Teilzeitanträge abgelehnt wg. Lehrermangels

  • Dazu kann ich noch was anmerken. In Berlin ist die Teilzeitquote in den letzten Jahren sogar erheblich gestiegen, nämlich von rund 24 auf rund 29%. Das entspricht pi mal Daumen einer Steigerung um 20%, oder?


    Betrachtet man das "kritisch", so kann man sagen, dass die enormen Gehaltsverbesserungen in Berlin (seit 2013 Neueinstellung mit Erfahrungsstufe 5 und seit 2018 bei Neueinstellung A 13 für alle und inzwischen ja für wirklich fast alle) auch dazu geführt haben, dass sich mehr Lehrer Teilzeit leisten können und wollen - aus welchen Gründen auch immer, denn diese Verbesserungen machen ja u.U. 1000,- Euro mehr aus, als wenn es diese Maßnahmen nicht gegeben hätte. Nur dumm für Berlin, das damit ja eigentlich den Lehrermangel bekämpfen wollte.


    Der Anteil der Lehrkräfte, die in Teilzeit arbeiten, ist von 24 Prozent im Schuljahr 2014/15 auf 29 Prozent im laufenden Schuljahr 2018/19 gestiegen. Das geht aus der Antwort der Senatsbildungsverwaltung auf eine Anfrage von Regina Kittler, der bildungspolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, hervor. Momentan arbeiten 9492 von 32.321 Lehrkräften mit einer Stundenreduzierung, 2014/15 waren es 6944 von 28.751.


    https://www.tagesspiegel.de/be…in-teilzeit/24419670.html

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Betrachtet man das "kritisch", so kann man sagen, dass die enormen Gehaltsverbesserungen in Berlin (seit 2013 Neueinstellung mit Erfahrungsstufe 5 und seit 2018 bei Neueinstellung A 13 für alle und inzwischen ja für wirklich fast alle) auch dazu geführt haben, dass sich mehr Lehrer Teilzeit leisten können und wollen - aus welchen Gründen auch immer, denn diese Verbesserungen machen ja u.U. 1000,- Euro mehr aus, als wenn es diese Maßnahmen nicht gegeben hätte. Nur dumm für Berlin, das damit ja eigentlich den Lehrermangel bekämpfen wollte.

    Mir ist ja schon seit längerem klar, dass du hier eine bestimmte Agenda verfolgst, insbesondere mit dem Ziel, die Lehrergehälter zu senken. Nur in wessen Auftrag du das machst, ist mir nicht klar. Die Namen der üblichen Verdächtigen nenne ich hier nicht, die sind ja bekannt (und nein, es sind nicht primär die Finanzministerien...). Nudging ist zwar aktuell en vogue, aber nicht alle sind so wahrnehmungsbeschränkt, als dass sie dieses Spiel nicht durchschauen.


    Schon einmal dran gedacht, dass sich vielleicht die Bedingungen für Lehrkräfte in Berlin in den letzten Jahren dermaßen verschlechtert haben, dass die Kolleginnen und Kollegen sich in die Teilzeit flüchten, bevor sie ihre Gesundheit für das vermeintlich "höhere Ziel" (Inklusion, Integration, Ganztag, soziale Gerechtigkeit, was auch immer) endgültig ruinieren? Aber nein, das weißt du sicherlich alles...


    Gruß !

  • Mir ist ja schon seit längerem klar, dass du hier eine bestimmte Agenda verfolgst, insbesondere mit dem Ziel, die Lehrergehälter zu senken. Nur in wessen Auftrag du das machst, ist mir nicht klar. Die Namen der üblichen Verdächtigen nenne ich hier nicht, die sind ja bekannt (und nein, es sind nicht primär die Finanzministerien...). Nudging ist zwar aktuell en vogue, aber nicht alle sind so wahrnehmungsbeschränkt, als dass sie dieses Spiel nicht durchschauen.
    Schon einmal dran gedacht, dass sich vielleicht die Bedingungen für Lehrkräfte in Berlin in den letzten Jahren dermaßen verschlechtert haben, dass die Kolleginnen und Kollegen sich in die Teilzeit flüchten, bevor sie ihre Gesundheit für das vermeintlich "höhere Ziel" (Inklusion, Integration, Ganztag, soziale Gerechtigkeit, was auch immer) endgültig ruinieren? Aber nein, das weißt du sicherlich alles...


