TV Tipp: "Zwischen den Stühlen"

  • Also, wenn Du eine ordentliche Analyse der Schüler vorlegst, weiss im Grunde jeder FS-Leiter, mit was für Schülern Du es zu tun hat. Da sollte natürlich nicht erwähnt werden, dass der Schüler X bei Kollegen Y noch mehr den Unterricht stört. Denn das interessiert keinen. Es ist wichtig, dass DU erkennst, was Du für Schüler da sitzen hast und dass DU Deine Methodik und Didaktik auf genau DIESE Schülergruppe anpasst und damit den maximalen Lernerfolg erzielst.Hast Du einen Störer dabei und weisst das, dann musst Du angemessen reagieren und deine bisherigen Bemühungen darstellen. Wenn die dann noch nicht gefruchtet haben, sollte da zumindest stehen, was DU noch für Maßnahmen ergreifen willst, um den Störer zur Mitarbeit zu bewegen.

    Einer meiner heiß geliebten FSL meinte, nachdem er meine SuS-Analyse gelesen hatte und wusste, dass die Schüler kein niveau gym 10. Klasse hatten (Wunder auch: war ja an einer Schule mit Hauptschulcharakter eingesetzt in Berlin) zu mir und meiner Mentorin, dass ihm das scheissegal ist ob die Gymnasiale Niveaus erreichen können. Ich hätte dafür Sorge zu tragen das sie die Arbeitsblätter nach gym niveau bearbeiten.
    Der Hinweis meiner Mentorin, dass einige Schüler nicht einmal ihren Namen fehlerfrei schreiben können hat den Herren nicht interessiert.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

  • Einer meiner heiß geliebten FSL meinte, nachdem er meine SuS-Analyse gelesen hatte und wusste, dass die Schüler kein niveau gym 10. Klasse hatten (Wunder auch: war ja an einer Schule mit Hauptschulcharakter eingesetzt in Berlin) zu mir und meiner Mentorin, dass ihm das scheissegal ist ob die Gymnasiale Niveaus erreichen können. Ich hätte dafür Sorge zu tragen das sie die Arbeitsblätter nach gym niveau bearbeiten.Der Hinweis meiner Mentorin, dass einige Schüler nicht einmal ihren Namen fehlerfrei schreiben können hat den Herren nicht interessiert.

    Solche Ärsche gibts. Ja. Wie die dahin geraten, weiß ich auch oft nicht. Findet man aber in jeder Berufsgruppe.

  • Oh doch, in BY muss jedes Arbeitsblatt einen ganz bestimmten Rahmen haben. Wenn nicht, Anschiss. Einer der Gründe, warum meine Tochter alles hingeschmissen hat. Aber es gibt noch viele. In meinen Augen alles Bürokratie, die mit der Eignung als Lin nicht viel zu tun hat.

    Da muss ich auch wiedersprechen, war und ist bei uns auch nicht so. Hängt aber wahrscheinlich stark von der Schule und der Schulform ab.


    Arbeitsblatt: Ich vergleiche das mal mit der Uni. Dort wird ja erwartet, dass die Hausarbeiten auch nach bestimmten Formalitäten verfasst werden. Wenn also die Formalitäten bei Arbeitsblättern wichtig sein sollten, kann man das ja einmal als Musterbeispiel bei Word o.ä. vorbereiten und bei jedem weiteren Arbeitsblatt übernimmt man einfach Schriftgröße, -art, Kopfzeile etc. So viel Arbeit macht das letztendlich auch nicht.


    @stummer Impuls: Schwierig wird sowas genau dann, wenn man erwartet, dass die Schüler genau dieses eine Stichwort nennen. Wenn man jedoch die Schüler frei assoziieren lässt und auch alternative Lösungsvorschläge akzeptiert, können die Schüler von dieser Methode durchaus profitieren und wenn der Lehrer die Schüler im weiteren Verlauf in eine andere Richtung führt, sehe ich das jetzt nicht als allzu problematisch an. Entscheidend ist vermutlich der zugrundeliegende Unterrichtsgegenstand und die Ernsthaftigkeit, mit der Schüler an eine solche Aufgabe herangehen.

    zu 1. Ja, ist möglich, wenn du weißt wie es erwartet wird.


    zu 2. Das kannst du in einer ganz normalen Stunde machen, aber in der Lehrprobe (oder UPP) wenn du eh schon im Stress bist und alles ganz minutiös geplant ist, kann das deine gesamte Planung über den Haufen werfen und das kann sich je nachdem wie du darauf reagierst schlecht auf die Note auswirken.

