Mich kotzt die ewige Stimmungsmache gegen die Lehrer mittlerweile nur noch an

  • Die WiWo schreibt einen Artikel über den Vergleich von Beamtenpensionen vs. Angestelltenrenten:
    https://www.wiwo.de/finanzen/v…m-ruhestand/23169172.html


    Statt aber einen neutralen Titel zu wählen, z.B. "Soviel mehr Geld haben Beamte im Vergleich zu Angestellten im Ruhestand", heißt der Titel in fetten Lettern:
    "So viel Geld haben Lehrer mehr im Ruhestand".



    Und der "Referenzbeamte" im Artikel ist nicht etwa der studierte Polizeirat oder der studierte Jurist (Regierungsrat), sondern natürlich der Grundschullehrer. Dabei hat der ebenfalls ein Masterstudium und Referendariat absolviert und bekommt sogar weniger als besagter Jurist oder Polizist. Als ob gerade die Grundschullehrer besonders absahnen würden...


    Da wird wohl mal wieder konkret Stimmung gegen die Lehrer gemacht...


    Gruß !


    ps: Auch sehr geschickt das Bild zum Artikel: Ein trübsalblasender Angestellter auf der einen Seite und direkt daneben ein lachender Lehrer. Kann man auch so interpretieren, als ob der Lehrer den Leser auslacht. Da wird mit allen psychologischen Tricks gearbeitet...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Mich als angestellter Lehrer würde schon interessieren, was an den Angaben dort falsch ist.


    Dort steht ja z.B.


    "Betrachten wir etwa den Fall einer ganz normalen Grundschullehrerin in Bayern, die im Besoldungsgrad A12 eingestuft ist. Wenn sie nach 40 Dienstjahren in Rente geht, verdient sie 4578 Euro im Monat. Da pro Jahr knapp 1,8 Prozent des letzten Gehalts als Pension gezahlt werden beziehungsweise maximal 71,75 Prozent, bekommt sie im Ruhestand rein rechnerisch 3284 Euro im Monat. Zieht man davon den sogenannten Korrekturfaktor sowie den Abschlag für Pflegeleistungen ab, bleiben der pensionierten Grundschullehrerin immer noch 3142 Euro im Monat. Hinzu kommt noch ein Weihnachtsgeld, das hier jedoch unberücksichtigt bleiben soll."
    [Hervorhebung von mir]


    Ich kann nicht glauben, dass eine seriöse Zeitung so grundsätzlich falsch berichtet (Lügenpresse mal aus anderer Sicht?). Bitte klärt mich auf.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    • Offizieller Beitrag

    Unseriös wird es da, wo man die Maximalpension als Referenzwert nimmt. Das erreicht doch fast niemand - und die in der Regel über einen längeren Zeitraum teilzeitbeschäftigte Grundschullehrerin sowieso nicht.
    Ich mit vermutlich 36 Dienstjahren (wenn das Pensionsalter bis dahin nicht noch angehoben wird, wovon ich ausgehe) übrigens auch nicht. Und die wenigsten von uns werden das bis 67 mit voller Stelle durchstehen.


    Und wer es doch tut, der hat sich nach 40 Dienstjahren diese Pension auch redlich verdient!

    Den Artikel hat vermutlich wieder irgendein Praktikant geschrieben, dem man aufgetragen hat, die olle Kamelle nochmal für ein Clickbait auszugraben. Dieselben handwerklichen Fehler in der Recherche finden sich besonders auch in den alle drei Monate erscheindenden Focus-Artikeln zu dem Thema.

  • Ich kann nicht glauben, dass eine seriöse Zeitung so grundsätzlich falsch berichtet (Lügenpresse mal aus anderer Sicht?). Bitte klärt mich auf.

    Es geht um die Art der Darstellung. Da werden Lehrer, speziell Grundschullehrer, als die großen Systemprofiteure dargestellt. Das ist für mich keine neutrale Berichterstattung. Schon gar nicht bei dem für mich tendenziösen Titel: "So viel Geld haben Lehrer mehr im Ruhestand". Stimmungsmache gegen eine spezielle Berufsgruppe aus meiner Sicht.


    Den Artikel hat vermutlich wieder irgendein Praktikant geschrieben, dem man aufgetragen hat, die olle Kamelle nochmal für ein Clickbait auszugraben.

    Glaube ich nicht. Unwahrscheinlich, dass solche Meldungen bei den großen Medien zufällig von irgendeinem Praktikanten platziert werden, der sonst nichts zu tun hat. Und selbst wenn: Bei einem "seriösen" Medium kann man davon ausgehen, dass der Chefredakteur das zumindest gegenliest und genehmigt.


    Gruß !

    • Offizieller Beitrag

    Das sind Bruttobeträge. Steuern und PKV gehen noch ab. Und das sollte man in einem solchen Artikel dann fairerweise nicht lapidar in einem Satz wegwischen und die 70% Beihilfe erwähnen, die viele Dinge eben nicht übernimmt.
    Dass im Alter auch ganz andere, teils fünfstellige Beträge zusammenkommen, die man an Arztrechnungen vorstrecken darf, fällt selbstredend auch unter den Tisch.


    Und wie gesagt, die wenigsten Frauen gehen nach 40 Jahren Vollzeitarbeit in Pension. Das ist eine Mondrechnung - und zwar ganz bewusst.

