Unterricht mit sprachschwacher Klasse (Berufsfachschule1)

  • Hallo liebe Kollegen,
    ich würde mich über ein paar Erfahrungsberichte und Inspirationen von euch freuen.
    Ich habe eine sprachlich sehr (!!!) schwache Klasse, in der im Grunde nur zwei sus ausreichend Deutsch können, um dem Fachunterricht bildungsgang entsprechend folgen zu können. Momentan sitze ich ein bisschen zwischen den Stühlen, weil ich a) entweder den Unterricht dermaßen runterbrechen und vereinfachen muss, dass sie mitkommen. Dann bin ich jedoch weit davon entfernt, das im Bildungsplan geforderte Niveau zu erreichen. Oder ich kann b) den Unterricht bildungsgangkonform gestalten, mache dann aber ausschließlich Unterricht mit einem einzigen schüler, weil der Rest nicht folgen kann.
    Momentan löse ich das Problem so, dass ich den Unterricht didaktisch stark reduziere und alles in leichter Sprache anbiete, dabei aber immer zusatzaufgaben für den stärkeren Schüler vergebe. Nun steht jedoch bald eine Klassenarbeit an und ich kann schlecht eine "Klein-Lieschen" Arbeit für die schwachen und eine normale Arbeit für die stärkeren anbieten.
    Ich würde gerne irgendwie auch in der Klassenarbeit differenzieren nach Möglichkeit, weiß aber noch nicht so recht wie. Oder eine Arbeit für alle, in der dann entweder alle durchfallen oder so vereinfacht ist, dass sie dem Bildungsngang eigentlich nicht gerecht wird. Wie würdet ihr vorgehen?
    Lg

  • Durchfallen lassen und schon vorher die SL darüber informieren - diese SuS sind der Anforderung nicht gewachsen, was machen die überhaupt in dieser Klasse bzw an dieser Schule.
    Wieso solltest du "runterschrauben" - meinst du, nachhher sollten Abschlüsse gar nichts mehr wert sein?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Durchfallen lassen und schon vorher die SL darüber informieren - diese SuS sind der Anforderung nicht gewachsen, was machen die überhaupt in dieser Klasse bzw an dieser Schule.
    Wieso solltest du "runterschrauben" - meinst du, nachhher sollten Abschlüsse gar nichts mehr wert sein?

    Formal besitzen sie die Zugangsvoraussetzung, nämlich einen dem Hauptschulabschluss gleichgestellten Abschluss (Internationale Förderklasse).
    Sie sind dort, weil es leider keinerlei Zwischenstation zwischen IFÖ und Berufsfachschule gibt. Die Lernenden sind sehr motiviert und kognitiv durchaus in der Lage, den Anforderungen gerecht zu werden. Sprachlich jedoch leider noch nicht. Für eine Berufsausbildung reicht es erst recht nicht, deshalb sind sie dort, um irgendwann fit genug für die Ausbildung zu sein.
    Ich bin absolut gegen die inflationäre Verteilung von Abschlüssen, aber da es sonst keinen passenderen Bildungsgang für diese sus gibt, will ich sie so gut es geht fördern und nicht einfach aufs Katapult in die Arbeitslosigkeit setzen.

  • Nee, nicht in die Arbeitslosigkeit - aber in einen verpflichtenden Sprachkurs, der auch entsprechend nachhaltig ist, und wenn der nicht besucht wird, dann nicht "Arbeitslos", sondern "Ticket Richtung Heimat, one-way". Sprache ist nun mal notwendig, wer das nicht kann oder will - Pech gehabt.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Vorher differenzieren und dann normale Klausur geht aber auch nicht. Wenn, dann muss man sich an den Bildungsplan halten.


    Kann man sie nicht zu mehr Hausarbeit verdonnern? Fachvokabular, Textarbeit mit Wörterbuch... Oder sie suchen sich "Tandempartner" o.ä., es gibt Organisationen, die welche vermitteln.
    Alles kannst du nicht meistern und wenn sie motiviert sind, ist bestimmt auch Bereitschaft da.

  • Vorher differenzieren und dann normale Klausur geht aber auch nicht. Wenn, dann muss man sich an den Bildungsplan halten.


    Kann man sie nicht zu mehr Hausarbeit verdonnern? Fachvokabular, Textarbeit mit Wörterbuch... Oder sie suchen sich "Tandempartner" o.ä., es gibt Organisationen, die welche vermitteln.
    Alles kannst du nicht meistern und wenn sie motiviert sind, ist bestimmt auch Bereitschaft da.

