Hallo in die traute Runde!
Ich glaube, dass ich mich hier nicht zu wiederholen brauche, aber für diejenigen, die hier neu sind und die "Story" nicht schon kennen: Seit Monaten werde ich im Referendariat massiv unter Druck gesetzt, im Vergleich zu meinen Mitreferendaren wird von mir Perfektion erwartet und die (natürlich neben vielen Stärken auch vorhandenen) Schwächen werden sukzessive zum Ausschlusskriterium aufgebauscht. Kurzum: Ich vermute, dass man mich loswerden möchte. "Man" bedeutet hier: In der Rang- und Hackordnung sehr weit oben stehende "Persönlichkeiten", mit denen ich mich insofern angelegt habe, als dass ich es wagte, unsachliche Kritik sachlich zu kontern. Das war offenbar schon Grund genug, mich auf eine interne Abschussliste zu setzen.
Am Anfang dachte ich noch reichlich naiv, dass ich stark genug bin, um das durchzustehen und die Umgebung von meinem pädagogischen Können zu überzeugen bzw. meine Stärken auszuspielen; allerdings habe ich unterschätzt, wie schwierig das unter zwischenmenschlich prekären Bedingungen ist, wenn also ein Negativfokus dominiert und sogar offensichtliche Stärken zu Schwächen umdefiniert werden (können). Das zehrt einen Woche für Woche mehr und mehr aus, raubt Kreativität, nimmt Selbstvertrauen und stiehlt jegliche (vor allem intrinsische) Motivation. Hinzu kommt, dass ich extrem enttäuscht bin von dem rückgratlosen und obrigkeitshörigen Verhalten vieler Kollegen. Das hätte ich in dieser Form nicht erwartet. Offenbar gehe ich in dieser Hinsicht mit anderen Maßstäben (ethisch-moralisch) durchs Leben.
Um konkret zu werden: Ich habe endgültig keine Lust mehr, mich diesem Umfeld weiter auszusetzen. Ein Abbruch würde bedeuten, dass ich entweder mit 1. Staatsexamen arbeiten müsste (derzeit ist es kein Problem, eine Stelle als Aushilfslehrer im Sek.I-Bereich irgendwo zu finden) und/oder mit großer zeitlicher Verzögerung einen Neustart woanders zu versuchen. In der Hoffnung, dass dort dann faire Bedingungen herrschen und eine Ausbildung im eigentlichen Sinne stattfindet.
Dass ich für den Job geeignet bin, steht nicht zur Disposition. Die SuS mögen mich (die meisten jedenfalls), lernen was bei mir und mit denjenigen Lehrern, die nicht in meine Ausbildungssituation verstrickt sind, komme ich bestens zurecht. Auch im Praktikum während des Studiums hatte ich nie Probleme. Eine Mentorin sagte mir sogar, dass ich für den Beruf wie geschaffen sei. Das wurde auch zu Beginn meiner Ausbildung nicht anders gesehen, erst als das Seminar aufschlug und damit begann, mich in einem ominösen Licht darzustellen, änderte sich dies. Eine faire und objektive Beurteilung - davon kann ich nur noch träumen.
Lange Rede kurzer Sinn: Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Macht es überhaupt noch Sinn, in solch einer Lage fortzusetzen und ggf. früher oder später endgültig entlassen oder spätestens in den Lehrproben "die Quittung" zu erhalten? Ob ich bis dahin durchhalte, ist ohnehin fraglich: Ich habe - lapidar gesagt - die Schnauze voll von dem Laden!
der Buntflieger