Referendariat abbrechen oder (durch)kämpfen?

  • Lieber Buntflieger


    Ich hab deine Geschichte hie immer wieder verfolgt. Erstmal wünsche ich dir alles Gute und dass du einen Weg findest wie es für dich weiter gehen kann.


    Etwas ähnliches ist vor 4 Jahren in meinem nahen Umfeld auch jemanden passiert. Meine Empfehlung wäe: Gibt es an deiner Schule jemanden, dem du vertraust? jemand der dir eine ehrliche Aussage zu deiner Aussenwirkung machen kann? Ich kenne nur deine Sichtweise und ich will dir nix unterstellen, aber mich lässt das Gefühl nicht los, dass da Selbstsicht und Aussensicht nicht übereinstimmen.


    Hallo FrauZipp,


    danke!
    Das mit dem Vertrauen ist inzwischen schwierig geworden.
    Die Beurteilung meiner Stunden reicht(e) von "gelungen" bis "mangelhaft". Wobei letzteres eindeutig in der Minderheit ist. Die Qualität meines Schaffens nimmt aber immer mehr ab, da mir die Motivation abhanden gekommen ist im Laufe der letzten Wochen.


    Wie gesagt: Ich bin halt keiner von denen, die man nicht auf Schüler loslassen kann. Dass es solche Leute immer mal wieder gibt, ist mir klar. Ich bin auch keiner, der sich arg daneben benommen oder die Dienstpflicht verletzt hätte etc. Dann wäre die Sache klar und ich wahrscheinlich schon längst nicht mehr dabei. So einfach ist es (leider) nicht.


    Doch genug jetzt. Lassen wir es gut sein. Das führt ja alles nicht weiter. Die nächste Zeit wird es automatisch zeigen, ob und wie es weitergeht. Wie ich mich kenne, werde ich das nicht für mich behalten können.


    der Buntflieger

  • Aber wenn die meisten Stunden gelungen sind, dann ist das doch in Ordnung? Ich habe überwiegend miese Stunden in UBs abgeliefert und wäre froh, wenn da mal öfter ein "gelungen" bei gewesen wäre.

  • Aber wenn die meisten Stunden gelungen sind, dann ist das doch in Ordnung? Ich habe überwiegend miese Stunden in UBs abgeliefert und wäre froh, wenn da mal öfter ein "gelungen" bei gewesen wäre.


    Hallo Hannelotti,


    wie schon oben gesagt: Bei mir ticken die Uhren anders. Ich wurde von potenter Hand abgestraft für... keine Ahnung was. Dass das Referendaren durchaus passieren kann (und hin und wieder vorkommt, wie man an den Wortmeldungen hier sehen kann), ist vielen offenbar gar nicht so recht bewusst. Wahrscheinlich muss man selbst in solch eine Situation geraten sein, um das fassen zu können.


    der Buntflieger

  • Ein Hinweis am Rande: Mir wurde mitgeteilt, dass mein Eingangsposting in einem anderen (mir unbekannten) Lehrerforum eingestellt wurde. Dies geschah ohne mein Mitwissen und definitiv nicht von mir. Den originalen "Buntflieger" gibt es nur hier und sonst nirgends.


    der (einzige und echte) Buntflieger

  • @FrauZipp Natürlich stimmen hier Aussen- und Selbstsicht nicht überein. Die spannende Frage wäre, ob es zur Kongruenz kommt, wenn Buntflieger an einem anderen Ort weiter macht. Das wird er aber nur rausfinden, wenn er es ausprobiert.

  • Ich habe auch schon einige ungeeignete Leute erlebt. Da möchte ich so gern, dass sie es einsehen. Tun sie aber nicht.


    Nehmen wir mal an, dass Du hier tatsächlich jemandem krumm gekommen bist und nun irrationaler Kritik ausgesetzt bist: Kommt da bei Dir nicht ein "denen zeige Ichs nun erst Recht" auf? Ich erinnere mich an ähnliche Situationen in meiner Lehrzeit. Mein Chef war eine miese Ratte und hat mich überall als unfähig dargestellt und mich nur kopieren lassen. Ich bin direkt nach meiner Prüfung (Note 1,8) weg und habe Jahre damit gehadert. Ich bin nachher extra zur Diplomarbeit nochmal zu dieser Firma in diese Abteilung. Diesmal saß meinem Chef ein weiterer Abteilungsleiter vor. Hatte nachher eine 1,0 in der Diplomarbeit. Und meinen Frieden.