  • Solche Ärsche gibts. Ja. Wie die dahin geraten, weiß ich auch oft nicht. Findet man aber in jeder Berufsgruppe.


    Wohl wahr. Dumm eben nur, dass diese "Ärsche" ziemlich freie Hand haben und sich gegenseitig befruchten. Jedenfalls ist das in meinen Gefilden so; ich hätte das Seminar ja längst gewechselt, aber das geht nicht ohne Weiteres. Und ob es woanders wirklich besser ist? Ich bin schließlich auch ganz unbedarft ins Referendariat gegangen, voller Zuversicht eben. Nie hätte ich gedacht, dass ich solche Zustände vorfinde. Aber genug davon; jeder durchlebt letztlich sein ganz eigenes Referendariat - Standards gibts ja nicht.


    der Buntflieger

  • Also, wenn Du eine ordentliche Analyse der Schüler vorlegst, weiss im Grunde jeder FS-Leiter, mit was für Schülern Du es zu tun hat. Da sollte natürlich nicht erwähnt werden, dass der Schüler X bei Kollegen Y noch mehr den Unterricht stört. Denn das interessiert keinen. Es ist wichtig, dass DU erkennst, was Du für Schüler da sitzen hast und dass DU Deine Methodik und Didaktik auf genau DIESE Schülergruppe anpasst und damit den maximalen Lernerfolg erzielst.Hast Du einen Störer dabei und weisst das, dann musst Du angemessen reagieren und deine bisherigen Bemühungen darstellen. Wenn die dann noch nicht gefruchtet haben, sollte da zumindest stehen, was DU noch für Maßnahmen ergreifen willst, um den Störer zur Mitarbeit zu bewegen.


    Hallo Sissymaus,


    danke für die Tipps, aber alles das habe ich natürlich getan. Ob das jedoch den FS-Leiter interessiert, was ich da in meinem Entwurf an Begründungen niedergeschrieben habe, steht auf einem ganz anderen Blatt. Auch hier zählt: Der gute Wille macht den Unterschied. Man könnte es auch Sympathie oder Empathie etc. nennen.


    Im obigen Fall handelt es sich um einen bisweilen auffälligen Schüler, der aber in meinem Unterricht nicht als Störer fungiert. Da seine Selbstkontrolle jedoch relativ gering ist, fällt er gelegentlich durch spontane Zwischenrufe auf. Ganz unterbinden lässt sich das nicht; wichtig ist, dass er den Unterricht bei mir nicht willentlich stört. Hier hat nur jemand nach Vorwänden gesucht, einen Unterricht schlechtzureden, der im Grunde solide bis gut war. Besser geht immer, das ist klar.


    der Buntflieger

  • und damit den maximalen Lernerfolg erzielst

    Dann definier erst einmal bitte, was dieser "maximale Lernerfolg" denn genau ist. Man könnte darauf ja auch platt antworten, daß man Frontalunterricht macht, auf das man möglichst schnell möglichst viel Stoff durchbekommt. Der maximale Lernerfolg ergibt sich dann aus der Masse des vermittelten Stoffs.


    Ich weiß, ich bin jetzt mal ganz ketzerisch. :teufel:


    Wie gesagt, ich hätte gerne eine ganz genaue Checkliste, welche Kriterien abgeprüft werden und wie genau diese zu erfüllen sind, um die Note 1, 2, ... 5 oder 6 zu rechtfertigen.


    Quasi wie bei einem Zerspaner-Azubi, der in der praktischen Prüfung ein ganz spezielles Werkstück fertigen soll. Betragen alle Maßabweichungen weniger als 0,01mm, ist es die Note 1, betragen sie maximal 0,05mm ist es die Note 2, usw. usw. ...


    Mit diesen schwammigen Aussagen a la: "Er hat kein Standing vor der Klasse" kann ich nichts anfangen, wenn es ans Bewerten geht.

  • plattyplus: Du definierst in Deinem Entwurf Stundenziele. Wenn Du schlau bist, hast Du sie so formuliert, dass man sie auch überprüfen kann. Sind sie erreicht, hast Du den Lernerfolg erzielt. Dass die Ziele sich natürlich aus den Lehrplänen generieren, ist selbstverständlich.


    Somit wäre ein Kriterium für Referendare: Schüler erreichen durch meine ausgewählte Methodik und Didaktik das vorgegebene Lernziel. Und meines Wissens steht das doch auch in den Handlungsfeldern drin.https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/LAusbildung/Vorbereitungsdienst/Kerncurriculum.pdf Ist hier doch ziemlich genau beschrieben, was Du leisten sollst.