    Das machen sie, bis auf tandempartner, alles schon. Das Problem sind va Anwendungs- und Transferaufgaben. Wenn ich fragen würde "zählen Sie bitte alles auf", dann funktioniert das wundebar. Die lernen alles dem Wortlaut nach auswendig. Wenn ich aber Aufgaben stelle wie "was wäre wenn...", dann scheitert es dort am Verständnis und der Umsetzung. Ich habe schonmal überlegt, ob ich die Klassenarbeit nach der spaltenmethode oä mache. So dass die SuS sich Reproduktionsaufgaben auswählen können, damit dann aber nur einen Teil der gesamtpunktzahl erreichen können.

  • Habt ihr denn nicht sowas wie Anforderungsbereiche? Beschlüsse, was wie zu gewichten ist? Und wer nimmt die Prüfungsabschlüsse ab, sind das zentrale Multiple Choice Klausuren? Ich frag mich halt, wie frei du in der Aufgabenstellung bist.

  • Wir haben genau dasselbe Problem. Die Berufsfachschule 1 baut bei uns auf der Internationalen Klasse auf, d.h. über 90% der Schüler dort kommen direkt aus der IK und sind zum großen Teil maximal zwei Jahre in Deutschland.
    Die Zugangsvoraussetzung ist der HS9 (oder gleichwertig), das Ziel ist der HS10, eine IHK-Prüfung oder auch nur eine ZP gibt es also nicht.


    Wichtig ist für mich zuerst, dass sich alle Fachkollegen, die in der Klasse unterrichten, einig darüber sind, wo sie sind und was sie möchten. Es macht die Arbeit sehr schwierig, wenn ein Teil der Lehrkräfte auf die strikte Einhaltung des Lehrplans besteht und der andere den Fokus voll darauf legt, den Schülern erstmal auf einem ihnen angemessenen Niveau Deutsch beizubringen und dabei die Anforderungen gänzlich ignoriert.
    Zweitens ist für mich wichtig, dass die Schulleitung ebenfalls weiß, welche Schüler in der Klasse unterrichtet werden und mit welchem Dilemma es die Lehrkräfte zu tun haben.


    Beides ist in unserer BFS1 zum Glück der Fall.


    Ich mag voreingenommen sein, da ich in dieser Klasse Klassenlehrer bin, aber ich finde, ihr habt Unrecht, wenn ihr auf die Einhaltung des Lehrplans besteht. Was soll es bringen, sich an einen Lehrplan zu halten, dem keiner der Schüler gerecht werden kann? Am Ende habt ihr den Wert der Bildungsabschlüsse ganz toll verteidigt (ich wollt schließlich nichts verschenken) und von 15 Leuten 14 gar nichts beigebracht, weil sie vom Unterricht nichts verstehen konnten.
    In unserer Klasse sitzen 15 Menschen, die engagiert sind, etwas lernen möchten und versuchen, aus ihrer Situation (häufig handelt es sich um Kriegsflüchtlinge) das beste zu machen. Mein Ziel in dieser Klasse ist es also, diesen Menschen dabei zu helfen und dafür zu sorgen, dass sie in der Zeit bei mir etwas lernen, sich verbessern und vielleicht einige Schritte weiterkommen auf dem Weg zu einem Abschluss.
    Ich plädiere nicht dafür, diesen Leuten einen HS10 zu schenken, der an Bedingungen geknüpft ist, sondern dafür, den Unterricht so zu gestalten, dass die Schüler ihm folgen und dabei etwas lernen können. Das ist für mich erstmal ganz unabhängig vom offiziellen Ziel der Klasse und irgendeinem Abschluss.


    Natürlich soll aber niemand (z.B. zukünftige Arbeitgeber) betrogen werden, der sich auf einen von uns vergebenen HS10 verlässt und so tun wir viel dafür, den Schülern auch nach Ende der Klasse eine Perspektive zu bieten und sie zu unterstützen. Viele kommen beispielsweise Ausbildungsverträge angeboten, nachdem Sie in Firmen Praktika absolviert haben. Es erstaunt mich immer, wie die Zeiten sich geändert haben (im Vergleich zu meiner Jugend), aber viele (Handwerks-) Betriebe stellen gerne engagierte junge Leute ein, insbesondere, nachdem sie diese persönlich kennengelernt und diese sich bewiesen haben und selbst wenn deren Noten schlecht bis miserabel sind. Ein anderer (kleiner) Teil unserer Schüler kann es nach der BFS1 tatsächlich in unserer BFS2 versuchen und dort den Realschulabschluss anstreben. Ein anderer Teil wird weiter in langfristige Projekte vermittelt, ein weiterer kleiner Teil muss die Klasse eventuell wiederholen, was aber auch in Ordnung ist.


