Bevorzugung der Quereinsteiger - Presse

  • Die "Abwertung" der Grundschule getreu dem Motto, man könne da ja jeden hinschicken, da könne man ja nicht viel falsch machen und fachlich ist es auch kein Problem, sehe ich mehr als kritisch.

    Absolut! Das finde ich auch wirklich schlimm. Ich bin froh, dass so etwas meinen Kindern erspart geblieben ist.


    Ansonsten: Jeder von uns hatte mal schlechte Lehrer. Alle haben es überlebt. Ich hatte einen Quereinsteiger am Gymnasium in Chemie. Der war sowas von ätzend und hatte auch (mMn) keinen Spass an seinem Job. Aber da muss man dann durch. Ich hatte auch aber einen "echten" Lehrer in Mathe, der war so ätzend, dass ich in Mathe vollkommen abgesackt bin (keiner hat mir danach geglaubt, dass ich nach dem Abi noch Maschinenbau studiert habe, weil ich immer so schlecht in Mathe war).


    Also: keiner der beiden schlechten Lehrer hat mir mein Berufsziel verhagelt. Ich habs überlebt. Und das werden andere auch. Egal ob Quereinsteiger oder nicht!

  • Ich will auch gar nicht abstreiten, dass es auch anders geht. Aber bei uns war den Lehramtsstudierenden allen völlig klar, dass sie niemals in der Forschung ihre Abschlussarbeiten schreiben würden, da das viel zu anspruchsvoll wäre. Dann lieber in der DIdaktik "aus 10 Büchern 11 machen".


    Wie gesagt, ist nur meine Beobachtung einer kleinen und nicht repräsentativen Gruppe. Trotzdem prägt es irgendwie das Gesamtbild.

    Krieg ich jetzt eins auf die Mütze, wenn ich zugebe, dass ich auch meine Masterarbeit lieber in der Didaktik der Physik gemacht habe? ;)


    An meiner Uni hat man die Klausuren und Prüfungen unter meist gleichen Bedingungen absolviert, aber aufgrund des Studiums zweier Fächer war es mengenmäßig natürlich ein großer Unterschied. Ich hatte bis zum Master weniger reine Fachvorlesungen als ein "normaler" Student bis zu seinem Bachelorabschluss. Demnach empfand der Großteil es mit Recht als zu anspruchsvoll in den Fachwissenschaften, da ja auch einiges an Grundwissen einfach nicht vorhanden war / sein konnte.


    Die Sprüche "ich werde Lehrer, interessiert mich nicht" kenne ich allerdings auch gut. Das ist natürlich albern.

  • Ich kann nur von meiner Uni berichten: Allein für meine Bachelorarbeit wurde die doppelte Zeit veranschlagt wie für die Masterarbeit eines Lehramtsstudenten. Bei meiner Masterarbeit war es dann sogar die 4-fache Zeit. Irgendwie ist das doch nicht vergleichbar oder willst du mir jetzt erzählen, dass die Lehrämtler einfach 4-mal besser/schneller sind?! Darüber hinaus hat niemand in der "Forschung" seine Abschlussarbeit geschrieben, alle sind aufgrund der geringeren Anforderungen in die Didaktik gegangen.

    Naja,


    bei mir lief es so, daß ich auf Dipl. studiert habe und es an der Uni da so einen Leitfaden gab, welche Wahlpflichtveranstaltungen im Dipl.-Studiengang man besuchen muß und welche erziehungswissenschaftlichen Scheine man zusätzlich machen muß, um das Dipl.-Zeugnis als 1. StaEx anerkannt zu bekommen. So habe ich das im Studium dann auch gemacht, also gezielt die Wahlveranstaltungen belegt, die dann auch für das 1. StaEx anrechenbar sind und die EW zusätzlich belegt.


    Mit meinem Dipl.-Zeugnis samt Übersicht über die besuchten Veranstaltungen bin ich dann zum Landesprüfungsamt für Lehrämtler und nach 45 Minuten hatte ich mein 1. StaEx. Das war an der Stelle nur noch ein reiner Verwaltungsakt.


    Und wenn man sich dann mit diesem 1. StaEx mit einem Quereinsteiger um die Stelle streiten muß und der Quereinsteiger trotz schlechterer Noten im Vorbereitungsdienst einfach nur deswegen die Stelle bekommt, weil er die halt schon von Anfang an sicher hatte...
    Ich war halt zu blöd, daß ich mich damals mit meinem 1. StaEx beworben und nicht selber die Karte "Quereinstieg" gezogen habe. Das Dipl.-Zeugnis und die Berufserfahrung hatte ich vor dem Ref. dafür. Diese Karte kannte ich damals noch nicht gut genug.


