Zusammenarbeit mit KollegInnen

  • Ich habe oft den Eindruck bei Pädagogen geht nichts ohne Ringelpietz mit anfassen und emotional erdrückende Nähe.

    Nö, ist mir so noch an keiner Schule begegnet. Wir treffen uns etwa alle 1 - 2 Monate mal auf ein "Lehrerbier" aber da gehen im wesentlichen immer die gleichen hin und wer keine Lust hat, hat halt keine Lust. Ich gehe gerne hin, vor allem auch, weil dort oft neue Ideen ausgesponnen werden, was man nicht mal tun könnte. Wir haben sicher ein paar echte Misanthropen im Kollegium die sich vor allem und jedem verstecken und einfach "nur" ihren Job machen. Das ist auch OK, solange sie den gut machen.

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    ...Ich gehe gerne hin, vor allem auch, weil dort oft neue Ideen ausgesponnen werden, was man nicht mal tun könnte...

    Das fänd ich auch schön. Und natürlich muss nicht jeder sowas mögen, aber wenn auch ohne Bier am Vormittag keine wirkliche Kommunikation stattfindet, außer Beschwerden, niemand Ideen hat oder entwerfen will, dann schwindet mir der Sinn so'n bisschen. Unterricht macht man doch eh, da gibt's nach x Jahren wenig Neues. Zu meiner Berufszufriedenheit gehört jedenfalls nicht, täglich 13.45 Uhr den Schlüssel fallen zu lassen und wenn ich 14 Uhr noch mit dem Klassenbuch dasitze scherzhaft gefragt zu werden, ob ich in der Schule zu übernachten gedenke. Nun denn, da kann mir wohl gerade niemand wirklich helfen :weissnicht:

  • Ich muss zugeben, dass ich im Laufe der Jahre immer weniger zusammenarbeite - nicht weil ich es nicht will sondern weil ich


    a) den KuK nicht mehr alle Ideen und Beispiele ohne Gegenseitigkeit hinterhertragen möchte;


    b) wegen Stress und mangelnder Zeit kein Feedback erhalte;


    c) jedweder kollegialer Austausch notgedrungen zwischen Tür und Angel stattfindet (keine Zeit);


    d) Fachschaftssitzungen nur noch bei absoluter Notwendigkeit alle 2 Jahre besucht werden (Moment mal, welche Entschuldigung habe ich?).


    Ich empfinde die mangelnde Zusammenarbeit und das Desinteresse deprimierend, enttäuschend und als ein Zeichen für schlechte Zeiten...

  • oder die Schulleitung ändert spontan irgendeinen Ablauf

    Wir haben erst kürzlich per GeKo-Beschluss klare Kommunikationsstrukturen inkl. Vorlaufszeiten durchgesetzt, woran sich natürlich auch die SL halten muss. Wenn das nicht geschieht, kann ihr der einzelne Kollege, das Gesamtkollegium oder der PR deutlich auf die Finger klopfen.
    Aber, klar, wenn es so eine "Einzelkämpfer-Grundstimmung" im Kollegium gibt, hat man als Einzelner recht schlechte Karten. Man kann dann nur versuchen, in seinem beschränkten Wirkungskreis Veränderungen zu verursachen und auf einen "ripple effect" hoffen. Seit letztem Jahr bin ich bei uns kommissarischer Fachbetreuer für Englisch (in Bayern sind das Funktionsstellen). Ich versuche gerade in ganz kleinen Schritten in eine Richtung zu gehen, die irgendwann mal unter Umständen zu Arbeitsbedingungen wie an Meikes Schule führen. Das ist ein ganz dickes Brett, weil man auch auf einem schmalen Grat zwischen sinnvoller Kooperation und Einschnitt in die pädagogische Freiheit wandelt. Und beim Durchschnittslehrer klingeln bei Wörtern "Absprachen" und "Kooperation" erstmal alle Alarmglocken, vor allem, wenn das zumindest am Anfang zusätzliche Termine bedeutet. Die Arbeitsentlastung auf lange Sicht wird dann aufgrund der aktuellen starken Belastung im Moment nicht ausreichend wahrgenommen. Schwieriges Thema, insgesamt.