    Denk Dir gern noch weitere aus. Genaue Checklisten a la: "Toleranz eingehalten" halte ich bei der Arbeit mit Menschen für Unsinn.


    Ich weiß, dass sich Leute mit schlechten Erfahrungen gern am gesamten Ref reiben. Aber das ist nicht so. Wie mit allem steht und fällt es mit den beteiligten Personen. Ich war immer super in Mathe, bis ich einen Lehrer bekam, der es mir verleidet hat. Am Ende habe ich das Gymi abgebrochen. Ich könnte jetzt immer diesen Lehrer ins Feld führen, aber ich habe meinen Weg trotzdem gemacht.


    Wie ich schon sagte: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Du kannst gern Frontalunterricht zeigen, hast damit vielleicht mehr Wissen in die Schüler gestopft, aber damit die anderen zu erreichenden Ziele nicht erfüllt (siehe in der Verlinkung Kompetenz 2, 3 und 4). Deine Note würde daher eher schlecht ausfallen.

  • Das "schlecht-Reden" habe ich leider auch schon erlebt. Trotzdem konnte das durch Eingreifen von mir als Mentorin oder des AKOs relativiert werden. In den letzten 8 Jahren hatten wir keinen Ref, bei dem die Benotung meiner Meinung nach genau gestimmt hat. Wir hatten auch schon jemanden, der meinte, das wäre zu schlecht bewertet, aber insgeheim dachte ich, er ist noch gut bedient. Ich hätte es schlechter bewertet.

  • ... Hier hat nur jemand nach Vorwänden gesucht, einen Unterricht schlechtzureden, der im Grunde solide bis gut war.

    ...findest du.



    ... Der gute Wille macht den Unterschied. Man könnte es auch Sympathie oder Empathie etc. nennen...

    ...deiner Meinung nach...



    ...wichtig ist, dass er den Unterricht bei mir nicht willentlich stört.

    ...wichtig ist allein, wie du auf die Störungen reagierst.

  • Wie gesagt, ich hätte gerne eine ganz genaue Checkliste, welche Kriterien abgeprüft werden und wie genau diese zu erfüllen sind, um die Note 1, 2, ... 5 oder 6 zu rechtfertigen.

    Hab ich dir doch gegeben. Noten wären entsprechende Worturteile: "In besonderem Maße erfüllt" bis "nicht in absehbarer Zeit erreichbar".


    Dass Deutsch schwieriger zu bewerten ist als Mathe ist denke ich klar. Und dass Noten immer auch subjektiv sind, auch. Trotzdem hat man's doch in der Doku gesehen (was man sehen konnte), es gibt Einserkandidaten und Leute, da sieht man schwarz. Die Grautöne dazwischen sind so klar oder undurchsichtig, wie unsere Schülerbenotungen. Und erzähl mir nicht, dass du 100% objektiv bewertest, Zerspanungsmechaniker hin oder her. Die Noten kannst du regeln von den Anforderungsbereichen über die Punkteverteilung bis hin zum Augezudrücken bei wem noch ein entschuldigter Fehltag aus einem unentschuldigten gedeichselt wird.

  • Hab ich dir doch gegeben. Noten wären entsprechende Worturteile: "In besonderem Maße erfüllt" bis "nicht in absehbarer Zeit erreichbar".
    Dass Deutsch schwieriger zu bewerten ist als Mathe ist denke ich klar. Und dass Noten immer auch subjektiv sind, auch. Trotzdem hat man's doch in der Doku gesehen (was man sehen konnte), es gibt Einserkandidaten und Leute, da sieht man schwarz. Die Grautöne dazwischen sind so klar oder undurchsichtig, wie unsere Schülerbenotungen. Und erzähl mir nicht, dass du 100% objektiv bewertest, Zerspanungsmechaniker hin oder her. Die Noten kannst du regeln von den Anforderungsbereichen über die Punkteverteilung bis hin zum Augezudrücken bei wem noch ein entschuldigter Fehltag aus einem unentschuldigten gedeichselt wird.


    Liebe Krabappel,


    du wirst doch jetzt nicht ernsthaft die Schülerbenotungen mit der Referendarsbewertung hinsichtlich Objektivität und Transparenz vergleichen wollen? Das eine hat mit dem andern ja gar nichts zu tun. Schüler liefern schriftliche Arbeiten ab, die - für jeden einsehbar - nach klaren Kriterien bewertet werden. Wenn du hier als Lehrer Mist baust, stehen ganz schnell die Schüler/Eltern/Kollegen/Schulleitung auf der Matte.


