Englisch Sek II: Literaturtipps für Übungsmaterial gesucht / etwas verzweifelt nach erster Klausur

  • Hallo,
    ich lese schon länger interessiert mit und habe mich nun angemeldet, nachdem ich gerade die erste Englisch-Klausur meines neuen Kurses in der Oberstufe korrigiert habe. Es fällt leider auf, dass etliche SchülerInnen Probleme haben, strukturierte, zusammenhängende (und natürlich möglichst fehlerfreie) Texte zu schreiben.
    Teilweise bestehen elementare Mängel bei z.B. word order/ sentence structure.
    Es ist für mich sehr frustrierend, Sätze zu lesen, die entweder so "deutsch" klingen (da Wort für Wort übersetzt) oder die z.T. so unverständlich sind, dass ich kaum weiß, was inhaltlich gemeint ist.


    Für diese SchülerInnen suche ich nun nach Material, das ich ihnen an die Hand geben kann um diese Lücken möglichst selbstständig aufzuarbeiten (vielleicht ein utopisches Ziel?!) In der Mittelstufe ist nach ihren Angaben das Schreiben von "ganzen Texten" leider zu kurz gekommen :(


    Gefunden habe ich bisher eher isolierte Grammatik-Trainer, aber das geht nicht ganz in die richtige Richtung.
    Aus dem Studium kenne ich einige "academic writing" Bücher, die kleinschrittig das Schreiben von z.B. Essays vermitteln.
    So etwas in der Art suche ich für die Oberstufe (die Klett oder Cornelsen Abi-Workshop-Hefte passen aber nicht ganz so gut).


    Vielleicht hat jemand einen guten Literatur-Tipp oder sonstige hilfreiche Ideen?
    Vielen Dank schonmal
    Aus den Klausuren picke ich auch immer Beispiel-Sätze heraus, korrigiere diese zusammen mit den Schülern und wiederhole dabei die Grammatikthemen.
    So etwas in der Art müssten die ganz Schwachen aber am besten täglich machen...

  • Schon mal darüber nachgedacht, so eine Art "English for Runaways" umzukehren?


    Das Problem ist ja offenbar, im Denken nicht "umschalten" zu können.
    Also nimm dir mal englische Sätze und übersetz die "wortwörtlich" ins Deutsche. Die Schüler werden sich kaputtlachen. Und dann sag ihnen mal, wie ihre englischen Sätze klingen aus genau diesem Grund...
    ...vielleicht lässt das mal die Idee zu, zumindest zeitweise "Englisch zu denken".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • wenn sie denn "Englisch denken" könnten, würden sie diese Fehler nicht machen...
    und die Beispielsätze aus den Klausuren gehen genau in diese Richtung ;(

  • Ich sag meinen Schülern immer, dass da nur eins hilft: lesen. (Und fernsehen)
    Was sonst noch hilft: Beispieltexte verbessern. Bessere Struktur, mehr/ andere connectives,... Einfach mal Beispiele geben.
    Einen Zettel neben die Klausur legen und die Struktur am Rand skizzieren. Connectives/ Satzanfänge farblich markieren...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich sag meinen Schülern immer, dass da nur eins hilft: lesen. (Und fernsehen)

    Ich bin inzwischen etwas von diesem reflexhaften Tipp abgekommen. Zumindest als isolierten Tipp. Letztlich sind Lesen und Hören eben rezeptive Fähigkeiten, die sich nur indirekt auf die produktiven Fähigkeiten auswirken.
    Meiner Meinung nach muss dieser Tipp zwingend mit dem (noch wichtigerem) Tipp des Schreibens kombiniert werden. Die Schüler müssen regelmäßig schreiben, und zwar zusammenhängende Texte aber einer gewissen Länge. Ich nenne das gerne "Tagebuch", da es nicht unbedingt "akademische Texte" oder Summaries oder so sein müssen, die Schüler können sich das Thema selbst aussuchen.
    Diese Texte sollen sie dann mehrere Tage liegen lassen und dann selbst korrigieren. Über die Fehler, die sie dabei selbst finden (Performanzfehler), sollen sie ein Fehlerprotokoll führen. Dann verbessern sie die Texte so gut sie es hinbekommen, versuchen dabei auch aktiv bessere Formulierungen und Connectives zu wernden und geben sie dann bei mir ab. Was dann noch an Fehlern bleibt, thematisiere ich als Kompetenzfehler im Unterricht.
    Das ist natürlich aufwendiger, als mal ein Buch zu lesen oder eine Serie zu schauen, aber wer es in der Oberstufe wirklich ernst meint, kann meiner Meinung nach nur so seine Ausdrucksfähigkeit verbessern.
    Geht dann auch mehr in die Richtung des zweiten Teils deines Tipps:


