Ich möchte kein schlechter Lehrer sein! Alternativen

  • Ist aber auch irgendwie fatal, jemanden als Vertretungskraft einzustellen, keinerlei Hilfen zu geben und den dann irgendwie machen zu lassen.

    Die Vertretungslehrer werden ja eingestellt, weil es gerade Probleme gibt. Da ist irgendwie machen besser, als wenn Unterricht ausfällt ;)
    Für die Schüler sicher nicht immer ideal.

  • Dann würde ich zum Beispiel auch im Bereich Versicherung, Beratung und Human Ressources suchen.
    Der planbarere Weg ist natürlich der in den Schuldienst.

    Und die haben Interesse an Leuten mit Mathe für Primarstufe und Sek 1? Habe lediglich Mathemodule im Wert von 65 CP belegen müssen (Bachelor + Master).

  • Die Vertretungslehrer werden ja eingestellt, weil es gerade Probleme gibt. Da ist irgendwie machen besser, als wenn Unterricht ausfällt ;) Für die Schüler sicher nicht immer ideal.

    Hmmm okay. Und das überprüft da keiner? Bei mir im Umkreis suchen wirklich alle Schulen Vertretungskräfte und man soll alles unterrichten...wüsste zum Beispiel gar nicht, was ich mit den Kindern in Musik machen könnte, da ich so unwahrscheinlich unmusikalisch bin.

  • ich hatte früher einen Kollegen, der immer gesagt hat "wir operieren nicht am offenen Herzen" und gemeint hat er, dass sich Fehler, die jedem mal passieren, leicht wieder ausbessern lassen. Bei einem Chirurgen ist das anders und daher der Druck größer.


    Ich meine was kann schon schief gehen? Wenn ich etwas mal falsch erkläre, dann gehe ich eben in der Folgestunde rein und sage wie es richtig geht. Normalerweise passiert einem das ja nicht sooo oft.


    Überlege mal, welche Lehrer du bisher schlecht fandest...
    ... bei mir waren das alles Lehrer, deren Sozialkompetenz zu Wünschen gelassen hat. Fieses Bloßstellen vor der Klasse, ungerechte Notengebung, zu großes Geltungsbedürfnis usw. Das sind aber immer Sachen, die man selbst in der Hand hat.


    Alle fachlichen Schwächen kann man beseitigen. Auch Classroommanagement kann man lernen.


    Wenn du also kein riesengroßes A.... bist, dann kannst du auch versuchen Lehrer zu werden.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Aus dem Grund ist es ja durchaus sinnvoll, wenn man Musik für das Lehramt an Grundschulen studiert. Machen aber wenige, weswegen am Ende Semiprofis diesen Job übernehmen, die sich im besten Fall privat ein bisschen mit Musik beschäftigten. Wie schon gesagt - die Devise ist, lieber sowas als Unterrichtsausfall :/ .

  • Haha, stimmt. Mir wird immer gesagt, dass ich zu nett sei, was natürlich auch nicht ideal ist. Egal, wo es mich hinverschlägt, wäre ne gute Balance sicher wichtig.

  • ...
    Mal eine andere Frage: Wie geht ihr denn mit Rückschlägen in eurem Beruf um? Ein Großteil von euch ist ja schon ausgebildet als Lehrkraft, wie macht ihr das, wenn zum Beispiel etwas schief geht?

    Wenn was schiefgeht?
    - fremde Klassen außer Rand und Band: hinterher auseinanderdröseln. Wer hat wann gestört und wie sanktioniere ich das im Nachhinein, wenn es mir zwischendrin nicht gelungen ist? Absprachen mit Klassenlehrer, ggf. freundlicher aber bestimmter Elternanruf.
    - Stress mit Kollegen: reden
    - Stress im Ref.: an der eigenen Einstellung arbeiten. Schritt für Schritt, kann nicht alles gleich super sein. Ich kann immer nur zur aktuellen Zeit mit meinen aktuellen Erfahrungen und Einstellungen eine Entscheidung treffen. Hinterher kann ich reflektieren, ob ich die Entscheidung noch mal treffen würde. Ein routinierter Lehrer ist man mit 7 Jahren Berufserfahrung, so eine mündlich überlieferte Volksweisheit ;)
    - Stress mit Chef: erstmal akzeptieren, beruhigen, hinterher schauen: was muss ich, was muss ich nicht? was muss er? evtl. Personalrat um Unterstützung bitten. Immer gut in Schulrecht aufpassen.


    Ich hab auch schon im Lehrerzimmer gesessen und geheult, weil ich keine verdammte Lust mehr auf Klasse xy hatte. Inzwischen ist Klasse xy nicht mehr an der Schule und so kommen und gehen die Kids, man wird entspannter. Inzwischen hab ich die Einstellung: das ist mein Klassenzimmer, wer hier was lernen will, hat sich an die Regeln zu halten. Wer nicht will, hat leider nicht die Wahl, denn hier ist mein Klassenzimmer :P
    Und wenn erst mal alles sitzen und zuhören, kann man auch fördern und fordern und Spaß haben. Allzuviel falsch kann man m.E. nicht machen- sooooo wichtig sind wir nun auch wieder nicht- oder hast du einen Lehrer von dir in Erinnerung, der irgendwas desaströs mies in deinem Leben beeinflusst hätte?

