Lehrprobe Lerntheke Hilfe

  • Hallo liebe Kollegen,


    ich habe das große Glück, in meiner nächsten Lehprobe eine offene Unterrichtsform zeigen zu dürfen. Dabei habe ich mich für eine Lerntheke zur Wiederholung der Prozent- und Zinsrechnung in Klasse 9 entschieden. Die habe ich soweit auch fertiggestellt und habe jetzt an einigen Stellen Bedenken, ob das so in Ordnung ist:


    1. Differenzierung: Da es sich um eine Lerntheke zur Wiederholung handelt, wollte ich an 8 Stationen Wahlmöglichkeiten auf verschiednenen Niveaus geben. Dabei würde ich den schwächeren Schülern auf ihren Laufzetteln die Stationen markieren, welche sie bearbeiten sollen (vor allem Grundlagen und leichte Anwendungen) und den stärkeren Schülern eben die schwereren Stationen als Pflicht geben. Genügt das als Differenzierung, zusammen mit der Quantität, dass schnelle Schüler mehr bearbeiten können, oder sollte ich auch die einzelnen Stationen nochmal differenziert anbieten?
    2. Einstieg: Hier habe ich mir überlegt, die Schüler auf Zetteln Begriffe oder Formeln aus dem Themengebiet schreiben zu lassen und diese dann als Mindmap an die Tafel heften lassen. So bekommen die Schüler einen Überblick über das ganze Themengebiet und sehen vielleicht, was ihnen noch in Erinnerung ist oder was eben noch einmal wiederholt werden muss.
    3. Reflexion (vom Seminar gefordert): Da würde ich, da es sich um die Einstiegsstunde in die Lerntheke handelt, fragen, welcher Schüler das Ziel von 2 bearbeiteten Stationen geschafft hat und wer nicht. Außerdem würde ich noch fragen, wo Schwierigkeiten in der Bearbeitung gelegen haben. Reicht das schon?


    Danke schonmal =)

  • Du könntest den Schülern auch Stationen markieren mit denen sie beginnen sollen. Das kann bei stärkeren ja schon die Pflichtstation sein. Dann kommen keine Fragen/Motzereien auf, dass einige Kinder Pflichtaufgaben haben, andere nicht. Außerdem starten dann auch nicht alle mit der selben Aufgabe, was ja- wenn du nicht nur ABs hast- nicht geht.


    Ich differenziere bei sowas mit roten, gelben und grünen Ablagen um den Schwierigkeitsgrad zu verdeutlichen. Das Einschätzen des eigenen Leidtungsniveaus musst du aber vor der Lehrprobe mit den Kindern üben und reflektieren.


    Viel Erfolg!

  • meine Seminarleiterin wollte bei so was in der Reflexion auch immer von den Kindern hören, was sie gelernt haben. Im Idealfall deckt sich das was die Kinder sagen mit den Zielen, die du für die Stunde angesetzt hast....

  • Ein paar Gedanken, die du vielleicht schon berücksichtigt hast: Du hast mit den 2 zu erledigenden Stationen ein quantitatives Ziel. Wie sieht es mit den qualitativen Zielen aus? Was sollen deine Lernenden können und wie misst du das? Anhand der erledigten Aufgaben? Hier könnte die bereits erwähnte Reflexion deiner Lernenden dazukommen. Wenn du nach Leistung differenzieren willst, brauchst du auch unterschiedliche Ziele für schwächer/stärker oder wie auch immer deine Differenzierung aussehen soll. Ich denke, wenn die Ziele klar sind, ergibt sich der Rest von selbst – bei Methoden gibt es kein richtig oder falsch, aber die Methode muss sinnvoll zu den Lernzielen passen (und vor allem auch zur Lehrperson!).


    Vielleicht kennst du es ja schon, aber zu Lerntheken im Matheunterricht gibt es übrigens ein sehr schönes Buch:
    https://www.amazon.de/Mit-Lerntheken-den-Mathematikunterricht-gestalten/dp/1520321473/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1539259901&sr=8-1&keywords=jan-martin+klinge&tag=lf-21 [Anzeige]

  • danke für die Rückmeldungen,


    Ja ich möchte auch mit Grün, gelb und rot sichtbar machen, welche Station welches Niveau hat und den starken und schwachen Schülern jeweils andere Pflichtsstationen geben.
    Die qualitative Zielsetzung würde ich dann tatsächlich über die Bearbeitung der Aufgaben messen und nach der Lerntheke mit einem Test, wo alles nochmal kurz angefragt wird.