    Im Referendariat gibts nichts Schriftliches, mit dem man etwas anfangen könnte. Man kann Gedächtnisprotokolle anfertigen - schön und gut. Ich hing in Sachen Bewertung noch nie dermaßen in der Luft wie zur Zeit im Referendariat. Klar fühlte ich mich auch als Student/Schüler mal nicht ganz fair benotet, aber dabei ging es um Details, allenfalls mal eine halbe oder ganze Note Differenz. Ganz extrem war es in einem Unterrichtsbesuch. Zuerst dachte ich, dass er gut gelaufen ist. Die Nachbesprechung verlief konstruktiv und entspannt. Später erfuhr ich durch Zufall, dass er als negativ bewertet hinterlegt ist.


    der Buntflieger

  • An diejenigen, die mit dem Referendariat schon durch sind: Ist das Seminar wirklich derart "wissenschaftsfeindlich" wie von Buntflieger beschrieben? In der schulischen Praxis nach Ende der Ausbildung kann ich es (je nach Lehrerpersönlichkeit natürlich) irgendwie nachvollziehen, im Film wurde aber durchaus auch Bezug auf z.B. Meyer oder die aktuelle Orthographiedidaktik genommen, was zumindest etwas Beliebigkeit aus der Situation herausnimmt. Ausnahme oder Regel?

    Ich bin zwar nicht durch, sondern erst in der zweiten Hälfte, aber kann jetzt schon sagen, dass meine Fachleiter in keinster Weise wissenschaftsfeindlich sind. Im Gegenteil: Mein Fachleiter in Physik legte uns eine neue Modellvorstellung vor, die auf einer Dissertation von 2018 beruht. Meine Fachleiterin hält regelmäßig mit der lokalen Uni Lehrerfortbildungen ab. Also alles halb so schlimm.


    Den Film fand ich interessant. Ich konnte mich zwar in keiner der drei Refis wiederfinden, aber habe wieder gemerkt, was ein Kolleg für ein angenehmes Klima hat. Ja, die fehlen häufiger, aber "Im Unterricht mal verkloppen" ist da selten. Da war ja schon die Schulhofschlägerei letztlich eine totale Ausnahme.

  • Die Bewertung(stransparenz) im Referendariat ist aus meiner Sicht tatsächlich nicht vergleichbar mit der von Schülern in Klassenarbeiten. Auch nicht (aber schon eher) mit der von Schülern in Klausuren. Je komplexer das zu bewertende Produkt ist, desto schwieriger ist es selbstverständlich, eindeutige, transparente Kriterien zu formulieren.


