebt, Junge auf Schoß der Lehrerin in einer alltäglichen Situation. Das ist für mich mehr als grenzwertig.
    Aber letztlich muss es wohl jede Lehrkraft für sich entscheiden.

  • In der 4. Klasse hätten sich mir meine eigenen Kinder in der Öffentlichkeit nicht mehr auf den Schoß setzen wollen und ich sie mir auch nicht.
    Und ich hätte als Mutter auch nicht gewollt, dass mein 10jähriger seiner Lehrerin auf dem Schoß sitzt. Aber ich habe mich ja auch aufgeregt, als meine 16jährige Tochter ihrem Chemielehrer in die linke Hosentasche greifen sollte, um den Schlüssel rauszuholen, weil er die Hände voll hatte. Zum Glück haben die Jungs gepfiffen und da hat sie es geschnallt und nicht gemacht....

    Einmal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Meine Zwölfjährige sitzt heute auch teilweise kkch auf meinem Schoß. Bei mädchen zumindest nicht ungewöhnlich...


    4.Klasse finde ich auch etwas alt... aber hier wurde generell auf dem Schoßsitzen als grenzwertig gesehen.

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