Tolle Lehrer aus der eigenen Schulzeit

  • Wenn wir hier schon Geschichten aus der eigenen Schulzeit austauschen, dann müssen auch die Lehrerinnen und Lehrer gewürdigt werden, die auf die eine oder andere Art und Weise großartig waren. Wir selber freuen uns ja auch, wenn nicht nur unsere kleinen und großen Schwächen in Erinnerung bleiben, sondern auch das, was wir positiv bewirken.


    Ich fange an und nenne gleich mehrere:


    1) Ich habe in der Schulzeit fast nie gespickt. Einmal wurde ich in Latein erwischt. Glaube ich jedenfalls. Mein Lehrer hat keine große Sache daraus gemacht, sondern nur ein paar grundsätzliche Worte gesagt und mich wie einen begossenen Pudel dastehen lassen. ich weiß bis heute nicht, ob er mich wirklich erwischt hat. Seine Kurzansprache danach war auf jeden Fall wirksamer als die 6 in einem von zig Vokabeltests je hätte sein können.


    2) Mein LK-Lehrer in Deutsch hat uns einen ganz anderen Blick auf Literatur geschenkt, als wir bis dahin hatten.


    3) Das Kollegium meiner Schule hat so regaiert, wie man reagieren muss, nachdem sich einer meiner Mitschüler das Leben genommen hat.

  • In der Mittel- und Oberstufe hatte ich insgesamt zwei verschiedene Mathelehrer und die sind mir deswegen so positiv in Erinnerung, weil mir der Matheunterricht bei diesen Spaß gemacht hat, obwohl ich nicht alles so gut kapiert habe. Beide haben ausführlich und gründlich erklärt und man merkte, dass beide ein gewisses Sendebewusstsein hatten und wirklich bemüht waren. Diese Lehrer hatten insgesamt in der Schule einen guten Ruf und ich hatte Glück, dass ich beide bekam (nach der Niete in der Unterstufe, die nur mit Angst arbeitete und Schüler an der Tafel bloßstellte).
    Den Oberstufenlehrer hatte ich auch noch in Physik, das war dasselbe. Ich habe mich nicht leicht getan, aber der Unterricht hat Spaß gemacht.

  • Wenn wir hier schon Geschichten aus der eigenen Schulzeit austauschen, dann müssen auch die Lehrerinnen und Lehrer gewürdigt werden, die auf die eine oder andere Art und Weise großartig waren. Wir selber freuen uns ja auch, wenn nicht nur unsere kleinen und großen Schwächen in Erinnerung bleiben, sondern auch das, was wir positiv bewirken.


    Hallo Brick in the wall,


    als Schüler war ich die längste Zeit davon überzeugt, dass viele meiner Lehrer ziemlich langweiligen und wenig gewinnbringenden Unterricht machen und nach dem Ende der Schulzeit war ich geneigt, die gesamte Schulzeit als relativ überflüssig zu werten.


    Diese - ich sage mal - schülertypische Egozentrik hat sich erst im Laufe der Oberstufe und vor allem des Studiums nach und nach gelegt und wich schließlich einer Einsicht darein, dass Schule und Lehren auch die Perspektive der anderen Seite kennt: Nämlich diejenige der Lehrenden. Heute weiß ich, dass die allermeisten meiner Lehrer insgesamt guten Unterricht gemacht haben bei nicht immer einfachen Rahmenbedingungen. Wirklich großartige Typen waren nicht dabei und besonders in Erinnerung geblieben ist mir keiner der Lehrer, aber dies weder im positiven wie negativen Sinne und darauf kommt es an.


    Ich habe begriffen, dass ich meine Grundkompetenzen zum guten Teil während und auch dank meiner Schulzeit erworben habe und das hinterher einfach vergessen hatte.