    Daher gehe ich auch entsprechend steil bei dem Thema und lasse das "Aber der Dipl.-Studiengang ist viel schwerer und wer den besteht ist daher besser!" nicht gelten.

  • @plattyplus, also wenn ich es richtig verstanden hab, haben die "OBASler" die härtere Einstiegssiebung. Der Kollege, der die Stelle bekommen hat, die du haben wolltest, wurde also schon vorher "ausgelesen"? Zweitens frage ich mich, warum du damit nicht abschließen kannst, du HAST doch jetzt eine Stelle? Und drittens fragt man sich natürlich auch immer, welche Kriterien noch reinspielen bei der Bewerberauswahl. Vielleicht war der andere dem Chef einfach sympathischer? Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch den nehmen, der mir eher zusagt.
    Da du immer wieder diese Geschichte vorholst: auch wenn dieses Quereinstiegsthema ein Schwieriges ist, ich denke, du darfst dazu persönlich mal deine Ruhe finden :troest:


    Gute Nacht

  • Das lese und höre ich immer wieder, aber wie kann ich mir das vorstellen? Der Studierende studiert Fach 1 äquivalent wie im "normalen" Studium, dann Fach 2 wie im "normalen" Studium und dann auch noch Pädagogik? D.h. Lehramtsstudierende haben die dreifache Belastung wie die "Normalen" Studierenden?


    Ich kann nur von meiner Uni berichten: Allein für meine Bachelorarbeit wurde die doppelte Zeit veranschlagt wie für die Masterarbeit eines Lehramtsstudenten. Bei meiner Masterarbeit war es dann sogar die 4-fache Zeit. Irgendwie ist das doch nicht vergleichbar oder willst du mir jetzt erzählen, dass die Lehrämtler einfach 4-mal besser/schneller sind?! Darüber hinaus hat niemand in der "Forschung" seine Abschlussarbeit geschrieben, alle sind aufgrund der geringeren Anforderungen in die Didaktik gegangen.


    Ich habe leider durch mein Studium eine recht einschlägige Meinung zu Lehramtsstudenten (der Physik). Immer wenn es anspruchsvoll wurde kamen Sprüche wie: "Ich werde nur Lehrer, ich brauch das nicht zu wissen". Es gab andere Bewertungskriterien für Klausuren und allgemein geringere Regularien was das Bestehen einer Klausur oder mündl. Prüfung angeht. Das mag an anderen Unis anders sein, allerdings ist das meine Realität. Und was fachliche Kenntnisse angeht hat sich das bisher im Beruf zu 100% bestätigt, leider.

    Mein Studium war vor 30 Jahren, in Bayern, an der Uni, damals schon. Bei uns wurde für die Zulassungsarbeit 1 Jahr und mindestens 100 Seiten veranschlagt. Von dem einen Jahr war ich allein 4 Monate an der Glocksee-Schule in Hannover, auf eigene Kosten, weil meine Zulassungsarbeit über diese Schule ging.....Das ist eine Alternativschule mit einem eigenen pädagogischen Konzept. Der praktische Teil beinhaltete also 4 Monate und das Schreiben dauerte dann auch. PC und Internet gab es bei mir noch nicht.

  • In meinem Umfeld hat kaum jemand das in der Regelstudienzeit geschafft, schon allein deshalb nicht, weil für Fremdsprachen mindestens ein Auslandssemester dringend angeraten war - und die dort erbrachten Leistungen häufig nicht angerechnet wurden. Aber man konnte es 1-2 Semester über Regelstudienzeit ganz gut hin bekommen. Ich hab z.B. das Staatsexamen in einem Fach nach der Regelstudienzeit gemacht und dann das zweite Fach ein Semester später.

  • Das lese und höre ich immer wieder, aber wie kann ich mir das vorstellen? Der Studierende studiert Fach 1 äquivalent wie im "normalen" Studium, dann Fach 2 wie im "normalen" Studium und dann auch noch Pädagogik? D.h. Lehramtsstudierende haben die dreifache Belastung wie die "Normalen" Studierenden?