  • Die Überprüfung mit dem Test finde ich sehr sinnvoll. Nur anhand der erledigten Aufgaben abzuhaken, ob sie das Stundenziel erreicht haben, würde mir meine Studienleitung um die Ohren hauen. "Es kann ja auch sein, dass manche Kinder schon nach einer Station gecheckt haben, wie es geht", etc.


    Die Reflexion würde ich zweiteilen: Erstmal nur die Quantität.
    Es sollen sich am Ende alle Kinder melden, die 1 Station ganz fertig geschafft haben, dann die, die zwei geschafft haben und dann alle, die mehr als zwei geschafft haben.


    Dann eine qualitative Frage per Daumenprobe: Da kannst du dann einfach einzelne SuS rauspicken, wie es geklappt hat mit den unterschiedlichen Niveaus und wie gut die SuS zurecht gekommen sind.
    Ich frage immer erst jemanden "mit mittlerem Daumen", dann jemanden "mit Daumen nach unten" und dann "mit Daumen nach oben".


    Oder du machst ein Blitzlicht, wo du einen Satzanfang vorgibst, meinetwegen sowas wie: "Ich habe heute etwas Neues gelernt, nämlich..." oder "Ich habe heute ein Thema besser verstanden und zwar..." oder "Ich habe ... besser verstanden, aber ... ist immer noch ein bisschen schwierig für mich." Den kannst du an der Tafel anpinnen, dann haben die SuS immer schon mal ein bisschen was zu sagen.
    Das geht, je nachdem, wie groß deine Klasse ist, besser oder schlechter.

  • Du könntest zu Beginn oder vorab eine Checkliste gerne auch mit Beispielaufgaben ausfüllen lassen, in der die SuS eine Selbsteinschätzung vornehmen, was sie wie gut verstanden habe. ( kann ich sicher, kann ich meistens, fällt mir noch schwer, kann ich nicht). Dementsprechend ordnen sich die SuS den Stationen zu. Am Ende könntest du dann sowohl ihre Selbsteinschätzung reflektieren lassen, als auch Beispiele für das was sie gelernt haben skizzieren.
    Eine Mindmap mit den wichtigsten Inhalten kannst du evtl. auch in der vorhergehenden Stunde machen. Überlege dir wie viel Zeit du zur Verfügung hast. 45 Minuten sind schnell rum, zumal dann, wenn die Arbeitsform neu ist.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • ...
    3. Reflexion (vom Seminar gefordert): Da würde ich, da es sich um die Einstiegsstunde in die Lerntheke handelt, fragen, welcher Schüler das Ziel von 2 bearbeiteten Stationen geschafft hat und wer nicht. Außerdem würde ich noch fragen, wo Schwierigkeiten in der Bearbeitung gelegen haben. Reicht das schon?

    Die Reflexion ist sehr wichtig, weil du (und alle anderen, die der Stunde beiwohnen) an dieser Stelle erfahren können, ob das Unterrichtsziel erreicht wurde. Ist das Ziel dieser Stunde, 2 Stationen zu bearbeiten?


    Wie sind denn die Stationen aufgebaut? Kann man da vielleicht den Kreis zum Mindmap vom Beginn schließen?

  • Ich würde auf jeden Fall eine schriftliche Selbsteinschätzung der SuS vorher vornehmen, zB eine Positionslinie mit klebepunkten mit der Fragestellung "Ich beherrsche dieses und jenes...". Am Ende der WiederholungStunde kleben die sus dann nochmal Punkte um zu zeigen, wie nach der Wiederholung ihren stand einschätzen. Am besten auf der selben Linie, nur mit andersfarbigen Punkten. Darauf kann man sich dann auch gut beziehen, wenn es um den Grad des erreichens der Ziele geht.


    Sehe ich das richtig, dass es in der Stunde nichts neues gibt, sondern nur wiederholung? Das hätte bei meinen damaligen FL Probleme gegeben. Es sei denn, du führst die Methode neu ein oder wählst Förderung der Personalkompetenz als Ziel aus.