    Obwohl ich häufig kein einfacher Schüler war, muss ich sagen, dass man mich als Schüler (fast) immer fair und menschlich behandelte. Ganz anders wird mit mir im Zuge der Lehramtsausbildung umgegangen, aber das ist ein anderes Thema.


    der Buntflieger

  • Ich hatte tolle LehrerInnen. Am liebsten mochten wir diejenigen, die lustig, gebildet und selbstbewusst waren. Sich nicht angegriffen fühlten und sich deswegen auch durchsetzen konnten. Und ein Steckenpferd hatten. Es gab z.B. Lehrer, die uns am Projekttag ihr geliebtes Hobby näher gebracht haben, welche die alle Fragen beantworten konnten und das auch taten, Lehrer die mutige Reisen unternahmen und uns davon berichteten. Welche, die begeistern konnten. Von dieser Diashow und den Projekttagen ist mehr hängen geblieben als in einem Unterrichtsjahr in selbigem Fach... Das Gefühl, als Klasse nicht egal zu sein, die menschliche Komponente neben dem Lerninhalt.


    Ich hab tatsächlich eine Lehrerin als Vorbild, so cool will ich mal werden :D

  • Meine Grundschullehrerin (also: Meine Klassenlehrerin) war toll. Ich kann garnicht genau sagen, warum eigentlich, da ich damals natürlich den Unterricht nicht analysiert und heute nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an diesen habe. Tatsache ist aber, dass ich Schule zu meiner Grundschulzeit geliebt habe, dass ich mich bei ihr im Unterricht immer sicher und wohl gefühlt habe (was z.B. für den Unterricht bei meiner Reli- und später auch Mathelehrerin damals nicht galt) und dass ich, das wage ich mal mit Blick auf meine weitere Schullaufbahn zu behaupten, viel gelernt habe. Und für mich persönlich am Wichtigsten: Sie hat mir am Ende der vierten Klasse das Versprechen abgenommen, dass ich mich in der weiterführenden Schule aus eigenem Antrieb melden muss, mindestens 1x pro Stunde, um zu zeigen was ich kann. Wegen dieses Versprechens hatte ich in der fünften und sechsten Klasse einen Zettel in meinem Mäppchen, auf dem Stand: "Mindestens 1x die Stunde melden. Du kannst das. Tu es für Frau S." Die Zahl wurde im Laufe der Zeit nach oben korrigiert. Ohne dieses Versprechen wäre aus dem kleinen, unglaublich schüchternen Mäuschen, dem auch am Gymmi anfangs noch die Fähigkeit attestiert wurde, unsichtbar zu werden wann immer sie es möchte, niemals eine Einserschülerin gerade auch in der mündlichen Mitarbeit geworden. Mit diesem einen Versprechen im Abschiedsgespräch hat sie meine Zukunft ganz entscheidend beeinflusst. Danke! (Das habe ich ihr übrigens nach ein paar Jahren, als ich sie mal an einem Lehrerausflugstag in der Schule besucht habe, auch persönlich gesagt).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Die Grundschullehrer waren...also, bei mir gab es noch Ohrfeigen und Angst. Offensichtliche Lieblingsschüler- die Kinder von Akademikern.


    Aber im Gymnasium war es toll. Da sollte ich eigentlich gar nicht hin, weil mein Vater Maurer war. Aber meine Noten waren zu gut und ich habe mich vom 1. Tag an wohl gefühlt. Die Lehrer haben mich viel mehr geprägt als mein doch konservatives strenges katholisches Elternhaus.
    Meinen Tutor aus dem Deutsch-LK habe ich besonders gut in Erinnerung. Er wollte immer, dass wir mündige Bürger sind und uns nicht einschüchtern lassen. Auch meine Deutschlehrerin in der Mittelstufe fand ich besonders toll.
    Hier ihr Lieblingsgedicht:


    Der Panther



    Im Jardin des Plantes, Paris
    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.
    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.
    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille –
    und hört im Herzen auf zu sein.
    Rainer Maria Rilke



    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte viele tolle Lehrer, einer davon war der ältere Herr aus Bayern, der einen unglaublich schusseligen, aber auch den Schülern zugewandten und begeisterten Bio- und Chemieunterricht machte und aufgrund seines Akzents immer einen "Kiddl" anhatte, "Lösungsmiddl" verwendete und zu und von den Fachräumen auffi und obbi stieg. Wir haben ihn geliebt. Nur für seinen präferierten Fußballclub hat er immer Prügel bekommen, in jeder Schülerzeitung.