    Das ist eigentlich einfach zu erklären. Die naturwissenschaftlichen Fächer haben nun mal einen sehr hohen praktischen Anteil, der zu fixen Zeiten an fixen Orten stattzufinden hat. Es ist unmöglich, ein vollständiges Fachstudium Chemie und Physik gleichzeitig zu studieren, weil man sich für die Laborzeiten schlichtweg nicht zweiteilen kann. Geisteswissenschaftler können sich an der Uni ihre Zeit flexibler einteilen, Bücher lesen kannste ja wohl immer und überall. Dann überleg Dir, wie viel Zeit Du während einer experimentellen Bachelor- oder Masterabeit zubringst, Dir sinnlos die Beine in den Bauch zu stehen um auf irgend ein blödes Messergebnis zu warten, während der Geisteswissenschaftler einfach liest und halt seine Arbeit schreibt. Und damit will ich jetzt explizit *nicht* behaupten, dass es in irgendeiner Art und Weise anspruchsvoller sein soll, eben dumm in der Gegend rumzustehen um auf eine Zahl zu warten, es ist einfach zeitaufwändiger. Ich kannte aber sehr wohl einen Chemiker, der während seiner Promotion mal eben noch ein vollständiges Fachstudium Physik absolviert hat. Geht schon, macht nur in der Regel keiner. Wer am Ende Lehrer werden will und aus dem Fachbereich der Physikalischen Chemie kommt, hat ohnehin genügend Physik abbekommen, dass ihm das als Zweitfach problemlos anerkannt wird.

  • Wollte dasHiggs nicht einfach nur darauf hinaus, dass z.B. Physik (Lehramt) + Chemie (Lehramt) + Pädagogik (Lehramt) < Physik (Bachelor) + Chemie (Bachelor) + Pädagogik (Bachelor)? Die Chemielehramts- und die -bachelorstudenten besuchen zwar einige Veranstaltungen gemeinsam, am Ende hat der Bachelorabsolvent jedoch ein umfangreicheres Wissen im Bereich "Chemie", was durch die unterschiedlichen fachlichen Anforderungen der jeweiligen Berufsbilder begründet ist.

  • Schönes Thema. Ich gehe mal von meinem eigenen Bereich aus, dem Berufsschullehramt für Forst- und Agrarwissenschaften, welches zugegebenermaßen, ein ziemliches Orchideenfach ist. Derzeit decken wir unseren Bedarf zu 10% aus den Reihen derjenigen, die tatsächlich Lehramt studiert haben. Das betrifft dann die landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Berufsrichtungen. Bleiben zusätzlich die Bereiche Tierberufe, Forst- und Jagdberufe, agrarische Laborberufe und was da sonst so an Splitterberufen ausgebildet wird.
    Als ich in den Lehrerberuf wollte, gab es zwei Wege:
    A Quereinstieg ins Referendariat
    B Direkteinstieg


    Variante B bedeutete, dass man vier Jahre Berufspraxis in einem agrarischen Sektor brauchte. Variante A, die ich gewählt habe, bedeutete: Jahrespraktikum im Studium plus zwei Jahre Berufspraxis nach dem Studium. Ich hatte seinerzeit überlegt, ein verwandtes Lehramts-Masterstudium aufzunehmen, mich dann aber, den Studiengebühren sei dank, dagegen entschieden. Da wir im Forststudium zumindest pädagogische und didaktische Grundlagen hatten (Waldpädagogik, Ausbildereignung, Arbeitswissenschaften, etc. sei dank), ging das bei mir halbwegs.


    Zur Ungleichbehandlung von Ass. d. LA gegenüber Quereinsteigern: ich kenne es so, eine Stelle wird ausgeschrieben und vorrangig werden die erfolgreichen Refis eingestellt. Hier entscheidet dann die Note (± 0,5). Bewirbt sich nur einer, kommt man auch mit 4,0 in den Beruf. Bewirbt sich keine richtige Lehrkraft, können auch Quereinsteiger berücksichtigt werden, welche dann parallel zum Beruf qualifiziert werden. Die Einstellung von Quereinsteigern bedingt, dass es an Lehrkräften für das Lehramt mangelt.


