Berichtigung sinnvoll anfertigen lassen - Mathematik

  • Guten Morgen,


    ich bin Referendarin an einem Gymnasium und habe in meiner 5. Klasse die erste Klassenarbeit schreiben lassen. Nach den Ferien bekommen sie diese zurück und ich frage mich, wie ich die Berichtigung am sinnvollsten gestalten kann. Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich es, dass die gesamte Arbeit im Plenum besprochen wird, alle SuS alles mitschreiben müssen und am Ende zu Hause die richtige Lösung nochmal in ihre Klassenarbeitsheft abschreiben - diese Lösung erscheint mir allerdings nicht gerade förderlich.


    Ich bin gespannt auf eure Ratschläge!


    Liebe Grüße

  • Genauso kenne ich das auch. Fand ich schon als Schülerin nicht toll. Da wir seitens der Fachkonferenz beschlossen haben, dass Berichtigungen gemacht werden, habe ich das eigentlich auch immer so gemacht.


    Im letzten Schuljahr, nachdem die Rücklaufquoten der Berichtigungen arg schleppend lief und immer schlimmer wurde, habe ich die Methode geändert.


    Während der Korrektur der Klassenarbeit habe ich mir notiert, welche Fehlerschwerpunkte es in der Arbeit gab.
    Dann habe ich nur gezielt diese konkreten Aufgaben besprochen. Das dauerte dann auch nicht mehr so lang. Danach mussten auch nur diese Aufgaben berichtigt werden. Meist habe ich dann ein AB mit genau diesen Aufgaben gemacht. Das hatte zur Folge, dass die Schüler mit einer schlechten Note nicht mehr die ganze Arbeit verbessern mussten. Die standen dann auch nicht mehr so vor einem Berg von Aufgaben.
    Die Rücklaufquote hat sich dadurch deutlich erhöht.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Hallo,
    ich bespreche die Aufgaben der KA, d.h. stelle die richtigen Lösungen udn Lösungswege vor.
    Anschließend sollen die Schüler zur Verbesserung selbst Aufgaben aus dem Buch suchen, die ihre Fehler thematisieren und diese bearbeiten.
    Hat den weiteren Effekt, dass sie sich zuerst klar darüber werden müssen, was sie überhaupt falsch gemacht haben.
    Gruß!

  • Meist mache ich es auch so wie im Eingangspost geschildert und finde es nicht prickelnd.


    Einmal habe ich daher das Verfahren abgewandelt: Ich habe die Klassenarbeit besprochen ( = gemeinsam gelöst und erläutern lassen, warum x richtig und y falsch ist) BEVOR ich sie zurückgegeben habe. Niemand wusste, wo er/sie Fehler gemacht hat und alle mussten daher aufpassen. Danach bekamen sie sie zurück und mussten dann die Berichtigung anfertigen, begonnen wurde während der Stunde. Diese Berichtigung habe ich dann in der kommenden Stunde per Peer Correction (mit einem Wunschpartner, damit sich niemand vor einem ungeliebten Mitschüler bloßgestellt fühlt) und Musterlösung (wo dies möglich ist) nochmal überprüfen lassen.
    In der Theorie fand ich mein Vorgehen toll, in der Praxis zeigte sich aber, dass die Schüler uuuuuunglaublich hibbelig waren, während wir die Arbeit besprachen, was für mich wirklich sehr anstrengend war. Und wer total schlecht war konnte sich natürlich nicht alle Lösungen merken und hat auch bei der Nachbesprechung nicht alle Regeln/Erklärungen so verinnerlichen können, dass dann die Berichtigung gut gewesen wäre. Das zeigte sich dann in der nächsten Stunde. Trotzdem: Dass der Lerneffekt größer wäre, wenn sie die Lösungen bei der Besprechung mitschrieben, bezweifle ich auch. Dann lieber nochmal offensichtlich werden lassen, wo weiterhin Fehlerquellen lagen.


    Also: Es ist auch keine perfekte Lösung, aber vielleicht ein Denkansatz.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Trotzdem: Dass der Lerneffekt größer wäre, wenn sie die Lösungen bei der Besprechung mitschrieben, bezweifle ich auch.

    Ich habe Schüler, die würden sagen, falls die Arbeit vor der Rückgabe besprochen werden würde: "Wieso soll ich mitschreiben? Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich es falsch habe." :staun:


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Klassenarbeiten werden weder von mir besprochen noch müssen die Schüler eine Berichtigung anfertigen.


