Wie kann Religion ein Schulfach sein, wieso sind so viele Schulen konfessionell ausgerichtet?

  • Dann nimm mal zur Kenntnis: es wäre wünschenswert, wenn dem so wäre.
    Oder du gehst wirklich hin und unterrichtest Religionswissenschaft.


    Du als Historiker, @Valerianus - wie behandelst du denn die oben genannten Themen, wo sich die Kirchen alles andere als mit Ruhm bekleckert haben? Die Reformation war auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn ich an manche Freikirchler denke die ich erlebt habe, sind die noch verpeilter als diverse Erzkatholiken (und vor allem ignorant der geschichte gegenüber).
    Besprichst du sowas in Geschichte? sollte mMn Mittelstufenstoff sein, so von der Zeitlinie her...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich nehme eure persönliche Meinung hier die ganze Zeit zur Kenntnis, sie ist nur juristisch irrelevant und widerspricht wie bereits mehrfach erwähnt dem Grundgesetz in einer nicht zu ändernden Passage.


    Ich weiß jetzt nicht worauf die Frage genau abzielt, Kirchengeschichte als Historiker oder Kirchengeschichte als Historiker an einer katholischen Schule. Ich kann dir aber versichern, dass sich auch die meisten Menschen in der Institution Kirche des Unsinns bewusst sind, der da in der doch etwas längeren Geschichte teilweise veranstaltet wurde.


    Wenn es rein um christliche Kirche geht wird das mehrfach behandelt:
    Klasse 6 - Von der Christenverfolgung zur Staatskirche (2 Unterrichtsstunden wenn ich Zeit habe) --> kritiklos
    Klasse 6 - Rolle der Kirche im Mittelalter (3 Wurzeln des Mittelalters, Zweischwerterlehre, Ständegesellschaft, Investiturstreit) --> weitestgehend kritiklos (das ist für die Schüler echt noch ein bisschen hoch in dem Alter)
    Klasse 7 - Kreuzzüge (1-2 Wochen), Reformation (vielleicht 2-3 Wochen) Hexenverbrennung (1 Woche), Eroberung der neuen Welt (1-2 Wochen) --> hier ist vom Ansatz her Kritik dran, aber die Zeit ist hier für ein begründetes Sachurteil schon echt knapp
    EF (Klasse 10) - Kreuzzüge (5-6 Wochen) - definitiv kritisch und multiperspektivisch
    Q2 (Klasse 12) - Rolle der Kirche im Nationalsozialismus - kritisch im Bereich Amtskirche, aber durch direkte Anbindung an Widerstand im Endeffekt weniger kritisch aufgenommen


    Das Hauptproblem in der Sekundarstufe 1 ist schlicht die Zeit. Mache ich lieber eine Woche mehr Kirchengeschichte oder nehme ich mir doch lieber die Zeit für Themen die entweder für die Schüler relevanter (oder meinetwegen auch spannender sind - wobei da Kreuzzüge und Hexenverbrennungen ganz weit vorne sind, dafür nehme ich mir schon mehr Zeit als unbedingt vorgesehen) oder aus fachlicher Sicht wichtiger sind (Beispiel Klasse 7: Jede Stunde die ich mir da abknapse ist später verloren, wenn ich den Schülern den Absolutismus näher bringen möchte, was ganz hilfreich wäre, wenn sie die französische Revolution verstehen sollen).


    Wir müssen übrigens nach demselben Lehrplan und mit denselben Büchern unterrichten, wie alle anderen Schulen auch...xD

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Danke für diese ausführliche Aufstellung @Valerianus.
    Ist mal ganz interessant das zu lesen - ich finde Geschichte zwar interessant, aber habe es als Schülerin meist gehasst (wobei unsere Aufteilung noch anders war - ich hatte Geschichte erst ab der Quinta (bei einem Super Lehrer), und danach bei einer Katastrophe (und dementsprechend hat meine Note da dann gelitten - die Frau hat gerade die ganzen Expiditionen per Referaten abbügeln wollen, und als ich mich dann um Magellan beworben hab, kam ein "unwichtig, brauchen wir nicht" - aber Kolumbus schön breittreten, ja sicher...).


    Deine Aufstellung zeigt mir - um sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, braucht man Abitur, denn der "Religionsunterricht" macht das ja überhaupt nicht, und wer nach der Mittelstufe abgeht hat schlicht und einfach viel zu wenig Ahnung, um zu wissen, was da mal gelaufen ist.
    So... und was machst du mit denen, die Geschichte als Pflichtkurs in der Oberstufe nehmen? Ich hatte einen solchen... da gabs Videos hauptsächlich zum dritten Reich. Was ich so über geschichte weiß, stammt fast alles nnicht aus der "Schule", sondern größtenteils aus Bibliotheken, die ich rein interessehalber genutzt habe (auch an der Uni, Zugang hast du ja auch als nicht-Historiker oder -Theologe).