    Was sonst noch hilft: Beispieltexte verbessern. Bessere Struktur, mehr/ andere connectives,... Einfach mal Beispiele geben.

    Und das hier kann man sowieso nicht oft genug predigen und einüben:


    Einen Zettel neben die Klausur legen und die Struktur am Rand skizzieren.

  • Was sonst noch hilft: Beispieltexte verbessern. Bessere Struktur, mehr/ andere connectives,... Einfach mal Beispiele geben.


    in diese Richtung suche ich ja nach Material...
    Hier und da habe ich bei den gängingen Verlagen schonmal einzelne Beispielaufgaben gefunden, aber vielleicht gibt es auch noch etwas, was gezielt die (komplexere) Textarbeit/ Textproduktion fördert...?


    und ja, am besten jeden Tag einen Essay schreiben, aber ich kann nicht dann ständig bei knapp 30 Leutchen korrigieren, da reichen mir die 2 Klausuren im Halbjahr schon.

  • und ja, am besten jeden Tag einen Essay schreiben, aber ich kann nicht dann ständig bei knapp 30 Leutchen korrigieren

    Musst du ja gar nicht. Erstens reicht es, wenn die Schüler sich an drei Tagen Zeit nehmen: An zwei schreiben sie, an einem dritten überarbeiten sie das, was sie geschrieben haben. Einen von beiden Texten geben sie ab. Außerdem geht es um die Oberstufe, da würde ich das gar nicht verpflichtend machen. Das sollen nur die machen, die auch echtes Interesse daran haben, sich zu verbessern. Dann bekommst du allerhöchstenst pro Woche 2-3 Texte, und das ist schon verdammt viel. Das schnell durchzukorrigieren geht auch in der Pause oder während einer Gruppen- oder Stillarbeitsphase, ist also quasi kaum Mehrarbeit.
    Mit diesem Modell musst du auch kein Material bereitstellen.

  • Ich hab das auch mal ein Jahr durchgezogen. Analyseaufgabe verteilt und nicht korrigiert. Nach 3 Wochen erneute Bearbeitung (2. Blatt), dann immer wieder. Das zog sich am Ende in die 9. Überarbeitete Fassung und die habe ich dann eingesammelt und korrigiert. Man sah an den Versionen (wenn man reinguckte) auch deutliche Verbesserungen. 2 mal hab ich die auch zum peer editing benutzt.


    Die Beispiele erstelle ich selber bzw mit Einverständnis der Schüler nehmen wir dafür deren Hausaufgaben oder Klausuren.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Erdbeereis, das ist jetzt nur meine persönliche Meinung und andere dürfen gerne widersprechen, aber mir scheint "word order/ sentence structure" (im Oberstufenniveau) ein weites Feld zu sein, das man vergleichsweise schwer gezielt üben kann. Du sagst selbst, dass die grammatik-Übungen und Abi-Workshops, die Du dazu gefunden hast, Dir unpassend erscheinen.
    Im Gegensatz zum Lernen von Vokabeln oder Zeiten etc., lassen sich Satzstrukturen nicht so einfach lernen, nicht so einfach die Theorie auf die Praxis übertragen, da die selbst verfassten Texte sich eben stark von denen der Übungen unterscheiden (oder zumindest dem Schüler so erscheinen).