    Spannend ist das schon. Ich denke da an einen Fall eines nicht-genannten Bundeslandes. Ein bekannter Naturschutzverband hatte einen Biologen als Forstverwalter eingestellt. Der kartierte fröhlich seinen Wald und stellte fest, dass da einige seltene Orchideenarten wachsen. Sein Fazit: die brauchen Licht, also hacke ich mal etwas vom Baumbestand weg und schaffe viiiiiieeel Licht. Endergebnis: Reitgras und Co. bildeten eine solide und sehr dichte Decke, die Orchideen waren weg und der Biologe stellte fest, dass er nun 150 Jahre warten muss, um den von ihm zerstörten Zustand wieder herzustellen. Das ML legte bei der folgenden Novellierung des Waldgesetzes fest, dass Wald nur von Fachkundigen betreut werden darf. Fachkundig sind, laut Gesetz, nur diejenigen, die einen Studienabschluss haben, der für den gehobenen oder höheren Forstdienst qualifiziert - selbst ein B.Sc. Biologie mit M.Sc. Forstwissenschaften/-wirtschaft ist das nicht.
    Warum das bei den Lehrkräften so hingenommen wird, sehe ich durchaus als eine gewisse Herabwürdigung des Berufes, zumal es doch ein paar Meter Literatur dazu gibt, dass die Direkt-, Seiten- und Quereinsteiger Probleme haben und machen. Aber um das zu umgehen, müssen sich die Strukturen der Lehrerbildung ändern und der Beruf attraktiv sein (sonst haben wir keine Bestenauslese, sondern eine Hauptsache-irgendwer-macht-den-Job-Auslese).

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

  • @Jens_03 Könntest Du mir ein paar konkrete Beispiele für die "paar Meter Literatur" geben? Ich habe nämlich während meiner eigenen Lehrerausbildung genau danach gesucht und absolut *nichts* brauchbares gefunden. Ich würde mich sehr wundern, gäbe es in der Zwischenzeit auch nur eine seriöse Studie, die stichhaltig belegt, dass Seiten- und Quereinsteiger einen signifikant schlechteren Job machen. Wer soll den sowas finanzieren, das widerspräche ja komplett der gängigen Personalpolitik eben genau auf diese Quer- und Seiteneinsteiger ganz massiv zu setzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Wollte dasHiggs nicht einfach nur darauf hinaus, dass z.B. Physik (Lehramt) + Chemie (Lehramt) + Pädagogik (Lehramt) < Physik (Bachelor) + Chemie (Bachelor) + Pädagogik (Bachelor)?

    Darauf wollte er nicht hinaus, das ist eine Tatsache. Es ging darum, dass er sich nicht vorstellen kann, dass die Fächer in den Geisteswissenschaften auch im Lehramt vollwertig studiert werden. Das scheint aber ebenso eine Tatsache zu sein und ist auch erklärbar wenn man davon ausgeht, dass ein NaWi-Studium aus den von mir genannten Gründen erheblich zeitaufwändiger ist. Wobei eben einiges an Zeit für alles andere als intellektuelle Tätigkeiten draufgeht. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunde ich mit dem Kopf an eine Abzugsscheibe gelehnt halb schlafend verbracht habe, weil ich irgendeine blöde Reaktion "bewachen" musste.

  • Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunde ich mit dem Kopf an eine Abzugsscheibe gelehnt halb schlafend verbracht habe, weil ich irgendeine blöde Reaktion "bewachen" musste.

    Und ich saß stundenlang vorm Computer und habe auf meinen nächsten Peak gewartet. :D schrieb ich ja auch schon, dass ich auch geforscht habe und der Zeitaufwand war immens. Alleine weil die ersten Ideen gar nicht liefen und ich dann noch einmal was neues angefangen habe.

  • ich hab ja tatsächlich ein vollständiges BWL Studium absolviert und zusätzlich Pädagogik. Wir Wirtschaftspädagogen bzw. die ganzen Berufspädagogik Leute im gewerblichen Bereich sind da aber wohl eher die Exoten.


    An meiner Uni haben z.B. die Gymnasiallehrer gar nicht mit an der Wirtschaftswissenschaflichen Fakultät studiert, sondern hatten eigene Lehrstühle für Wirtschaft an der Schule. Das fand ich in der Tat schon komisch.
    Ich habe komplett mit den BWLlern zusammen studiert undhätte mir am Schluss tatsächlich auch ein BWL Diplom ausstellen lassen können. Hatte alle erforderlichen Prüfungen dafür abgelegt. Leider musste ich mich laut Prüfungsamt entscheiden "entweder oder".