    Den "Religions"lehrern kannst du das mMn nicht überlassen, denn ich bezweifle einfach mal die Bereitschaft eines katholischen Theologen, sich hinzustellen und zu erklären, was für Völkermord die Kirche so gesponsort hat...


    Ziemliches Dilemma, oder?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Und ich vertrete nach wie vor die Auffassung, dass das Grundgesetz explizit eine Schulform ausweist, für die Religion kein Pflichtfach ist. Und es gibt durchaus Rechtsanwälte, die diese Auslegung unterstützen. Müsste dann im Zweifel das Bundesverfassungsgericht entscheiden

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • @Miss Jones: Es gibt ein paar Sachen im Geschichtsunterricht die überarbeitet werden müssten...etwas mehr Freiheiten in der Sek I und EF wären schön um zum Beispiel kritisches Denken an solchen Themen (oder meinetwegen auch Vietnam, 2. Weltkrieg, etc.) einüben zu können. Momentan ist die Sek I einfach ein Durchhasten von der Steinzeit bis zum Mauerfall. Zusatzkurse sind immer angenehm, weil man da nach den Interessen der Schüler die Themen wählen kann, aber die letzten Jahre war da immer Nordkorea, Kolonialismus und 2. Weltkrieg total gefragt...


    @chemikus08: Es gibt sicherlich auch Rechtsanwälte die Ideen der Reichsbürger unterstützen oder für die Legalisierung von Kokain eintreten. Dass irgendwer so etwas unterstützt macht es leider nicht zwingend sinnvoll oder richtig. Die herrschende Lehre sagt etwas anderes und jetzt denk mal ganz scharf nach, was das für ein eventuelles Urteil des BVerfG bedeutet. Um aber etwas rechtlichen Nachdruck zu verleihen: Woher kommt der Begriff der bekenntnisfreien Schulen? Da stelle ma uns mal janz dumm und schaun in de Weimarer Reichsverfassung (Artikel 146 bis 149 falls wer nachlesen will)...der Regelfall des Schulbetriebs sind die Gemeinschaftsschulen (d.h. Schulen in denen Schüler nur im Religionsunterricht getrennt werden), daneben sind Bekenntnisschulen (nur ein Religionsunterricht) und bekenntnisfreie Schulen (ohne Religionsunterricht) zulässig. Nun hat deiner Meinung nach ja das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden. Erstaunlicherweise hat es das sogar schon einmal (im umgekehrten Fall, die Eltern wollten unbedingt eine Bekenntnisschule für ihr Kind - BVerfGE 41, 88). Schauen wir doch einmal in die Urteilsbegründung:


    Das Bundesverfassungsgericht hat in dem Beschluß 1 BvR 63/68 vom heutigen Tage (BVerfGE 41, 29), betreffend die Verfassungsmäßigkeit der christlichen Gemeinschaftsschule im überlieferten badischen Sinn, im einzelnen dargelegt, daß es nach Art. 7 GG grundsätzlich der demokratischen Mehrheitsentscheidung des Landesgesetzgebers anheimgegeben ist, welche Schulform er einführt.

    Klingt erst einmal so, als hättest du Recht und der Gesetzgeber könnte in einem demokratischen Prozess nur bekenntnisfreie Schulen einführen, aber jetzt kommt der Clou, man muss die Urteilsbegründung erstaunlicherweise bis zum Ende lesen:


    Allerdings muß der Landesgesetzgeber, wie in diesen Entscheidungen weiter ausgeführt wird, das Grundrecht der betroffenen Eltern und Kinder aus Art. 4 Abs. 1 GG berücksichtigen. Dieses Grundrecht schließt das Recht der Eltern ein, ihrem Kind die von ihnen für richtig gehaltene religiöse oder weltanschauliche Erziehung zu vermitteln, und gewährt dem Kind einen Anspruch auf eine solche Erziehung. Für Erziehungsberechtigte und Kinder kann dabei eine Gewissensbelastung entstehen, wenn sie eine staatliche Schule in Anspruch nehmen müssen, deren Erziehungsprinzipien weder ihren religiösen Wünschen noch den Anforderungen der Kirche, der sie angehören, entsprechen. Da in einer pluralistischen Gesellschaft es jedoch dem Staat faktisch unmöglich ist, bei der weltanschaulichen Gestaltung der öffentlichen Pflichtschule allen Elternwünschen voll Rechnung zu tragen, muß davon ausgegangen werden, daß sich der Einzelne nicht uneingeschränkt auf das Freiheitsrecht aus Art. 4 GG berufen kann. In der Ausübung seines Grundrechts wird er insoweit durch die kollidierenden Grundrechte andersdenkender Personen begrenzt. In den Parallelverfahren 1 BvR 63/68 und 1 BvR 428/69 z.B. rügen Eltern und Kinder, die jegliches religiöse Element in der Erziehung ablehnen, die Verletzung ihres Grundrechts aus Art. 4 GG, weil sie eine christliche Gemeinschaftsschule badischer Überlieferung oder nach der bayerischen Form besuchen müssen, während im vorliegenden Fall die Beschwerdeführer eine religiös-konfessionelle Erziehung wünschen und deshalb im Hinblick auf ihr Grundrecht aus Art. 4 GG den Besuch der (christlichen) Gemeinschaftsschule nordrhein-westfälischer Art ablehnen. Die im Schulwesen unvermeidlichen Spannungen zwischen "negativer" und "positiver" Religionsfreiheit muß der Landesgesetzgeber, falls er den Betroffenen aus schulorganisatorischen Gründen den Besuch einer Gemeinschaftsschule vorschreibt, in der Weise ausgleichen, daß er die verschiedenen verfassungsrechtlichen Gesichtspunkte unter Berücksichtigung des grundgesetzlichen Gebots der Toleranz miteinander nach dem Prinzip der "Konkordanz" soweit als möglich in Einklang bringt. Angesichts der Multivalenz des Begriffs "christliche Gemeinschaftsschule" und der verschiedenen Bestimmungen in den einzelnen Bundesländern muß für jede landesrechtliche Regelung gesondert geprüft werden, ob sie diesen Anforderungen entspricht.

    Case closed.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die weiteren Ausführungen sind indes sehr vage formuliert und lassen für die Zukunft durchaus unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten zu. Für die Zukunft sehe ich durchaus die Entwicklung, dass die Zahl der offiziell konfessionslosen stark zunimmt, wenn dann noch im muslimischen Bereich die Schere zwischen westlichem Islam und fundamentalistischen Islam weiter auseinandergeht und beide Organisationsformen entwickeln, die für eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft erforderlich sind, sehe ich die Politik vor Problemen gestellt, die keine andere Form als den gemeinsamen Ethikunterricht mehr zulassen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Teenstar ist auch in Deutschland relativ gut dabei, ich weiß dass die bei uns in der Schule mal was angeboten haben, inzwischen aber nicht mehr (keine Ahnung was und warum nicht mehr).

    Dass so eine Institution, die Masturbation als schädlich und Homosexualität als Schiksal proklamiert überhaupt an Schulen tätig seib darf ist schon ein Armutszeugnis.



    Zitat von Valerianus

    @Schmidt: Und was genau bringt dich auf die Idee, dass in Deutschland Kirche und Staat strikt getrennt wären im Sinne eines laizistischen Staatswesens? Deutschland ist nicht laizistisch, Deutschland war nie laizistisch und solange unser Grundgesetz besteht wird es auch nie laizistisch sein (Artikel 79, Absatz 3 schützt das in Artikel 7 garantierte Grundrecht auf Religionsunterricht vor Veränderungen). Diese ständige Vermischung von Begriffen wie Demokratie, Laizismus, Meinungsfreiheit, etc. geht mir schon bei meinen Schülern immer auf den Geist, aber hier haben doch alle ein Studium absolviert...

    Wo vermische ich Demokratie, Laizismus und Meinungsfreiheit? Interessant, was du so in Beiträge hineininterpretierst, die dir nicht gefallen. Wo behaupte ich, Deutschland sei laizistisch? Wo steht, dass Religion vollständig aus der Schule verbannt werden muss? Vll hast du es überlesen, aber gerade das fordert hier niemand. Und wieso muss bspw. ein studierter Informatiklehrer automatisch mehr Allgemeinbildung haben, als ein Abiturient? Das ist sicher wünschenswert, aber durch ein Studium nicht automatisch gegeben.
    Und wieso darf man rückständige Staatsprinzipien nicht in Frage stellen? Fragen über Fragen.

  • Ich nehme eure persönliche Meinung hier die ganze Zeit zur Kenntnis, sie ist nur juristisch irrelevant und widerspricht wie bereits mehrfach erwähnt dem Grundgesetz in einer nicht zu ändernden Passage.

