Seiteneinstieg Sachsen zum 1.5.2019

  • Wie würdet ihr denn die Quereinsteiger verteilen? Da schreiben hunderte von Leuten, der eine ist Sozialarbeiter, der nächste kann ein Instrument spielen, der dritte hat vor 20 Jahren Maschinenbau studiert...

  • Ich finde es absolut nicht in Ordnung, wie die Sachbearbeiter mit den Leuten umgehen. Es sollte klar und deutlich kommuniziert werden, wo der Hase läuft und wie die Chancen stehen. Und fachlich sind die Sachbearbeiter mehr als gewöhnungsbedürftig: So fragte mich der Sachbearbeiter, ab wann ich in Leipzig katholische Religion unterrichten könne, weil man dringend römisch-katholische Theologen bräuchte. Als ich dann erklärte, dass man mir aufgrund meiner gemischtkonfessionellen Eheschließung im Sommer die Missio canonica - die kirchliche Lehrerlaubnis - entzogen habe, meinte man, dass wäre doch für die Tätigkeit an einer Schule nicht von Bedeutung.


    Und wie das von Bedeutung ist: Anfang der 1950er Jahre verhandelte Adenauer mit dem Vatikan über den Religionsunterricht, wobei festgeschrieben wurde, dass Religionslehrer, auch wenn sie an staatlichen Schulen unterrichten, die Lehrerlaubnis von der jeweiligen Amtskirche benötigen. Mit dem Beitritt der DDR zum Bundesgebiet wurde diese Regelung auch in Sachsen verbindlich. Ich finde, ein Sachbearbeiter/eine Sachbearbeiterin, der/die in die Einstellung von Lehrkräften involviert ist, sollte dies wissen. Sorry!

  • ... Als ich dann erklärte, dass man mir aufgrund meiner gemischtkonfessionellen Eheschließung im Sommer die Missio canonica - die kirchliche Lehrerlaubnis - entzogen habe,

    OT: Gemischtkonfessionelle Eheschließung :hammer: Sorry, aber sowas Beklopptes wissen (sächsische) Angestellte wohl wirklich im Normalfall nicht.


    Ja, es ist ärgerlich, dass ihr in der Luft hängt, aber das Schulamt verteilt die Stellen eh nach undurchsichtigen Kriterien. Da wundern sich auch Angestellte mit 2. Stex. schon lange.


    Und ich glaube nicht, dass irgendwer irgendwen hinhalten will, sondern dass heilloses Durcheinander und Unklarheiten herrschen, wer wie zugelassen werden soll und man Antrag für Antrag im Amtsschimmeltrab abarbeitet. Deswegen hätte ich auch keine Scheu, freundlich und beharrlich zu nerven, damit meine Akte nicht hinter die Heizung rutscht.
    Ein Fach muss aber schon ableitbar sein.

  • @Kranappel: Gehe mit dir konform, dass ein wenig auf die Qualität der eingestellten Bewerber geachtet werden muss. Ohne jemanden kränken zu wollen: Aber Sozialarbeiter sollten nicht als Lehrer an Schulen zum Beispiel Deutsch unterrichten. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit und der Lehrer/die Lehrerin sollte didaktisch ausgebildet sein.
    Nicht ohne Grund kann ich mich daran erinnern, dass die Grundschullehrer an meiner Universität separat didaktisch ausgebildet worden sind und auch eigene Proseminare hatten, an denen Sek II/ SekI als auch Magister-Studierende keinen Zutritt hatten.


    Der Terminus technicus lautet wirklich "gemischtkonfessionell" und klingt echt ein wenig dumm. Das mit der Lehrerlaubnis geht wirklich so weit, dass man nicht mal unverheiratet zusammenwohnen darf. Ich habe es schon erlebt, dass Hausbesuche von Seiten der Kirche stattgefunden haben. Dann klingelt es einfach, und jemand vom Bistum steht vor der Tür.
    Natürlich unangemeldet.



    Wenn ich richtig beim letzten Gespräch mit dem LaSuB herausgehört habe, dann werden im Augenblick sehr viele Deutschlehrer/innen gesucht. Und natürlich die MINT-Fächer. Aber festlegen möchte ich mich auch nicht.

