Wie kann Religion ein Schulfach sein, wieso sind so viele Schulen konfessionell ausgerichtet?

  • Moin!


    Ich unterrichte Religion und finde einen freiwilligen, aufklärenden Religionsunterricht auch wichtig. Konfessionell müsste er nicht sein. Es ist eine Art Geschichtsunterricht (Wie sind Religionen überhaupt entstanden? Welchen Einfluss haben sie auf unser heutiges Leben? Was geschah schon alles im Namen der Religion?)


    Sehr schön, bitte mehr davon!



    Zitat

    und Deutschunterricht (Interpretation von metaphorischen Bibeltexten).


    Wieso denn gerade von dieser Märchenbuchfehlübersetzung?
    Oder dürften da auch andere derartige "Werke" drankommen?



    Zitat

    Natürlich wird jedes Jahr eine Weltreligion ausführlich durchgenommen


    ...da wüsste ich gerne mal, welche du da als Weltreligionen ansiehst - und teile dir mal mit, die Schuljahranzahl wird nicht reichen...




    Zitat

    und wir gehen auch auf Esoterik und Sekten ein.


    Hääää?
    Erstens... was hat das eine mit dem anderen zu tun...
    Zweitens... das meiste, was Otto Normalschaf als "Esoterik" bezeichnet, verdient den Begriff nicht und umgekehrt.
    Drittens - klar geht ihr auf Sekten ein, schließlich ist ja u.a. jede Kirche auch nur eine Sekte, aber wieso bringst du das im Zusammenhang mit "Esoterik"?





    Zitat

    Bei uns im Ort gibt es übrigens nur noch katholische Grundschulen... finde ich ganz furchtbar.

    ...ist das überhaupt zulässig?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    • Offizieller Beitrag

    @Lehramtsstudent stimmt! hatte ich vergessen. In Bayern z.B. ist im Schulgesetz (!) die Ehrfurcht vor Gott oberstes Bildungsziel, das will mir hier keiner glauben...

    auch in NRW.
    Und in NDS steht was von „christlichen Werten“, musste ich in JEDER Seminarsitzung im Ref anhören...

  • In meinem Unterricht ist "Ehrfurcht vor (dem) Gott (des/der anderen)" ein hehres Bildungsziel.

    In meinem Unterricht ist "Ehrfurcht vor den (Mit-)Menschen" ein heheres Bildungsziel. Dazu gehört natürlich auch, dass man anderer Leute Traditionen und Kultur respektiert und die dürfen gerne auch religiöses Zeug beinhalten, so lange das nicht im krassen Widerspruch zu den hiesigen Gepflogenheiten steht. Letztes Jahr hat ein Schüler seine Maturaarbeit über die "Gottesfrage im 21. Jahrhundert" geschrieben. Ganz ohne Relgions- und Ethikunterricht wohlgemerkt.



    Ich unterrichte Religion und finde einen freiwilligen, aufklärenden Religionsunterricht auch wichtig.

    Wozu?



    Es ist eine Art Geschichtsunterricht (Wie sind Religionen überhaupt entstanden? Welchen Einfluss haben sie auf unser heutiges Leben?

    Bei uns ist das nicht "eine Art" Geschichtsunterricht, sondern es *wird* im Geschichtsunterricht abgehandelt und zwar von studierten Historikern. Also nicht Religion, sondern einfach Kirchengeschichte.

  • Das Grundgesetz ist im Sinne der Verfasser und im gesellschaftlichen Wandel auszulegen. Was es ganz sicher nicht ermöglicht (und auch nach BVerfG nie ermöglichen wird), ist die Aushebelung eines der Artikel bis Artikel 20.
    Würden alle öffentlichen Schulen der Bundesrepublik als bekenntnisfreie Schulen eingerichtet, bedeutet das eine faktische Aussetzung von Artikel 7, Absatz 2, der den Eltern das Recht zuspricht für ihre KInder die Teilnahme am Religionsunterricht zu untersagen oder zu gewähren. Eine solche Einrichtung wäre offensichtlich grundgesetzwidrig, da damit das Recht auf positive Religionsfreiheit verletzt wird.


    Zusammen mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass es erlaubt ausschließlich Bekenntnis freie Schulen einzurichten

    You're fake news...so ein Urteil gibt es nicht und wird es (aus o.g. Gründen) auch nicht geben. Deine "Quelle" ist übrigens in dieser Sache weder neutral, noch von besonderem juristischem Sachverstand geprägt...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Viele von Euch sind ja ganz schön verfassungsfeindlich drauf! ;)


    In meinem Bundesland ist Reli-Unterricht eigentlich Pflicht, aber an meiner Schule gibt's keinen Reli-Unterricht. Ob ein ehemaliger Rektor, dem das zuzutrauen wäre, die Theologen zum Teufel gejagt hat, oder diese schlicht Personalmangel haben, weiß ich nicht.

