Unzufriedenheit in der Probezeit

  • Ich bin nach dem Ref direkt nach HH an ein Gymnasium gekommen (Planstelle) und werde dort leider nicht sonderlich glücklich. Ich stehe jetzt vor drei Möglichkeiten:


    1) Probezeit durchziehen und nach 3 Jahren schnell abhauen.
    2) Schulwechsel in der Probezeit beantragen (wird von offizieller Seite eher von abgeraten).
    3) Die Entlassung beantragen und einfach an einer neuen Schule anfangen.


    Ich tendiere aktuell zu Variante 1, aber mich interessieren auch Argumente für die anderen Möglichkeiten. Variante 3 ist für mich auf den ersten Blick zwar verlockend, aber auch sehr risikoreich. Insbesondere interessieren mich Berichte von Leuten, denen es auch so ging und was die Konsequenz für euch war.

  • Womit bist du denn genau unzufrieden? Welche Garantien hast du, dass es an einer anderen Schule besser ist?


    zu 1) Hättest du denn schwerwiegende Gründe, die eine Versetzung nötig machen? Bei uns ist es so, dass es generell eher schwierig ist, sich „einfach so“ versetzen zu lassen.


    zu 2) Werden Versetzungsanträge bei euch überhaupt berücksichtigt, wenn sie während der ersten drei Jahre gestellt werden? (Bei uns nämlich nicht.)


    zu 3) Wusste bisher nicht, dass das geht also kann ich dazu leider nichts sagen.

  • Es sind mehrere Aspekte.
    Die Kommunikation mit der Schulleitung gestaltet sich schwierig und unsere Konzepte sind halbgar und werden kaum entwickelt. Ich sehe nun eine Chance darin, mich mehr in die Entwicklung der Konzepte einzubringen und da aktiv anzufragen und meine Arbeit anzubieten. Dauernd nur zu meckern finde ich auch blöd. Allgemein sehe ich die Schule wie ein sinkendes Schiff an, weil es sehr chaotisch ist und alle überarbeitet sind (liegt an gewissen Aspekten unserer Schule, z.B. Ganztagskonzept).


    Versetzungen sind hier in HH möglich, du kannst dich ganz normal auf offene Stellen von Schulen bewerben, wenn deine Schulleitung dich freigibt. Das ist in der Probezeit auch möglich, aber generell wird davon abgeraten (u.A. wegen des Beurteilungswesens) und du brauchst handfeste Gründe und musst dich dennoch als belastbar erweisen.

  • Hat 1) denn Aussicht auf Erfolg? Kommt man so schnell weg? (Wenn ja, gebt ja vermutlich auch 2).)
    3) habe ich gemacht. Ich fand die Situation an meiner Schule so unerträglich, dass ich mir nicht vorstellen konnte das bis zum Ende der Probezeit durchzuhalten. Zumal unklar war, ob ich die Probezeit "überstehe". (Bzw war ziemlich klar, dass das eher nicht der Fall sein wird. Das hat die Schulleitung mir schon nach wenigen Wochen zu verstehen gegeben.)


    Allerdings ist "einfach neu anfangen" nicht immer möglich. Mir hatten zwei Anwälte, die Rechtsberatung der Gewerkschaft so wie der Bezirkspersonalrat davon abgeraten hinzuschmeißen. Es hieß, ich würde nie wieder eine Stelle bekommen. Ich war nur irgendwann an dem Punkt, dass das egal war.
    Naja, die Auskünfte waren offensichtlich falsch :) . Ich habe allerdings ein Mangelfach.

  • Die Kommunikation mit der Schulleitung gestaltet sich schwierig und unsere Konzepte sind halbgar und werden kaum entwickelt. Ich sehe nun eine Chance darin, mich mehr in die Entwicklung der Konzepte einzubringen und da aktiv anzufragen und meine Arbeit anzubieten. Dauernd nur zu meckern finde ich auch blöd. Allgemein sehe ich die Schule wie ein sinkendes Schiff an, weil es sehr chaotisch ist und alle überarbeitet sind (liegt an gewissen Aspekten unserer Schule, z.B. Ganztagskonzept).

    Willkommen in der Realität! Viel anders wird es an einer anderen Schule auch nicht sein. Da werden wieder andere Probleme aufkommen. Halt lieber die drei Jahre durch und sieh, wie sich die Schule ändert und/ oder entwickelt.


    Ach ja, von jungen Kollegen erwartet man, dass sie sich aktiv einbringen und neuen Schwung reinbringen (Neue Besen kehren gut!). Wenn man als junger Kollege auch gleich hinschmeißt und die Flucht ergreift, hinterlässt man keinen guten Eindruck. Wie will man denn 30 Dienstjahre schaffen, wenn einem die ersten Dienstjahre schon nicht gefallen.