    Gruß !


    Witzig, was ist das denn jetzt für eine Verschwörungstheorie? ;)


    Nein, da sei ganz beruhigt. Ich möchte keine Lehrergehälter senken. Ich finde, wir verdienen gut und das finde ich auch gerechtfertigt. Wenn du meine Argumentation noch einmal genauer studierst, wirst du merken, dass ich mir etwas anderes wünsche... naja, kann ich ja auch sagen: eine massive Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen. Im Zusammenhang damit habe ich immer gesagt, einfach nur Gehälter erhöhen bringt diesbezüglich nichts, sondern führt nur zu mehr Teilzeit, verstärkt also den Lehrermangel noch mehr.


    Oben brachte ich einen Beleg für meine These!


    Und was du im zweiten Absatz anführst, ist genau der Grund dafür, dass und warum ich meine, was wir jetzt brauchen, sind massive Verbesserungen unserer Arbeitsbedingungen, sprich massive Entlastungen und nicht einfach nur mehr Geld.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Der Mangel an Lehrkräften liegt doch nicht an den "hohen" Gehältern. Das sollte doch insbesondere den neoliberalen Verfechtern der "Marktwirtschaft" klar sein. Das ist doch sonst auch immer das Erfolgsrezept, die Gehälter oder Preise zu erhöhen um den Mangel zu bekämpfen. Hohe Gehälter locken qualifiziertes Personal in bestimmte Berufsfelder und wirken damit dem Mangel entgegen. 1x1 des Neoliberalismus, solltest DU doch wissen in deiner Position.


    Nein, es sind nicht die "hohen" Gehälter (Im Vergleich zu was denn überhaupt? Zum afrikanischen Dorflehrer, der in diesem Zusammenhang immer wieder gerne bemüht wird, oder doch im Vergleich zu den luxemburgischen oder schweizerischen Kollegen, die zwischen 50% und 100% mehr verdienen? Oder im Vergleich zum auf gleichem Qualifikationsniveau stehenen IG Metall-tarifgebundenen Ingenieur bei den großen Autobauern, der mit 13 Monatsgehälter und Urlaubs-/ Weihnachtsgeld sowie Gewinnzulage an den 100.000€ pro Jahr kratzt, und das für ein Produkt, das erwiesenermaßen den Planeten und uns alle schädigt. "Bildung" ist die Zukunft, oder wie war das? Erklär doch einmal!), sondern es sind die apokalyptischen Arbeitsbedingungen speziell in Berlin, die die Lehrkräfte in die Teilzeit zwingen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Der Mangel an Lehrkräften liegt doch nicht an den "hohen" Gehältern. ...


    Ich will nur auf diesen Teil antworten.


    Das habe ich doch auch nicht gesagt. Versteh mich bitte und interpretiere mich möglichst richtig. Ich habe gesagt und sage immer wieder, unsere Probleme sind nicht unsere Gehälter, denn unsere Gehälter sind gut. (Ich trete ganz bestimmt nicht für Gehaltskürzungen ein.) Ich sage, dass Gehaltserhöhungen (über das Übliche hinaus) unsere Probleme nicht lösen. Unser Problem sind nicht unsere Gehälter. Unser Problem sind unsere Arbeitsbedingungen (zu große Klassen, zu hohes Stundensoll, zu viel Bürokratie u.a.m.). Das wird alles nicht besser, wenn man uns ein paar hundert Euro mehr zahlt !!! Du bist - ich drehe den Spieß mal um - derjenige, der genau das behauptet. Wir müssen nur mehr und mehr und mehr verdienen und dann ist alles gut. In wessen Auftrag handelst du? Von wem bekommst du dafür eine Provision (kleine Retourkutsche)?


    Der Lehrkräftemangel liegt an den Fehlplanungen der Politik bzgl. der Lehrerausbildung (Nummerus clausus und Studienplätze). Ich habe nichts anderes behauptet, sondern lediglich gesagt, dass die starken Gehaltsverbesserungen in Berlin den Lehrermangel nicht beheben, sondern noch verstärken. Das habe ich immer vorausgesagt. (Beleg siehe oben)


    Eben, weil sie nur mehr Geld zahlen und an den Arbeitsbedingungen nichts ändern!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Doch, es ist anders, siehe dir die Verhältnisse in IG Metall-Betrieben oder in meisten anderen männlich-dominierten Arbeitsfeldern an.