    Sie erhalten eine ausführliche Musterlösung, die sie sich zuhause anschauen können wenn sie mögen und mich jederzeit im Rahmen des Unterrichts fragen, sofern sie etwas nicht verstanden haben/nicht nachvollziehen konnten.

  • Ich mache es ähnlich wie @MrsPace, allerdings auch auf Sek II Stufe. Für eine 5. Klasse ist das möglicherweise zu viel an Selbstständigkeit. Aber trotzdem wäre ich für eine Variante, die auf einer Musterlösung basiert. Wie wäre es, wenn sie die Klassenarbeit in der Stunde nochmal schreiben, sich aber dabei untereinander austauschen und helfen dürfen? Eine Musterlösung (und eventuell eine Liste "häufige Fehler", die könnte man auch abgeben) liegt vorne zur Einsicht bei Unklarheiten (Variante: erst, wenn der Schüler seinen Versuch gezeigt hat). Lehrer geht von Tisch zu Tisch und hilft bei Fragen und kontrolliert, ob auch alle arbeiten. Sehr gute/schnelle Schüler bekommen Zusatzaufgaben oder sollen anderen helfen.


    Ich würde die Besprechung eher kurz halten und nicht zu viel didaktischen Krams einbauen – zu lange darauf rumzureiten bringt nicht viel, denke ich, und langweilig ist es für die Lernenden ausserdem. Als HA würde ich eine Berichtigung nicht aufgeben, gerade für schwache Schüler hat möglicherweise den Charakter von "Strafarbeit" und viel lernen werden sie dabei nicht.


    Die Unruhe bei der Rückgabe wird meiner Erfahrung nach drastisch reduziert, in dem die Noten vorher bekannt gegeben werden – an meiner Schule haben wir dafür eine Lösung, die für Lernende online per Browser erreichbar ist.

  • Was soll so eine klassische Berichtigung? Übung im Schönschreiben?


    Bei uns wird die Bewertung erklärt und es gibt einen kompetenzorientierten Rückmeldebogen mit neuen Übungsaufgaben zu jedem Kompetenzbereich.
    Die müssen die Schüler dann bearbeiten, wenn sie in dem jeweiligen Bereich nicht die volle Punktzahl haben.

  • Was soll so eine klassische Berichtigung? Übung im Schönschreiben?


    Bei uns wird die Bewertung erklärt und es gibt einen kompetenzorientierten Rückmeldebogen mit neuen Übungsaufgaben zu jedem Kompetenzbereich.
    Die müssen die Schüler dann bearbeiten, wenn sie in dem jeweiligen Bereich nicht die volle Punktzahl haben.

    Das würde in der 5. Klasse wohl nicht funktionieren.

  • Klar funktioniert das. Das machen wir an meiner Schule seit Jahren und wir haben sogar ein eher schwaches Klientel.
    Natürlich sind die Förderaufgaben auch so gewählt bzw. mit Lerninfos versehen, dass der Schüler da versäumtes auch wirklich nachholen kann.

  • Kodi, lässt ihr die Aufgaben zu Hause bearbeiten oder macht ihr das im Unterricht?

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Bei uns gibt es statt Hausaufgaben Lernzeiten (Ganztagschule). Eine der Lernzeiten pro Woche ist in der Regel beim Mathelehrer.
    Darüber hinaus liegen sie in einem Jahrgangsband, sodass SuS sich auch Hilfe beim Lernzeitlehrer der Parallelklasse bekommen können, wenn in der eigenen Lernzeit gerade kein Mathelehrer ist, aber in der Parallelklasse schon.


    Die meisten Kollegen handhaben es so, dass die Förderaufgaben aus dem kompetenzorientierten Rückmeldebogen in der Stunde der Klassenarbeitsrückgabe begonnen werden und in den folgenden Lernzeiten dann zu Ende bearbeitet werden. Die Schüler müssen die Aufgaben in der Regel 2 Wochen nach Arbeitsrückgabe bearbeitet haben. Wir betreiben also eine Mischform zwischen "in der Stunde" und Lernzeitarbeit. Der Schwerpunkt liegt aber bei letzterem.


    Die Förderaufgaben stehen natürlich nie alleine, sondern sind entweder so angelegt, dass die Aufgabe durch entsprechende Strukturierung zum Lösungsweg führt oder indem es zusätzlich ein analoges Beispiel mit entsprechener Erklärung gibt. Sie müssen halt so sein, dass die SuS sie alleine oder mit minimaler Hilfe erarbeiten können, selbst wenn sie die in der Aufgabe geforderten Kompetenzen vorher noch nicht erreicht hatten.

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