    Ich weiß, wir haben es alle schwer und am besten wäre es, wir würden alle nur Dienst nach Vorschrift machen, damit die da oben endlich mal sehen, wie wir hier unten und blablabla und die Abschlüsse dürfen nicht verschenkt werden usw. usw.
    Aber ich rede nicht von Mehrarbeit oder besonderer Belastung und auch nicht von der politischen Situation, sondern davon, den Lehrerjob ernst zu nehmen. Zuerst bin ich für meine Schüler da und dafür, ihnen dabei zu helfen, ihre Zukunft aufzubauen. Es gibt aufgrund einer Systemschwäche nur diesen Platz (die BFS1) für diese Leute in unserem Bildungssystem.
    Meine Schulleitung hat mal gesagt, an erster Stelle steht das Wohl des Schülers, für alles andere werden wir eine Lösung finden. Irgendwie glaube ich daran.

  • Hey Trapito,


    Dann sollten sie eben zuerst die Sprache lernen. Wenn sie dazu bereit sind, kann das auch funktionieren, dann dauert das eben länger. Ist doch nicht schlimm, aber es kann nicht sein, hier Leute "durchzuschleusen", die die Anforderungen nicht erfüllen. Wenn sie einen gleichwertigen Abschluss wollen, müssen sie auch gleichwertige Leistung erbringen, und wenn sie dazu erst Sprachkurse brauchen, dann ist das eben so. ich würde die weitere fachliche Ausbildung erst dann überhaupt anbieten. Wer integrationswillig ist, wird das akzeptieren und froh sein, die Sprache endlich zu lernen. Wer das nicht will, ist nicht integrationsfähig, so sehe ich das.
    Wieviele SuS jetzt der willigen oder unwilligen Gruppe angehören kann man natürlich nur beurteilen, wenn man die SuS auch kennt. Insofern - drastisch aussortieren, sonst ist der ganze Abschluss echt nicht mehr das Papier wert...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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  • Hey Trapito,


    Dann sollten sie eben zuerst die Sprache lernen. Wenn sie dazu bereit sind, kann das auch funktionieren, dann dauert das eben länger. Ist doch nicht schlimm, aber es kann nicht sein, hier Leute "durchzuschleusen", die die Anforderungen nicht erfüllen. Wenn sie einen gleichwertigen Abschluss wollen, müssen sie auch gleichwertige Leistung erbringen, und wenn sie dazu erst Sprachkurse brauchen, dann ist das eben so. ich würde die weitere fachliche Ausbildung erst dann überhaupt anbieten. Wer integrationswillig ist, wird das akzeptieren und froh sein, die Sprache endlich zu lernen. Wer das nicht will, ist nicht integrationsfähig, so sehe ich das.
    Wieviele SuS jetzt der willigen oder unwilligen Gruppe angehören kann man natürlich nur beurteilen, wenn man die SuS auch kennt. Insofern - drastisch aussortieren, sonst ist der ganze Abschluss echt nicht mehr das Papier wert...

    Sie sind ja willig und wollen die Sprache lernen. Das ist nicht das Problem. Aber die einzige Adresse dafür ist für Minderjährige (zumindest bei uns) die BFS1 (wenn man die IK schon besucht hat). Wenn man in der Klasse also nun auf den Lehrplan verweist und danach den Unterricht gestaltet, bringt den Schülern das nicht viel.
    Das Angebot an kommunalen Deutschkursen geht zurück, da wird an die Schulen verwiesen, die schließlich dafür ihre Daz-Stellen bekommen haben.


    Aber was meinst du mit "aussortieren"? Wohin denn?
    Wie gesagt, es geht um lern- und leistungswillige Schüler, die noch Probleme mit der Sprache haben.