    Ich glaube er war einer der Lehrer, die zeigen, dass auch unperfekter Unterricht bei großer Zugewandtheit und einem Gespür für die Schüler durchaus effektiv sein kann: es gingen Dinge schief, er vergaß bisweilen, ob wir etwas schon "durch" hatten oder ob wir der Grund- oder der Leistungskurs waren - aber er war äußerst fachkompetent und konnte im Zweifelsfalle was aus dem Ärmel schütteln, konnte über sich selber lachen und hat es jedem Schüler, der es noch nicht verstanden hatte, geduldigst ein zweites und drittes Mal erklärt. Bei einer schwerst erkrankten Schülerin hat er mehrere Hausbesuche gemacht..

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Meine tollen Lehrer passen gleichzeitig in den Thread über seltsame Lehrer!
    Mein Grundschulklassenlehrer ist an meiner Berufswahl schuld. Er hat immer an mich geglaubt, auch wenn seine Frau über mich sagte: "Wenn mein Mann es nicht anders behaupten würde, würde ich sagen, das Kind ist dumm." Ich war schüchtern und verträumt. Er hat streng bewertet, in der gesamten GS-Zeit gab es nur vier Einsen in Aufsätzen. Wir waren stolz wie bolle, wenn einer es geschafft hatte. Wer als besonders sorgfältig galt, durfte fünf Minuten früher aus dem Unterricht, um im Lehrerzimmer die Kaffeemaschine für die große Pause fertig machen. :D
    Am Gymnasium hatten wir eine schrullige Mathelehrerin, bei der ich immer den Eindruck hatte, dass ich nichts kann, aber sie war felsenfest davon überzeugt, dass ich mein Abi schaffe.
    Ein Lateinlehrer, der bei uns in einer Französichklausur Aufsicht führte, saß demonstrativ mit seiner Zeitung vorm Gesicht am Pult, als mir mein Spickzettel, ohne den ich verloren gewesen wäre, herunterfiel, knickte eine Ecke der Zeitung weg und er sah mich an, dann ging die Zeitung wieder in die Ausgangsposition. Da habe ich gelernt, dass ein Kollegium a. nicht gechlossen agieren muss und b. man auch mal alle Augen zudrücken muss, wenn es in einem Fach nicht klappt.

  • Ich hatte auch viele tolle Lehrer, die einfach insgesamt eine wohlwollende Art hatten.


    Manche fragten nach dem Unterricht nach, was denn gerade so los sei, wenn jemand pubertätsgebeutelt und unglücklich war, andere dekorierten mit uns in der Pause unser karges Klassenzimmer,
    andere behandelten uns so, dass wir uns ernst genommen fühlten.


    Also großartige Aktionen hat keiner von denen veranstaltet, es war mehr die allgemeine Einstellung den Schülern gegenüber, die positiv hängen geblieben ist.

  • Ich hatte viele großartge Lehrkräfte, aber mein Geschichts-LK-Leiter hat mich und die anderen Teilnehmer nachhaltig geprägt und beeindruckt, so dass aus den Schülern ein Geschichtsprof, zwei Doktoren in Geschichte, zwei Geschichtslehrer und zwei Leute, die sich mit Geschichte bei Verbänden befassen, geworden sind.

  • Ich hatte viele großartge Lehrkräfte, aber mein Geschichts-LK-Leiter hat mich und die anderen Teilnehmer nachhaltig geprägt und beeindruckt, so dass aus den Schülern ein Geschichtsprof, zwei Doktoren in Geschichte, zwei Geschichtslehrer und zwei Leute, die sich mit Geschichte bei Verbänden befassen, geworden sind.