  • Aus dem Grund ist es ja durchaus sinnvoll, wenn man Musik für das Lehramt an Grundschulen studiert. Machen aber wenige, weswegen am Ende Semiprofis diesen Job übernehmen, die sich im besten Fall privat ein bisschen mit Musik beschäftigten. Wie schon gesagt - die Devise ist, lieber sowas als Unterrichtsausfall :/ .

    Das gehört wohl auch zum Lehrerdasein dazu: Dinge unterrichten, mit denen man sich eigentlich null identifizieren kann. Ich kann nicht einmal ein Instrument spielen. Ja, bei uns gab es kaum Musikstudenten. Die, die ich kennenlernen dürfte, wollten nicht an staatlichen Schulen später unterrichten.

  • Das gehört wohl auch zum Lehrerdasein dazu: Dinge unterrichten, mit denen man sich eigentlich null identifizieren kann. Ich kann nicht einmal ein Instrument spielen.

    Hach, dann lädst du dir halt Rolf Zuckowski runter und ihr singt dazu oder ihr bastelt Rasseln. Es gibt immer einen Zugang... es sei denn, man hat keinen Bock auf Kinder (was ja legitim ist), dann würde ich tatsächlich nach was anderem Ausschau halten oder in die Erwachsenenbildung wechseln.

  • In meinem Leben nicht, aber bei einem Klassenkameraden.
    Ich gehöre wohl zu den wenigen Schülern, die Lehrer immer auf ein so hohes Podest gestellt haben ;). Ich hatte echte Ekelpakete, aber auch total tolle Lehrer.

  • Es gibt den Spruch "Die Schüler überleben auch mal schlechten Unterricht". Und genau so ist es, meist merken sie es nicht mal.
    Also da schließe ich mich den Vorpostern an. Da kann nicht viel dramatisch schief gehen.

  • Beim Durchlesen des Eingangsthreads kam bei mir das Gefühl auf, dass du zu viel von dir erwartest. Perfekt zu sein ist nicht möglich. Wir sind Menschen und keine Maschinen.


    Einige Gedanken dazu:
    Dir hat das Praktikum Spaß gemacht. Das ist doch ein guter Ansatz!
    Am Anfang des Berufslebens macht man natürlich mehr Fehler als später als Erfahrener. Dazu wird man betreut.
    Kein Mensch ist perfekt!
    Fehler zu machen sind die Chance, sich weiterzuentwickeln. Sein Lehrerleben lang macht man Dinge, die einem im Nachhinein nicht gefallen. Wichtig ist, sich damit auseinandersetzen und danach etwas zu verbessern. Das können auch so Banalitäten wie sein, wie ein didaktisch ungeschicktes Arbeitsblatt eingesetzt zu haben, aber auch, wie man in Zukunft das Herumbrüllen (weil du es oben erwähnt hast) vermeidet. Es gibt so viele konkrete pädagogische Möglichkeiten, die man diesbezüglich ausprobieren kann. Außerdem gibt es für solche Lehrerreaktionen immer ein Verursacherprinzip.


    Den Gedanken, dass du einen Schaden anrichtest, kannst du vernachlässigen. Du hast dein Handwerkszeug und arbeitest danach. Außerdem gibt es verschiedene didaktische Ansätze und da gilt auch der Spruch: Viele Wege führen nach Rom.
    Den Fokus aufs Fördern legen ist einerseits okay, aber da stößt ein Lehrer schnell an seine Grenzen, vor allem, was die individuelle Förderung betrifft. Die muss man sehen lernen. Fördern ist nicht die Haupaufgabe des Lehrers. Bei uns in Bayern gibt es dazu spezielle Förderlehrer, die keine Klassenführung haben und Kleingruppen betreuen.
    Bei der Unterrichtsstruktur, die vorherrscht, muss man immer die Gesamtheit im Blick haben. Dazu schreibt man u.a. Stoffverteilungspläne.


    Suche dir professionelle Hilfe um mit deiner geschilderten Ängstlichkeit klarzukommen, damit du einen anderen Blick darauf bekommst. Für mich sind viele deiner Wahrnehmungen sehr subjektiv. Ich sehe solche Situationen ganz anders. Unangenehm - aber mit dem richtigen Handwerkszeug und der richtigen Einstellung lösbar.


    Ein anderer Gedanke, wenn das Lehrerdasein für dich nicht passen sollte: Wenn du Theologie studiert hast, probiere doch bei deiner Kirche einmal nachzufragen, ob es da eine Möglichkeit gibt zu arbeiten. Wir haben z.B. kirchliche Lehrkräfte, die nur Religion unterrichten und so etwas wie Pastoralreferenten sind.

  • WolkenKuchen, wenn du wirklich so ein zartes Pflänzchen bist, würde ich dir tatsächlich davon abraten, Lehrer zu werden. Der Job ist nichts für "Weicheier" (meine Meinung).