  • In den katholisch geprägten Bundesländern ist der Ärger mit den jeweiligen Bistümern wirklich legendär. Das geht so weit, dass die Universitäten ihre Lehramtsstudenten schon für den Umgang mit dem bischöflichen Beauftragten für die Missio canonica schulen, damit sie auch ihre Canonica bekommen.


    Für diejenigen unter euch, die es interessiert; für eine Missio muss man:


    - regelmäßige ehrenamtliche Mitarbeit in der Kirchengemeinde (Firmgruppen, Messdiener)
    - zwei Zeugen, dass am ein guter Christ ist - in der Regel zeugt ein Professor und der Ortspfarrer
    - Teilnahme an der Firmung
    - Besinnungswochen (Klosteraufenthalte)


    Tabu:
    Ehescheidung mit Wiederverheiratung
    Unverheiratet Zusammenleben


    Mit Beendigung des Studiums bricht bei vielen katholischen Religionslehrern der Heiratsbum aus.


    Die Voraussetzungen für die Canonica variieren innerhalb eines Bundeslandes, da jedes Bistum seine eigenen Vorgaben hat. Die Vorgaben oben entsprechen dem Bistum Ruhr.
    In anderen Bistümern - insbesondere Köln und Paderborn - sind sie wesentlich strenger.

  • Das finde ich ja gerade spannend, wie unterschiedlich das ist.
    Hier gibt es gemischtkonfessionellen Religionsunterricht, der großteils von Lehrern gehalten wird, die das nicht einmal studiert haben.

  • @Zirkuskind


    Eigentlich dürfte das Fach Religion so nicht unterrichtet werden - auch nicht in Niedersachsen. Gemischtkonfessioneller Religionsunterricht ist auch in Niedersachsen nur zugelassen, wenn die Katholiken in der Diaspora eine Minorität von unter 10% bilden.


    Damit wird u.a. gerechtfertigt, dass in Schleswig-Holstein kein katholischer Religionsunterricht erteilt wird.
    Genau da liegt jetzt das Problem in Sachsen: Durch verstärkten Zuzug hat sich der Anteil von Katholiken erhöht, sodass das Land römisch-katholischen Religionsunterricht anbieten muss. Selbst bildet Sachsen aber keine römisch-katholischen Religionslehrer aus. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR erfolgt dies nur in Erfurt - nicht mal in Berlin.
    Wenn man ein Fach in Zukunft anbieten muss, sollte man sich auch mit den Einstellungskriterien auskennen. Das ist auf jeden Fall meine Meinung.


    Ich kann mir nur vorstellen, dass die Bezirksregierungen in Niedersachsen Absprachen mit den evangelischen Landeskirchen haben, sodass größtenteils Lehrer eingesetzt werden können, die das Fach nicht studiert haben. Die Landeskirchen haben früher immer Pfarrer im Entsendungsdienst - Pfarrer z.A. an die Schulen geschickt, die sozusagen "übrig" waren, weil es nicht genug Gemeinden gab. Aber inzwischen herrscht auch dort Theologenmangel.


    In NRW wird inzwischen das Fach "Praktische Philosophie" als Religionsersatz angeboten, wobei die Schüler/innen wählen können, ob am Religionsunterricht oder am Philosophieunterricht teilgenommen wird. In der Grundschule gibt es diese Wahlmöglichkeit nicht.

  • Eine kleine Zwischenfrage habe ich an der Stelle dann schon noch. Ich studiere ja selbst Lehramt in Dresden und hier wird auch katholische Religion als Fach angeboten. Gibt es da jetzt nochmal einen Unterschied zwischen katholisch und römisch-katholisch? (Tut mir leid, falls die Frage dumm erscheint. Ich bin selbst konfessionslos und habe auch hier in Sachsen nie Religionsunterricht gehabt.)