    Ein Reffi bei uns hat mal das Gespräch mit dem Fachleiter gesucht, weil es da zu Konflikten kam. Die beiden kamen einfach nicht klar. Fachleiter sehr extrovertiert, Reffi genau das Gegenteil. Und der FL wollte immer, dass der Reffi sich so gibt, wie der Fachleiter. Aber das konnte er nicht. Er ist dann samt Mentor hingefahren und hat versucht, die Konflikte zu lösen. So hatte der Ref das Gefühl, aktiv etwas getan zu haben und hat ihm Kraft für den Rest gegeben (war auch nur noch ein halbes Jahr). Er hat es auch am Ende geschafft und ist nun bei uns auf Lebenszeit verbeamtet.


    Mein Tipp: Versuche Dich absolut auf die Sache (auf Deinen Unterricht) zu konzentrieren. Führe Protokolle von Nachbesprechungen, die auch die Fachleiter bekommen (zwecks Abgleich von Ergebnissen und Absprachen). Suche Dir einen Kollegen / eine Kollegin, die unterrichtlich auf Deiner Welle liegt. Wie ist Dir die SL gesonnen? Sehen auch andere Kollegen an der Schule, was da im Seminar los ist?

  • Wichtig auf jeden Fall: hol dir Unterstützung auch für die UBs wenn das geht. Z. B. jemanden der mit rein kommt und über die Entwürfe schaut mit ein wenig Vorlauf.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Buntflieger schrieb:Wahrscheinlich muss man selbst in solch eine Situation geraten sein, um das fassen zu können.
    [/quote]Das ist so. Ich glaube dir, dass du grade unglaubliche Dinge erlebst und damit alleingelassen wirst, weil andere nicht glauben können, dass einem so etwas einfach so passieren kann und man nichts tun kann, um das in den Griff zu kriegen.


    Dabei sind Mobbing und Bossing im Bildungsbereich nicht gerade selten. Da ich schon eine ganze Weile dabei bin, war ich leider schon öfter Zeuge systematischer Bösartigkeiten. Manchmal stimmt halt die Chemie nicht. Aber noch öfter hat es mit der Persönlichkeit des Gemobbten überhaupt gar nichts zu tun, sondern allein mit seiner Rolle im System. Gemobbt werden Leute, die (noch) keine Hausmacht haben, also Referendare, Neue, Teilzeitkräfte, Vertretungslehrer oder die anderweitig belastet sind (Mütter, Kranke, Behinderte), so traurig das ist. Ich habe auch schon erlebt, dass eine mobbende Seilschaft eine Schule quasi geentert hat, indem systematisch die besten Leute dort weggebissen und durch eigene ersetzt wurden. Man liest oft, dass Mobbing von einem Konflikt ausginge, den der Gemobbte leichtsinnigerweise nicht rechtzeitig aus der Welt geschafft hätte. Das ist aber Quatsch. Sowas schwelt nur dann weiter, wenn es eigentlich um ganz andere Konfliktlinien geht, mit denen man persönlich meist überhaupt nichts zu tun hat. In meinem Studienseminar wurden beispielsweise die Reffis an der Gesamtschule übelst behandelt, weil die Ausbilder der Meinung waren, man könne an der Gesamtschule keine Gymnasialreferendare ausbilden. Ein Fachleiter hat eine Referendarin auf sehr unfaire Weise spüren lassen, dass er es nicht richtig fand, dass Mütter arbeiten. Eine Referendarin, sehr hübsch, hat die Frechheit besessen, im Ref ihren Freund, einen Arzt, zu heiraten und hatte danach bei einer ihrer Fachleiterinnen nichts mehr zu lachen. Man kann an einer Schule landen, an der es ein gespaltenes Kollegium gibt und unweigerlich zwischen die Fronten geraten, gerade dann, wenn man sich heraushält, statt sofort bei einer der beiden Seiten unterzuschlüpfen. In Wahrheit ist Mobbing eben deswegen so verstörend, weil man nichts falsch gemacht haben muss, um in eine existentiell bedrohliche Situation zu geraten und, noch schlimmer, diese Situation in der Regel nicht beenden kann, ganz egal, was man tut.