  • Willkommen in der Realität! Viel anders wird es an einer anderen Schule auch nicht sein. Da werden wieder andere Probleme aufkommen. Halt lieber die drei Jahre durch und sieh, wie sich die Schule ändert und/ oder entwickelt.
    Ach ja, von jungen Kollegen erwartet man, dass sie sich aktiv einbringen und neuen Schwung reinbringen (Neue Besen kehren gut!). Wenn man als junger Kollege auch gleich hinschmeißt und die Flucht ergreift, hinterlässt man keinen guten Eindruck. Wie will man denn 30 Dienstjahre schaffen, wenn einem die ersten Dienstjahre schon nicht gefallen.


    Hallo marie74,


    häufig ist an Schulen die Schulleitung maßgebend; ist hier Inkompetenz am Werk, läuft der Laden schlecht und die Kollegialität ist dem direktorialen Führungsstil komplett untergeordnet bzw. wird/wurde davon erstickt.


    Es ist schon ein Problem, dass man als Beamter an Schulen regelrecht festsitzt. Einmal falsch gewählt oder durch Pech ungünstig irgendwo gelandet und man wird des Lebens nicht mehr froh, während andere zwar viel Arbeit haben, dafür aber annehmbare Arbeitsbedingungen.


    Ich finde die Frage also sehr berechtigt, fürchte aber, dass es hier keine einfachen Antworten gibt. Als "fertiger" Lehrer ist man zwar kein Freiwild mehr (Referendariat lässt grüßen), aber wirklich stark ist die Position der verbeamteten Lehrer in Probezeit auch nicht gerade. Ist so eine Art zweites Referendariat, würde ich mal etwas überspitzt behaupten. ;)


    der Buntflieger

  • ...


    Als "fertiger" Lehrer ist man zwar kein Freiwild mehr (Referendariat lässt grüßen), aber wirklich stark ist die Position der verbeamteten Lehrer in Probezeit auch nicht gerade...

    Wer sollte auch jemanden für voll nehmen, der seit einem Jahr im Dienst steht und schon weiß, dass die Schulleitung schlecht ist? Zumal die Personalräte dringendere Versetzungsbaustellen haben, als „ich sehe in der Probezeit keine Entwicklungsmöglichkeiten“

  • Ich verstehe nicht so ganz, wie du darauf kommst. Weder werfe ich der Schulleitung vor schlecht zu sein (ich sprach nur von einem Teilaspekt) noch hat es was mit fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten zu tun.



    Wer sollte auch jemanden für voll nehmen, der seit einem Jahr im Dienst steht und schon weiß, dass die Schulleitung schlecht ist? Zumal die Personalräte dringendere Versetzungsbaustellen haben, als „ich sehe in der Probezeit keine Entwicklungsmöglichkeiten“

  • Hallo Symmetra, ich würde erst mal am neuen Arbeitsplatz ankommen. Die Frage ist nicht, was ich finde, sondern welchen Eindruck es bei deinem Arbeitgeber macht, wenn du in der Probezeit wechseln willst. Es wird m.E. auch dir helfen, zunächst mal wahrzunehmen, wie die Bedingungen sind und wie du damit umgehen kannst. Konflikte gibt es überall und die Wahrscheinlichkeit, dass du an deine Wunschschule kommst steigt nicht gerade, wenn du jetzt versuchst, hauptsache irgendeinen Wechsel anzustreben. Falls du vom Regen in die Traufe kommen solltest, wär's das auch erst mal mit Versetzungen.


    Es gibt immer einige Kollegen, die schon länger dabei sind und sich aus handfesten Gründen versetzen lassen wollen. Deine Argumente werden meiner bescheidenen Erfahrung nach weder im Schulamt noch beim Personalrat besondere Aufmerksamkeit erregen.


    Wenn du denn so ein gesuchtes Fach hast, probiers, Versuch macht kluch, mir wäre es zu heikel.


  • Als "fertiger" Lehrer ist man zwar kein Freiwild mehr (Referendariat lässt grüßen), aber wirklich stark ist die Position der verbeamteten Lehrer in Probezeit auch nicht gerade. Ist so eine Art zweites Referendariat, würde ich mal etwas überspitzt behaupten. ;)


    Das halte ich für Quatsch.
    Der Schulleiter hat dich angestellt, der hat bestimmt kein Interesse dran dich loszuwerden und dir ein schlechtes Gutachten zu schreiben.
    Was das mit Ref zu tun hat frage ich mich gewaltig.