  • Sie sind ja willig und wollen die Sprache lernen. Das ist nicht das Problem. Aber die einzige Adresse dafür ist für Minderjährige (zumindest bei uns) die BFS1 (wenn man die IK schon besucht hat). Wenn man in der Klasse also nun auf den Lehrplan verweist und danach den Unterricht gestaltet, bringt den Schülern das nicht viel.Das Angebot an kommunalen Deutschkursen geht zurück, da wird an die Schulen verwiesen, die schließlich dafür ihre Daz-Stellen bekommen haben.


    Aber was meinst du mit "aussortieren"? Wohin denn?
    Wie gesagt, es geht um lern- und leistungswillige Schüler, die noch Probleme mit der Sprache haben.

    Na, wenn sie willig sind, müssen sie das eben zuerst lernen, bevor sie in diese Klasse kommen. Heißt, das dauert länger. Daran führt kein Weg vorbei, es gibt eben keine Abschlüsse "zum Mitnehmen bei McDoof". Ihr braucht also eine Art "Sprachschule", die den entsprechenden Schülern Deutsch beibringt, bevor sie überhaupt zu z.B. dir in den Unterricht zugelassen werden.


    Und die, die nicht wollen - na zurück "nach Hause", weil nicht integrierbar. Das sind dann aber eher die Ausnahmen, was mich freut.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Na, wenn sie willig sind, müssen sie das eben zuerst lernen, bevor sie in diese Klasse kommen. Heißt, das dauert länger. Daran führt kein Weg vorbei, es gibt eben keine Abschlüsse "zum Mitnehmen bei McDoof". Ihr braucht also eine Art "Sprachschule", die den entsprechenden Schülern Deutsch beibringt, bevor sie überhaupt zu z.B. dir in den Unterricht zugelassen werden.
    Und die, die nicht wollen - na zurück "nach Hause", weil nicht integrierbar. Das sind dann aber eher die Ausnahmen, was mich freut.

    Ich habe ja versucht zu erklären, es geht weder um Abschlüsse, noch um den Willen der Schüler. Für die Schüler gibt es die Möglichkeit, für ein Jahr die IK zu besuchen. Danach kommen sie zu mir in die BFS1. So ist im Moment in unserem Bundesland das System. Eine zusätzliche Sprachklasse ist für Minderjährige nicht vorgesehen, auch nicht möglich. Dass das System so nicht richtig funktioniert, da sind wir uns sicher einig. Aber das bringt uns doch beim Umgang mit diesen Schülern nicht weiter.
    Du beharrst so darauf, dass es keine Abschlüsse geschenkt gibt, was machst du also mit den Schülern? Alle 6 und Pech gehabt?

  • Ich fühle mit dir @Trapito, ich habe solche Schüler sogar in den Assistentenklassen. Manche wiederholen die Unterstufe und packen es dann, aber die meisten sitzen ihre Zeit ab bis zur Volljährigkeit. Für mich ist das keine Lösung.
    Der Vorteil bei den Assistenten ist, dass der Großteil der Schüler eben Deutsch spricht, die IFKler sind da die Ausnahme. Bei dir kann man ja keine Tandem-Partner bilden, wie ich es gemacht habe.


    Da es mich auch durchaus bald treffen kann in einer BFS1 zu setzen, bin ich mal gespannt, ob es noch sinnvolle Vorschläge gibt. Ich weiß nicht, wie das bei uns in der Abteilung gehandhabt wird.

  • Ich habe ja versucht zu erklären, es geht weder um Abschlüsse, noch um den Willen der Schüler. Für die Schüler gibt es die Möglichkeit, für ein Jahr die IK zu besuchen. Danach kommen sie zu mir in die BFS1. So ist im Moment in unserem Bundesland das System. Eine zusätzliche Sprachklasse ist für Minderjährige nicht vorgesehen, auch nicht möglich. Dass das System so nicht richtig funktioniert, da sind wir uns sicher einig. Aber das bringt uns doch beim Umgang mit diesen Schülern nicht weiter.Du beharrst so darauf, dass es keine Abschlüsse geschenkt gibt, was machst du also mit den Schülern? Alle 6 und Pech gehabt?

    Insbesondere die Situation während des unterrichts ist für die Lehrkraft ja auch grauenhaft, wenn man schlicht sagt "du kannst es nicht- 6, setzen und raus". Wer will als Lehrer schon ein ganzes Schuljahr Monologe vor der Klasse führen? Also ich kann da nicht einfach das "normale Programm" durchziehen, da komm ich mir ja wie ein volldepp vor, wenn ich quasi mit mir selbst rede, und das ein ganzes Jahr lang. Man mach dann alles für die Tonne. Lehrplankonform, ja. Aber trotzdem für den Mülleimer.