    EDIT: Der Schlüssel muss vermutlich genau die Einstellung sein, die Meike hier auch beschreibt:


    Anmerkung 2: ja, es gibt (2, 3 von c.a. 22) Kollegen in der Fachschaft, die noch nie was beigetragen haben. So bloody what. Der Rest hat's besser, leichter, solidarischer, lustiger und die paar profitieren dann halt auch. You're very welcome.

    • Offizieller Beitrag

    Is ja nicht so, dass wir nicht auch 10 Jahre gebraucht hätten, um an den Punkt zu kommen ... die ersten 5 Jahre habe ich noch unter dem Diktat "Jeder kämpft und leidet für sich allein" arbeiten müssen, und es war grässlich, vor allem für mich Junglehrerin mit zwei Korrekturfächern, ich wollte sterben - bis wir einen neuen Fachsprecher bekamen. Der hat mit einer kleinen Gruppe Williger die Weltrevolution angefangen - und hatte zu Anfang nicht nur Freunde. Aber am Ende Erfolg. <3

  • Zusammenarbeit mit Kollegen spart langfristig Arbeit und Nerven, aber dafür müssen erst einmal Überstunden investiert werden. Viele Kollegen sind so am Limit, dass sie diese lohnende Investition leider nicht tätigen können.

  • Gibt es hier auch in Ansätzen. Es gibt kein gutes Buch für die Bildungsgänge des Berufliche Gymnasiums. Also haben in bestimmten Bildungsgängen in meinen Fächern Leute einen digitalen Reader erstellt. Der wird immer vererbt, aktualisiert, abgeändert.. wie es gerade passt. Sehr praktisch! Kann man nutzen, muss man aber nicht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Dann gibt es nur eines: Nämlich den Stier bei den Hörnern zu packen. Such Dir gemeinsam mit Deiner "guten" Kollegin für den Anfang professionelle Hilfe (Supervision). Kostet ein bisschen, könnte aber der Einstieg in die Aufarbeitung und Neutralisation oder zumindest Besserung der "vielen Ursachen" sein. Sucht Euch Gleichgesinnte. Schon in einem Kollegium mit 25 Leuten kann es nicht nur Idioten geben. Betreibe Ursachenforschung: Halte schriftlich fest, was Dich in bestimmten Situationen stört. Nicht um es irgendwann jemandem unter die Nase zu reiben, sondern um für Dich selbst irgendwann den Durchblick zu erlangen.


    Auf Dauer werden Dir die netten SuS und der kurze Arbeitsweg nicht mehr reichen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Wir treffen uns etwa alle 1 - 2 Monate mal auf ein "Lehrerbier" aber da gehen im wesentlichen immer die gleichen hin und wer keine Lust hat, hat halt keine Lust.

    Das könnte - ich sage "könnte" - aber auch am Schweizer Bier liegen...

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • [Kooperation unter Kollegen] ist ein ganz dickes Brett, weil man auch auf einem schmalen Grat zwischen sinnvoller Kooperation und Einschnitt in die pädagogische Freiheit wandelt.

    Ich habe mich schon immer gefragt, was dieser Unsinn mit der pädagogischen Freiheit soll. Pädagogische Freiheit ist doch zumindest in den Sprachen für die meisten Kollegen hauptsächlich die Freiheit, die Schüler mit den eigenen musikalischen und cineastischen Vorlieben zu langweilen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich habe mich schon immer gefragt, was dieser Unsinn mit der pädagogischen Freiheit soll. Pädagogische Freiheit ist doch zumindest in den Sprachen für die meisten Kollegen hauptsächlich die Freiheit, die Schüler mit den eigenen musikalischen und cineastischen Vorlieben zu langweilen.

    Gerechter und vor allem vergleichbarer wäre es natürlich, wenn die SuS mit den Vorlieben der jeweiligen Kultusminister gelangweilt würden.

  • @fossi74 Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob das dein klassischer Forenzynismus ist oder ob du das gerade halb ernst meinst. Bis ich das herausgefunden habe, antworte ich lieber erstmal nicht, um mich nicht völlig zum Deppen zu machen. ;)

  • @fossi74 Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob das dein klassischer Forenzynismus ist oder ob du das gerade halb ernst meinst. Bis ich das herausgefunden habe, antworte ich lieber erstmal nicht, um mich nicht völlig zum Deppen zu machen. ;)

    Frei nach Schiller, der Allzweckwaffe des deutschen Zitatenschatzes: "Dem Manne kann geholfen werden!" - und in der Tat, ja, so dreiachtel- bis halbernst meine ich das schon. Ich könnte natürlich auch andersrum argumentieren und sagen, wer sich durch intensive Kooperation ernsthaft in seiner "pädagogischen Freiheit" beschnitten fühlt, der möge mal in sich gehen, ob das nicht eine wohlfeile Ausrede ist für "Ich hab kein' Bock auf Austausch". Vielleicht hat er aber auch noch nicht das grandiose Maß an echter Freiheit kennengelernt, das ihm ein solche Austausch verschaffen kann.