    Am Beispiel der Schülerprüfungen:
    - In Klassenarbeiten der Sek1 ist z.B. eine verwendete grammatikalische Form ganz klar richtig oder falsch, und entsprechend erhält der Schüler einen Punkt oder eben nicht. Hier herrscht 100%ige Transparenz. Selbst die freien Texte sind so kurz und gleichförmig, dass ich hier im EWH eine maximal zu erreichende Punktzahl z.B. im Bereich Satzbau ausweise, und hiervon je Satzbaufehler einen Punkt abziehe. Es ist bei allen zu 100% gleich und man kann nachrechnen, ob ich richtig bewertet habe.
    In späteren Klassenarbeiten funktioniert das so nicht mehr. Irgendwann geht die mögliche Pallette an Schülerantworten nämlich so weit auseinander, dass es stärkeren (!) Schülern gegenüber unfair wäre, wenn weiterhin jeder Satzbaufehler 1P. Abzug bedeutete, weil die stärkeren Schüler beginnen von sich aus deutlich längere Texte mit komplexeren Satzgefügen schreiben. Sie trauen sich mehr, probieren sich aus und versuchen stilistisch abwechslungsreich zu schreiben. Bei solchen längeren, komplexeren Texten passieren aber natürlich mehr Fehler. Trotzdem sind diese ganzseitigen Texte mit vllt. 10 Fehlern besser, als ein Text in Minimallänge mit nur einem Fehler, der stur dem Prinzip S-V-O-EndevomSatz folgt. Daher ändere ich den Bewertungsmodus, ziehe nicht mehr von der maximalen Punktzahl Punkte ab, sondern vergebe - je nach Qualität des gesamten Geschreibsels - eine bestimmte Punktzahl (von der weiterhin feststehenden, erreichbaren Maximalpunktzahl). In dem Moment, da ich das Verfahren umstelle, ist das erstmal frustrierend für die (schwächeren) Schüler, weil das Verfahren weniger Transparent ist und ihnen unfair erscheint. Wenn ich die Gründe aber erläutere, haben auch diese bislang immer alle eingesehen, dass das Verfahren doch fairer ist, obwohl es weniger transparent ist. Außerdem gibt es ja immer noch einen Grammatikteil, in dem weiterhin alles ganz klar geregelt ist, sodass es nicht ganz so schwer fällt, mir ein paar Punkte für den freien Text "anzuvertrauen".
    - Klausuren sind nochmal deutlich komplexer als eine Mittelstufenklassenarbeit, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Im Erwartungshorizont einer Klausur, in der eine Charakterisierung geschrieben wird, kann ich nur mit "Beispielergebnissen" arbeiten. Da steht dann sowas wie "Der Schüler beschreibt Katelyn z.B. als egozentrisch, stur und selbstverliebt und belegt dies anhand passender Textstellen" (evtl. führe ich auch hier nochmal passende Textstellen auf). Mit diesen Beispielen gebe ich die ungefähre Richtung vor, in die die Charakterisierung zu laufen hat. Was dem total entgegenläuft, ist eben falsch. Ich lasse aber Spielraum offen, da Schüler womöglich andere Worte ("ichbezogen") oder Umschreibungen ("stark fokussiert auf ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen") wählen, die inhaltlich aber voll auf meiner Linie sind, oder sogar mal einen treffenden Aspekt anführen, den ich im Vorlauf der Klausur vllt. nicht auf dem Schirm hatte. Auch die Bewertung der sprachlichen Qualität läuft nur noch im "ich gebe je nach meiner Einschätzung einen bestimmten Teil der Maximalpunktzahl"-Modus. Der EWH verwässert insgesamt also im Vergleich zur Mittelstufe noch mehr, einfach weil die Produkte komplexer werden und man nur so den verschiedenen Schülern gerecht werden kann. Letzteres ist dabei aber immer mein Ziel, und die allermeisten Schüler verstehen das auch und akzeptieren meine Punktvergabe. Wenn sie das nicht tun, erkläre ich, weshalb ich welche Punktzahl gegeben habe. Zu mehr als dieser Nachfrage ist es bislang nie gekommen, auch wenn ich mir sicher bin, dass sich mancher Schüler trotzdem immer noch hier und da ein paar Pünktchen mehr gegeben hätte.


    Wenn schon für schriftlich vorliegende Schülerprodukte gilt, dass mit zunehmender Komplexität der Erwartungshorizont und damit die Bewertunstransparenz notgedrungen verwässert, ist nachvollziehbar, weshalb für einen UB kein klarer Kriterienkatalog mehr vorgelegt werden kann, den man "abhaken" könnte als Fachleiter (oder auch als Reffi) und anhand dessen sich dann errechnen ließe, wie gut die geziegte Stunde war. In einer Unterrichtsstunde spielen tausendundein Faktor eine Rolle, die zusammen ein Bild ergeben, die aber auch nicht alle in jeder einzelnen Stunde überhaupt eine Rolle spielen müssen. Z.B. gibt es durchaus Stunden, an deren Ende kein sauberes Tafelbild vorn prangen muss, weil der Fokus z.B. auf Mündlichkeit lag und sich kein Tafelbild anbietet. Dann kann man die Qualität desselben nicht in die Bewertung einbeziehen, entsprechend macht es auch keinen Sinn festzulegen, dass die Qualität des Tafelbildes 5% der UB-Note ausmacht oder so. Auch gibt es Stunden, in denen eine starke Lehrerleitung wünschenswert und solche, in denen diese für den Lernfortschritt hinderlich ist, und welche, in denen der Einstieg Vorwissen reaktivieren soll und welche, in denen er das Interesse der Schüler wecken soll, etc.pp. Was ein guter Einstieg ist, hängt also immer davon ab, was im weiteren Verlauf der Stunde passieren soll, daher kann, was in Stunde 1 noch als gut bewertet wurde, in Stunde 2 schlecht sein.
    Fazit: Die Kriterien zur Bewertung der UBs sind tatsächlich wenig transparent für den Bewerteten. Wie in der Schule gilt, dass der Bewertete ( = der Reffi) nachfragen kann und soll, weshalb etwas als gut oder schlecht bewertet wurde. Die Antworten werden immer komplex sein, eben weil alles mit allem zusammenhängt. Das kann man dann als Gelaber abtun und dem Bewertenden unterstellen er habe keine Gründe für die Bewertung und wolle einem etwas Böses, oder man kann es eben annehmen.