  • Ich würde mich weigern, diesen dafür ungeeigneten Schülern diesen Unterricht zukommen zu lassen.
    Also auch keine 6, ich würde nicht erteilen, denn sie sind ja nicht vorbereitet.
    Und diese Vorbereitung ist nicht dein Job, die soll gefälligst geleistet werden.
    Und ja, dazu muss sich was ändern.
    Wird höchste Zeit.
    Da deine SuS ja offenbar die Problematik begreifen, könnt ihr ja an einem Strang ziehen.
    Demos, Streiks, Medien, Günther Wallraf, und vor allem mal bei der nächsten Wahl kein "Traditions"kreuzchen, sondern eins mit Intelligenz.
    Und was dir noch so einfällt.
    Aber Unterricht auf "derzeit Unfähige" zuzuschneiden und am Ende denen dann ein Zertifikat auszustellen, das ganz was anderes beschheinigt als sie wirklich gemacht haben, ist Etikettenschwindel - und juristisch gesehen schlicht Betrug.
    Wenn man dich also dazu auffordert... ist das Anstiftung zu einer Straftat, und somit für die Stastsanwaltschaft interessant.
    Vielleicht müssen diese Register mal gezogen werden. Schön ist das sicher nicht, aber vielleicht zweckmäßig.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wie kann ich mich weigern, meinen Beruf auszuüben, wenn ich genau an dieser Stelle mehr gebraucht werde, als in irgendwelchen anderen Klassen?
    Das mit der Straftat halte ich für arg übertrieben. Die Schüler haben die Voraussetzungen für den Besuch des Bildungsganges (HS9) und sind daher im aktuellen System auch richtig dort und müssen dementsprechend nach besten Möglichkeiten unterrichtet und unterstützt werden. Das mache ich auch gerne.


    Ich habe aber nun schon häufiger von dir gelesen, dass man "richtig" oder "intelligent" wählen sollte. Gleichzeitig bringst du in ein Thema zur Unterrichtsgestaltung immer wieder Schlagworte wie "integrierbar" oder "zurück nach Hause" ein. Wen sollten wir denn deiner Meinung nach wählen?

  • Wie kann ich mich weigern, meinen Beruf auszuüben, wenn ich genau an dieser Stelle mehr gebraucht werde, als in irgendwelchen anderen Klassen?Das mit der Straftat halte ich für arg übertrieben. Die Schüler haben die Voraussetzungen für den Besuch des Bildungsganges (HS9) und sind daher im aktuellen System auch richtig dort und müssen dementsprechend nach besten Möglichkeiten unterrichtet und unterstützt werden. Das mache ich auch gerne.


    Ich habe aber nun schon häufiger von dir gelesen, dass man "richtig" oder "intelligent" wählen sollte. Gleichzeitig bringst du in ein Thema zur Unterrichtsgestaltung immer wieder Schlagworte wie "integrierbar" oder "zurück nach Hause" ein. Wen sollten wir denn deiner Meinung nach wählen?

    Wer sich für das Berufskolleg entscheidet, weiß was einen dort erwartet. Und Fördern gehört zum Aufgabenbereich des Lehrers zwingend dazu. Eine Grundlage, seine Arbeit zu verweigern, ist nicht vorhanden. Das System hat Schwächen, ja. Aber formal gibts da nichts zu rütteln: Die sus sind da, weil sie die Zuganhsvoraussetzungen formal erfüllen. Und meine Aufgabe als Lehrkraft ist es, diese bestmöglich zu fördern, so dass am Ende was vernünftiges bei herauskommt. Das bedeutet nicht, Abschlüsse zu verschenken. Aber das bedeutet sehr wohl, seinen Unterricht möglichst lerneffektiv zu gestalten.

  • Genau das Problem treibt mich zur Zeit auch um in einer Klasse.


    Ich möchte den Schülern, die so gut wie kein Deutsch können, eigentlich gar keine Note geben. Dass sie in diesem und nicht einem Deutschkurs sitzen ist hanebüchen.
    Wenn mich die SL zwingt eine Note zu geben, müsste es meiner Meinung nach eine 6 sein.