    Bei Oberstufenschülern, die den Dreh nicht raus haben, kann man meines Erachtens mit solchen Übungen nicht viel erreichen. Die müssten viel mehr Zeit darin investieren, als das im Fremdsprachenunterricht möglich wäre.
    Vom Lehrer korrigierte Aufsätze helfen da meines Erachtens auch nicht sehr viel. Der Schüler sieht, wie es richtig geht, versteht aber nicht, warum. Und ob der Lehrer in jedem Fall eine allgemeingültige Regel formulieren kann halte ich persönlich für fraglich (kann natürlich auch an meiner mangelnden Kompetenz liegen).


    Erdbeereis: ich rate Dir, bei diesem Thema Deine Ziele nicht zu hoch zu stecken. Übe das, wie Du es für nötig hälst, aber den Anspruch wirklich jeden Schüler zur korrekten sentence structure zu bringen, scheint mir zu hoch gegriffen. Oberstufenschüler haben ja schon Jahre des Englisch-Unterrichts hinter sich, da etwas neu bzw. Altes umzuformen ist nicht einfach.

  • Ich denke da echt nur: Filme, Serien, Videospiele, Bücher, englische Foren (wobei man da bezüglich der Rechtschreibung aufpassen muss, their/there/they're scheint das englische das/dass zu sein).


    Und das viel und ernsthaft. Bei mir haben sich so viele Satzstrukturen eingebrannt, die ich sonst nie produzieren könnte. Langfristig arbeitet man dadurch ja auch an der Textproduktion.

  • Ich habe jetzt mal in meinem SekII Englisch Material geblättert, was ich damals eigentlich gemacht habe. Das ist jetzt alles 7 Jahre her.


    Da du ja was zum selbständig arbeiten für deine SchülerInnen für zu Hause suchst...
    Ich habe damals einiges aus Context 21 Starter Language and Skills Trainer Workbook und Context 21 Language, Skills and Exam Trainer genommen, da waren sehr sinnvolle Übungen zu Organisation und Struktur von spezifischen Texten drin, auch mal Satzbau im Fokus, linking ideas Übungen usw. als auch thematischer Wortschatz mit Lösungsschlüssel zum selbst überprüfen. Ich weiß leider nicht, wie die Ausgaben davon heute aussehen und ob das passend für dein Bundesland ist.


    Ansonsten habe ich mit den SchülerInnen dennoch viel Textproduktion im Unterricht geübt - learning by doing. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen.
    Es war natürlich immer auch ein Rennen gegen die Zeit, die Inhalte alle unterzukriegen.


    Wir haben es an einem Beispieltext gemeinsam erarbeitet und sie haben von mir eine Musterlösung bekommen, in denen der Aufbau von Summary/Analysis/Comment abgestimmt auf Sachtext, Rede, Zeitungsartikel usw. immer deutlich wurde als auch die connective words farblich markiert und kommentiert waren. So wusste jedeR, was gefordert ist und wie es sprachlich aussehen kann.


    Dazu gab es immer auch passende word lists mit Analysewortschatz und eine word list zum thematischen Wortschatz, die ich auch überprüft und abgefragt habe - so gab es auch für wirklich schwache SchülerInnen Erfolgserlebnisse.


    Und dann gab es dazu diverse Übungen von mir und aus den Workbooks, die immer mehr vom angeleiteten zum Selbstverfassen übergingen. Also gap texts (z.B. Schwerpunkt connectives, linking words passend einsetzen) - Satzanfänge - Sätze vervollständigen - connectives markieren - Sätze umstellen - Teile eines Textes in die richtige Reihenfolge bringen bis am Ende als Hausaufgabe oder Aufgabe im Unterricht stand, selbst einen Summary, eine Analysis, ein Comment mit Hilfe einer Kriterienliste zu schreiben. Meistens gab es eine Peer Correction, um mich selbst zu entlasten, aber wer wollte, konnte mir seine Aufgaben auch immer per Mail zu schicken oder bei mir abgeben. Das haben wirklich genutzt nur max. 4 SchülerInnen pro Kurs, also überschaubar vom Aufwand her.