    Was ich tatsächlich ärgerlich fand, war, dass in einem meiner Fächer nach den UBs nicht mal tacheles geredet wurde: Ich hätte am Ende jedes UBs gern gewusst, wie er benotet wurde. Das geschah aber nicht. Ich habe dort nie (!) eine klare Notenansage zu einer UB-Stunde erhalten, es gab nur nach dem 3. UB die "Zwischennote", wobei da auch nicht klar war, ob die sich nur auf die ersten drei UBs stützte oder auch die Arbeit im Seminar einbezogen wurde. Auch die restlichen beiden UBs wurden wieder nachbesprochen, ohne dass am Ende eine Note gestanden hätte. Jedes Mal wurde ich gefragt, wie es denn gelaufen sei, und ich konnte nur sagen "weiß nicht. Vielleicht sowas wie 2 oder 3?". Es hätte mir total geholfen, etwas Sicherheit zu gewinnen und meine Leistungen besser einschätzen zu können, hätte ich mal eine Zahl an der Hand gehabt statt der verwaschenen (s.o.) Nachbesprechungen.
    In meinem anderen Fach sah das ganz anders aus, da hatte ich am Ende immer eine Note an der Hand. Da hätte ich sie aber nicht so sehr gebraucht, weil da immer alles glatt lief und ich selbst wusste, wie die Stunden waren.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Was ich tatsächlich ärgerlich fand, war, dass in einem meiner Fächer nach den UBs nicht mal tacheles geredet wurde: Ich hätte am Ende jedes UBs gern gewusst, wie er benotet wurde. Das geschah aber nicht. Ich habe dort nie (!) eine klare Notenansage zu einer UB-Stunde erhalten, es gab nur nach dem 3. UB die "Zwischennote", wobei da auch nicht klar war, ob die sich nur auf die ersten drei UBs stützte oder auch die Arbeit im Seminar einbezogen wurde. Auch die restlichen beiden UBs wurden wieder nachbesprochen, ohne dass am Ende eine Note gestanden hätte. Jedes Mal wurde ich gefragt, wie es denn gelaufen sei, und ich konnte nur sagen "weiß nicht. Vielleicht sowas wie 2 oder 3?". Es hätte mir total geholfen, etwas Sicherheit zu gewinnen und meine Leistungen besser einschätzen zu können, hätte ich mal eine Zahl an der Hand gehabt statt der verwaschenen (s.o.) Nachbesprechungen.
    In meinem anderen Fach sah das ganz anders aus, da hatte ich am Ende immer eine Note an der Hand. Da hätte ich sie aber nicht so sehr gebraucht, weil da immer alles glatt lief und ich selbst wusste, wie die Stunden waren.

    Das war ja in Berlin generell so, dass die UBs nicht benotet werden durften, die Note am Halbjahr und am Ende durfte also nur aus der Mitarbeit im Seminar genommen werden bzw. der Entwicklung und da war nicht ein bisschen Transparenz.

  • du wirst doch jetzt nicht ernsthaft die Schülerbenotungen mit der Referendarsbewertung hinsichtlich Objektivität und Transparenz vergleichen wollen? Das eine hat mit dem andern ja gar nichts zu tun. Schüler liefern schriftliche Arbeiten ab, die - für jeden einsehbar - nach klaren Kriterien bewertet werden. Wenn du hier als Lehrer Mist baust, stehen ganz schnell die Schüler/Eltern/Kollegen/Schulleitung auf der Matte.

    Das eine hat mir dem anderen sehr viel zu tun. Nur ist im Referendariat die Aufgabenstellung weitaus komplexer als für einen Schüler während einer Abfrage oder Schulaufgabe.
    Schüler liefern nicht nur schriftliche Arbeiten ab, sondern das Mündlche gewinnt auch in der Bewertung mehr und mehr an Bedeutung. Schüler werden abgefragt, man macht Unterrichtsbeitragsnoten („Mitarbeitsnote“), Präsentationen werden benotet oder die Ergebnisse der Gruppenarbeit. Nicht zu vergessen mündliche Abschlussorüfungen. So klar wie erwünscht sind da die Kriterien auch nicht, auch wenn man seine Liste mit den Kriterien vor sich hat und abhakt. Völlig frei gesprochen oder doch nur überwiegend frei?
    Ebenso bei schriftlichen Arbeiten. Natürlich habe ich vor allem in meinen Sachfächern den Erwartungshorizont neben mir liegen und muss dennoch bei jeder Arbeit entscheiden, ob ich den unklaren Ausdruck eben nur als unklaren Ausdruck unterringele oder ob mir das ZU unklar ist und ich daher Punkte abziehe.
    Ich prüfe auch Referendare mündlich im zweiten Staatsexamen im Kolloquium und bin bei der Notenfindung selbst überrascht, wie sehr der andere Prüfer und ich uns bei der Note immer einig sind. Uns bleiben nach der Prüfung zur Notenfindung maximal fünf Minuten, dann müssen wir sie bekanntgeben und der nächste ist dran. Wobei wir in jedem Fall auch die Note gegenüber dem Referendar erläutern. Da gehen wir gemeinsam das Protokoll durch, überlegen, wie gewichtig eine Ungenauigkeit oder ein Fehler ist, grübeln bisweilen lange, ob das noch eine 2 oder doch die 3 war, vergleichen die Leistung mit der anderer Prüflinge, denen wir diese Note gegeben haben. In 90% der Fälle kommt eine Note zwischen 1 und 3 heraus. Aber auch nach diesen Prüfungen hören wir manchmal den Vorwurf (und zwar umso häufiger, wenn die Note keine 1 war), sie wäre nicht fair oder transparent genug gelaufen. Oder das Protokoll sei nicht ausführlich genug. Wir verwenden die Protokollvorlage des Ministeriums und füllen die nach den Vorgaben aus.