    Hm, tja. Das stimmt natürlich. Und der Satz hat es schon in sich. Als jemand, der sich ja ziemlich am konfessionellen Religionsunterricht stört und das hier um Forum auch bereits mehrmals deutlich artikuliert hat, möchte ich dazu mal Stellung nehmen.
    Zunächst mal ist es für eine Forumsdiskussion vielleicht erstmal unerheblich, ob etwas jursistisch relevant ist oder nicht. Auf einer theoretischen Ebene kann man ja so ziemlich alles disktuieren, ebenso wie wir diskutieren könnten, ob es A13 für alle geben sollte (Konjunktiv), wie der Dienstherr unsere Arbeitsbedinungen verbessern könnte (Konjunktiv) etc. Das sind alles theoretische Diskussionen, die auf die Realität kaum Einfluss haben werden, solange sie nicht gerade einen Forenuser dazu anregen, sich in der Realität politisch oder gewerkschaftlich oder sonstwie zu engagieren. Soweit ist das ja auch erstmal kein Problem, auch theoretische Diskussionen können interessant und bereichernd sein, indem sie neue Sichtweisen eröffnen. Gerade deine doch fundierten Ausführungen dazu sind, trotz ihres sehr oberlehrerhaften und gönnerhaften Tonfalls und gerade wegen ihrer völlig anderen Sichtweisen, doch immer recht interssant für mich.


    Nun ist es aber, wie du ja auch immer wieder betonst, eben im Grundgesetz festgeschrieben und kann nicht mal so eben (bzw. eben gar nicht) geändert werden. Ein Grundgesetz, auf das ich als Beamter vereidigt bin und das ich in meiner Position schützen muss. "Macht ja nix!", denkt sich der eine Teil in mir, "Kann man ja trotzdem mal theoretisch diskutieren." Der andere Teil in mir spielt dann aber advocatus diaboli und fragt, ob man denn auch die Meinungsfreiheit, die Gleichberechtigung und andere Grundrechte einfach mal so theoretisch diskutieren kann. Es würde mich schon sehr befremden, wenn wir hier plötzlich über die Gleichberechtigung von Homosexuellen diskutieren würden und einzelne User hier ebenso deutlich dagegen argumentieren würden, wie ich es hier zum Teil gegen den Religionsunterricht getan habe (- obwohl mir schon ein paar User einfallen würden, denen ich das hier zumindest zutrauen würde, wenn auch die meisten davon hier schon länger nicht mehr geschrieben haben und zum Teil auch gesperrt wurden). Das Grundgesetz als "Buffet" zu betrachten, in dem Sinne, dass man gewisse Grundrechte als sakrosankt betrachtet, andere jedoch freimütig - wenn auch nur theoretisch - in Frage stellt, ist sicherlich auch nicht der richtige Weg.
    Ich schreibe das eigentlich auch nur, um hier meine eigene kognitive Dissonanz zu artikulieren und eben denjenigen, die bzgl. des Religionsunterrichts anderer Meinung sind als ich zu signalisieren, dass ich die Relevanz ihrer Position durchaus anerkennen kann.

  • "Kann man ja trotzdem mal theoretisch diskutieren." Der andere Teil in mir spielt dann aber advocatus diaboli und fragt, ob man denn auch die Meinungsfreiheit, die Gleichberechtigung und andere Grundrechte einfach mal so theoretisch diskutieren kann.

    Klar kann man das.
    User @Schmidt schrieb an anderer Stelle zu einem anderen Thema:
    "Mich stört auch dieses Dogma. Es muss erlaubt sein, über die freiheitlich-demokratische Grundordnung ergebnisoffen zu diskutieren. Eine Ordnung, von der behautet wird, sie sei die beste denkbare, muss einer solchen Diskussion standhalten (was sie meiner Meinung nach tut)".



    Nun ist es aber, wie du ja auch immer wieder betonst, eben im Grundgesetz festgeschrieben und kann nicht mal so eben (bzw. eben gar nicht) geändert werden. Ein Grundgesetz, auf das ich als Beamter vereidigt bin und das ich in meiner Position schützen muss.
    [...]
    "Das Grundgesetz als "Buffet" zu betrachten, in dem Sinne, dass man gewisse Grundrechte als sakrosankt betrachtet, andere jedoch freimütig - wenn auch nur theoretisch - in Frage stellt, ist sicherlich auch nicht der richtige Weg.

    Vielleicht könnten Beamte jährlich eine Siegesparade zur bestmöglichen Verfassung aller Zeiten abhalten! ;)
    Das ist doch ganz normal, dass man - man möchte fast sagen "auch als Beamter" - nicht komplett alles 100% gut findet. Der Gedanke von Bürgern oder einer Beamtenschaft die wie ein Mann hinter jedem Komma steht, erinnert mich eher an das Selbstbild von Diktaturen.
    Davon abgesehen wird das Gesetz mit Gewalt durchgesetzt, ganz egal wie man dazu nun als einzelner stehen mag. Eine Meinung zu haben ist erlaubt und die meisten Meinungen dürfen auch geäußert werden (aber nicht alle).