  • Ja, Ziel der 1. Stunde sind 2 Stationen, nach dem Unterrichtsbesuch mache ich dann weiter. Der Test würde dann am Ende der 2. Stunde stattfinden, das kann man ja aber so im Unterrichtsentwurf angeben.
    ich könnte ja am Anfang die mindmap machen, die Schüler überlegen lassen, was sie nochmal üben müssen und am Ende ein Blitzlicht mit der Frage: ich habe mein Ziel erreicht .... zu üben, und habe dieses Thema nun besser/ nicht besser verstanden. ( oder so ähnlich)


    Darf ich fragen, warum es ein Problem machen sollte, eine reine Wiederholung als Lerntheke zu machen? Ich meine, Übungsstunden sind in Mathe wichtig und an der Tagesordnung.


    Und an hannelotti:
    Das mit den Punkten gefällt mir auch sehr gut, eventuell in Kombination mit meiner mindmap, welche ich in der Vorstunde anfertigen könnte. Machen dann aber Pflichtsstationen überhaupt Sinn?

  • Darf ich fragen, warum es ein Problem machen sollte, eine reine Wiederholung als Lerntheke zu machen? Ich meine, Übungsstunden sind in Mathe wichtig und an der Tagesordnung.

    Unbestritten. Es hängt davon ab, ob dein Besuch Tagesordnung oder Feiertag sehen will. Manche kommunizieren das offen, bei anderen muss man es raten bzw. nach Erfahrungsberichten gehen.

  • ok alles klar :) dann dürfte es da keine Probleme geben. Die wollen eher das Tagesgeschäft ein bisschen aufgemotzt sehen, legen also viel wert auf erobern guten Einstieg und einen guten Anschluss und viel Aufwand für gute Differenzierung. das Stundenthema ist da eher nebensächlich

  • Weil du ein überprüfbares Lernziel in der Stunde brauchst. "Ich fülle 2 Arbeitsblätter aus" ist kein angemessenes Lernziel. (Wenn auch überprüfbar...)

    ...
    ich könnte ja am Anfang die mindmap machen, die Schüler überlegen lassen, was sie nochmal üben müssen und am Ende ein Blitzlicht mit der Frage: ich habe mein Ziel erreicht .... zu üben, und habe dieses Thema nun besser/ nicht besser verstanden. ( oder so ähnlich)

    genau das meinte ich :top: Bewusstmachen von Lernprozessen. Idealerweise sind die Stationen entsprechend der im Mindmap strukturierten Kompetenzen aufgebaut. Die Schüler sollen sich darin zurechtfinden, wissen wo was wie geübt wird.


    By the way, du hast 8x3=24 verschiedene Aufgabenblätter für die Stunde?

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Weil du ein überprüfbares Lernziel in der Stunde brauchst. "Ich fülle 2 Arbeitsblätter aus" ist kein angemessenes Lernziel. (Wenn auch überprüfbar...)

    genau das meinte ich :top: Bewusstmachen von Lernprozessen. Idealerweise sind die Stationen entsprechend der im Mindmap strukturierten Kompetenzen aufgebaut. Die Schüler sollen sich darin zurechtfinden, wissen wo was wie geübt wird.
    By the way, du hast 8x3=24 verschiedene Aufgabenblätter für die Stunde?

    ja die Stationen sind so aufgebaut, dass jedes Thema nochmal geübt wird.
    Das Ziel mit den 2 Stationen wäre nur ein Ziel für die Methode, die Lernziele für jede einzelne Station kommen dann natürlich auch noch dazu.


    Das war vorher schon meine Frage: ich habe im Moment alle Stationen in einfacher Ausführung, also jede auf einem Niveau. allerdings werden z.b. bei Station 1 nur Grundlagen der Zinsrechnung benötigt (Werte in formel einsetzen und ausrechnen) und in Station 2 dann Anwendungen abgefragt, sodass die Schüler das Niveau auch praktisch selbst aussuchen können.
    Eine dritte Differenzierung brauche ich in der Klasse m.E. nicht, da ich keine sonderpädagogischen Fälle in der Klasse habe. Eine der acht Stationen ist schwer, für die starken Schüler. Wie gesagt, das ganze ist auf 2 schulstunden ausgelegt, sodass ich da auch nicht zu viel haben möchte

  • ok alles klar :) dann dürfte es da keine Probleme geben. Die wollen eher das Tagesgeschäft ein bisschen aufgemotzt sehen, legen also viel wert auf erobern guten Einstieg und einen guten Anschluss und viel Aufwand für gute Differenzierung. das Stundenthema ist da eher nebensächlich

