Teilzeitanträge abgelehnt wg. Lehrermangels

  • Ich habe keine Kinder, niemanden zu pflegen und werde auch auf Teilzeit gehen. Warum? -> weil ich auch in Teilzeit finanziell über die Runden komme, weil ich keine Lust mehr auf die vielen Korrekturen habe und weil mir eine Menge Dinge einfallen, für die ich die gewonnene Zeit besser gebrauchen kann. Sprich, mir geht es schlichtweg um eine bessere work-life-balance und mehr Freizeit.

    In anderen Worten, du gestaltest einen guten Teil deiner Arbeit, indem du sie in unbezahlten Überstunden deiner Teilzeit ableistest.


    Natürlich kannst du deine Arbeit in deiner Freizeit machen - aber das heißt dann eben, dass du deinen Beruf als Hobby betreibst.


    Ich dagegen bin Profi. Ich arbeite für Geld.

  • Aber sie hat doch nirgendwo geschrieben, dass sie mehr als ihren bezahlten Anteil arbeitet??? Sie schreibt doch von mehr Freizeit!

    Nein:

    Zitat

    und weil mir eine Menge Dinge einfallen, für die ich die gewonnene Zeit besser gebrauchen kann

  • Genau, ich verstehe darunter so etwas wie Tennis spielen, Klavierstunden nehmen, sich politisch engagieren, mehr Sport treiben, gesünder und aufwändiger kochen, mehr schlafen, sich mehr mit Freunden treffen etc. etc etc


    Sie hat doch nirgends geschrieben, dass sie die gewonnene Zeit und aufwändigere Unterrichtsvorbereitung steckt.


    Das ist reine Interpretation von euch und entbehrt jeglicher Grundlage. Ihr Grundtenor deutet etwas Anderes an.

  • Ich arbeite Teilzeit (ca. 50%) und werde das auch so beibehalten, wenn die Kinder größer sind (evtl dann 70%).
    Warum? Wir haben einen großen Garten den ich gerne pflege und ich habe Hobbys, die ich gerne weiter betreibe, ohne dann abends spät am Schreibtisch sitzen zu müssen.


    Und ich passe sehr genau auf, dass 50% auch wirklich 50% sind. Die freie Zeit gehört mir und meiner Familie.

  • Es ist doch vollkommen egal, warum jemand Teilzeit macht. Wenn jemand das xte farbige Arbeitsblatt erstellen will und seine Befriedigung daraus zieht, dass er immer perfekt vorbereiteten Unterricht macht, dann ist das sein Bier. Derjenige macht keine Preise kaputt, sondern schadet sich nur selbst. Gleicher Arbeitsaufwand, weniger Geld.
    Das ist aber sein Problem.
    Wie kann denn so jemand anderen schaden?
    Das ist eine ernsthafte Frage, denn ich kenne auch diesen Typ Kollegin, aber ich finde sie sehr gut, da sie bereitwillig Material teilt und wirklich gute Sachen macht. Mir fehlt auf Grund der privaten Situation die Zeit für Schnickschnack und ich bin ihr sehr dankbar. Ich würde nie auf die Idee kommen, dass sie die Preise verdirbt oder jemand (die SL?) erwarten würde, dass plötzlich alle ein Feuerwerk zünden. Diese Kollegen/innen sind eine Ausnahme und für mich eine sehr positive Ausnahme :)


    Ich kenne Schulen, an denen die Männer Teilzeit machen, weil ihre Frauen mehr verdienen und/oder weil ihnen Vollzeit zuviel Stress war. Im großstädtischen Umfeld ist das auch nichts Ungewöhnliches und die Teilzeitler sind 50/50 männlich/weiblich. Warum auch nicht? Es gibt ja kein Naturgesetz, dass nur Frauen Teilzeit arbeiten dürfen.

  • Sie hat doch nirgends geschrieben, dass sie die gewonnene Zeit und aufwändigere Unterrichtsvorbereitung steckt.

