Bevorzugung der Quereinsteiger - Presse

  • Das ist eher ein Gerücht als eine Tatsache, zumindest aus meiner Sicht. Wenn du keine Ahnung hast, wie du ein Thema der Klasse vermitteln kannst, kannst du nicht einfach die Vorbereitung abkürzen. Dann sitzen die SuS nämlich im Zweifel im Unterricht und verstehen nix. Und das fällt spätestens in den nächsten Lehrproben auf, wenn der Stoff oder die Methodik nicht sitzt. Ich habe pro Woche damals mindestens 50-60 Zeitstunden gearbeitet und ich hatte noch das Glück, einen Technik und einen Mathekurs jeweils parallel in zwei Klassen zu unterrichten. Heute kann ich Unterricht aus dem Kopf machen, da fällt die Planung wirklich kurz aus, aber damals stand man dann vor der Klasse und hat sich blamiert.

    Ich habe ja gerade mein Praxissemester gemacht und in den letzten Wochen auch einige Stunden im Präsenzunterricht gehalten. Man kann auch als Anfänger wenig bis gar nichts planen. Eine Stunde war z. B. sehr spontan, ich konnte sie aus zeitlichen Gründen nicht planen. Ging schon, klar keine Musterstunde, aber die SuS haben das Lernziel erreicht. Ist natürlich keine Dauerlösung, würde ich aber im Ref auch so machen, wenn ich wirklich keine Zeit zum Planen habe.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich habe ja gerade mein Praxissemester gemacht und in den letzten Wochen auch einige Stunden im Präsenzunterricht gehalten. Man kann auch als Anfänger wenig bis gar nichts planen. Eine Stunde war z. B. sehr spontan, ich konnte sie aus zeitlichen Gründen nicht planen. Ging schon, klar keine Musterstunde, aber die SuS haben das Lernziel erreicht. Ist natürlich keine Dauerlösung, würde ich aber im Ref auch so machen, wenn ich wirklich keine Zeit zum Planen habe.

    Fand ich persönlich bei mir wirklich unmöglich. Klar, in der Klasse mit dem Technik-LK kannst du tatsächlich vorne irgendwas aus dem Buch ablesen und anschreiben und die SuS nehmen das ohne Murren mit. Mache ich so einen Unterricht in einem FHR-Bildungsgang, ist die Klasse nach fünf Minuten geistig weg.


    Allerdings kam bei mir natürlich noch dazu, dass ich in Mathe ja "nur" die Kenntnisse aus meinem Ingenieursstudium hatte. Wie man das in kleine Häppchen für die SuS verpackt, war mir damals nicht bewußt.

  • Meine OBAS-Erfahrung deckt sich mit @Kalle29 ich hab noch nie so viel gearbeitet, wie in dieser Zeit. Ich hatte kein Wochenende, keine Ferien frei. Wenn wir mal in den Urlaub gefahren sind, hatte ich immer das Gefühl: du musst noch das vorbereiten, den UB schreiben etc. ich hatte Klassenleitungen und Bildungsgangvorsitz. Ich hab die FHR-Prüfung konzipieren und abnehmen müssen. Die damalige Schulleitung hat wirklich keine Rücksicht genommen.

    Das mag nicht nur an den Unterrichtsstunden. Ich hab zu Beginn sehr ineffizient Stunden vorbereitet und Klassenarbeiten konzipiert. Da musste ich viel Lehrgeld zahlen. Und das Problem wurde durch die 20 UStd noch verschärft. Ich denke mit Schrecken an die Zeit zurück.


    Man muss aber auch sagen: ohne OBAS wäre unsere Schule tot! Wir hatten zwei Grundständige seit ich da war, einer davon ist dann auch geblieben. Insgesamt hatten wir nach einer Pensionswelle aber ca. 15 neue Kollegen allein im Maschinenbau. Wir hätten die Unterrichtsversorgung nicht hinbekommen. Ich finde, NRW hat da eine gute Möglichkeit gefunden, diese Mangelfächer zu besetzten.