  • Ach und Korrektur der Klausur: jeder sucht sich 2 Grammatikfehler raus, korrigiert diese und schreibt die entsprechende Regel dazu.
    Dann muss jeder 2 Sätze mit falschem Satzbau korrigieren und die Satzglieder benennen. Danach kommen noch 2 Präpositionsfehler.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • danke schonmal für eure Antworten und Tipps, ich werde mal einiges davon ausprobieren...


    ich habe schon einige Englischkurse gehabt, aber irgendwie fällt mir bei dem aktuellen gerade auf, wie erschreckend die Texte bei einigen aussehen. Das hatte ich bisher so extrem noch nicht.


    Da frage ich mich, ob es vielleicht gerade eine zufällige Ausnahme ist, oder ob sich das Niveau generell im Tiefflug befindet (wenn ich andere Kollegen aus anderen Fächern so höre, scheint es dort nicht unbedingt besser zu sein?!)


    Im Moment habe ich auch keinen Einblick in die Mittelstufe, kann also nicht beurteilen, ob es tatsächlich dort im Englischunterricht bei Lückentexen und multiple choice Aufgaben bleibt.
    Die Kollegen dort geben sicherlich ihr Bestes, soweit es eben bei den überall knappen Ressourcen möglich ist...

  • Ich bin viel im beruflichen Gymnasium um muss sagen, dass sich das bei uns auch arg mit den Schulen/ Schulformen unterscheidet. Habe das Gefühl viele Realschulen haben die ZAP als Ziel und die Gymnasien eher die Oberstufe. Ganz klar wer von meinen Schülern besser Texte verfassen kann. Aber mehr als 150 Wörter haben die meisten noch nie geschrieben.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • ... Letztlich sind Lesen und Hören eben rezeptive Fähigkeiten, die sich nur indirekt auf die produktiven Fähigkeiten auswirken...

    Eben diese Aussage las ich kürzlich in einer Psychozeitschrift. Dort ging es um Reichtschreibprobleme im Deutschen und dass viel Lesen nicht automatisch die Rechtschreibung verbesserte. Texte produzieren und mit Wörterbuch selbst überarbeiten war des Wissenschaftlers Devise. Klingt, als ob das für Fremdsprache auch passt :top:

  • Es mag wohl beides sein, rezeptive Immersion, man bekommt ein intuitives Gefühl für Satzmelodie und Strukturen - und gleichzeitig aktive Produktion durch Sprechen und/oder Schreiben. (Das ist natürlich nicht wissenschaftlich belegbar von mir - bin zu müde und erschöpft dafür - deshalb nur ganz subjektiv mein eigenes Erleben - I beg your pardon.)


    In Englisch auf 15 Punkte kam ich in der Schule nur durch eigene "Privat-Studien" zu Hause:
    - intensives Herauf und Herab-Hören meiner Lieblings-Band auf dem Discman (mit intensiv meine ich Dauerschleife, wie man es wohl nur als fanatischer Fan kann - in meinen Träumen war ich natürlich schon mit dem Sänger verheiratet :verliebt: )
    - Anlegen von handschriftlich akkurat geführten Heften mit den englischen Liedtexten der CDs und mühevolles Übersetzen dieser mit dem Wörterbuch (war noch in der Zeit, bevor jeder einen Rechner geschweige denn Internet zu Hause hatte) - ich rede hier von 3 Alben dieser Band - das waren also circa 45 Songtexte - auch die Geschichten im Booklet der CD wurden mit übersetzt - hatte ich mich verschrieben, wurde die Seite ausgerissen und neu geschrieben
    - ich bestellte als Fan natürlich auch das englisches Fanbuch dieser Band über den EMP-Katalog und began auch dieses zu übersetzen


    (Leider habe ich dass alles dann später als Erwachsene weggeworfen, heute hätte ich es gern noch aus sentimentalen Gründen zum Nachgucken. Ich verrate leider auch nicht die Band - megapeinlich.)


