Teilnahme am Klassenfest als Klassenlehrer

  • Mal aus Elternsicht: Wir veranstalten solche Grillnachmittage der Kinder wegen, Klassenklima und so. Riesige Lust haben dazu auch die Eltern nicht unbedingt. Höflicherweise wird auch der Klassenlehrer gefragt, ich wundere mich dann aber eher, wenn der/die am Samstag wirklich dazustößt. Ein "ich kann leider nicht" finden alle normal und niemand vermisst den Lehrer zu seiner Wurst ;)


    Also sag guten Gewissens ab und keiner nimmt übel.


    Als Lehrer hab ich das Problem nicht, weil unsere Eltern nicht auf die Idee kämen, irgendwas zu organisieren. Oder sie können das gar nicht, wissen nicht, wie man Smalltag mit anderen Eltern betreibt (!). Da hab eher ich versucht, was auf die Beine zu stellen, zumindest vormittags... Da kamen etwa je 20%. Seit aber ein Kind heulend unterm Tisch saß weil keiner der versprochenen Verwandten kam und ein anderes 30 mal erfolglos zum Schultor gerannt ist, bin ich vorsichtiger geworden.


    Fazit: Sei froh, dass die Eltern sich kümmern und lass sie getrost alleine machen.

  • Seit aber ein Kind heulend unterm Tisch saß weil keiner der versprochenen Verwandten kam und ein anderes 30 mal erfolglos zum Schultor gerannt ist, bin ich vorsichtiger geworden.

    Und genau das ist der Grund, warum ich mittlerweile gegen jede Art außerunterrichtlicher Veranstaltungen mit anderen Eltern bin, zumindest während der regulären Unterrichtszeit. Ja, ich arbeite Vollzeit. Nein, ich habe keine Zeit, zur Weihnachtsfeier in der fünften und sechsten Stunde oder zum Spiele"nachmittag" von 13.30 bis 15.00 Uhr oder zu sonst irgendeinem Schierschandudel [1] zu gehen. Und nochmal nein, ich habe verdammt nochmal keine Lust, meinem Kind immer wieder erklären zu müssen, dass ich nicht kommen kann, weil anständige Leute zu diesen Zeiten arbeiten [2]. Was war ich froh, als die KL unserer Tochter letztes Jahr verkündete, dass es keine Weihnachtsfeier in der Schule geben würde. Und was waren einzelne Muttis sauer, weil sie sich nicht als tolle Muttis präsentieren konnten...


    [1] Immerwährenden Dank an Sven Regener für dieses tolle Wort!
    [2] Formulierung für Forenzwecke zugespitzt. Ich habe das natürlich nicht so zu meiner Tochter gesagt (aber gedacht. Und zwar, wie ich finde, mit einer gewissen Berechtigung).

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • @fossi, deswegen hab ich zwischen meinen Kindern und meinen Schülern unterschieden. Die Eltern der Letztgenannten arbeiten nicht und kommen trotzdem nicht zum Kuchenessen, selbst wenn der kredenzt wird... Traurig für die Kids. In normalen Schulen macht man sowas doch eh am Wochenende, oder?

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe das relativ entspannt. Wenn ich zum Elternstammtisch eingeladen werde, entscheide ich, ob ich komme oder nicht - je nach Zeit und ggf. Lust. Was ich gar nicht mag, ist, wenn ein solcher Stammtisch zu einem inoffiziellen "offenem Elternsprechtag" verkommt oder gar zu einem Tribunal (Letzeres habe ich noch nicht erlebt).


    Grundsätzlich ist es doch zu begrüßen, wenn Eltern sich (in gesundem Maße) für die Klassengemeinschaft engagieren und Feste etc. planen. Wenn das ein- oder zweimal im Jahr stattfindet, finde ich das nicht sonderlich dramatisch und nicht zuviel verlangt, wenn man als KlassenlehrerIn hingeht.
    Ich halte das Ganze nämlich auch aus taktischen Erwägungen für sinnvoll. Manche Dinge kochen dann gar nicht erst hoch, manche unnötigen Termine am Elternsprechtag erübrigen sich dann - ebenso manche Endlosemailkommunikation.
    Wenn man den Eltern das Gefühl vermittelt, dass man mit ihnen gemeinsam für den Schulerfolg ihrer Kinder arbeitet, hat man ein wirklich entspanntes Leben als Klassenlehrer.