  • Fand ich persönlich bei mir wirklich unmöglich. Klar, in der Klasse mit dem Technik-LK kannst du tatsächlich vorne irgendwas aus dem Buch ablesen und anschreiben und die SuS nehmen das ohne Murren mit. Mache ich so einen Unterricht in einem FHR-Bildungsgang, ist die Klasse nach fünf Minuten geistig weg.


    Allerdings kam bei mir natürlich noch dazu, dass ich in Mathe ja "nur" die Kenntnisse aus meinem Ingenieursstudium hatte. Wie man das in kleine Häppchen für die SuS verpackt, war mir damals nicht bewußt.

    Mir kommt da sicher eine gewisse didaktische Bildung aus dem Studium zugute. Ich habe aber auch immer liebend gerne unterrichtet und vor dem PS versucht, mich zu verbessern. Waren ja nicht die ersten Stunden, die ich überhaupt unterrichtet habe (die habe ich akribisch geplant und mich daran festgehalten, bis ich gemerkt habe, dass das gar nicht immer notwendig ist). Fachlich habe ich die Inhalte locker drauf, ich habe auch schon jahrelange Nachhilfeerfahrung in Mathe und fast alle Inhalte aus der Sek 1 und viele aus der Sek 2 schon dort vermittelt.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich finde, NRW hat da eine gute Möglichkeit gefunden, diese Mangelfächer zu besetzten.

    Und ich finde NRW hat da eine ganz bescheidene Möglichkeit gefunden sich einen schlanken Fuß zu machen. Eine gute Möglichkeit wäre gewesen die Universitäten soweit zu ertüchtigen, daß es am Ende genug bodenständige Bewerber für die Mangelfächer gibt.

  • Und ich finde NRW hat da eine ganz bescheidene Möglichkeit gefunden sich einen schlanken Fuß zu machen. Eine gute Möglichkeit wäre gewesen die Universitäten soweit zu ertüchtigen, daß es am Ende genug bodenständige Bewerber für die Mangelfächer gibt.

    Die Konkurrenz mit der freien Wirtschaft ist das Problem. Nicht die Uni-Studiengänge.


    EDIT: Das Land müsste also den Absolventen mit MINT-Fächern mehr bezahlen als anderen. Und auch der Deutsch-Kollegin, die an unser BK kommt, wo keiner hin will, da ländlich. Was das für einen Aufschrei gäbe.


    Welche Lösung hast Du denn dafür?

  • Eben wegen der Konkurrenz sagte ich ja: Man sollte besser nicht auf Lehramt studieren sondern mit dem Ziel "freie Wirtschaft", weil man dann sein Fell gegenüber der Landesregierung teurer verkaufen kann. :teufel:

  • Eben wegen der Konkurrenz sagte ich ja: Man sollte besser nicht auf Lehramt studieren sondern mit dem Ziel "freie Wirtschaft", weil man dann sein Fell gegenüber der Landesregierung teurer verkaufen kann. :teufel:

    Auf so etwas zu setzen, finde ich leichtsinnig. Viel zu viele Unwägbarkeiten.

  • Viel zu viele Unwägbarkeiten.

    Das Lehramtsstudium hat noch mehr Unwägbarkeiten, man liefert sich nämlich damit schon von Beginn des Studiums an praktisch einem Arbeitgeber aus. Wenn man jetzt noch weiß, daß Lehrereinstellungen einem gewissen "Schweinezyklus" unterliegen, in den Jahren 1982 bis 1999 wurde in NRW praktisch kein Lehrer eingestellt, ist das Risiko da auch gewaltig.


    Der Lehrer, der 1982 nicht eingestellt wurde, geht 2022 auch nicht in Pension und muß entsprechend auch nicht ersetzt werden.