    Dumme Frage:
    Die Richter am Bundesverfassungsgericht sind doch auch Beamte, oder nicht?
    Falls ja: wie "wahren" die eigentlich gemäß unseres Eides das Grundgesetz, wenn dieses doch schon so oft geändert wurde?

  • Unabhängig vom Reliunterricht- was macht man denn, wenn man in einem Örtchen wohnt, in dem nur evangelische und katholische Schulen sind und das nicht möchte?

    wie wärs mit Umziehen?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das Problem was Krabappel beschreibt existiert in NRW tatsächlich, allerdings eher im Bereich der Kindertagesstätten und der Grundschulen. Im Grundschulbereich sehe ich das ehrlich gesagt nicht ganz so eng, weil die nach Einzugsgebiet und nicht nach Konfession aufnehmen, bei den Kitas ist man mit einem konfessionslosen Kind teilweise ordentlich gekniffen, weil die Kitas (ich hab keine Ahnung warum) total auf Konfessionszugehörigkeit abfahren. Für den Sekundarbereich kann ich für unser Bistum sagen, dass da regelmäßig einfach nur auf die Noten geschaut wird, die Konfession ergibt sich häufig aus dem Elternhaus, wir haben aber auch ordentlich evangelische und konfessionslose Kinder, dazu einige orthodoxe und muslimische Eltern (bei denen ist die Überlegung oft: "Besser christliche Werteerziehung, als gar keine Werteerziehung [an staatlichen Schulen]"). Was haben wir davon, wenn wir zwanzig katholische Kinder mehr aufnehmen, die wir dann nach Klasse 6 fast geschlossen wieder abgeben müssen?


    @Morse und @WillG: Die Diskussion an und für sich ist natürlich nicht sinnlos, auch die Forderung kann selbstverständlich erhoben werden. Mir geht es nur darum, dass es zu keiner faktischen Änderungen führen wird, die ja z.B. @chemikus08 so vehement fordert und für verfassungsrechtlich möglich hält (was die herrschende Lehre, d.h. die Mehrheit der Juraprofessoren und Bundesrichter für ausgeschlossen hält). Wie bereits zuvor gesagt befremdet mich atheistischer missionarischer Eifer genauso wie veganer oder anderer Weltanschauungen.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ... Wie bereits zuvor gesagt befremdet mich atheistischer missionarischer Eifer genauso wie veganer oder anderer Weltanschauungen.

    worin die Missionierung besteht, sehe ich aber nach wie vor nicht. Wenn ich in Hintertupfingen nur zwischen katholischer und evangelischer Grundschule entscheiden kann, dann missioniere ich doch nicht, indem ich fordere, dass Grundschulen generell staatlich zu sein haben. Im Gegenteil müsste ich ja eher befürchten, dass mein Recht auf Religionsfreiheit gefährdet ist, wenn meine Kinder am Schulgottesdienst und dergleichen teilnehmen müssen.


    Ich befürchte zwar keinen direkten Schaden, den die Kinder nehmen könnten, sondern eine Beeinflussung. Aber auch das "vermutliche Nichtvorhandensein von Schaden" finde ich jetzt nicht so ein optimales Qualitätskriterium für eine Grundschule...



    ..., dazu einige orthodoxe und muslimische Eltern (bei denen ist die Überlegung oft: "Besser christliche Werteerziehung, als gar keine Werteerziehung [an staatlichen Schulen]").

    das habe ich auch schon gehört. Abstrus irgendwie :)

  • worin die Missionierung besteht, sehe ich aber nach wie vor nicht. Wenn ich in Hintertupfingen nur zwischen katholischer und evangelischer Grundschule entscheiden kann, dann missioniere ich doch nicht, indem ich fordere, dass Grundschulen generell staatlich zu sein haben. Im Gegenteil müsste ich ja eher befürchten, dass mein Recht auf Religionsfreiheit gefährdet ist, wenn meine Kinder am Schulgottesdienst und dergleichen teilnehmen müssen.
    Ich befürchte zwar keinen direkten Schaden, den die Kinder nehmen könnten, sondern eine Beeinflussung. Aber auch das "vermutliche Nichtvorhandensein von Schaden" finde ich jetzt nicht so ein optimales Qualitätskriterium für eine Grundschule...

    afaik kann so etwas nicht teilnahmepflichtig sein.
    Mal abgesehen vom Brechreiz, den manche beider Menge an Olibanum bei Katholiken bekommen, haben wir immer noch Religionsfreiheit. Da aber gleichzeitig Schulpflicht besteht, würde ich definitiv meinem Kind, wenn ich eins hätte, nicht
    mMn falsche Werte vermitteln lassen. Ergo nein, kein "Religionsunterricht" wie er derzeit stattfindet.