    Ich empfinde es gerade als sehr entspannt.
    Meine Schulleitung könnte vielleicht auch besser sein, aber ich werde mich nun im Bereich Schulentwicklung einbringen und schauen was man wirklich vielleicht erreichen kann. Danach kann man denke ich erst urteilen.
    Andere Schulen müssen nicht per se besser sein.

  • Das halte ich für Quatsch.
    Der Schulleiter hat dich angestellt, der hat bestimmt kein Interesse dran dich loszuwerden und dir ein schlechtes Gutachten zu schreiben.
    Was das mit Ref zu tun hat frage ich mich gewaltig.


    Hallo Kiggie,


    wenn du nicht das machst, was der Schulleiter von dir verlangt, bekommst du einfach schlechte Noten in den Beurteilungen und die Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit dürfte fraglich sein. Missbilligungen schweben auch schnell mal im Raum, wenn die absolute Autorität gewisser "Persönlichkeiten" nicht kompromisslos akzeptiert wird. Ich bekomme doch mit, wie das aussieht. Das ist kein "Quatsch", sondern an manchen Schulen leider bittere Realität.


    Schön für dich, wenn es bei euch menschlich zugeht. Selbstverständlich ist das aber nicht. Das mit dem Ref war ja nur eine Anmerkung, ändert nichts an der Grundaussage meines Postings.


    der Buntflieger


  • Ist in der freien Wirtschaft aber genauso, bzw noch schlimmer.
    Eine nicht Übernahme auf Lebenszeit muss schon ordentlich begründet sein.
    Und 4 Besuche in drei Jahren haben trotzdem nichts mit dem Ref zu tun. Noch dazu kannst du dich mit Kollegen austauschen und kannst erfahren, was dein Schulleiter sehen will. Da ist man selbst ja wahrscheinlich nicht der Erste der eine Revisionsstunde hält. Also viel besser vorbereitet als im Ref mit unbekannten Prüfern.

  • Bei uns werden diese Besuche auch nicht nur von der Schulleitung gemacht, sondern auch von Bereichsleitern. Machen bei euch nur die Schulleitung die Besuche für die Revision? Dann wäre unsere ja gerade mit so was überlastet.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Bei uns werden diese Besuche auch nicht nur von der Schulleitung gemacht, sondern auch von Bereichsleitern. Machen bei euch nur die Schulleitung die Besuche für die Revision? Dann wäre unsere ja gerade mit so was überlastet.

    Ja. Nur die Schulleitung. Jedenfalls in den Fällen, die ich bisher mitbekommen habe. Ob ganz am Ende noch jemand vom Schulamt kommt, weiß ich jetzt auch nicht.


    der Buntflieger

  • Ist in der freien Wirtschaft aber genauso, bzw noch schlimmer.
    Eine nicht Übernahme auf Lebenszeit muss schon ordentlich begründet sein.
    Und 4 Besuche in drei Jahren haben trotzdem nichts mit dem Ref zu tun. Noch dazu kannst du dich mit Kollegen austauschen und kannst erfahren, was dein Schulleiter sehen will. Da ist man selbst ja wahrscheinlich nicht der Erste der eine Revisionsstunde hält. Also viel besser vorbereitet als im Ref mit unbekannten Prüfern.


    Hallo Kiggie,


    ich hab schon so eine Begründung für Entlassung gesehen und die war alles andere als "ordentlich begründet". Außerdem spreche ich nicht von einer "normalen" Schulleitung, sondern von unberechenbaren Psychopathen/Soziopathen. Leider sind die an manchen Schulen Realität.


    der Buntflieger

  • Danke für die Antworten und Einschätzungen.


    Sie bestätigen im Endeffekt das, was mir eigentlich schon klar war: Ich ziehe die drei Jahre durch, engagiere mich in der Schulentwicklung mit einem kleinen Projekt und schaue dann, was passiert. Ich sehe es auch so, dass man kompromissbereit sein muss und es den perfekten Arbeitsplatz nicht gibt. Ich war noch etwas geknickt, dass die Schule nicht das Heiligtum ist, für das ich sie nach der Bewerbung gehalten habe. Die Erwahrung ist irgendwie bitter, aber besser man verabschiedet sich von Trugbildern.


    Den Tonfall einiger Postings fand ich übrigens ziemlich unangenehm. Ich war einfach etwas neben mir und wollte mir Gehör verschaffen.