    Dieses Ausgeliefertsein ist sehr schwer zu ertragen und macht schnell sehr krank. Trotzdem kann es sinnvoll sein, eine begrenzte Zeit durchzuhalten. Das kann man aber nur selbst einschätzen. Und man sollte natürlich so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten und sich Unterstützung organisieren. Hierzu hast du viele Tipps bekommen. Akzeptiere die Situation. Mobbing ist wie ein Autounfall einfach Pech. Der Schaden ist nicht zu ändern. Versuche es irgendwie zu händeln, wenn du spürst, dass du krank wirst, zieh die Reißleine. Kämpfe nicht um Verständnis oder um Gerechtigkeit, das verletzt nur noch mehr. Bleib bei dir. Du hast nichts falsch gemacht. Jeder hat Eigenarten und darf die auch haben. Überlege dir doch mal, wer alles n i c h t gemobbt wird, echt die krassesten Leute. Daran liegt es also nicht.

  • Zitat

    Akzeptiere die Situation. Mobbing ist wie ein Autounfall einfach Pech. Der Schaden ist nicht zu ändern. Versuche es irgendwie zu händeln, wenn du spürst, dass du krank wirst, zieh die Reißleine. Kämpfe nicht um Verständnis oder um Gerechtigkeit, das verletzt nur noch mehr. Bleib bei dir. Du hast nichts falsch gemacht. Jeder hat Eigenarten und darf die auch haben. Überlege dir doch mal, wer alles n i c h t gemobbt wird, echt die krassesten Leute. Daran liegt es also nicht.


    Hallo Ratatouille,


    der Vergleich mit dem Autounfall ist gut.
    Mobbing ist vielleicht ein etwas zu harter Begriff. Es hätte sicherlich dazu kommen können, aber da habe ich entsprechend im Vorfeld reagiert und kann wiederum nicht mehr dazu sagen im Moment. Ich kämpfe durchaus wie ein Berserker, sonst wäre ich schon weg vom Fenster. Aber es gibt Grenzen und Situationen, in denen man einfach nicht mehr kann. Und dann immer dieses Gefühl im Hinterkopf, dass einem Unrecht widerfährt. Gerade wenn man ein Mensch ist, dem Gerechtigkeit wichtig ist (und zwar generell, nicht nur sich selbst gegenüber), kostet es viel Energie, diese schwer heilende Wunde zu verarzten.


    Die Sekundarstufe I braucht Leute wie mich. Sehr dringend sogar. Deshalb mache ich weiter, weil ich mich auf den Job freue und endlich ich selbst sein will vor den Schülern. Dann wird nämlich erst richtig die Post abgehen. Das ist ein Ansporn.


    der Buntflieger

    • Offizieller Beitrag

    Die Sekundarstufe I braucht Leute wie mich. Sehr dringend sogar. Deshalb mache ich weiter, weil ich mich auf den Job freue und endlich ich selbst sein will vor den Schülern. Dann wird nämlich erst richtig die Post abgehen. Das ist ein Ansporn.

    warum stellt sich bei mir beim Lesen dieses Abschnitts Bauchweh ein? :gruebel:

  • warum stellt sich bei mir beim Lesen dieses Abschnitts Bauchweh ein? :gruebel:

    Wie meinst Du das?


    Ich verstehe es, sagen wir mal, als deutliche Kritik an Buntflieger.


    Warum machst Du das? Niemand hier kennt Buntflieger, niemand weiß, wie er unterrichtet. Es ist offensichtlich, dass er Probleme hat, und ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, dass er ein Troll ist.


    Es verbirgt sich dahinter also eine reale Person, die aktuell schwerwiegende Probleme hat. Ob er daran selbst schuld ist bzw. inwieweit er eine Mitschuld trägt, lässt sich anhand der gegebenen Fakten nicht beurteilen. Jeder hier aber kenn jemanden, der von Vorgesetzten / Ausbildern ungerecht behandelt wurde oder hat es schon selbst erlebt. Es ist also absolut im Bereich des Möglichen, dass er in einer schwerwiegenden Krise steckt und daran überwiegend nicht selbst schuld ist.


    Aber selbst wenn er selbst schuld wäre: Gehst Du auch hin zum Referendar, der heulend im Lehrerzimmer sitzt, und sagst: Das war ja klar, Du stellst Dich aber auch doof an.


    Nein, im echten Leben würde man dazu abwarten, bis der Betreffende sich etwas beruhigt hat, und dann würde vielleicht jemand, der denjenigen wirklich gut kennt und die Dinge beurteilen kann, bitten, harte Wahrheiten zu überbringen.


    Aber nicht nachtreten, wenn jemand schon am Boden liegt. Und das machen hier viele, und das liegt daran, dass es Kommunikation über Internet ist und man demjenigen, den man fertig macht, nicht in die Augen sehen muss.


    Das passiert ja auch in anderen Fäden häufig, dass hier jemand mit einem Problem kommt, und dann andere antworten im Sinne von "das ist mir noch nie passiert, das liegt an Deiner eigenen Unfähigkeit".