    Zitat

    das habe ich auch schon gehört. Abstrus irgendwie :)

    wieso abstrus? Monotheistisch, chauvinistisch, vorgestrig, selbstherrlich,... die haben doch genug gemeinsam... vor allem viele falsche "Werte".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • @Krabappel: Ich meinte nicht dich mit dem missionarischen Eifer, ich kann deine Befürchtungen durchaus verstehen und wie gesagt, in NRW ist das ein real existierendes Problem für konfessionslose Eltern, die das wirklich ernst nehmen. Aber lies dir einmal den letzten Absatz von @Miss Jones durch, um so was geht es mir. Es gibt sicher vieles an der Institution Kirche zu kritisieren, aber es gibt einen Unterschied zwischen zielführender Kritik und undifferenzierter Ablehnung. Aber das ist bei ihr ja immerhin in Kombination mit einer Ablehnung der meisten (konservativen) gesellschaftlichen Werte verbunden, wie man im Kleidungsthread gerade schön sehen kann, von daher ist es immerhin konsequent. :P

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Valerianus

    nicht ganz so eng, weil die nach Einzugsgebiet und nicht nach Konfession aufnehmen,

    Ähm - das stimmt nicht so ganz.


    Staatlich-Konfessionelle Schulen dürfen ablehnen, wenn die Eltern nicht bestätigen, dass ihr Kind am Religionsunterricht teilnehmen soll. Vor fünf Jahren wurde so ein Fall in Münster vorm ein Oberverwaltungsgericht behandelt. (Link) Dabei reicht als Kriterium das Nicht-Unterschreiben, damit das Kind eine bekenntnisfreie Schule im Stadtgebiet aufsuchen muss. Selbst wenn die Schule noch nicht voll ist und noch Schüler aufnehmen würde. Sicherlich kann man sich jetzt fragen, ob das sein muss. Ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich so durchziehen würde, wie der Schulleiter damals in Paderborn - aber er war im Recht.


    Was passiert aber, wenn die Schule voll ist? Seit einigen Jahren gibt es in NRW den kommunalen Klassenrichtwert. Schulen dürfen nicht "beliebig" Klassen einrichten, sondern es kann nur eine bestimmt Anzahl Eingangsklassen in einer Kommune geben. Die Anzahl der EInschulungskinder wird dabei durch 23 geteilt und nach festgelegten Kriterien auf- oder abgerundet. So kann es passieren, dass eine Schule mit 31 Anmeldungen (beispielsweise) nur eine Eingangsklasse einrichten darf. Also muss der Schulleiter 2 Kinder ablehnen.


    Wen lehnt er ab? Schauen wir doch einmal in die Bass.


    Zitat

    (2) Jedes Kind hat Anspruch auf Aufnahme in die seiner Wohnung nächstgelegene Grundschule der gewünschten Schulart in seiner Gemeinde im Rahmen der vom Schulträger festgelegten Aufnahmekapazität, soweit der Schulträger keine Schuleinzugsbezirke für diese Schulart gebildet hat. [Anmerkung: meistens haben die Eltern freie Schulwahl unabhängig von Schuleinzugsbezirken] ...
    (3) Im Rahmen freie Kapazitäten nimmt die Schule auch andere Kinder auf. Bei einem Anmeldeüberhang führt die Schule ein Aufnahmeverfahren unter diesen Kindern durch. Dabei werden Kinder in der Gemeinde vorrangig berücksichtigt. Die Schulleiterin oder der Schulleiter berücksichtigt Härtefälle und zieht im Übrigen eine oder mehrere der folgenden Kriterien für die Aufnahmeentscheidung gemäß §46 Abs. 2 SchulG heran:

    • Geschwisterkinder
    • Schulwege
    • Besuch eines Kindergartens in der Nähe der Schule
    • ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen
    • ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Muttersprache.

    Soweit so gut. Religion spielt keine Rolle. Aber ... in der Verwaltungsvorschriften der BASS zu diesem Abschnitt steht explizit:



    Zitat

    Bei einem Anmeldeüberhang an einer Bekenntnisschule haben Kinder, die dem Bekenntnis angehören, bei der Aufnahme einen Vorrang gegenüber anderen Kindern.