    Sarek

  • Was ich tatsächlich ärgerlich fand, war, dass in einem meiner Fächer nach den UBs nicht mal tacheles geredet wurde: Ich hätte am Ende jedes UBs gern gewusst, wie er benotet wurde. Das geschah aber nicht. Ich habe dort nie (!) eine klare Notenansage zu einer UB-Stunde erhalten, es gab nur nach dem 3. UB die "Zwischennote", wobei da auch nicht klar war, ob die sich nur auf die ersten drei UBs stützte oder auch die Arbeit im Seminar einbezogen wurde. Auch die restlichen beiden UBs wurden wieder nachbesprochen, ohne dass am Ende eine Note gestanden hätte. Jedes Mal wurde ich gefragt, wie es denn gelaufen sei, und ich konnte nur sagen "weiß nicht. Vielleicht sowas wie 2 oder 3?". Es hätte mir total geholfen, etwas Sicherheit zu gewinnen und meine Leistungen besser einschätzen zu können, hätte ich mal eine Zahl an der Hand gehabt statt der verwaschenen (s.o.) Nachbesprechungen.
    In meinem anderen Fach sah das ganz anders aus, da hatte ich am Ende immer eine Note an der Hand. Da hätte ich sie aber nicht so sehr gebraucht, weil da immer alles glatt lief und ich selbst wusste, wie die Stunden waren.

    Ja, das ging mir ähnlich. Mein FL hatte auch nie was zu meckern. Immer war alles toll. Am Ende hatte ich bei ihm aber eine 2. Eigentlich hätte es eine 1 sein müssen, wenn immer alles super war. Da gibts sicherlich FL, die transparent oder eben nicht transparent sind.
    Nett war auch, dass er direkt am Anfang sagte, dass er nach dem ersten UB eine Note für sich notierte, von der er meinet, d ass sie am Ende rauskommen wird. Und er damit Imme rRecht behielt. Aha, da war also eine Schublade, aus der kein herauskommen mehr war.


    Es gibt einige schlechte FL, einige gute. Es gibt einiges zu verbessern im Ref. Wer das möchte, soll bitte in die Politik gehen. Alle anderen müssen sich damit abfinden, wie es nun mal gerade ist und sich dementsprechend anpassen, so blöd es für den ein oder anderen auch ist. Ich hab mich mit den Punkten, die ich blöd fand, abgefunden und sie einfach als gegeben akzeptiert.

  • Arbeitsblatt: Ich vergleiche das mal mit der Uni. Dort wird ja erwartet, dass die Hausarbeiten auch nach bestimmten Formalitäten verfasst werden. Wenn also die Formalitäten bei Arbeitsblättern wichtig sein sollten, kann man das ja einmal als Musterbeispiel bei Word o.ä. vorbereiten und bei jedem weiteren Arbeitsblatt übernimmt man einfach Schriftgröße, -art, Kopfzeile etc. So viel Arbeit macht das letztendlich auch nicht.

    Ich könnt ja lachen. So viel Arbeit macht das natürlich nicht, aber da man nicht jedes Arbeitsblatt daheim am Computer erstellt, sondern sich manches auch von Kollegen oder aus dem Lehrerhandbuch kopiert, macht es eben doch arbeit. Da muss gescannt oder geschnipselt und geklebt werden.
    Bei uns wird ein immer gleicher Rahmen um ein Arbeitsblatt zwar gern gesehen, ist aber nicht verpflichtend. Ist halt wieder einer der vielen Zeitfresser, die an sich nicht viel Arbeit machen, sich aber schnell summieren...