  • Ja. Nur die Schulleitung. Jedenfalls in den Fällen, die ich bisher mitbekommen habe. Ob ganz am Ende noch jemand vom Schulamt kommt, weiß ich jetzt auch nicht.
    der Buntflieger

    Bereichsleiter werden an anderen BKs auch Abteilungsleiter genannt, das ist die erweiterte Schulleitung, also die A15er, niemand vom Schulamt oder der BezReg.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Mir geht es im Moment genauso.
    Bzw. schlimmer. Ich frage mich nun was ein angemessenes Argument ist, um einen Schulwechsel zu beantragen. Ich bin eigentlich Gymnasiallehrerin, in einem anderen Bundesland ausgebildet, und nun an einer Stadtteilschule in Hamburg. Während es anfangs hieß, man hat in Klassen mit Inklusionskinder eine zusätzliche Lehrkraft, stehe ich nun mit rund 25 Jugendlichen im Raum, von denen über ein Drittel eine emotionale Störung hat und ich hoffen muss, dass weder den Schülern noch mir etwas passiert. Mir wurde geraten immer die Nummer der örtlichen Polizei griffbereit zu haben. Aber ich frage mich, wie ich unter diesen Bedingungen jemals Chemie-Unterricht halten soll? Ich will die Verantwortung nicht übernehmen, aber die Klassenlehrerin meinte, es gibt keine zusätzliche Lehrkraft, das ist nicht vorgesehen. Stehe ich nun wirklich da und bekomme eine schlechte Beurteilung, weil sich irgendwann einmal ein Schüler verletzen wird, oder nehme ich eine schlechte Beurteilung in Kauf und hoffe zu Wechseln? Mir ist richtig flau im Magen und ich mag einfach nur noch weg, diese Situation macht mich unfassbar unglücklich...
    Ist es ein legitimer Wechselgrund, wenn man Vorschläge macht, die nicht beachtet werden? Oder kein Gehör findet? Oder nicht damit einverstanden ist, dass der Lehrplan eigentlich gar nicht eingehalten wird?

  • ich hab schon so eine Begründung für Entlassung gesehen und die war alles andere als "ordentlich begründet"

    Das mag es geben. Dann ist dagegen aber schnell erfolgreich geklagt. Die Verweigerung der Verbeamtung auf Lebenszeit ist kein Pappenstil und muss nicht ordentlich begründet sein, die Verfehlungen müssen auch im Vorfeld aktenkundig sein, was wiederum bedeutet, dass der Schulleiter mehrere Gespräche mit der Lehrkraft geführt hat. Ohne Gespräch kann es keinen Akteneintrag geben.
    Alles andere sind Ammenmärchen oder wenig kluge Schnellschüsse von dienstrechtlich uninformierten Schulleitern, die für diese Chefs schnell zum Bumerang werden können.

    Während es anfangs hieß, man hat in Klassen mit Inklusionskinder eine zusätzliche Lehrkraft, stehe ich nun mit rund 25 Jugendlichen im Raum, von denen über ein Drittel eine emotionale Störung hat und ich hoffen muss, dass weder den Schülern noch mir etwas passiert. Mir wurde geraten immer die Nummer der örtlichen Polizei griffbereit zu haben. Aber ich frage mich, wie ich unter diesen Bedingungen jemals Chemie-Unterricht halten soll? Ich will die Verantwortung nicht übernehmen, aber die Klassenlehrerin meinte, es gibt keine zusätzliche Lehrkraft, das ist nicht vorgesehen.

    Klassischer Fall für eine Überlastungsanzeige. Du bist in dieser Situation sogar verpflichtet, sie zu stellen. Wenn der Dienstherr nicht für Abhilfe sorgt, bist du wenigstens aus dem Schneider, wenn dann wirklich mal etwas passiert.

  • Danke für den Tipp! Das es sowas gibt, wusste ich gar nicht. Allerdings frage ich mich ob ich mich in meiner Situation dann nicht ins eigene Fleisch schneide? Ich gestehe dadurch ja dann eine "Überlastung" ein, und das soll ein Beamter auf Probe ja auch aushalten. Andererseits kann ich nicht DIESEN Lehrplan mit DIESEN Schülern kombinieren, aber wird so eine Überlastungsanzeige nicht verkürzt betrachtet?
    Aber zumindest wäre eine solche Anzeige ein Grund, warum mir der Wechsel genehmigt werden müsste, oder? Es gibt ja auch weitere "Kleinigkeiten" die Stören. Ich hatte die Abteilungsleitung z.B. darum gebeten, dass doch einheitliche Regeln aufgestellt werden, weil das die Schüler in der MIttelstufe längst vergessen haben, wenn es nur zur Jahrgangsstufe 5 mal einen Elternbrief gab. Antwort war: "Nein". Mir dann auch egal, wenn die Schüler die Türen in den Pausen kaputtschlagen, weil sie meinen es ist ihr Recht... war dann ja nicht unter meiner Aufsicht?!

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