    Das ist doch "Cherrypicking" und der zweite Teil letztlich nicht mehr als eine Behauptung. Dass das in tarifgebundenen Großunternehmen teilweise nach Stechuhr läuft, kann ich mir gut vorstellen. In mittelständischen Unternehmen in der IT, (Elektro-)Ingenieuren, Biotechnologie usw. scheint das aber, soweit mir bislang bekannt ist, etwas anders abzulaufen und viel mit Vertrauensarbeitszeit und Gleitzeitmodellen gearbeitet zu werden. Auch hier sind die Beschäftigten aufgefordert, ihre Arbeitszeit verantwortungsvoll selbst zu planen.

    Ergänzung: Wer es nicht glaubt: In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird das Schulgebäude zwar als "Investition" verbucht, aber die Gehälter der dort unterrichtenden Lehrkräfte zählen als "(Staats-)Konsum", genauso wie z.B. Hartz4-Leistungen.

    Und zu deiner Ergänzung: Auch in der in Betrieben verwendeten Doppik sind Personalaufwendungen anders als Gebäude und Anlagen nicht als Investitionen verbucht, sondern als laufende Ausgaben (->"Konsum").

  • Das wird alles nicht besser, wenn man uns ein paar hundert Euro mehr zahlt !!!

    Natürlich wird es besser. Die alleinerziehende Lehrerin oder wer auch immer kann sich eine Putzfee und mehr Kinderbetreuung leisten. Nachdem du wahrscheinlich wohl weder das eine noch das andere brauchst, kannst du dir das natürlich nicht vorstellen.

  • Das war nicht @TayfunPempelforts Punkt. Natürlich verdient jeder gerne mehr Geld und gibt es je nach Person für unterschiedliche Dinge aus (du hast z.B. eins schon genannt). Dass das aber an den schulischen Rahmenbedingungen nichts ändert, ist aber genauso richtig. Dadurch sind die Schüler nicht besser erzogen, die Klassen sind nicht kleiner, die außerunterrichtlichen Aufgaben nicht weniger, Inklusion und Integration nicht einfacher zu stemmen.

  • Außerdem meint er, wie immer, nur die Grundschullehrer. Und er ist keiner.


    Was aber eine Unterstellung ist, die sich worauf gründet? (Ersteres)


    Ich spreche mich auch nicht für A 14 für Gymnasiallehrer aus, damit die sich eine bessere Reinigungskraft oder gar eine zweite bzw. eine gutdotierte Kinderbetreuung leisten können.


    Ich spreche immer von den Arbeitsbedingungen aller Lehrer, die verbessert werden sollten. Es ist genau so, dass sich diese Arbeitsbedingungen nicht verbessern, wenn wir einfach nur mehr Gehalt bekommen - außer vielleicht durch mehr Teilzeit und das sage ich ja, durch einseitige Gehaltserhöhungen steigt nur die Teilzeitquote (in Berlin um 20%) und das verstärkt den Lehrermangel, den man mit besseren Gehältern doch angeblich bekämpfen wollte, noch mehr.


    PS: Wen stellt eigentlich die Putzfrau zu Hause ein (als Putzfrau), um sich in ihrem harten Job zu entlasten bzw. wie finanziert sie das?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wer ist bei dir gemeint mit “wir”?
    Wir verdienen nämlich alle unterschiedlich.

  • außer vielleicht durch mehr Teilzeit und das sage ich ja, durch einseitige Gehaltserhöhungen steigt nur die Teilzeitquote (in Berlin um 20%) und das verstärkt den Lehrermangel, den man mit besseren Gehältern doch angeblich bekämpfen wollte, noch mehr.

    Nee, weil die Krankenquote vor allem der Dauerkranken geringer ist

    Ich kriege diese beiden Aussagen nicht zusammen. Wo ist mein Denkfehler? Kann mich einer aufklären?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich kriege diese beiden Aussagen nicht zusammen. Wo ist mein Denkfehler? Kann mich einer aufklären?