  • Ich habe 13 Jahre lang den evangelischen Religionsunterricht besucht - freiwillig. Ich finde das gehört zu einer Allgemeinbildung dazu. Ich hätte ihn ja auch jederzeit verlassen (bzw später gegen Philo eintauschen) können.
    Aber ich hatte zum Glück auch tolle Lehrer, wir haben die verschiedenen Religionen angeschaut und in der Oberstufe Siddhartha gelesen, was mir sehr positiv im Gedächtnis verankert blieb.


    Die Mitschüler aus dem katholischen Unterricht haben selten Positives berichtet. Kommt also stark auf den Lehrer an. Grundsätzlich sollte das Fach also vielleicht umstrukturiert werden.
    Allerdings ist Religion mögliches Abiturfach und wird auch nicht selten gewählt. Warum hat es dann keine Daseinsberechtigung?

  • Weil man nicht lügen soll!
    (Steht schon in der Bibel)

    Verstehe ich nun nicht.
    Das hängt doch dann eher damit zusammen, wie der Religionsunterricht angelegt ist.


    An Berufsschulen findet (abgesehen von Abiturklassen) übergreifender Unterricht statt, also alle gemeinsam.
    Wir haben uns da mit dem Thema Seelsorge etc befasst, fand ich auch sehr spannend und wichtig.

  • Weil man nicht lügen soll!
    (Steht schon in der Bibel)

    Das achte Gebot lautet "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" und ist kein generelles Verbot zu lügen, sondern bezieht sich auf Falschaussagen vor anderen Personen, die schwerwiegende juristische Konsequenzen für die Person haben konnten über die falsch Zeugnis abgelegt wurde. Den Menschen generell das Lügen zu verbieten...führt sicherlich zu Mord und Totschlag. ;)

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    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Das achte Gebot lautet "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" und ist kein generelles Verbot zu lügen, sondern bezieht sich auf Falschaussagen vor anderen Personen, die schwerwiegende juristische Konsequenzen für die Person haben konnten über die falsch Zeugnis abgelegt wurde.

    Der liebe Gott weiß alles, aber Valerianusder Jesuitenpater weiß alles besser!


    ;)

  • Wenn du an einer katholischen Ersatzschule nicht zumindest die Grundlagen deiner Religion drauf hast, hast du dir irgendwie den falschen Arbeitgeber ausgesucht, oder? ;)

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  • Ohne jetzt schleimen zu wollen, aber Valerianus hat durchaus ein großes Fachwissen und da er im Gymnasium tätig ist, darf er auch mal etwas besser wissen - ich profitiere durchaus davon und der Eine oder Andere hier sicher auch :) .

  • Lieber Valerianus,
    Im PR würde ich an dieser Stelle den Antrag auf Ende der Debatte und Einholung juristischer Beratung beantragen. Die Positionen sind klar und unverrückbar. Ich persönlich sehe keine Veranlassung von meiner Rechtsauffassung abzuweichen und wäre mir ziemlich sicher, dass diese Auffassung auch juristisch Bestand hat. Für mich Ende der Debatte

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Lies dir doch bitte noch einmal den von dir (!) verlinkten Text durch. Da steht eindeutig und wiederholt drin, dass er der herrschenden Lehre widerspricht, was für eine Rechtsschutzversicherung übrigens ein Grund ist, dir den Rechtsschutz zu verwehren. Dazu kommt, dass das von dir angesprochene Urteil des BVerfG frei erfunden ist...auf der Basis ist das doch nie eine Debatte gewesen. Du hast eine Meinung und die respektiere ich auch, aber wenn ein Schüler in Geschichte eine Meinung ohne Argumente vertritt, ist das ab der Oberstufe doch nicht mehr ausreichend...


    @Lehramtsstudent: Danke für die Blumen, aber wir haben hier alle irgendwas studiert (auch wenn ich manchmal Leute mit ihrer Wahl aufziehe) und bei den meisten war das nicht Jura (bei mir nicht einmal Religion). Und wenn man selbst Leute aufzieht, darf man auch aufgezogen werden :)

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  • Allerdings ist Religion mögliches Abiturfach und wird auch nicht selten gewählt. Warum hat es dann keine Daseinsberechtigung?