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ich kann plattyplus schon irgendwie verstehen.

    und korrekt wäre gewesen: Dachdeckerlehrling und Bauingenieur treffen sich auf der Baustelle. Wie man die Dachziegel festmacht, weiß leider keiner von beiden

    Um das weiter zu denken: Beide machen nun die Ausbildung. Nur bei dem Bauingenieur steht schon bei Ausbildungsbeginn fest, dass er übernommen wird, wenn er die Prüfung besteht. So wurde es ja bei Einstellung vereinbart. Jetzt ist es aber so gekommen, dass der Lehrling einen super Abschluss macht und der Bauingenieur die Prüfung so gerade eben besteht. Nun kann der Chef aber nur einen nehmen. Wer das ist, ist klar, da das ja vorher schon fest stand. Den Frust des Lehrlings kann ich verstehen (auch wenn er es vorher wusste, dass es so kommen kann). Vielleicht will der Chef ja auch insgeheim den Lehrling lieber behalten. Aber ihm sind die Hände gebunden.



    Ich würde mich sehr wundern, gäbe es in der Zwischenzeit auch nur eine seriöse Studie, die stichhaltig belegt, dass Seiten- und Quereinsteiger einen signifikant schlechteren Job machen.

    Gibt es denn eine seriöse Studie, die stichhaltig belegt, dass Seiten- und Quereinsteiger einen signifikant besseren Job machen?


    Sicher auch nicht, vermute ich einfach mal so.


    Manchmal habe ich aber so den rein persönlichen (nicht mit einer Studie belegten) Eindruck, dass sich manche (nein, nicht grundsätzlich alle) Quereinsteiger (aus dem persönlichen Umfeld bzw. nach manchen Äußerungen hier) per se für den besseren Lehrer halten, weil die das "richtige" Leben schon kennengelernt haben.


    Was ist an meinem Leben "falsch"? Ich habe lediglich sofort meinen Traumjob gewählt und umgesetzt. Ich bin immer noch glücklich in diesem Job. Nur habe ich eben keinen Umweg über einen anderen Job, den ich aus irgendeinem Grund nicht mehr machen kann bzw. will, gemacht.


    Ich habe überhaupt nichts gegen Seiten- und Quereinsteiger. Ich bin auch mit einer Kollegin, die an meiner alten Schule OBAS gemacht hat, immer noch eng befreundet. Die macht meiner Meinung nach einen tollen Job.


    Was mich stört ist das ewige herum gezerre: Wer ist der bessere Lehrer? Wer hat mehr Ahnung vom Fach?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Vielleicht will der Chef ja auch insgeheim den Lehrling lieber behalten. Aber ihm sind die Hände gebunden.

    Der Chef könnte ihm im Schulleitergutachten eine 5 geben. Und schon ist der Seiteneinsteiger nicht zur Prüfung zugelassen, darf den Beruf verlassen, hat aber zwei Jahre als billige Vollzeitarbeitskraft gedient...

  • Gibt es denn eine seriöse Studie, die stichhaltig belegt, dass Seiten- und Quereinsteiger einen signifikant besseren Job machen?

    Nein, nach meinem Kenntnisstand gibt es eben überhaupt keine seriösen Studien zu diesem Thema. Umso mehr wundere ich mich darüber, wie häufig behauptet wird, es seien da irgendwelche Kompetenzunterschiede "eindeutig belegt". Ja wo denn nur?



    Was mich stört ist das ewige herum gezerre: Wer ist der bessere Lehrer? Wer hat mehr Ahnung vom Fach?

    Das finde ich eben auch unfassbar mühsam. Sowieso ist man mit "mehr Ahnung vom Fach" längst kein "besserer Lehrer". Die Schizophrenie, die diesbezüglich aber auch hier im Forum gelebt wird, finde ich schon bemerkenswert. Grundschullehrer müssen immer die höchsten Fachkenntnisse überhaupt mitbringen um kleinen Kindern z. B. das Rechnen beizubringen. Am Gymnasium reicht dann plötzlich das "kastriere" Fachstudium in den Naturwissenschaften. Ja was denn nun? Hören wir doch einfach mal auf uns ständig selbst zu bescheissen. Ich weiss sehr gut, dass mein Fachwissen als promovierte Chemikerin fürs Gymnasium vollkommen überdimensioniert ist. Ich halte mich aber trotzdem für eine gute Lehrerin, weil ich didaktisch sehr kompetent bin. Natürlich habe ich das nicht im Fachstudium gelernt sondern zum Teil während der fachdidaktischen Ausbildung an der PH und zu einem sicher grösseren Teil kommt es durch Berufserfahrung und individuelle Fachfortbildungen, die bei uns jetzt einfach mal saugut sind.



    Was ist an meinem Leben "falsch"? Ich habe lediglich sofort meinen Traumjob gewählt und umgesetzt.