    Grammatische Strukturen, Satzbau usw. habe ich dabei nie bewusst geübt oder reflektiert, geschweige denn gelernt, dass kam durch das ganze Copy und Paste des Schreibens und den Kontext automatisch mit.
    Da ich in der Oberstufe dann nie wirklich Grammatik weitergelernt noch die Metastrukturen verstanden habe (Unterschiede bei den Zeitformen, simple vs. progressive-Formen), habe ich das ganze "Gedöns" erst im Grund-Studium geistig durchdrungen.
    Aber bei der Textproduktion in der Oberstufe wurde ja auch keine Grammatik mehr explizit abgefragt, da ging es einfach um die diversen Inhalte - ich hätte damals nicht sagen können, ob ich jetzt eine Partizipialkonstruktion genutzt habe oder eine Passivkonstruktion noch warum da ein Gerundium kommen muss. Es klang und las sich für mich zu dem Zeitpunkt einfach falsch oder richtig - das berühmte Sprachgefühl erzeugt durch die dauerhaften Sprachbäder zu Hause. Es hätte mich zu dem Zeitpunkt auch überhaupt nicht interessiert, Satzbau erklärt zu bekommen.


    Nach dieser fanatischen Phase hielten dann die ersten englischen Taschenbücher Einzug, Ayla und der Clan der Bären, Der Fänger im Roggen...


    Auch heute noch, wenn ich in amerikanischen Foren schreibe, habe ich immer ein online Wörterbuch parallel offen, um sprachliche Feinheiten während des Schreibens nachzuschlagen.
    - Dafür könnte ich jetzt gerade nicht mehr perfekt eine Zeitungstext-Analyse oder einen Essay schreiben, da ich es in der Sek1 lange nicht mehr gebraucht und genutzt habe.

  • Es mag wohl beides sein, rezeptive Immersion, man bekommt ein intuitives Gefühl für Satzmelodie und Strukturen - und gleichzeitig aktive Produktion durch Sprechen und/oder Schreiben. (Das ist natürlich nicht wissenschaftlich belegbar von mir - bin zu müde und erschöpft dafür - deshalb nur ganz subjektiv mein eigenes Erleben - I beg your pardon.)

    Aber bei der Textproduktion in der Oberstufe wurde ja auch keine Grammatik mehr explizit abgefragt, da ging es einfach um die diversen Inhalte - ich hätte damals nicht sagen können, ob ich jetzt eine Partizipialkonstruktion genutzt habe oder eine Passivkonstruktion noch warum da ein Gerundium kommen muss. Es klang und las sich für mich zu dem Zeitpunkt einfach falsch oder richtig - das berühmte Sprachgefühl erzeugt durch die dauerhaften Sprachbäder zu Hause. Es hätte mich zu dem Zeitpunkt auch überhaupt nicht interessiert, Satzbau erklärt zu bekommen.


    Nach dieser fanatischen Phase hielten dann die ersten englischen Taschenbücher Einzug, Ayla und der Clan der Bären, Der Fänger im Roggen...


    Auch heute noch, wenn ich in amerikanischen Foren schreibe, habe ich immer ein online Wörterbuch parallel offen, um sprachliche Feinheiten während des Schreibens nachzuschlagen.