    Also: "Lieber Eltern von Franz-Ferdinand. Leider können Sie Ihr Kind nicht auf diese Schule schicken. Ich weiß auch, dass Franz-Ferdinand nur 5 MInuten Fußweg hätte, aber leider sind sie evangelisch. Wir sind eine katholische Grundschule. Sie müssen Franz-Ferdinandalso daher an der 5 Kilometer entfernten Grundschule XY anmelden."


    Daher - leider nehmen Grundschulen in NRW nach Konfession und nicht nach Einzugsgebiet auf.


    kl. gr. frosch

  • @Morse und @WillG: Die Diskussion an und für sich ist natürlich nicht sinnlos, auch die Forderung kann selbstverständlich erhoben werden. Mir geht es nur darum, dass es zu keiner faktischen Änderungen führen wird, die ja z.B. @chemikus08 so vehement fordert und für verfassungsrechtlich möglich hält (was die herrschende Lehre, d.h. die Mehrheit der Juraprofessoren und Bundesrichter für ausgeschlossen hält).

    Ich vermute auch nicht, dass das in den nächsten Jahren ansteht, aber längerfristig womöglich schon, falls der Einfluss der Kirchen weiterhin schwindet.
    Grundsätzlich: Falls (!) der Staat das ändern wöllte, würde er es auch tun - Grundgesetz hin oder her, dessen professionelle Interpreten würden ihren Job schon verrichten.
    Randnotiz: die Rolle der Religion als Mittel eines Staats zur Regierung spielt in der Diskussion kaum eine Rolle, dabei könnte sie doch die teilweise vorhandene Irritation darüber nehmen, weshalb ein "moderner"/"aufgeklärter" Staat überhaupt mit übersinnlichen Institutionen paktiert. Wenn's wirklich so ein alter Blödsinn wäre, der für den, der ihn bestellt bzw. legalisiert, kontraproduktiv oder zumindest nicht mehr relevant wäre, wäre der Zopf schon längst abgeschnitten. Ist er aber nicht!
    Denkt mal nur an die regelmäßigen Sozialdisziplinierungs-Durchsagen von kirchlichen Vertretern im staatlich-geförderten Rundfunk.

  • Stelle dir mal vor, jemand würde hier im Forum die Abänderung von Artikel 3, Absatz 1 in Betracht ziehen wollen!

    Falsche Abalogien sind die letzte Bastion von Kreationisten und Esoterikspinnern. Warum greifst du huer zu einer? Warum soll ich mir das vorstellen? Stellt jemand dieses Artikel in Frage? Du etwa? Oder wüsstest du nicht, was du auf einen Vorschlag antworten solltest? Fiele dir kein inhaltliches Argument für diesen Artikel ein? So wie beim Religionsunterricht, der nunmal im Grundgesetz steht, weil er da drin steht? Also, warum soll man sich das vorstellen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • AAARGH!!! Soll ich? Muss ich?


    Nein, jetzt nicht...

    Nunja, manache Diskussionsbeiträge haben die Form, dass jemand in en Raum komt, einen Furz lässt, feststellt, es stinke, und dann wieder geht. Und vielleiht ist eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der inhaltsarmen Äußerungen nicht adäquat. Aber soll man so etwas unkommtiert stehen lassen, als sei es eine leitime Äußerung? Manches ist so neben der Spur, dass man nicht richtig darauf reagieren kann. Versuchen wir's trotzdem.


    Nun - die "Wissenschaft" - oder was als solche bezeichnet wurde - hat sich auch nicht mit Ruhm bekleckert...

    Keine Ahnung, welches Verständnis von Wissenschaft einer solchen Äußerung zu Grunde liegt. Es könnte aber ein Stammtischeinschätzung sein, die nicht wirklich einer akademischen Bildung entspringt. Wissenschaft beschreibt die Welt. Inwiefern da "Ruhm" eine Bewertungskategorie sein soll, bleibt unklar. Aber womöglich verwechselt hier nur jemand die Entscheidung über die Verwendung einer technischen Entwicklung, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht, mit der Wissenschaft selbst.



    Cyklon B ist nicht aus Bibeltexten entstanden.

    Penizillin auch nicht. Was soll das überhaupt heißen, dass aus einem Text etwas "ensteht"? Dass "Bibeltexte" keine Erklärungen oder Erkenntnisse enthalten, aus denen man eine (technische) Entwicklung ableiten kann, ist eigentlich klar.


    Sollen die technischen Möglichkeiten zur Synthetisierung solcher Substanzen jetzt als Argument gegen Wissenschaft angeführt werden? Ist Chemie jetzt böse? Oder soll man so genau gar nicht nachfragen, weil hier wirklich nur einen Furz gelassen wurde?