  • Eine gute Möglichkeit wäre gewesen die Universitäten soweit zu ertüchtigen, daß es am Ende genug bodenständige Bewerber für die Mangelfächer gibt.

    Ich habs schonmal erzählt. Mein Fachleiter erzähle die Anekdote, das in ganz NRW nicht mal zehn Menschen Elektrotechnik auf Lehramt studieren. Platz wäre an meinem Campus für hunderte weitere E-Techniker gewesen, egal welchen Abschluss die machen. Aber selbst der Bedarf an (guten) Ingenieuren bekommt man ja nur schwierig gedeckt. Und wie schon angesprochen, die freie Wirtschaft zahlt augenscheinlich mehr.


    Wenn man jetzt noch weiß, daß Lehrereinstellungen einem gewissen "Schweinezyklus" unterliegen, in den Jahren 1982 bis 1999 wurde in NRW praktisch kein Lehrer eingestellt, ist das Risiko da auch gewaltig.

    Den kenne ich auch - aber ist der nicht nur ein Problem der vermeintlich tollen "Gym/Ge" und der Kombinationen von Fächern, die halt jeder studiert? Seit mindestens 2009 ist im technischen Bereich jede Menge an Stellen verfügbar. Hauptschule scheint auch gut zu laufen. Am BK allgemein gibt es in vielen Kollegien glaube ich nur eine absolute Minderheit von grundständig studierten Kräften. Der Rest sind Leute von Gym/Ge und Seiteneinsteiger. Ich hatte neulich tatsächlich mal einen Ref, der Mathe UND ein zweites Fach fürs BK studiert hat. Die Kombi findet man sonst nur am Gym (und muss ich hier auch mal verschweigen, da vermutlich die Person dadurch schon identifizierbar ist).


    Die Einstellungspraxis des Landes ist für den Arsch - da stimme ich dir vollkommen zu. Es geht nur um billig und ohne großen Plan für die Zukunft. Deshalb gibt es nur noch Mangelverwaltung in einigen Bereichen. Aber genauso wie später nicht alle Ingenieure bei Siemens, VW oder Porsche arbeiten, können halt nicht alle Lehrämtler am Gym arbeiten. Problem hier ist halt nur, dass man sich VORHER Gedanken machen muss, wo man hinwill. Im ET-Studium musste ich mich erst ab dem vierten Semester spezialisieren und habe/hätte damit einen Teil der Arbeitgeber vollkommen ausgeschlossen. Ein Halbleiterhersteller braucht nunmal keinen Profi für elektrische Motoren und Porsche braucht keinen Profi für Solaranlagen.

  • Das erscheint mir entweder wie eine Urban Legend oder nach Vetternwirtschaft, aber sicher nicht nach dem normalen Gebrauch von OBAS.


    Nochmal: Du wirst im Regelfall dann gegen grundständig ausgebildete Lehrkräfte verlieren. Du kannst nicht einen wie auch immer gearteten Einzelfall als "ihr solltet das alle so machen" darstellen. Das ist einfach nur Quatsch.


    Ich habe pro Woche damals mindestens 50-60 Zeitstunden gearbeitet

    Ich finds befremdlich, wenn Du mir unterstellst, Erfinderin einer Urban Legend zu sein, aber vonmiraus.


    Es ist doch nicht vonderhandzuweisen, dass es Zeiten gibt, in denen es sinnvoll sein kann, ein etwaiges 1. Staatsexamen unter den Tisch fallen zu lassen, wenn man noch einen andren Abschluss verfügt, auch wenn Du es noch so oft verneinst. nämlich immer dann, wenn man eben JETZT jemanden benötigt und SPÄTER nicht mehr - irgendjemand sprach auch schon den Schweinezyklus an.


    mE geht es doch nicht darum, OBASler gegen andere auszuspielen, sondern Probleme zu benennen, die durch die OBASlösung enstanden sind. daher ja mein Vorschlag, es Personen mit nur 1. Staatsexamen freizustellen, ob sie OBAS oder Referendariat machen wollen. 50-60 Zeitstunden dürften wohl die meisten Personen in ihrem Ref gearbeitet haben.