    - Es kann natürlich auch zum Bumerang werden: An meiner ex-FOS wurden die D- und E-Klausuren jeweils jahrgangsweise gemeinsam erstellt und geschrieben. Immer im Abstand von einer Woche. Nun ratet, wer der Depp mit D/E war, der dann immer sechs bis acht Klassensätze gleichzeitig da liegen hatte.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich könnte natürlich auch andersrum argumentieren und sagen, wer sich durch intensive Kooperation ernsthaft in seiner "pädagogischen Freiheit" beschnitten fühlt, der möge mal in sich gehen, ob das nicht eine wohlfeile Ausrede ist für "Ich hab kein' Bock auf Austausch".

    Kann sein. Solche gibt es bestimmt. Ich glaube jetzt bei meiner Fachschaft, dass ein Großteil der Kollegen durch die Vorgaben zu schulinternen Lehrplänen und andere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einfach gebrannte Kinder sind. Und dann kommt dazu, dass wir - wie alle anderen Kollegien wahrscheinlich auch - durchaus ein paar Kollegen haben, mit der die Zusammenarbeit gerne etwas umständlich wird. Deswegen betone ich auch immer, dass jeder Austausch nur als Input dient und nicht als Verpflichtung oder Gleichschaltung. Zur Zeit - ich mach das ja erst seit diesem Jahr - versuche ich auch, viele "Absprachen" in der Fachschaft zu treffen, ohne konkret bindende Beschlüsse herbeizuführen. Das werde ich dann mal beobachten - wenn sich dann in 1-2 Jahren zeigt, dass kein Mensch sich an diese Absprachen hält, dann muss ich mir vielleicht eine andere Strategie überlegen. Gleichschaltung zu erzwingen, indem man Beschlüsse durchsetzt kann natürlich auch nicht das Ziel sein.

    Vielleicht hat er aber auch noch nicht das grandiose Maß an echter Freiheit kennengelernt, das ihm ein solche Austausch verschaffen kann.

    Das muss eigentlich der Weg sein; und so ist auch die Vorgehensweise mit den "Absprachen" gedacht. Wenn die Kollegen erstmal sehen, wie viel Freiheit, FreiRAUM und FreiZEIT sie sich mit geglückter Kooperation schaffen, hoffe ich, dass sie auch mehr dazu bereit sind. Na, mal sehen. @Meike. spricht von 10 Jahren, die es an ihrer Schule gedauert hat. Da hab ich ja noch 9 1/2 Jahre Zeit...


    EDIT:


    An meiner ex-FOS

    Ich glaube, ich habe jetzt nach jahrelanger Forenmitgliedschaft kapiert, woher dein Nickname kommt, FOSsi74...

  • "Kein Bock auf Austausch" zu haben ist das Königsrecht des Lehrers. :doc:

    Und ist es auch das Recht des Lehrers es schade zu finden, wenn die Kommunikation ein ganzen Kollegiums, das sich mal brauchbar gut verstanden hat, auf "guten morgen" beschränkt?

    • Offizieller Beitrag

    Und ist es auch das Recht des Lehrers es schade zu finden, wenn die Kommunikation ein ganzen Kollegiums, das sich mal brauchbar gut verstanden hat, auf "guten morgen" beschränkt?

    Ja, aber du kannst das alleine nicht ändern. Du musst damit klarkommen. Das ist blöd und das ist bitter. In solchen Situationen hilft aber Zwang auch nicht unbedingt was. Da sagen ggf. sogar Mediatoren: "Da ist nichts zu machen". Rate, woher ich das weiß.

  • WillG: Fachschaftsbeschlüsse sind in Bayern rein rechtlich eh nicht verbindend, oder? Ich arbeite gut und gerne mit dem Großteil meiner Kollegen zusammen, aber wenn ich Pflicht und bindender Fachschaftsbeschluss höre, bin ich weg.

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