    :top:

  • So... jetzt mal zu den "tollen" Lehrern...
    Gab es auch, wobei da die Meinungen der SuS auch nicht immer einhellig waren...


    bestes Beispiel: Herr G. Den habe ich fast meine gesamte Gymnasiallaufbahn als Lehrer gehabt (nur in der Untertertia nicht), zuerst als Mathe- und Klassenlehrer, und später dann als Chemielehrer bis zum Abitur.
    Er war ein Choleriker - aber wer das wusste,hat ihn eben nicht provoziert. Fachlich fit und in der Lage, dieses - oft asbtrakte - Wissen auch verständlich rüberzubringen. Und auch keine der da sicher noch häufigen Vorurteile, von wegen Mädchen und Mathe/Naturwissenschaft. Insbesondere in der Oberstufe gab das einen tollen, interessanten Chemieunterricht, und Herr G. ist definitiv nicht unschuldig an einigen meiner besten Zeugnisnoten. Und als wir mal bei ihm einen Referendar wirklich übel hochgenommen haben (war aber auch eine Steilvorlage), hat er nicht mal sonderlich geschimpft, sondern ein wenig gegrinst, meinte "Das war zwar grober Unfug, aber beweist durchaus Ahnung von Chemie..." (an die Chemiker unter euch... der Streich beinhaltete Kaliumpermanganat, Silbernitrat, ein Reagenzglas und die Angewohnheit des besagten Referendars, peinlichst jeden Krümel ausspülen zu wollen... :lach: ).
    Der hat Jonesy auch "durchgewunken", als sie einen Dienstag mal wirklich stockbesoffen mit nem Schädel wie n Rathaus in der Schule war (Zitat: "Puh, ich rieche das Ethanol bis hier... na, ich war auch mal jung, und ich denke du machst das nicht wieder, hm?"). Und er hat sein "Ermessen" durchaus genutzt - einen Test habe ich mal wirklich verhauen, ne 5 als Einserschülerin... ich weiß nicht mal mehr wieso, war vielleicht einfach n Scheisstag. Bei der Rückgabe dann ein "Was ist denn da passiert? DU ne 5?" "Joa... komm ich trotzdem noch auf 13 NP?" "Wie meinst du das denn?" "Na, wenn nicht, kann ich auch nach Hause gehen, Chemie ist Überhangfach, und mein derzeit schlechtestes Streichergebnis sind 12 NP..." "Na... komm mal weiter...". Habe ich dementsprechend getan, und dadurch auch noch so Scherze wie einen versehentlich mit PU-Schaum überfluteten Versuchstisch oder das Sprengstoffexperiment (2 Tropfen Nitroglyzerin auf ein Filterpapier, letzteres dann auf einen Ziegelstein, Schutzbrille und Hörschutz aufgezogen, uns allen empfohlen, dringend die Ohren zuzuhalten und dann mit dem Hammer draufgehauen... der ganze NaWi-Flügel hat das mitbekommen...) mitbekommen... und die Skatspiele samt Kaffee oder Tee in der Pause zwischen den Samstagsstunden.


    Wer auch noch toll war, und wen ich mir auch in einigen Punkten als Vorbild genommen habe, war unser Herr W. - hatte ihn in Kunst und Philosophie. Engelsgeduldig, super im Erklären, sehr engagiert für diverse Schülerprojekte, Initiator unserer ersten Projektwoche, Mitorganisator des Schüleraustauschs mit der "GUS" (so hieß Russland zu dem Zeitpunkt gerade), und seiner Ideologie treu.
    Lieblingszitat: "Jeder -ismus ist Beschissmus". Und irgendwo hat er da auch Recht mit.
    War auch quasi "ewig" Vertrauenslehrer, hat Tacheles geredet (malt im Zeitstrahl die Nazikunst in braun an, dazu "Das sieht zwar aus wie Schokolade, meint aber Kacke!"), in Philo wirklich diskussionsintensiven, interessanten Unterricht... und so ganz nebenbei noch sehr nette Kurstreffen bei ihm aufm Balkon.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • komische an meine Zeit am Gymnasium kann ich mich gar nicht mehr so gut erinnern. Ich habe meine Kindergartenlehrperson geliebt und daheim immer de Stuhlkreis mit meinem Puppen und Kuscheltieren nachgespielt :)


    An der PH hatte ich zwei tolle Musikdozentinnen, die beiden haben an mich geglaubt und ohne sie wäre ich heute wohl nicht da, wo ich bin.