    Vielleicht sammelst du wirklich erst mal Erfahrung in der Erwachsenenbildung? In den Schuldienst kannst du dann gehen, wenn du selbstsicher genug bist.


  • Im Gegensatz zu einigen Kommilitonen, die lässig vorne ihr Ding durchziehen können, mache ich mit ständig Gedanken. Was ist, wenn die Klasse komplett außer Kontrolle gerät? Was ist, wenn ich den Stoff nicht durchbekomme? Was ist, wenn ich mal richtig aggressiv durch die Klasse schreie (und wenn ich eines hasse, dann ist es, Leute anzuschreien oder angeschrien zu werden). Für mich stehen die SuS im Vordergrund und ich sehe den Lehrerjob als etwas Verantwortungsvolles an. Ich möchte einfach fördern und keinen Schaden anrichten.

    Liebe WolkenKuchen


    du hast ja schon viele tolle und hilfreiche Antworten bekommen.


    Die von dir oben erwähnten Gedanken kenne ich auch. Und ja es kam schon vor, dass meine Klasse ausser Kontrolle war (zeitweise), es kam auch schon vor, dass ich laut wurde....natürlich fühlt man sich nicht toll, wenn sowas passiert. Aber es kann passieren. Lehrer sind auch nur Menschen. Und Kinder halten einiges aus.


    Ich finde du hast genau die richtige Einstellung. In jedem Kind die Stärken, das positive sehen....das ist für mich wichtig und das gelingt mir auch. Die Kinder merken wie man ihnen gegenüber eingestellt ist. Wenn diese Beziehung stimmt, dann verzeihen sie auch viel.


    Mit Rückschlägen gehe ich mittlerweile nach dem Motto um "was passiert ist, ist passiert....aufstehen, Krone richten, weitergehen". Manchmal braucht das etwas Zeit.


    dir alles gute

  • Zumal Wissen eine sehr kurze Halbwertszeit hat wenn es nicht öfters gebraucht wird.
    Kennt man doch aus der Schule oder Studium wenn der Lehrer/Dozent wieder mal eine Frage aus vergangenen Tagen gestellt hat "Haben wir letztes Jahr behandelt" und trotzdem Schweigen im Walde herrscht :D
    Darum sollte man sich selbst nicht so wichtig nehmen, die Schüler nehmen noch genug mit wenn man sich einigermaßen bemüht, zumal die Bildung ja nicht nur von einem Lehrer abhängig ist.

  • Hallo @WolkenKuchen,


    verzeih, wenn ich es in deinem Eröffnungsbeitrag überlesen habe, aber was sind denn deine Fächer? Davon hängt es dann ab, was ich oder andere dir raten können. Kommillitonen, die mit mir zusammen studierten, aber irgendwann ausstiegen, sind z.B. Bibliothekarin geworden, Leiter eines Museums, Dozentin in der Erwachsenbildung, Arbeitsvermittlerin (für Akademiker) und und und ...


    Aber damit habe ich dir ja bereits ein paar Tipps gegeben.


    Die Ausbildung abzuschließen, finde ich aber sehr wichtig und Zweifel haben wir sicherlich alle mal.

  • Eine wirklich gute Frage. Werde mir das echt nachher mal aufschreiben. Da muss ich irgendwie an meinen einen Mathedozenten denken. Der war immer extrem freundlich nach außen hin und hintenrum meinte er dann, dass keiner von uns 30 Studenten Lehrerpersönlichkeit hätte, weil die heutige Generation viel zu weichgespült sei und nicht mehr hart durchgreifen könnte. War wohl seine Definition vom schlechten Lehrer.


    :ohh:

  • Ich habe das jetzt nicht ganz kapiert. Hast du schon das Ref?


    Mach dir nicht so viele Sorgen. Wir hatten mal eine Klasse, in der hat es jede Lehrerin nur 1 Jahr ausgehalten und jede davon saß deswegen irgendwann mal heulend im Lehrerzimmer. Niemand ist perfekt und kann alles, auch keine SL, die ist auch manchmal an ihren Grenzen.


    Ich denke auch, dass du zu hohe Erwartungen an dich hast, gewöhn dir das bitte ab, sonst wirst du als Lehrer/in nie fertig werden. Du bist aber nicht allein, ich kenne noch mindestens eine andere Person ;) Man macht sich selbst das Leben schwer.
    Keine Vertretungsstelle, mach was anderes. Kindergärten suchen auch gerade Leute und die Arbeit da tut dir evtl. erst mal gut.

  • ...Wir hatten mal eine Klasse, in der hat es jede Lehrerin nur 1 Jahr ausgehalten und jede davon saß deswegen irgendwann mal heulend im Lehrerzimmer. Niemand ist perfekt und kann alles, auch keine SL, die ist auch manchmal an ihren Grenzen...

    Wobei ich hier mal eine Lanze fürs Lehrertum brechen möchte: Wenn es in einer Klasse niemand aushält, würde ich den Begriff der Perfektion mal ganz weit außen vor lassen. "Ununterrichtbare" Klassen sollten auch deutlich als solche deklariert werden. Es gehört nicht zur Perfektion von unserem Beruf, Wunder zu vollbringen ;)

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