Trauma bei Kindern mit Fluchterfahrung

  • Mit fundierten Kenntnissen kann ich auch nicht aufwarten, nur mit Erfahrungen und davon auch nicht allzu viel.
    Erstmal kann ich mich Conni anschließen für meine Schule...

    Auch meine erfahrungen haben kein einheitliches Bild gezeigt.
    - gewaltbereit, schlagen, treten - das waren bei uns eher diejenigen, die aus Auseinandersetzungen mit Russland kamen (Tschetschenen, Afghanen, Ukrainer, aber natürlich nicht alle von denen)
    - gewaltbereit, körperlich/verbal übergriffig, das aber hinter einer freundlich-fröhlich-unschuldigen Mine verborgen,
    - übergriffig im Nähe-Distanz-Verhältnis und intimen Bereich

    ... und erhöhe noch um einfach wissbegierig und freundlich-unauffällig.



    Für ein Kind musste ich mich mit dem Thema Trauma stärker befassen, nachdem das Kind an einem der ersten Schultage in eine Krise geraten war und fand folgendes Werk hilfreich, das du auch online findest:


    https://www.unhcr.org/dach/wp-…aumahandbuch_UNHCR_DE.pdf



    Ansonsten sind doch Verlässlichkeit, Wertschätzung und Geduld immer hilfreich.
    Das betreffende Kind in meiner Klasse hat ein halbes Jahr fast täglich geweint, geweint, geweint. Trostversuche zwecklos, zu viel Aufmerksamkeit. Dem Kind hat es geholfen, einfach "in der Menge untertauchen" zu dürfen und ich habe gelobt, Blickkontakt gesucht, dem Kind die nächsten Schritte des Schultags vorab gezeigt und versucht, soviel Stabilität und so wenig Überraschungen wie möglich in den Tag zu bringen. Das Kind musste Alltag erleben und eben auch weinen dürfen.

  • Hallo,
    ich hab tatsächlich fundierte Kenntnisse zu dem Thema, da ich vor zwei Wochen eine mehrtägige Fortbildung zu dem Thema "Traumatisierung bei Flüchtlingskindern" hatte.
    Erstmal: Die Traumen bei Flüchtlingskindern wie Kindern ohne Fluchterfahrung sind die gleichen. ALLERDINGS gibt es unterschiedliche Arten von Traumata: ein durch EIN einzenes Ereignis ausgelöste Trauma, durch mehrere Ereignisse oder durch sich wiederholende Ereignisse...
    Es gibt unterschiedliche Auswirkungen - aber der Unterschied zwischen den Auswirkungen ist unabhängig, welche Art von Trauma.
    Ich habe mein Skript dazu gerade ausgeliehen, bekomme es am Montag zurück.
    Wenn du dann noch Interesse an Literatur oder dem Skript (darf ich das anbieten) oder nur Info daraus hast, dann lasse es mich wissen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag


    ALLERDINGS gibt es unterschiedliche Arten von Traumata: ein durch EIN einzenes Ereignis ausgelöste Trauma, durch mehrere Ereignisse oder durch sich wiederholende Ereignisse...
    Es gibt unterschiedliche Auswirkungen - aber der Unterschied zwischen den Auswirkungen ist unabhängig, welche Art von Trauma.

    Typ-1-Traumata (ein Ereignis oder kurze Dauer) sollte es bei Flüchtlingen weniger geben. Das haben eher Menschen, die ohne große Probleme aufwachsen und plötzlich z.B. einen schweren Unfall haben, eine andere Naturkatastrophe miterleben oder auch eine subjektiv lebensbedrohliche Situation erleben (das kann bei einem kleinen Kind was anderes sein als bei einem Erwachsenen).
    Typ-2-Trauma entstehen durch mehrere oder sich wiederholende Ereignisse.


    Die Psychologie unterscheidet noch zwischen Traumata, die durch Unfälle oder Naturkatastrophen hervorgerufen werden und menschlich hervorgerufene (Überfälle, Folter...). Letztere wirken sich auf die Beziehungen zu anderen Menschen stärker aus.
    Zusätzlich kann man vom Zuschauen traumatisiert werden.


    Wichtig ist hier auch die Resilienz, das ist die psychische Widerstandsfähigkeit, die den einen traumatisiert zurücklässt und den anderen die Situation relativ unbeschadet überstehen lässt. An dieser Stelle wird weiter geforscht, ist in den letzten Jahren verstärkt in den Medien, auch im Bereich Pädagogik.


    Flüchtlinge dürften ein Sammelsurium aus Typ 2, menschengemacht und Zuschauertrauma haben.

  • Okay! Ich habe das Skript nicht hier, daher habe ich die Begrifflichkeiten vermischt. M.W.n. wurde auch in allen Fällen nur von "Trauma" gesprochen - in der Fobi. Aber ich bin bereit für Aufklärung ;) - und für mein Skript!


    PS Oder ich hab auch dich jetzt falsch verstanden - ? War halt ein langer Tag :(

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von laleona ()

  • Kann man irgendwo nachlesen, wie viele Traumata ein Lehrer um sich herum ertragen kann oder muss, bis er selbst eines erleidet?

    interessante Frage.
    Gibt es auch Statistiken, wieviele dumme Fragen ein Lehrer sich anhören muss, bevor das abfärbt?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • interessante Frage.Gibt es auch Statistiken, wieviele dumme Fragen ein Lehrer sich anhören muss, bevor das abfärbt?

    :lach: Ohje, ich hab sicher beste Chancen auf Verblödung.


    Aber Freakoids Frage ist leider die richtige, nämlich ob sich überhaupt wer um Lehrer schert, was das anbelangt. Mir kommt's hoch, wenn ich ich zu lesen bekomme, was manches Kind erdulden muss(te). Kinder, die ich persönlich kenne. Und wenn du dann praktisch zugucken musst und nichts machen kannst, weil die Verletzungen nicht sichtbar genug sind, damit das Jugendamt hilft, kannst scho verzweifeln.

  • Ich hab in meiner Grundschul IVK gar nichts großartig unnormales wahrgenommen außer einen Jungen der nah am Wasser gebaut war. Einer war auch wirklich stark entwicklungsgestört, aber der hatte keine Kriegserfahrung. Generell waren die Kinder gemischt, viele auch aus Bulgarien, Rumänien, Roma, Italien, Polen usw.


    Bei den großen an der Gesamtschule waren auch alle entweder normal (bis auf dass sie halt kein Deutsch konnten) oder GB Förderschüler oder halt verhaltensauffällig, aber in dem Rahmen, wie er auch unter den anderen Schülern ohne Fluchtgeschichte vorkam.

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