  • Ich finds befremdlich, wenn Du mir unterstellst, Erfinderin einer Urban Legend zu sein, aber vonmiraus.

    Es war ein entweder-oder. Will sagen: Ich bin mir sicher, dass du nicht die exakten Hintergründe der damaligen Entscheidung kennst, da sie nur die Kommission kennt, die die Beurteilung macht. Bei der ist übrigens eine Person vom Seminar dabei, die eine Art Vetorecht hat.


    Es ist doch nicht vonderhandzuweisen, dass es Zeiten gibt, in denen es sinnvoll sein kann, ein etwaiges 1. Staatsexamen unter den Tisch fallen zu lassen, wenn man noch einen andren Abschluss verfügt, auch wenn Du es noch so oft verneinst. nämlich immer dann, wenn man eben JETZT jemanden benötigt und SPÄTER nicht mehr - irgendjemand sprach auch schon den Schweinezyklus an.

    Ich sehe den "Scheinezyklus" in Fächern, die im Regelfall nach OBAS ausgeschrieben werden, absolut nicht. Wenn du mal in die Ausschreibungsrunden schaust, handelt es sich dabei hauptsächlich um MINT-Fächer. Gab es mal eine Schwemme von Mathe/Infolehrern oder von technischen Schwerpunkten am BK in den letzten Jahren bzw ist - wie bei dir in den Ausführungen offenbar angenommen - z.B. im Jahr 2009 eine massiver Mangel in Mathe (oder einem anderen Fach) vorhanden gewesen und 2011, als die Refs fertig waren, waren alle Türen zu? Seit 2009 schaue ich mir jede Ausschreibungsrunde für OBAS für meine Kernfächer an. Da ist seit über einem Jahrzehnt ein dauerhafter Bedarf, der nicht gedeckt wird. Es gibt Schulen (z.B. eine, die ich vor inzwischen fast zehn Jahren abgelehnt habe), die schreiben seitdem jedes halbe Jahr die gleiche Fachkombi aus. Dein Beispiel mit den beiden Nebenfächern ist NICHT die Regel, sondern maximal ein Spezialfall, deren Beweggründe du nicht kennst. Übrigens, soweit ich mich erinnere könnte jeder Regelbewerber Widerspruch gegen die Entscheidung einlegen, die dann begründet werden muss. Hier weiß ich allerdings keine Details, ich gehe aber davon aus, dass hier auch die Bezirksregierung die prüfende Behörde sein wird.


    Im Ernst: Hier Einzelfälle aufzuführen, deren genaue Entscheidungsgründe wir nicht kennen und damit so eine Behauptung aufzustellen, halte ich für sehr fragwürdig.

  • Nur mal so am Rande: In Nds. gibt es ja zwei Arten des Quereinstiegs: den "direkten Quereinstieg" und den "Quereinstieg über den Vorbereitungsdienst": https://www.mk.niedersachsen.d…en-schuldienst-89031.html

    Letzteres ist in NRW nicht möglich, oder?

    Wenn ich das richtige lese, ist OBAS genau der zweite Weg. Bewerbung, dann reguläres Ref durchlaufen und danach volle Lehrbefähigung erhalten. Den ersten Punkt ohne Ref kenne ich nur aus der P(ädagogischen) E(inführung), die finanziell eher unattraktiv ist. Aber auch da musst du eine Jahr lang das Seminar besuchen.

  • Eine dritte Möglichkeit wäre noch die Sondermaßnahme für BBS in Niedersachsen.

    Die ist aber nur für Diplom-Ingenieure in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik und Metalltechnik gedacht (also dort, wo besonders hoher Bedarf besteht), oder?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

Werbung