Ich schaue mir das jetzt mal zum ersten Mal an.
15:00 Ach du gute Güte, anscheinend kommen Fachleiter und Ausbildungslehrer unvermittelt in den Unterricht. Warum bitteschön mitten in das Unterrichtsgeschehen? Warum muss der Ausbildungslehrer im Unterricht den Fachleiter über die pädagogische Gemengelage informieren? Geht das nicht vorher, außerhalb des Klassenraums?
20:00 "Feedback? Mein Arbeitstag ist auch noch nicht zu Ende." Arschloch. Was meinst du, was dein Feedback ist? das ist Arbeit, Ausbildung, deine Dienstpflicht! Auch, wenn du ganz normal nur Lehrer bist.
21:00 Mein Gott, die arme Referndarin. Ich erlebe das so oft, dass Menschen in der Lehrerausbildung beschädigt werden, das tut mir persönlich menschlich so Leid... Hoffentlich schaffe ich es, meinen Referendaren bei meinem Feedback einen anderen Eindruck zu vermitteln als "Fünf, hoffe ich nicht, ich weiß es nicht"...
22:30 Benontungen ohne selber die Lerngruppe unterrichtet zu haben. Immer so eine Sache. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Kann man das so als Ausbildungsmaterial verwenden? Mhhm. Kommt drauf an.
24:20 Ich bin so froh, in der Erwachsenenbildung zu arbeiten. Ich habe einfach kene Lust, heulende Kinder zu verarbeiten...
25:50 Die Referndarin hat so Recht. Der Zwang zur Benotung ist grauenvoll. "Sklaven von Zahlen" - Sie hat einach Recht. Ich hasse das, obwohl ich schon über 15 Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel habe. Immer noch glaube ich, dass ich ohne Benotungspflicht genau so gut arbeiten könnte.
27:00 Tausend Fehlerkategorien in einem Satz. Ja, ist normal, passiert immer wieder. Die Frage ist, wie geht man damit um? Wie berät man seinen Lerner, dass das nächste mal weniger Verstöße gegen den Standard der Sprache und der Rhetorik geschehen? Das ist das Entscheidende, nicht die Zahl der numerischen Verstöße...
28:44 Über Bewertungsbeschwerden: "Die Schule hat eine Tabelle. Ich hätte das anders bewertet." Nicht tun. Entweder ich bewerte selber, dann stehe ich dazu. Oder ich bewerte nach der Maßgabe der Schule, dann vertrete ich die dem Schüler gegenüber und zweifele die nicht öffentlich an (Fakositzungen sind was anderes.) Alles andere geht nicht.
32:00 Die Bildungsgeschichte des Referendars. Jupp. Das ist der Normalfall für uns im zweiten Bildungsweg- Die "Versager" versuchen es bei uns und haben sehr oft Erfolg...
39:05 "Der beste Motivator ist Erfolg" - sehr richtig, auch die Gegenfrage "woher kommt der?" Das ist einer der Knackpunkte beim Unterrichten.
41:16 Elterngespräch - der arme Referendar, der ist völlig auf hoher See... Das tut einem körperlich weh, das zu beobachten. Naja, wie man Beratungsgespräche führt, ist Erfahrungssache. Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, wie man das jemandem theoretisch beibringen will. Vielleicht Hospitation bei erfahrenen Kollegen?
51:00 Die Realität des Problems der "Lehrerpersönlichkeit". Ich muss schon eingestehen, dass bei mir das Klischee "armes Mäuschen" einige Male emporgeploppt ist, wenn es um diese Referendarin ging. Der Begriff "Lehrerpersönlichkeit" ist kaum zu greifen und kann auch nicht wirklich strukturiert beigebracht werden. Fakt ist allerdings, dass der Lehrerberuf eine Tätigkeit mit Führungsverantwortung über Gruppen mit Menschen ist. Es gibt Menschen, die das von ihrer Persönlichkeitsstruktur her gut können, andere können es weniger oder gar nicht. Que faire? Allerdings liegt bei der Referendarin auch ein Missverständnis vor: Autorität haben ist nicht autoritär sein und Führung ist nicht per se unmenschlich. (Kann es aber sehr schnell sein.)
52:41 Interessante Fensterkonstruktion. Hab ich so noch nie gesehen!
53:00 Mein Gott, was bin ich froh, in der Erwachsenenbildung zu sein... Aber sehr interessant, wie hier die Impulssetzungen durch die Referendarin laufen. Ihr lautes "Hey!" hat bei den Schülern wahrscheinlich nicht funktioniert, weil es als Lehreräußerung nicht angekommen ist, denn es war von der Stimmlage und von der Wortwahl nicht von einem Schüler-"Hey" zu unterscheiden. Was macht man? Vielleicht mehr mit der Körperposition arbeiten, weg vom Lehrertisch, bei Impulssetzungen auch konkret körperlich in der Nähe sein? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Bewegung durch den Raum in allen Aspekten des Lehrerhandelns sehr wichtig ist.
50:00 Burnout und ausgelaugt, obwohl noch frisch im Referendariat. Das ist wirklich ein Problem, dass man eigentlich erst nach dem Referendariat lernt, dass der Lehrerberuf und seine Ansprüche sehr wenig mit dem zu tun haben, was man im Referendariat lernt - und dass man überhaupt erst nach dem Referendariat mit dem Lernen beginnt, wie man als Lehrer sein Arbeitsleben so gestaltet, dass man jahrelang durchhalten kann. Und manche lernen das leider nie. Oder falsch; es gibt leider viel zu viele verhärtete Zyniker, die ihre Schüler verachten.