    Aus professioneller Sicht werden wir uns in Zukunft noch viel mehr mit den Schwierigkeiten bei der Kommunikation über digitale Medien beschäftigen müssen. Da ist es vielleicht ganz schlau, bei sich selbst anzufangen.


    Falls, @Friesin , ich Deinen Beitrag gänzlich missverstanden haben sollte, dann bitte ich um Entschuldigung, meine Replik kann aber auch allgemein so verstanden werden, dass man doch mit Schuldzuweisungen in digitalen Räumen etwas vorsichtig sein sollte.

  • himmel. die meisten hier würden sowas nicht posten, weil es von einem sendungsbewusstsein zeugt, das für lehrer nicht nur ungewöhnlich, sondern ziemlich problematisch ist.


    es ist imo durchaus aufgabe ehrlicher und wertschätzender kommunikation, dem gegenüber größere (riesige? keine ahnung) diskrepanzen zwischen selbst- und fremdwahrnehmung zu spiegeln, vor allem, wenn das erwachsene gegenüber offenbar aktuell wegen dieser diskrepanzen massive probleme hat und stark belastet ist. in watte wickeln hilft keinem. offenheit und klarheit helfen oft. ja, kann hart sein. leben ist hart.

  • Die Aussage Buntfliegers wertet implizit die Arbeit der gestandenen Sek-I-Kolleginnen und Kollegen ab, die den Beruf schon seit Jahr und Tag höchst erfolgreich ausüben. Das finde ich schon ganz schön vermessen und es ist wahrlich nicht das erste mal, dass er solche Sätze hier loslässt. Stimmt, wir kennen Buntflieger nicht. Ebenso kennt er aber uns nicht und kann daher genauso wenig beurteilen, ob er wirklich so ein viel tollerer Hecht ist, als die Sek-I-Kollegen, die hier z. B. im Forum schreiben. Selbstbewusstsein darf man schon haben, das hab ich auch. Ich weiss, dass ich meine Sache gut mache. Ich käme aber nie auf die Idee, mich über Kolleginnen und Kollegen zu stellen schon gar nicht, wenn ich deren Unterricht nicht kenne.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Die Aussage Buntfliegers wertet implizit die Arbeit der gestandenen Sek-I-Kolleginnen und Kollegen ab, die den Beruf schon seit Jahr und Tag höchst erfolgreich ausüben. Das finde ich schon ganz schön vermessen und es ist wahrlich nicht das erste mal, dass er solche Sätze hier loslässt. Stimmt, wir kennen Buntflieger nicht. Ebenso kennt er aber uns nicht und kann daher genauso wenig beurteilen, ob er wirklich so ein viel tollerer Hecht ist, als die Sek-I-Kollegen, die hier z. B. im Forum schreiben. Selbstbewusstsein darf man schon haben, das hab ich auch. Ich weiss, dass ich meine Sache gut mache. Ich käme aber nie auf die Idee, mich über Kolleginnen und Kollegen zu stellen schon gar nicht, wenn ich deren Unterricht nicht kenne.


    Hallo Wollsocken80,


    ich wurde hier im Forum doch schon als Referendar nicht für voll genommen, da war ich noch gar kein "Problemfall".
    Was ich erlebt habe, reicht allemal aus, um - zumindest vorläufig - an der Professionalität meines Berufsstandes zu zweifeln. Aber letztlich passen auch die Reaktionen im Forum - bei Weitem nicht alle, aber doch die Mehrheit - ins Bild der "was dich nicht tötet, macht dich stark"-Mentalität. Da hätte ich doch mehr erwartet von einer Pädagogik des 21. Jahrhunderts.


    Und meine Enttäuschung darüber lass ich mir auch nicht ausprügeln.


    der Buntflieger

  • Entschuldige mal ... aber nimmst Du uns denn für voll? Wie man in den Wald hineinruft und so. Wenn Du Dich "in Echt" auch so gibst wie hier im Forum hätten wir zwei auch ein Problem miteinander.

  • vor allem: was soll das


    heißen?


    Hallo Krabappel,


    dann kann ich ich sein und nicht eine Mischung aus Verhaltensvorgaben, Zielvorgaben etc., die sich von UB zu UB hangelt und für "richtigen" Unterricht gar keine Zeit findet. Kurzum: Dann kann ich meine Energie darein stecken, SuS nach neuesten fachdidaktischen Erkenntnissen (und zwar empirisch orientierten) zu unterrichten.


    der Buntflieger

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