    Gar nichts ist daran falsch. Jeder der Lehrer ist, weil es sein Traumjob ist, kann eigentlich fast nur ein guter Lehrer sein. :)

  • Ich finde auch, dass der Seiteneinstieg in NRW ein gutes Vorbild ist, wie man sowas gestalten sollte.


    Das einzige Problem ist manchmal die ausufernde Kreativität der Bezirksregierung Fächer (nach Bedarf) abzuleiten.
    Das führt zu unglücklichen Seiteneinsteigern und einem Kratzer im Image des Seiteneinstiegssystems.

  • Ich verstehe das Grundproblem des Artikels echt nicht.


    1. Refis sind Beamte mit Mitte 20. Da kommt man noch ultra günstig in die Versicherungen rein, kann sie zum Ausbildungsende einfrieren, wieder laufen lassen wenn man eine Beamtenstelle antritt. Die Lebzeitersparnis ist unglaublich, im Vergleich zu älteren Quereinsteigern, die erst nach der Ausbildung da rein dürfen.
    2. Amtsärztliche Untersuchung - ich wurde mit 25 durchgewunken, muss nie wieder antreten. Jetzt könnte mir der Weg schon verwehrt werden, weil mein BMI nicht mehr unter 25 ist. Wenn da in Stuttgart jemand mit 37, 38 noch durch will, viel Glück. Kaum machbar. D.h. die Quereinsteiger können auf ewig Angestellte bleiben.
    3. Wer will bitte bei ca. 19-24 Wochenstunden (ja nach Bundesland ) noch Lehrproben und DUE + mündliche Prüfungen machen?
    4. Die Bevorzugung bei der Einstellung ist imaginär. Jede Stelle wird im Grundschulbereich (in NRW) so ausgeschrieben, dass erst ausgebildete GS-Lehrer genommen werden. Kommt keiner, nehmen Sie Gymnasiallehrer (als Weiterbildung, im Angestelltenverhältnis) und erst zuletzt Quereinsteiger.
    5. Es gibt sogar in Düsseldorfer Vororten noch bis Ende September ausgeschriebene Stellen für GS, womit die "Ich kriege eh keine Stelle mit 2,x Abschluss" Leute schon sehr lokal eingeschränkt suchen müssen. Außerhalb des Gymis gibt es immer Stellen, die Frage ist, für welche man sich bewerben möchte.

  • @Jens_03 Könntest Du mir ein paar konkrete Beispiele für die "paar Meter Literatur" geben? Ich habe nämlich während meiner eigenen Lehrerausbildung genau danach gesucht und absolut *nichts* brauchbares gefunden. Ich würde mich sehr wundern, gäbe es in der Zwischenzeit auch nur eine seriöse Studie, die stichhaltig belegt, dass Seiten- und Quereinsteiger einen signifikant schlechteren Job machen. Wer soll den sowas finanzieren, das widerspräche ja komplett der gängigen Personalpolitik eben genau auf diese Quer- und Seiteneinsteiger ganz massiv zu setzen.

    Ich schaue nach und schicke, was ich mal gefunden hatte. Liegt auf dem alten Rechner. Es geht da eher weniger um einen schlechten Job, sondern Scheitern im Beruf, berufliche Unzufriedenheit, Probleme sich in den Job einzufinden, usw. Gerade beim letztgenannten Punkt kann jedoch auch der Umgang der grundständig-studierten Lehrer mit den Quereinsteigern eine Rolle spielen.
    Zum "schlechten Job" findet man, so meine Kenntnis, vor allem in einigen Zeitungs-/Gewerkschaftsartikeln, dass die Quereinsteiger eben nicht die Methodenvielfalt verwenden (sollen), die "richtige" Lehrer (angeblich stets) verwenden. Aber da wären wir bei den Threads zum Thema "Ich bin ein guter Lehrer weil..." und fehlenden belastbaren Studien.


    Das Gezerre darum, wer den längsten pädagogischen Schwengel hat, ist doch sowieso nervig und kaum messbar, weil es eben sehr individuell ist, was als "gut" angesehen wird. Kommen dann dazu Studien von Bildungsexperten, die, nachdem sie im Referendariat kurz den kleinen Zeh in den großen Tümpel "Schule" hineingehalten haben, wieder in die heimelige Elfenbeimturmwelt der Universität zurückgekehrt sind, wird es aus Praktikersicht eh meist amüsant, betrachtet man alleine in diesem Forum die entsprechenden Beiträge.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

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