    Man darf aber auch nicht vergessen, dass man als (zukünftiger) Englischlehrer eventuell eine Affinität zur Sprache hat, die gerade die Schüler, die mit grundlegenden Formen Schwierigkeiten haben, nicht mitbringen. Natürlich fallen MIR in Büchern, Filmen, Serien etc. interessante Formulierungen auf oder auch Ausdrucksweisen, die der Norm, die ich mal gelernt habe, widersprechen. Und natürlich versuche ich, mir diese zu merken, um mein eigenes Englisch weiterzuentwickeln. Aber glaubt ihr wirklich, ein Schüler, der sich zwingen muss, einen Film auf Englisch zu sehen, hat Sinn für so etwas? Natürlich wird sich auch bei denen ein gewisses Sprachgefühl durch die Rezeption einstellen, aber das dauert eben seine Zeit. Die oft beschworenen Skandinavier werden der Sprache in den Medien seit ihrer Kindheit ausgesetzt, nicht zwei Jahre vorm Abi. Da muss man schon ein wenig strukturierter herangehen und auch den Schülern, die der Sprache eben nicht so viel abgewinnen können, dass sie sich dafür interessieren, aktiv Hilfestellungen geben. Ich bin immer noch der Meinung, dass der Tipp "lesen und hören" hier einfach nicht ausreicht.

  • Dem widerspreche ich auch gar nicht.
    Im Gegenteil, meine eigene persönliche Lernerfahrung sollte aufzeigen, wie unglaublich schwierig es eigentlich ist für SchülerInnen, komplexe Texte zu produzieren - dass da viel Affinität und Übung zu Hause nötig ist, um flüssig Texte schreiben zu können und das nur der Schulunterricht allein dafür nicht ausreicht!
    Und dass Englisch ja nicht das einzige Fach ist - viele SchülerInnen haben meist nur ein Fach, wo sie Cracks sind, weil es sie auch privat als Vergnügen betreiben


    Wenn ich mir anschaue, was für Texte wir in der Sek 1 in Englisch schreiben, sind 100-150 Worte für viele das höchste der Gefühle. In der Sek1 ist ja Writing nur eine vieler Kompetenzen. In der SekII verschiebt sich der Schwerpunkt stark - in den Klausuren wird viel komplexes Schreiben abgefragt. Kein Schüler schreibt gern freiwillig Texte - man muss es immer wieder einfordern und üben. Der Sprung ist dann recht groß, wo es auf einmal um Summary, Analysis und Comment geht. Sie sollen vor allem auf einmal Dinge bringen, die ihnen schon in Deutsch schwerfallen. Das muss man ganz sinnvoll, Stück für Stück aufbauen und viel viel üben.


    Darum ging es ja in der Ausgangsfrage, um Erfahrungswerte und wie kann man sinnvolle Übungsmöglichkeiten schaffen mit Entlastung des Lehrers, Übungshefte, Materialien ... denn nur englisch Lesen und Filme schauen allein reicht nicht aus, um es auch aktiv produzieren zu können.

  • Da erwähnt ihr etwas, was eigentlich für jede Sprache gilt... am einfachsten lernst du, indem du dich der Sprache aussetzt, in jeder möglichen Form. Das, was zB oben über die Skandinavier gesagt wurde, trifft auch auf die Niederländer zu. Deren Fernsehprogramm besteht nämlich zu großen Teilen aus englischen oder deutschen Originalfilmen und -serien mit niederländischen Untertiteln, weil sich eine Synchro für die paar Niederländer einfach nicht rechnet. Und als Konsequenz fällt es ihnen dann deutlich leichter, diese beiden Sprachen zu lernen.
    Was Literatur angeht... ich hab schon früh "gezwungenermaßen" Englisch gelesen - RPGs als Hobby, Übersetzungen kaum vorhanden, dann eben das Original und los... Interesse ist ein super Motivator. Das Resultat war dann das Cambridge Certificate of Proficiency in English mit 15 - weil ich es einfach wollte (Ach ja... "offiziell" hatte ich Englisch erst ab der 7 - sonderlich gestört hat mich das aber nicht).


    Dementspechend... SuS brauchen Material, das sie interessiert, auch thematisch. Und - lebe damit, alle wirst du nicht auf den Standard bringen, den du gerne hättest. Gerade Englisch wird leider von vielen nachher als "kleineres Übel" gesehen als manch anderes Fach...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ...am einfachsten lernst du, indem du dich der Sprache aussetzt, in jeder möglichen Form.

    Und die Konsequenz daraus wäre bilingualer Unterrriht. Dann hätte man auch immer gleich ein relevantes Thema.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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