  • Die Tollste von allen war Frau Felix, meine Klassenlehrerin der 3. und 4. Klasse. Die hat nämlich befunden, dass - allen Konventionen der oberbayerischen Dorfgemeinschaft zum Trotz - das Kind der alleinerziehenden Putzfrau aufs Gymnasium geht. Wenn die nur wüsste, was sie damit angerichtet hat... Leider lebt sie schon lange nicht mehr. :rose:

  • Ich hatte einen Mathematik- und Sozialkundelehrer den ich in der Sekundarstufe I sehr gut fand. Er war vom Lehrertyp her "streng aber väterlich" und das, was ihn meiner Meinung nach als Lehrer auszeichnete, war seine absolute Konsequenz und Vorhersehbarkeit. Man konnte sich als Jugendlicher jederzeit an ihm abarbeiten, das hat er immer ausgehalten ohne jemals persönlich berührt zu werden. Gleichzeitig hat es immer die klare Reaktion gegeben, auch positiv, im Zweifelsfall. Das hat mir als Jugendlicher imponiert. Ich erinnere mich an diese eine Szene: ein Mitschüler hat sich mit ihm eine Händedrückduell gegeben - wer wird Schmerzen zeigen? Der Lehrer war ein großer, starker Mann. Aber trotzdem hat der Mitschüler keine Schwäche und keine Schmerzen gezeigt. Der Lehrer hat das offen und laut anerkannt und die Kraft und Schmerzunempfindlichkeit des Mitschülers gelobt. Heutzuge würde man das vieleicht gendermäßig als "Machokultur" verwerfen und kritisieren. Wir fanden das damals, sowohl die Jungs als auch die Mädchen, lobenswert. Ein Schüler hat den Lehrer herausgefordert und wurde nicht erniedrigt sondern bestätigt!


    In Sozialkunde hatten wir ein Lehrbuch und kontinuierliche Hausaufgabe war, das jeweils nächste Kapitel zu Hause so vorzubereiten, dass man ein Kurzreferat darüber halten konnte. Das wurde dann unweigerlich jedes einzelne mal in der nächsten Unterrichtsstunde zufällig durchgeführt und benotet abgefragt. Als heutiger Lehrer habe ich meine Zweifel an der didaktischen Wirkung - was ich aber in meiner Schülererinnerung sehe, ist, das wir das wir das damals als fair empfunden haben. Du hast dich nicht vorbereitet und du erhältst eine schlechte Note? Dann ist das eben so - niemand hat was zu meckern. Die Konsequenz ging so weit, dass ich einmal in einer Mathematikklausur ungerechtfertigt Punkte für eine falsch gelöste Aufgabe erhalten habe, die er dann wieder inklusive Notenänderung abgezogen hat, als es in der Klausurbesprechung offenkundig wurde. Natürlich hat mir das damals weh getan, aber es war nicht so, dass ich dem Lehrer gegenüber ein Ressentiment gehabt hätte. Es war halt mein persönliches Pech, habe ich gedacht. Als Lehrer heutzutage praktiziere ich das aus wohlüberlegten Gründen anders, aber ich kann seine pädagogische Entscheidung damals nachvollziehen und respektieren.


    Fachwissenschaftlich hatte der Lehrer aus meiner heutigen Sicht durchaus seine Schwächen. Seine Widerlegung der Existenz eines militiärisch-industriellen Komplexes kann ich als Historiker nur als fehlerhaft betrachten, ebenso seine Meinung, dass eine Kultur nur dann eine Geschichte hat, wenn diese Geschichte schriftlich niedergeschrieben ist. Beschränkt das die Qualtität dieses alten Kollegen als Lehrer? Nein, ganz bestimmt nicht. Ein Lehrer vertritt eine fachliche Meinung und es die Aufgabe des Schülers, sich daran zu reiben und abzuarbeiten. Lässt man als ehemaliger Schüler die Meinung als fehlerhaft zurück, ist das völlig in Ordnung. Das wichtige ist, dass der Kontrapunkt beim ehemaligen Schüler in Erinnerung bleibt und zwar als der Kontrapunkt einer Person, die man respektieren kann.


    Ich habe vor Jahren erfahren, dass dieser ehemalige Lehrer an Krebs verstorben war. Es hat mich persönlich betroffen und traurig gemacht. Kann es ein besseres Zeugnis für einen ehemaligen Lehrer geben?