    Stimmt eigentlich. Aber in meinen 15 Jahren Dienstzeit habe ich gelernt, dass das zu 90% die Begründung für eine Stundenreduktion ist: "ich muss die Stunden reduzieren, damit ich meine Arbeit vernünftig machen kann."

  • Stimmt eigentlich. Aber in meinen 15 Jahren Dienstzeit habe ich gelernt, dass das zu 90% die Begründung für eine Stundenreduktion ist: "ich muss die Stunden reduzieren, damit ich meine Arbeit vernünftig machen kann."

    Naja, ich denke vor allem, dass man mehr Zeit für Sachen verwenden kann und sie somit so perfekt machen kann, wie man möchte. Nicht, wie es notwendig ist. Und jemand der eben weniger Zeit hat/braucht hat dann die Sachen entweder schon perfekt vorbereitet oder dem ist es nicht so wichtig.

  • Stimmt eigentlich. Aber in meinen 15 Jahren Dienstzeit habe ich gelernt, dass das zu 90% die Begründung für eine Stundenreduktion ist: "ich muss die Stunden reduzieren, damit ich meine Arbeit vernünftig machen kann."

    Es gibt aber tatsächlich Kollegen, die Teilzeit arbeiten und wirklich nur diese Zeit arbeiten.


    In meinem Kollegium gibt es niemanden, der das als Begründung anführt und ich habe auch nicht den Eindruck, dass es da jemanden in dieser Kategorie gäbe.


    Ich brauche diese Zeit einfach, weil ich mich nachmittags um die Kinder und den Haushalt kümmere, mich auch mal hinlege, wenn ich müde bin oder es mir nicht ganz so gut geht und abends, ab spätestens 20 Uhr ist definitv Feierabend, da wird weder gearbeitet noch Haushalt gemacht.

  • Okay, zur Klartellung: nein, ich plane nicht, das Mehr an Freizeit dann in perfektionierte Arbeitsblätter oder sonstwas zu investieren. Ich will wirklich einfach nur mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens haben :) Ich schlafe nach der Schule gerne, habe 2 Hunde, die noch artgerecht ausgelastet werden wollen, versuche täglich zum Sport zu gehen, habe nebenbei auch noch ein Sozialleben und finde es auch schön, einfach mal abends Feierabend zu haben. Das, und die Tatsache, dass ich sowieso jeden Tag 2 Stunden im Auto sitze, weil Arbeitsplatz und Wohnort nicht ganz optimal zueinander liegen, macht Vollzeit einfach wahnsinnig anstrengend. Ich hab das jetzt knapp 6 Jahre lang gemacht und finde die Vorstellung, noch 35 Jahre so durch den Alltag zu hetzen, nicht so wirklich attraktiv..

  • Ich sehe da jetzt ehrlich gesagt nicht so das Problem, dass jemand bewusst Teilzeit arbeiten möchte - aus welchem Grund auch immer. Von mir aus kann auch jemand nur ein paar Stunden die Woche arbeiten, wenn er in dieser Zeit seine Arbeit dennoch gut macht und damit leben kann, dass er auch auf einen gewissen Geldbetrag verzichtet. Ganz ehrlich: Bei meinem Geschlecht gibt es ja auch die gesellschaftliche Erwartung, dass man, wenn keine schwerwiegenden Gründe vorliegen, schon möglichst Vollzeit arbeite. Wenn allerdings mein späterer Partner so gut verdienen sollte, dass ein gutes Leben auch durch 1,5 Gehälter finanziert werden kann, wäre ich der Letzte, der dennoch auf der 40h-Woche beharrt.