  • Hallo Benzie.


    der Studiengang in Dresden ist relativ neu eingerichtet und noch nicht völlig akkrediert. Außerdem ist die Ausbildung in Dresden abhängig von Erfurt. Man kann in Dresden auch nur den Bachelor machen. Zum Master wird man nach Leipzig geschickt. Und die Lehrstühle in Leipzig schicken die Studenten in der Regel nach Erfurt. Ich weiß das aus erster Hand, weil ich in der katholischen Theologie in Westdeutschland promoviert habe und wir an der Fakultät einen Professor hatten, der vorher an der Uni in Erfurt gelehrt hat.


    Das ist so eine richtig feine vera... der Studenten.



    Gruß aus NRW

  • Wer noch was wissen möchte, ober das Lehramtsstudium Theologie oder Theologie im Allgemeinen, der soll mich bitte per PN anschreiben, weil hier geht es eigentlich um den Seiteneinstieg in Sachsen und nicht um das Studienfach Theologie.

  • Hallo Leute,


    nach meinem Gespräch mit dem LaSuB Chemnitz heute, werden keine Bewerber mehr angestellt, aus deren Abschlüsse sich kein Fach ableiten lässt.


    Sozialarbeiter u.a. bekommen definitiv keine Stelle


    Salbei: Bitte schreib mich direkt an. Ich habe die Telefonnummer von der Sachbearbeiterin für dich, die für die direkte Einstellung zuständig ist und auch die Stellen verteilt.


    Gruß

  • Insbesondere bei der Grundschule wird nicht mehr fachfremd eingestellt. Originalton LaSuB; "Wir werfen doch unsere Kinder nicht den Schweinen vor die Füße!"

  • Ich hab heute auch mal angerufen. Es fehlt noch das Ergebnis irgendeiner Konferenz. Geplant ist, ab Mitte nächster Woche die ersten Bewerber zu kontaktieren. Ich liege wohl weit oben auf dem Stapel und kann mich auf ein baldiges Interview bezüglich meiner Motivation und Vorstellungen freuen. Ich bin gespannt!
    Alle Angaben für Dresden - Gymnasium

  • Mir hat Chemnitz gesagt, dass es erst ab Januar losgeht mit den Interviews. Es sei denn Dresden tickt anders.

  • Auch wenn ich mich jetzt zum Buh-Mann bzw. zur Buh-Frau mache, aber ich habe den Eindruck, dass teilweise die Einstellungschancen in Thüringen besser sind als in Sachsen. Ich habe mich in beiden Ländern beworben und denke, dass Thüringen wesentlich bessere Bedingungen hat. So kann man dort ganz normal ein Referendariat machen, wenn die Fächer schulrelevant sind. Aus diesem Grund gehe ich wahrscheinlich auch nach Thüringen. Ich möchte mich nicht verheizen lassen.

  • In Sachsen. War erst heute Abend im Postfach. Hatte heute ein Gespräch mit der Sachbearbeiterin. War ein komisches Gespräch. Sie hatte mich relativ negativ auf meine Abschlussnote angesprochen, die im 2er Bereich liegt. Man will wohl nur Spitzennoten haben. Aber ich muss sie wohl im Gespräch so überzeugt haben, dass ich dann heute Abend die Mail hatte.


    Von Thüringen habe ich die Anerkennung meines Magisters als Staatsexamen erbeten. Bescheid ist auch positiv. Die Sachbearbeiterin in Erfurt kennt meinen Bochumer Professor.


    Solltet ihr an Stellen wirklich interessiert sein, hackt persönlich nach. Unter meiner Einladung stand: "Auf Grund eines persönlichen Gesprächs sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass Sie die Qualifikation für den Schuldienst im Freistaat Sachsen mitbringen". Auch hilfreich zwar mein 2. Fach. Sollte sich von eurem Abschluss kein Fach ableiten lassen, gilt die Devise "Traum vom Lehrerberuf austräumen". Die Bewerber werden laut meiner Sachbearbeiterin sofort aussortiert. Versucht es eher in Thüringen. Laut der dortigen Sachbearbeiterin wird dort auch solchen Bewerbern bei Eignung eine Chance eingeräumt.


    Leider muss ich um eine Terminverschiebung bitten, da ich einen Termin am 21. 12. bekommen habe und ab Donnerstag im Weihnachtsurlaub in den Bergen bin. Der Termin ist übrigens bei Referatsleiter des Lehrerseminars.


    Gruß

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