  • Die Tollste von allen war Frau Felix, meine Klassenlehrerin der 3. und 4. Klasse. Die hat nämlich befunden, dass - allen Konventionen der oberbayerischen Dorfgemeinschaft zum Trotz - das Kind der alleinerziehenden Putzfrau aufs Gymnasium geht. Wenn die nur wüsste, was sie damit angerichtet hat... Leider lebt sie schon lange nicht mehr. :rose:

    Meine Ehefrau ist Tochter einer alleinerziehenden, frühepensionierten Oberpostsekretärin. Nach der vierten Klasse wurde ihr von ihrer Grundschullehrerin empfohlen, doch lieber nicht ans Gymnasium zu gehen, weil "da doch sind die ganzen Akademikerkinder" wären und sie sich doch "fremd fühlen würde."


    Die Mutter meiner Frau hat sich anders entschieden und sie auf die Gesamtschule in Bad Hersfeld geschickt. Das Ergebnis? Als erste Schülerin dieser Gesamtschule hat sie ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes erhalten. Sie ist promoviert, hat mit einem sehr guten Ergebnis das 1. und das 2. Staatsexamen bewältigt, genauso die Prüfungen für A14 und A15und ist mittlerweile Schulleiterin eines Weiterbildungskollegs, d.h. A16. Was wäre gewesen, hätte ihre Mutter damals auf die Grundschullehrerin gehört?


    Aber gehört das eigentlich in den Thread "tolle Lehrer"? Oder ist meine Frau eher die "tolle Lehrerin"?

  • Keine Ahnung. Frau Felix war in jedem Fall ne Tolle, weil sie eben vor knapp 30 Jahren schon drauf geschissen hat, was die Leute wohl so denken ;) Meine Mutter hätte mich übrigens an die Hauptschule geschickt, genau wie meine Brüder, die hat der Gedanke, dass eins am Ende studieren könnte nämlich massiv überfordert.

  • ...Nach der vierten Klasse wurde ihr von ihrer Grundschullehrerin empfohlen, doch lieber nicht ans Gymnasium zu gehen, weil "da doch sind die ganzen Akademikerkinder" wären und sie sich doch "fremd fühlen würde."
    Die Mutter meiner Frau hat sich anders entschieden und sie auf die Gesamtschule in Bad Hersfeld geschickt. Das Ergebnis? Als erste Schülerin dieser Gesamtschule hat sie ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes erhalten. ...

    Das passt jetzt wirklich nicht hier her, aber ich möchte doch an dieser Stelle auf die Gesamtschulfrage verweisen. Genau das ist m.E. heute nicht anders. Heute gehts zwar nicht um das Sekretärinnenkind, sondern um den Kevin mit zu kurzen Hosen, die Argumente sind (offen, versteckt oder unbewusst) dieselben. Die Kaste der Besserverdienenden, Gebildeten bleibt gern unter sich.

  • In der 6. Klasse hatte ich in Geographie Frau K., mit der wir als Klasse gar nicht zurecht kamen. Sie wirkte sehr farblos, langweilig und wenig motiviert und wir machten uns wohl das Leben gegenseitig schwer. Bei ihr kassierte ich auch die ersten Fünfer in meiner Schulzeit, da ich nicht gelernt hatte.
    In der 10. wurde sie unsere Klassenlehrerin in Englisch, kam mit uns älteren Schülern aber besser zurecht als vier Jahre zuvor. Beim Verteilen des Zwischenzeugnisses fiel ihr auf, wie schlecht viele in Latein waren, und bot an, den schlechtesten einmal wöchentlich in ihrer Mittagspause Förderricht in Latein zu geben, obwohl das gar nicht ihr Fach war. Da hatte sie unseren ganz großen Respekt. Bis zum Abitur hatte ich Frau K. noch in Geographie und im Englisch-LK und lernte sie in dieser Zeit als warmherzige und unglaublich kluge Frau kennen. Als ich rund 10 Jahre später als Referendar an meiner ehemaligen Schule landete, freute ich mich, sie auch als Kollegin erleben zu dürfen.


    Sarek

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