    Beide beziehen sich m.E. auf die Möglichkeit, bei höheren Gehältern eher in Teilzeit zu gehen. Das kann dazu führen, dass Lehrkräfte, die aufgrund von Überlastungen langfristig erkranken (z.B. Burnout) durch die Teilzeit eher wieder einen Einstieg in das Berufsleben finden als in Vollzeit. Der Einfluss dürfte aber marginal sein, da Teilzeit häufig eher familiär bedingt beantragt wird und nicht, weil man einen kommenden Burnout an sich beobachtet. Bereits langfristig erkrankte erhalten zumindest als Beamte ohnehin Fortzahlung der Besoldung, bis sie endgültig in den Ruhestand geschickt werden. Sie dürften also kaum einen Anreiz haben, in Teilzeit zurückzukommen.

  • Ich finde es irgendwie merkwürdig, dass man eher in Teilzeit geht, um ein Burnout zu vermeiden, statt die Faktoren, die zu Burnout aufgrund von Überlastung führen, zu reduzieren. Oder ist das so schwer zu realisieren? Der Lehrerberuf hat zwar eine hohe Teilzeitquote, aber es gibt in anderen Berufen Millionen von Vollzeit-Arbeitnehmern, was also vermuten lässt, dass eine Vollzeittätigkeit grundsätzlich möglich ist, ohne gesundheitliche Nachteile zu erhalten. Die Frage wäre dann, sollte dies beim Lehrerberuf nicht der Fall sein, wie man die Arbeitsbedingungen verändern kann, dass das (wieder) der Fall wäre.

  • Beide beziehen sich m.E. auf die Möglichkeit, bei höheren Gehältern eher in Teilzeit zu gehen. Das kann dazu führen, dass Lehrkräfte, die aufgrund von Überlastungen langfristig erkranken (z.B. Burnout) durch die Teilzeit eher wieder einen Einstieg in das Berufsleben finden als in Vollzeit. Der Einfluss dürfte aber marginal sein, da Teilzeit häufig eher familiär bedingt beantragt wird und nicht, weil man einen kommenden Burnout an sich beobachtet. Bereits langfristig erkrankte erhalten zumindest als Beamte ohnehin Fortzahlung der Besoldung, bis sie endgültig in den Ruhestand geschickt werden. Sie dürften also kaum einen Anreiz haben, in Teilzeit zurückzukommen.

    Berlin verbeamtet nicht.

  • Ich finde es irgendwie merkwürdig, dass man eher in Teilzeit geht, um ein Burnout zu vermeiden, statt die Faktoren, die zu Burnout aufgrund von Überlastung führen, zu reduzieren. Oder ist das so schwer zu realisieren? Der Lehrerberuf hat zwar eine hohe Teilzeitquote, aber es gibt in anderen Berufen Millionen von Vollzeit-Arbeitnehmern, was also vermuten lässt, dass eine Vollzeittätigkeit grundsätzlich möglich ist, ohne gesundheitliche Nachteile zu erhalten. Die Frage wäre dann, sollte dies beim Lehrerberuf nicht der Fall sein, wie man die Arbeitsbedingungen verändern kann, dass das (wieder) der Fall wäre.

    Halt dich fest, aber gerüchteweise soll es auch in anderen Berufen Teilzeit-AN geben, seltsamerweise sogar mit annähernd gleicher Quote:


    https://www.spiegel.de/lebenun…t-gesunken-a-1194501.html
    http://www.sozialpolitik-aktue…g/PDF-Dateien/abbIV8d.pdf




    Es werden jeweils Teilzeitquoten von ca. 30% der AN ausgewiesen über 1) Lehrkräfte und 2) alle abhängig Beschäftigten hinweg.




    Unabhängig davon denke ich, wie oben bereits geschrieben, dass die wenige wegen Burnout-Vermeidung in die Teilzeit gehen, sondern eher um familiären Bedürfnissen entgegen zu kommen. Sicher bin ich mir da allerdings nicht, obwohl es weit bessere Möglichkeiten in unserem Beruf gibt, Arbeitsbelastungen zu reduzieren.

Werbung