    Bei uns im Ref wurde jede UV, also vom Seminarleiter besuchte und bewertete Unterrichtsstunde, genauestens besprochen, und es wurden IMMER positive wie negative Aspekte genannt. Man wusste dann schon selbst, wenn auf der negativen Seite nichts anderes stand als "hätte den stummen Impuls deutlicher setzen können / hätte die Wortkarte auf hellgrün drucken können...), dann war die Stunde eigentlich gut.
    Die Seminarnote am Ende des Refs orientierte sich trotzdem meistens an der Lehrprobennote, und hatte mit der Bewertung der UVs nicht unbedingt viel zu tun. Bei Abweichungen müssen die Seminarleiter das wohl begründen, und da ging unsere dann doch lieber den Weg des geringsten Widerstandes.


    Aber alles in allem, es nützt ja nichts, sich über das System aufzuregen, wenn man nicht vorhat, es zu ändern (siehe Beitrag oben). Buntflieger, steck deine Energie lieber in deine Stunden, und versuche die Kritik anzunehmen, anstatt dich so stark dagegen zu sträuben. Manchmal sieht man es in dem Moment nicht, aber hinterher wird einem klar, dass die Kritik vielleicht doch nicht komplett unberechtigt war.

  • Die Stelle bei 01:17:15 als der Schulleiter seinem Referendar den Handschlag verwerhrt..


    Wenn selbst solche simplen sozialen Interaktionen für bestimmte Personen ein Problem darstellen, wie können sie dann überhaupt in so einen Beruf gelangen? Das geht überhaupt nicht. Auch, wie er den Referendar nach einer Unterrichtseinsicht ein Feedback verwehrt mit den Worten "Nein, denn mein Arbeitstag ist jetzt noch nicht vorbei". Da kann man ja schon nichtmehr von implizit sprechen.


    Unfassbar, was sich in diesem System für Gestalten tummeln. Zum Glück sind mir diese in meiner Ausbildung (die ich Gott sei Dank letzte Woche erfolgreich beendet habe 8) ) erspart geblieben, obwohl ich noch nie etwas unprofessionelleres wie das ZfsL erlebt habe.

  • Die Stelle bei 01:17:15 als der Schulleiter seinem Referendar den Handschlag verwerhrt..


    Wenn selbst solche simplen sozialen Interaktionen für bestimmte Personen ein Problem darstellen, wie können sie dann überhaupt in so einen Beruf gelangen? Das geht überhaupt nicht. Auch, wie er den Referendar nach einer Unterrichtseinsicht ein Feedback verwehrt mit den Worten "Nein, denn mein Arbeitstag ist jetzt noch nicht vorbei". Da kann man ja schon nichtmehr von implizit sprechen.


    Unfassbar, was sich in diesem System für Gestalten tummeln. Zum Glück sind mir diese in meiner Ausbildung (die ich Gott sei Dank letzte Woche erfolgreich beendet habe 8) ) erspart geblieben, obwohl ich noch nie etwas unprofessionelleres wie das ZfsL erlebt habe.

    Ach, solche Gestalten gibts doch überall. Ich hatte einen Chef, der jeden, der es "wagte" in den Urlaub zu gehen, erstmal ins Büro zitiert hat. Dort wurde man erstmal 2-3 Stunden abgesaut, um dann wie ein gerupftes Huhn in den Urlaub zu fahren. Dass ich meine 3 Wochen Jahresurlaub mit schlechtem Gefühl verbracht habe, kann sicher jeder nachvollziehen. Ich war nach einem Jahr wieder weg. Und verstehe bis heute nicht, dass es einige Leute da viele Jahre aushalten.


    Ich wäre allerdings an einer solchen Schule mit einem solchen SL auch nicht glücklich. Muss man dann eben die Konsequenzen ziehen und sich entweder möglichst fernhalten oder einen Versetzungsantrag stellen.


    PS: Herzlichen Glückwunsch @dasHiggs Hat alles geklappt? Bleibst DU an der Schule oder gehst Du weg?

  • PS: Herzlichen Glückwunsch @dasHiggs Hat alles geklappt? Bleibst DU an der Schule oder gehst Du weg?

    Danke! Ja, bin ziemlich zufrieden, lief alles wie am Schnürchen in der UPP :D


    Da ich ja OBASler bin werde ich an der Schule bleiben. Ich könnte zwar das Angebot ablehnen, aber da gibt es keinen Grund zu!

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