    Neben vielen anderen, hier auch schon genannten, Gründen, will ich mich selbst dafür schützen, mich selbst aufzureiben.
    Denn ich überlaste mich gnadenlos, wenn ich versuche diese Schüler einzubinden und dann jedes zweite Wort mit Händen und Füßen erkläre.
    Es ist aber schwer, diese Schüler einfach zu ignorieren, wenn es so viele sind.
    Mir graut es schon davor, den Schülern zu erklären, dass sie mit ihrer momentanen Sprachkenntnis nichts anderes als den 6er bekommen können - denn auch da werden sie mich kaum verstehen.


    Damit dass manche Kollegen das fies finden, kann ich leben, aber es ist kein gutes Gefühl, wenn andere, die den Schülern quasi selbst die Hand am Stift führen, noch den 4er geben, weil's doch so nette Leut' sind und sie "nichts dafür können". Und so hat man den Spaß dann Jahrelang und die Schüler wundern sich, wenn sie den Abschluss nicht schaffen, obwohl sie bisher doch immer durchgekommen sind. Genau so habe ich das schon erlebt.

  • Ich habe einen ähnlichen Fall bei meinem Englischkurs in der 8, die laut SL immer "Pech" hatten mit den Lehrkräften und die sprachlich ziemlich schwach sind (in Bezug auf Englisch). Letztendlich ist das Problem das gleiche wie bei den BK-Kollegen: Unterricht stur nach Lehrplan (ganz egal, ob etwas verstanden wird) oder eher das Niveau anpassen (das in dem Fall meines Kurses wohl auf dem der 5. Klasse wäre).


    Die beste Option ist vermutlich ein Spagat zwischen den Optionen: Immer wieder Grundlagen einstreuen und auf diese auch etwas mehr Zeit verwenden als man es sonst tun würde und zusätzlich möglichst viel vom tatsächlich geforderten Stoff vermitteln. Wenn am Ende des Jahres die SuS ein paar Inhalte mitgenommen haben und ein paar Sätze fehlerfrei schreiben können, hat man doch immerhin schon Wissen vermittelt.

  • Wie kann ich mich weigern, meinen Beruf auszuüben, wenn ich genau an dieser Stelle mehr gebraucht werde, als in irgendwelchen anderen Klassen?Das mit der Straftat halte ich für arg übertrieben. Die Schüler haben die Voraussetzungen für den Besuch des Bildungsganges (HS9) und sind daher im aktuellen System auch richtig dort und müssen dementsprechend nach besten Möglichkeiten unterrichtet und unterstützt werden. Das mache ich auch gerne.


    Ich habe aber nun schon häufiger von dir gelesen, dass man "richtig" oder "intelligent" wählen sollte. Gleichzeitig bringst du in ein Thema zur Unterrichtsgestaltung immer wieder Schlagworte wie "integrierbar" oder "zurück nach Hause" ein. Wen sollten wir denn deiner Meinung nach wählen?

    Deine Leistung geht bei dieser Ausgangsvoraussetzung aber voll in die Binsen. Das musst du deinem Arbeitgeber beibringen - vorzugsweise nicht allzu schonend. Und nein, sie haben die Voraussetzungen eben nicht. Sonst würden sie ja die Sprache sprechen - also hier schon Mogelpackung. Natürlich sollst du nach deinen Möglichkeiten das beste geben, sollte jeder von uns. Aber eben das geforderte laut Lehrplan, und das hat Voraussetzungen, und wenn du die nicht bekommst, dann verlangt man von dir einen Pudding an die Wand zu nageln.
    Du verlangst ja auch nicht vom Klempner, einen Wasseranschluss zu legen und gibst ihm als Material Stromkabel, oder?


    Nun... ich werde hier sicher keine Empfehlung abgeben, außer eben mal das Hirn einzuschalten. Damit ist die bestehende Regierung also erwiesenermaßen unfähig, und anal-fäkale Dysfunktionen gehören ins Klo, aber nicht auf den Wahlzettel (passende Farbe eben).
    Zieh also deine eigenen Schlüsse. Sicher ist eine deutlich bessere, umfangreichere und vor allem finanziell besser gestellte Bildungspolitik dringend notwendig. Und das ziemlich weit oben auf der Prioritätenliste - Keine Bildung ist viel zu teuer. Ziel ist eine sinnvolle Integration der -willigen und -fähigen, und eine Rückführung derer, die das eben nicht sind (bspw. bei Kriegsflüchtlingen, wenn der Krieg vorbei ist - wer sich bis dahin gut integriert hat, ist das ja dann, und wer nicht, will hier ja sowieso nicht bleiben).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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