    Da muß ich schmunzeln. Bei uns am Beruskolleg sehe ich das eher andersrum. Unsere Schüler haben genau soviel Religions- wie Matheunterricht. Warum nimmt da Religion einen so großen Raum ein? Die Schüler dürfen, wenn sie bei uns bestehen, ein Fachhochschul- oder Universitätsstudium im Bereich Maschinenbau aufnehmen. Brauchen die dafür keine Methematik?

  • Da muß ich schmunzeln. Bei uns am Beruskolleg sehe ich das eher andersrum. Unsere Schüler haben genau soviel Religions- wie Matheunterricht. Warum nimmt da Religion einen so großen Raum ein? Die Schüler dürfen, wenn sie bei uns bestehen, ein Fachhochschul- oder Universitätsstudium im Bereich Maschinenbau aufnehmen. Brauchen die dafür keine Methematik?


    Bei uns nimmt es keinen Großen Raum ein. Abiturfach (4. Fach) heißt doch nicht großer Raum?
    Mathe hat bei uns deutlich mehr Stunden.
    Aber am BK braucht es nun einmal auch ein Fach aus den Gesellschaftswissenschaften und da gibt es nicht so die Auswahl an einem technischen BK. Bei uns GL oder Religion.

    • Offizieller Beitrag

    ich verstehe die Ausgangsfrage nicht.


    Wieso sollte Religion kein Schulfach sein können?



    und christliche Schulen gibt es wahrhaftig nicht nur im Westen, ich kenne die meisten sogar eher in dem BL, in dem ich unterrichte.


    Ich empfinde das Thema als recht polemisch und auf Krawall gebürstet....

  • Ich empfinde das Thema als recht polemisch und auf Krawall gebürstet....

    Siehst du, und ich empfinde das als vollkommen gerechtfertigt. Der Religionsunterricht hat wie bei vielen anderen Dingen, bei denen die Kirche ihren Stempel aufdrückt (z.B. Krankenhaus, Altenheim), das Problem, dass der Staat einen großen Teil bis zum gesamten Teil der Kosten übernimmt, aber keinen Einfluss auf die Durchführung hat. Lehrpläne in Religion werden von der Kirche abgesegnet, die Lehrer aber vom Staat bezahlt. Wenn Religionslehrer den Lehrplan freier auslegen, kann das im Einzelfall nicht nachvollzogen werden. Letztlich hat aber eine kirchliche Institution festgelegt, was die Allgemeinheit bezahlt. Das wäre schon problematisch, wenn eine der christlichen Kirchen die Mehrheit in diesem Land bilden würde. Aber das tun beide nicht (bevor wieder einer fragt: 23 Mio Evangelen, 24 Mio Katholiken laut statistischem Jahrbuch 2017 - und nein, ich kann nicht beide einfach zusammenzählen. Sind immerhin nach eigener Aussage zwei völlig unterschiedliche Vereine).


    Von mir aus könnte (von der Kirche bezahlter) Religionsunterricht stattfinden, wenn er nicht von der Allgemeinheit finanziert wird und so gelegt wird, dass er keinen regulären Unterricht verdrängt (von mir aus könnten auch dann freistehende Räume der Schule genutzt werden). Bei uns an der Schule ist es so, dass Religion im normalen Stundenplan untergebracht ist, z.B. Montags 3/4. Stunde. Der Ersatzkurs wird hochattraktiv auf Freitag 8/9 Stunde gelegt. Natürlich sitzen die Schüler da lieber in Reli.


    Polemisch wäre es übrigens, wenn ich fordern würde, dass ab sofort auch schamanische Totemtanzen unterricht wird. Eine Gesellschaft muss doch ständig mal historisch gewachsene Konstrukte hinterfragen. Das passiert erstaunlicherweise bei Religion sehr selten. Deshalb ist die Ausgangsfragestellung (in leichter Veränderung) schon gerechtfertigt.

  • Es gibt doch auch nicht "Astrologie" als Fach. Alles, was an ethischen/philosophischen Themen vermittelt wird, kann in Ethik/Philosophie auch vermittelt werden. Das, was mit privatem Glauben zu tun hat, sollte meiner Meinung nach nicht als Unterrichtsfach an einer staatlichen Schule erteilt werden.


    Und dass es gar katholische Schulen gibt, finde ich zunehmend befremdlich. Was die katholische Kirche an Lehren und Menschenbild verbreitet, ist in einigen Teilen gruselig. Zudem hat Religion bisher weltweit zu mehr Leid geführt, als gut für das menschliche Zusammenleben ist.


    Unterricht muss neutral sein, was für den GK- oder Geschichtsunterricht auch jeder selbstverständlich findet.


    Krawall klingt nach "sinnlos Stress machen wollen". Ich finde aber, dass man ernsthaft darüber nachdenken sollte.

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