    Mit freundlichen Grüßen

    • Offizieller Beitrag

    Was hier übersehen wird, ist meines Erachtens, dass es nicht um die "Planung" oder die Einstellung geht, dass man sich nicht als Teilzeitkraft vselbst verheizt. Es geht darum, dass der systemische Normaufwand nicht anteilig reduziert werden kann und so eine 50%-Stelle nicht effektiv 50% der Arbeitszeit entspricht. Gerade weil man ja nun mehr Zeit hat, Dinge zu Ende zu bringen, wird man diese ohne es explizit vorzuhaben, wohl dafür nutzen und letztlich mehr als die intendierten 50% arbeiten. Als Vollzeitkraft muss ich Dinge ggf. kürzer, effizienter oder häufiger nach dem Pareto-Prinzip erledigen, weil ich sonst gar nicht hinkomme. Als Teilzeitkraft muss ich das nicht, es sei denn, ich hätte meine durch die Teilzeit frei gewordene Zeit komplett mit anderen Dingen gefüllt. Dann wäre ich ggf. aber wieder auf demselben Stresslevel wie vorher.


    Dass TZ-Kräfte mitunter die Preise verderben, ist ein Faktum. Es ist keine böse Absicht, aber es lässt sich augenscheinlich auch nicht vermeiden.

  • Die meisten meiner Kolleginnen in Teilzeit hetzen von der Schule zur Kita/nach Hause, weil sie ihre Kinder versorgen müssen. Sie korrigieren und bereiten abends ihren Unterricht vor, wenn die Kinder im Bett sind. Die haben keine Kapazitäten frei, irgend jemands Preise zu verderben. Die versuchen einfach, ihren Alltag zu überleben.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Was hier übersehen wird, ist meines Erachtens, dass es nicht um die "Planung" oder die Einstellung geht, dass man sich nicht als Teilzeitkraft vselbst verheizt. Es geht darum, dass der systemische Normaufwand nicht anteilig reduziert werden kann und so eine 50%-Stelle nicht effektiv 50% der Arbeitszeit entspricht. Gerade weil man ja nun mehr Zeit hat, Dinge zu Ende zu bringen, wird man diese ohne es explizit vorzuhaben, wohl dafür nutzen und letztlich mehr als die intendierten 50% arbeiten. Als Vollzeitkraft muss ich Dinge ggf. kürzer, effizienter oder häufiger nach dem Pareto-Prinzip erledigen, weil ich sonst gar nicht hinkomme. Als Teilzeitkraft muss ich das nicht, es sei denn, ich hätte meine durch die Teilzeit frei gewordene Zeit komplett mit anderen Dingen gefüllt. Dann wäre ich ggf. aber wieder auf demselben Stresslevel wie vorher.


    Dass TZ-Kräfte mitunter die Preise verderben, ist ein Faktum. Es ist keine böse Absicht, aber es lässt sich augenscheinlich auch nicht vermeiden.

    Dass man durch die unteilbaren Aufgaben einen Nachteil hat, ist klar. Da ist aber auch noch die andere Seite von TZ, die ich bei uns klar sehe. Die TZ-Kräfte haben meist eine KL und damit auch den Unterricht in ihren Fächern in der Klasse. Das haben sie dann überwiegend in der Schublade. Da die KL ziemlich viele Stunden in den Klassen haben und das somit den Hauptteil ihres Deputats ausmacht, geht der Kelch des fachfremden Unterrichts oder Lückenstopfens sehr häufig an ihnen vorbei. Den Kelch darf man dann eher als Vollzeitkraft bei uns austrinken. Das gleicht sich dann in meinen Augen aus.

  • Man muss sich doch als Teilzeitkraft nicht rechtfertigen, warum man Teilzeit macht. Solange es möglich ist, finde ich es toll, dass man es nutzt.
    Wenn es aber nun einen Lehrermangel gibt, dann ist es doch klar, dass die Teilzeit nicht mehr für alle genehmigt werden kann. Vor meinen Kindern habe ich auch 7 Jahre Vollzeit gearbeitet und hatte trotzdem Zeit für meine Hobbys (mehr als jetzt, mit Kindern )
    Wo sind die Lehrer, die Vollzeit arbeiten und Freunde, Hobbys, ein Sozialleben haben?
    Hört sich hier nämlich fast so an, als wäre das nicht möglich.