  • Elternstammtische gibt es bei mir aufgrund der Entfernungen nicht, aber dafür anderes. Jedes Jahr ist Schulfest und zum Abschied ist man auch irgendwie genötigt, wenn man die Klasse abgibt. Letztes mal habe ich nur eine Schulübernachtung gemacht, während mein Kollege neben so etwas noch die Eltern zu einem Grillen eingeladen hat bzw. der Elternbeirat dies in Absprache organisiert hat. Diesen Smalltalk finde ich auch ganz fürchterlich. Einmal habe ich den Abschied auf das Schulfest gelegt, wo ich zusammen mit den Kindern etwas Programm vorbereitet hatte. Nach einer guten Stunde war das vorbei und ich fand's in Ordnung.


    In der Beratung hat eine Kollegin auch mal einen Elternstammtisch organisiert, damit sich die Eltern mal untereinander kennenlernen. Eigentlich ja nett und ich hatte mir das auch einmal vorgenommen, aber so richtig Lust habe ich auch nicht dazu. Wenn ich bei den Familien zu Hause bin, wechsle ich auch gerne mal privat ein Wort, aber bei so einem Treffen steht ja wirklich nicht das Berufliche im Vordergrund. Ich mag meine SuS wirklich gerne, aber mit den Eltern bin ich da schon ziemlich auf Berufsmodus. Ich führe auch ein ganz anderes Leben als sie und habe dann immer das Gefühl, dass wir als einziges gemeinsam haben, dass wir viel Zeit mit ihrem Kind verbringen.


    Bei meiner jetzigen Klasse kann ich es mir noch schwieriger vorstellen, denn bei voller Anwesenheit sind es fünf Elternpaare, auch wenn alle sehr nett sind. Heute stand von meinen fünf Schülern einer vorm Klassenraum, von den restlichen vier nichts zu sehen. Zwei kamen zum Glück noch, sonst hätte es fünf Stunden lang Einzelunterricht gegeben! :ohh: Ich stelle mir das mit den Eltern vor, wo dann auch welche spontan absagen. Horror! :grimmig:

  • In normalen Schulen macht man sowas doch eh am Wochenende, oder?

    Ist es arg schlimm, wenn ich sage, dass ich mit den Schulen meiner Kinder, dem dort tätigen Personal und den Eltern der Mitschüler meiner Kinder möglichst wenig zu tun haben möchte? Ich widme dem Thema "Schule" momentan ca. ein Drittel meiner Lebenszeit. Das finde ich ausreichend.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Nö, ist nicht schlimm... nur erfrischend ehrlich.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
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  • Ist es arg schlimm, wenn ich sage, dass ich mit den Schulen meiner Kinder, dem dort tätigen Personal und den Eltern der Mitschüler meiner Kinder möglichst wenig zu tun haben möchte? Ich widme dem Thema "Schule" momentan ca. ein Drittel meiner Lebenszeit. Das finde ich ausreichend.

    Unsere Kinder kriegen eh einen Knacks weg, egal was wir machen. Lehrerkinder halt :sterne:

  • Zum Elternstammtisch würde ich nie gehen. Die können ja gar nicht lästern, wenn ich daneben sitze. :P


    Klassenfest - habe ich eigentlich ganz gerne. Üblich allerdings v.a. als Abschlussfest in Klasse 4 mit einem meist lustigen Programm, das die SuS so weit es geht ohne meine Hilfe einstudieren (meistens helfe ich trotzdem) und mit Klasse 1 oder 2 mache ich in der Weihnachtszeit manchmal ein kleines Adventsfest, bei dem sie die Lieder, Gedichte oder kleine Sketche aus dem vorweihnachtlichen Unterricht zeigen und wir bei Kinderpunsch und Plätzchen sitzen. Keine große Sache.


    Achso beim Thema Elternstammtisch sage ich, dass ich da prinzipiell nie hingehe. Fertig.

    Ist hier mit Klassenfesten auch so und da werden sogar die Fachlehrer eingeladen, wenn ich Zeit habe, gehe ich hin.

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