    Wurde das wirklich so offen gesagt? Überprüfbarer Kompetenzzuwachs ist in UBs nämlich das A und O. Wenn du diesbezüglich auf Nummer sicher gehen willst, formuliere Methodenkompetenzzuwachs und selbstständigkeit als Lernziel und evaluiere mit denen unbedingt die Durchführung der Methode. Dann gibts nämlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die sus sagen, dass das total was gebracht hat oder sie sagen, dass es ihnen aus xy Gründen schwer fiel und du greifst das in der Nachbesprechung als Verbesserungsmöglichkeit auf und benennst direkt Alternativen/Übungsmöglichkeiten.
    Meine FLs behaupteten auch stets, dass sie "Tagesgeschäft" sehen wollen, was aber schlichtweg bedeutete, dass absolut aufgemotzte Stunden dein Tagesgeschäft sein sollten ;)

  • Wurde das wirklich so offen gesagt? Überprüfbarer Kompetenzzuwachs ist in UBs nämlich das A und O. Wenn du diesbezüglich auf Nummer sicher gehen willst, formuliere Methodenkompetenzzuwachs und selbstständigkeit als Lernziel und evaluiere mit denen unbedingt die Durchführung der Methode. Dann gibts nämlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die sus sagen, dass das total was gebracht hat oder sie sagen, dass es ihnen aus xy Gründen schwer fiel und du greifst das in der Nachbesprechung als Verbesserungsmöglichkeit auf und benennst direkt Alternativen/Übungsmöglichkeiten.Meine FLs behaupteten auch stets, dass sie "Tagesgeschäft" sehen wollen, was aber schlichtweg bedeutete, dass absolut aufgemotzte Stunden dein Tagesgeschäft sein sollten ;)

    Ja meine FL ist da relativ locker. Ich muss sowieso die Ziele in Sachkompetenz, Methodenkompetenz und selbst- und Sozialkompetenz einteilen und zu jedem Bereich welche angeben. Das wird in der Stunde, aufgrunddessen das alles bekannt ist, dann eher mehr Methodenkompetent, da ich hier ja auch die Ziele der einzelnen Stationen einteilen kann

  • Pass aber auf, dass du genug von deiner Lehrerpersönlichkeit zeigst, bei uns wurde einigen Referendaren, die eine Lerntheke gezeigt haben, angekreidet, dass man sie zu wenig gesehen hat in der Stunde. Also Einstieg und Ende der Stunde nicht unbedingt auch komplett schülerorientiert planen.


    Gibt es Stationen, an denen Partnerarbeit verlangt wird? Sowas vielleicht noch einbauen?

  • Pass aber auf, dass du genug von deiner Lehrerpersönlichkeit zeigst, bei uns wurde einigen Referendaren, die eine Lerntheke gezeigt haben, angekreidet, dass man sie zu wenig gesehen hat in der Stunde. Also Einstieg und Ende der Stunde nicht unbedingt auch komplett schülerorientiert planen.


    Echt? Das wird bei uns zum Beispiel sehr gern gesehen, dass die Lehrer in den Hintergrund treten und sehr schülerzentriert arbeiten.


    Kommt wohl auf das Bundesland an.


    Bei offenen Unterrichtsformen ist das doch auch nicht unbedingt verlangt, dass der Lehrer megaviel performt. Da geht es doch um Selbstständigkeit und darum, wie der Lehrer das vorbereitet hat für die Schüler!

  • So soll es auch sein, aber nur in dem Maße, dass die Lehrkraft noch bewertbar ist. Kann ja sein, dass man ein riesen Planungstalent ist und eine Knaller-Lerntheke baut, aber vor der Klasse eine "Nullnummer" ist. Bei uns war die Faustregel, dass man von 45 Minuten 15 Minuten in Aktion sein sollte, damit man bewertbar ist.

  • Da müsste die Lerntheke auch spektakulär sein, wenn sie allein zur Bewertung herangezogen werden muss. Liegen dort nur kopierte ABs reicht es tatsächlich nicht aus, dass man sagt "legt los" und dann am Ende fragt "habt ihr alle je 2 Blätter geschafft?"


    Ich überspitze... Beim TE scheint ja soweit alles rund zu werden. Viel Erfolg und erzähl mal, wie es lief :)

Werbung