  • Mir ist es momentan schlicht nicht möglich Vollzeit zu arbeiten.
    Ich brauche die Stundenreduzierung, um, wie jemand so schön schrieb, meinen Alltag zu überleben.
    Auch sehe ich, und bedauere es sehr, dass Teilzeit selten wirklich Teilzeit ist, eben aufgrund vieler (angeblich) unteilbarer Aufgaben.
    Wie jemand mit Kindern und einer Lehrervollzeitstelle genügend Freizeit haben kann, ohne das Gefühl, man vernachlässige wichtige Wirkungsbereiche oder erledige sie nur ausreichend, ist mir ein Rätsel.
    Hier nehme ich sehr gerne Tipps an. ;)

  • Ich würde mir wünschen, dass der Unsinn mit den unteilbaren Aufgaben endlich mal höchstrichterlich entschieden wird. Ich habe weder das Arbeits- noch das Beamtenrecht erfunden, aber dass "50%" ernsthaft bedeuten soll "50% +x Arbeitsaufwand, aber 50% Gehalt", ist so sicher nicht vorgesehen.
    Und eine exakte Quantifizierung des Arbeitsaufwands pro Unterrichtsstunde und des Zeitaufwands für die unteilbaren Aufgaben wäre auch keine Hexerei.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    • Offizieller Beitrag

    @fossi74


    Es ist keine Hexerei, aber aus politischen und fiskalischen Gründen definitiv unerwünscht. Es gibt einen Grund, warum die vom Land NRW Ende der 90er Jahre in Auftrag gegebene Studie zur Arbeitszeit von Lehrkräften von Mummert & Partner in der Versenkung verschwunden ist. Im Zuge dessen wurden bestimmte Tätigkeiten zu Normaufwand deklariert, wodurch die Zahlen dann wieder "passten".


    Im direkten Vergleich kann man auch diskutieren, wieso ich mit meiner neuen Tätigkeit (immer noch als Beamter) ein Gleitzeitkonto habe, auf dem jede zusätzliche Minute gutgeschrieben wird und ich das irgendwann abfeiern kann und wieso bei Beschäftigten im klassischen Schuldienst quasi immerwährendes "open end" gilt.

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist es momentan schlicht nicht möglich Vollzeit zu arbeiten.
    Ich brauche die Stundenreduzierung, um, wie jemand so schön schrieb, meinen Alltag zu überleben.
    Auch sehe ich, und bedauere es sehr, dass Teilzeit selten wirklich Teilzeit ist, eben aufgrund vieler (angeblich) unteilbarer Aufgaben.
    Wie jemand mit Kindern und einer Lehrervollzeitstelle genügend Freizeit haben kann, ohne das Gefühl, man vernachlässige wichtige Wirkungsbereiche oder erledige sie nur ausreichend, ist mir ein Rätsel.
    Hier nehme ich sehr gerne Tipps an. ;)

    Das dürften in der Tat nur sehr sehr wenige Leute sein - oder eben Blender.

  • Ich würde mir wünschen, dass der Unsinn mit den unteilbaren Aufgaben endlich mal höchstrichterlich entschieden wird. Ich habe weder das Arbeits- noch das Beamtenrecht erfunden, aber dass "50%" ernsthaft bedeuten soll "50% +x Arbeitsaufwand, aber 50% Gehalt", ist so sicher nicht vorgesehen.
    Und eine exakte Quantifizierung des Arbeitsaufwands pro Unterrichtsstunde und des Zeitaufwands für die unteilbaren Aufgaben wäre auch keine Hexerei.

    Aber es gibt doch dazu ein Urteil, dass das dann anderweitig ausgeglichen werden muss, nur die Umsetzung ist in der Regel mangelhaft, denn von alleine gleicht sich das eben gar nicht immer aus, wie mir einige Vollzeitkräfte immer wieder erklären wollen.

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