  • Ich bekam neulich einen Pensionsbescheid. Nach 25 Dienstjahren waren es ca. 1600 €. Wenn ich noch 15 Jahre schaffen würde, wären es nach meiner Rechnung Netto ca. 2600 €. Obwohl ich meistens über 90% gearbeitet habe.

  • Ich versuche möglichst wenig Zeitung zu lesen und Nachrichten zu konsumieren. Ich krieg trotzdem noch genug mit.


    Ergebnis ganz klar: es ist für die Gesundheit besser!!!


    Auch als Angestellter Lehrer meinen hier viele uns geht es zuuuuuu gut.


    Ich sag dann immer: Bewerben, Sachsen braucht Lehrer!

  • Wenn man etwas "Out-Of-The-Box" denkt, könnte man auf die Idee kommen, dass hier "Sündenböcke" für gesellschaftliche Entwicklungen vorbereitet werden. "Altersarmut" ist dabei sicher eine dieser gesellschaftlichen Entwicklungen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Die 71 Komma irgendwas Prozent sind Mondwerte. Die erreicht doch fast keiner.
    Da müsste man mit 27 spätestens mit dem Ref. fertig sein und durchgehend Vollzeit durchkloppen. Das scheitert in den allermeisten Fällen schon am Einstiegsalter.

    Ich glaube, es wird einem auch ein Teil des Studiums angerechnet, denn ich weiß sonst nicht, wie ich auf meine Dienstjahre komme. War ganz baff, als meine Chefin mit der Urkunde wedelte.

  • Mir sind solche Artikel egal.


    Wenn man etwas "Out-Of-The-Box" denkt, könnte man auf die Idee kommen, dass hier "Sündenböcke" für gesellschaftliche Entwicklungen vorbereitet werden. "Altersarmut" ist dabei sicher eine dieser gesellschaftlichen Entwicklungen...

    Das ist doch immer so, dass Lohnarbeiter nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch auf eine solche ideologische Art gegeneinander ausgespielt werden. Junge gegen Alte, Männer gegen Frauen, Familien gegen Singles, Inländer gegen Ausländer, Autofahrer gegen Radfahrer, Privatversicherte gegen gesetzlich Versicherte, Verheiratete gegen Unverheiratete, Dieselfahrer gegen ... und und und oder oder oder.
    Dafür, dass in allen Bereichen "kein Geld" da ist, sollen immer andere Gruppen von Lohnarbeitern verantwortlich sein - ausgerechnet.

  • Nein, so einfach ist das nicht. Ich bin schon lange genug dabei, um zu merken, dass es sich in letzter Zeit auf die Lehrer konzentriert. Da kommt was Größeres. Sagt mir meine Intuition.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Seit ich denken kann, geht es gegen Lehrer.


    Jetzt, wo es immer weniger davon gibt, umso unverständlicher.

  • So schwer sind die 40 Dienstjahre nicht, das Studium lässt sich schon mit ca. 2 Jahren anrechnen und das Referendariat voll. Dann noch eventuell Wehrdienst/Zivi. Wer mit 30 verbeamtet wird, der schafft die 40 Jahre, wenn er bis 67 geht.

  • Wenn man etwas "Out-Of-The-Box" denkt, könnte man auf die Idee kommen, dass hier "Sündenböcke" für gesellschaftliche Entwicklungen vorbereitet werden. "Altersarmut" ist dabei sicher eine dieser gesellschaftlichen Entwicklungen...

    Nun, was dagegen hilft, wäre ein Mindestlohn - nach Berechnungen der Rentenanstalt - von ca 13 € aktuell. Ich kenne derzeit nur Eine Partei, die das auch fordert, der Rest verkennt dieses Problem... wen die Leute mal danach wählen würden, rasseln sie dann auch nicht in die Altersarmut...
    *flötpfeif*
    Dann braucht man auch nicht bei anderen Berufen nach "Schuldigen" zu suchen... kleiner Tipp... Schuld sind die "Falschwähler", weil die diese lausige Entschuldigung für Politiker, die sich derzeit als solche bezeichnen, an die Regierung gelassen haben.
    *nochmal flötpfeif*

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nun, was dagegen hilft, wäre ein Mindestlohn - nach Berechnungen der Rentenanstalt - von ca 13 € aktuell. Ich kenne derzeit nur Eine Partei, die das auch fordert, der Rest verkennt dieses Problem... wen die Leute mal danach wählen würden, rasseln sie dann auch nicht in die Altersarmut...*flötpfeif*
    Dann braucht man auch nicht bei anderen Berufen nach "Schuldigen" zu suchen... kleiner Tipp... Schuld sind die "Falschwähler", weil die diese lausige Entschuldigung für Politiker, die sich derzeit als solche bezeichnen, an die Regierung gelassen haben.
    *nochmal flötpfeif*


    Auch wenn der Mindestlohn eine Million Euro wäre, die Verhältnisse würden sich deshalb nicht ändern.

  • So viel Geld haben Lehrer mehr im Ruhestand". Stimmungsmache gegen eine spezielle Berufsgruppe aus meiner Sicht.

    Oder Werbung für den Lehrerberuf. Tut ja auch Not angesichts des Lehrermangels.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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