    Ist es ein Problem, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die die Herstellung solcher Substanzen ermöglichen? Ist das die These? Oder ist die Herstellung selbst ein Problem? Oder ist die eigentlich Frage, was man damit macht? Industrieller Massenmord ist keine wissenschaftlicher Fehlleistung sondern eine ethische.


    Und dann sollten wir doch noch mal einen Blick auf die Bibeltexte werfen. Auch deren Existenz bedingt noch nichts, sondern das, was Menschen daraus machen, was sie also interpretieren. Und da würde ich dann doch mal einen Blick auf den christlichen Anti-Judaismus werfen und dessen Beitrag zum Antisemitismus. Oder auf die katholische Sozialisation des Anstreichers. Oder die Rolle der Kirchen unter (bei?) den Nazis. Da sehe ich die Wissenschaft nicht dichter am Einsatz von Zyklon B als die Bibel. Eher umgekehrt.


    Die Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, sind in der Tat recht arm an ethischen Einordnungen ihrer Erkenntnisse. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind deskriptiv nicht präskriptiv. Sie sagen dir, wie etwas nicht, nicht, wie es sein sollte. Das manche Wissenschaftler dann meinen, sie selbst könnte auch frei von Ethik agieren, ist natürlich ein Irrtum. Und noch schlimmer sind die Techniker, die Dinge nur deshalb machen, weil sie technisch möglich sind, und sich einen Scheiß um die Folgen kümmern. Und? Wo war denn jetzt der Beitrag der Religionen dazu eine ethische Grundlage zu liefern? Welche Fehlentwicklung haben die denn verhindert?


    Ich bin der Meinung, dass ein "moralischer Kompass" für die menschliche Gesellschaft wichtig und notwendig ist.

    Ein Kompass also. Ein Gerät, dass einem sagt, wo's lang geht? Eine mechanische Lösung? Vier Himmelsrichtungen werden nicht immer reichen, um eine Entscheidung zu treffen. Ich meine vielmehr, dass jeder Mensch eine ethische Grundlage braucht, auf der er seine Handlungen und deren Folgen beurteilen kann. Das ist manchnmal schwierig und "geradeaus" wird da nicht immer die richtige Richtung sein.


    Die Religion hat diesen gegeben und auch vernichtet.

    Mag sein. Mit ihren Regeln der Form "du sollst dieses, du sollst jenes nicht" machen die Religionen zwar Vorgaben, aber erklären diese nicht. Das ist wohl die Kompass-Idee. Und ja, das reicht nicht.


    Eine Philosophie, die den Platz adäquat einnehmen könnte ist der Humanismus.

    Es geht nicht darum, dass irgendetwas den Platz der Religionen einnimmt. Es geht darum eine ethische Grundlage zu haben.


    Humanismus. Leider ist der in der zentralen Verbreitung nur in den Religionen präsent.

    Steile These. Erinnert mich ein wenig an die Äußerung


    Für die Vermittlung ethischer Grundhaltungen und Glaubensfragen sind die anderen Schulfächer nicht in dem Maß geeignet


    Die daraufhin formulierten Fragen

    Was die ethischen Grundhaltungen anbetrifft, so halte ich die Behauptung, dass deren Vermittlung religiösen Unterrichts bedarf, für die Verlängerung der ohnehin steilen These, dass ohne Religion (wahweise ohne Gott) kein ethisches Handeln möglich sei. Und? Welche ethische Instanz fehlt denn dem jungen Menschen, der nicht am Religionsunterricht teilnimmt? Welche ethische Handlung kann ich als Atheist nicht begehen?

    sind indes noch immer unbeantwortet. Gleichwohl frage ich nun, welche Aspekte des Humanismus denn einer Religion bedürfen. Welche humanistsichen Handlungsoptionen stehen mir denn als Atheist nicht zur Verfügung?


    Ich möchte noch ergänzen, dass der Humanismus auch keine ganz neue Idee ist. Womöglich sind wir in den Jahrhunderten dazwischen auch schon etwas weiter gekommen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    3 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ein gewisser emotionaler, missionarischer Furor auf Seiten der atheistischen Fraktion ist in diesem Thread kaum wahrnehmbar vorhanden.

    Ich vermag noch nicht mal eine solche "Fraktion" zu erkennen. Mir ist noch nicht mal klar, wer denn überhaupt einer solchen angehören könnte, wer denn hier also Atheist ist. So eindeutig kann ich das nicht ausmachen. Aber vieleicht hilft uns der höher Sensibilisierte, der sogar das kaum Wahrnehmbare wahrzunehmen vermag, etwas aus, und erhellt mal, zu was hier jemand "missioniert" werden soll.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

Werbung