TV Tipp: "Zwischen den Stühlen"

  • Mich hat ein bischen diese unterschwellige Herumreiten auf dem "System" genervt. Das kam mir etwas aufgesetzt vor und hörte sich nach Agenda der Filmemacher an.


    Über die gezeigten Szenen könnte man sicher viel schreiben, aber ich finde, man darf nicht vergessen, dass das aus dem Zusammenhang gerissene, ausgewählte Szenen von Berufsanfängern waren.


    Mein Respekt gilt auf jeden Fall den drei Kollegen, dass sie sich haben filmen lassen.
    Mich würde interessieren, wie es ihnen heute geht.


    Sehr eindringlich ist mir bei dem Film noch einmal klar geworden, wie unterschiedlich eigentlich die Bedingungen seitens der Klientel sind, unter denen die verschiedenen Referendare ihre Referendariat machen müssen.

  • Zur Frage: in meinem Ref hab ich sowohl von der Mentorin Hinweise bekommen, wie man auf Fehlverhalten eingehen kann, als auch vom Schulleiter, was man besser nicht macht und selbst der vom Seminar hat mir konkret vor der Klasse gezeigt, wie man agieren kann.

    Aber da sind wir doch wieder bei dem Problem, in Berlin gibt es in der Regel kaum noch Mentoren für Refs, nur die Quereinsteiger bekommen dafür Stunden. Und der Schulleiter war ja nur mal mit im UB drin, bei mir z.B. eher selten, da gabs wichtigeres. Rückmeldungen gab es dazu keine, erst am Ende des Jahres, wo es dann Noten von der Schulleitung geben sollte und wo dann meine z.B. klar zugeben musste, dass sie viel eigentlich gar nicht beurteilen kann. Wie hätte sie dann helfen sollen?

  • Mich hat ein bischen diese unterschwellige Herumreiten auf dem "System" genervt. Das kam mir etwas aufgesetzt vor und hörte sich nach Agenda der Filmemacher an.

    Ich denke, genau das war aber auch Sinn des Films und hat ja auch etwas genützt, nach dem Jahr ist das Referendariat wieder auf 1,5 Jahre verlängert worden. Ich meine es gab außer uns nur genau noch einen Jahrgang, der nur ein Jahr hatte.

  • Aus dem Gedächtnis zitiert:


    "Sie werden Klassenlehrer, das ist klar. Sie bekommen ausserdem die Klasse, die keiner haben will. Nach 9 Monaten haben sie die erste ernste Beziehungskrise (…)".


    Dann fiel noch das Wort "Berufszyniker", das trifft aber wohl am ehesten auf den Rektor (?) zu. Aber interessantes System, einem Berufseinsteiger die anspruchsvollsten Aufgaben zu geben und nicht den erfahrenen Kollegen … und sich dann noch solche Sprüche von wegen "Beziehungskrise" anhören müssen. Ja, falls die Systemkritik von den Filmemachern intendiert war, dann kann man sie an solchen Punkten eindeutig festmachen – und sie ist absolut berechtigt.

    • Offizieller Beitrag

    DA muss ich Katja ganz klar in Schutz nehmen, das hätte dem Fachseminarleiter auffallen müssen, einen Mentor hatte sie ja nicht, aber es war eben so, dass es nur eine begrenzte Anzahle Termine gab und da alle Termine genutzt werden mussten, auch 1. Stunden nach den Ferien usw. total bekloppt, aber sonst hätte die Anzahl Unterrichtsbesuche in dem einen Jahr nicht reingepasst. Da ging kein Verschieben, kein Ausfall usw. das ging wenn nur mit Tauschen.

    Achso, das hatte ich übersehen, dass sie keinen Mentor hat. Dass dann kein Verschieben möglich ist, ist ja klar. Man hätte aber die Stunde anders gestalten können, wenn vorher absehbar gewesen wäre, dass 30 bis 60 % der Schüler höchstwahrscheinlich fehlen werden. (Alternative Gruppenaufteilung in petto.) Aber nein, ohne Mentor ist das übel und nicht machbar.

  • Ich fand den allgemein sehr zynisch.

    Joa.
    und?
    Bin ich auch.
    Und mit was?
    Mit RECHT!

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Am Tag nach ihrer Prüfung - ist unsere Referendarin in den Urlaub gefahren. Übers Wochenende. Den Schultag nach der Prüfung habe ich ihr frei gegeben. Überstunden hatte sie eh genug zum Verrechnen. Da sollte sie den Tag erst einmal genießen. Hat sie auch gemacht.


    kl. gr. frosch

    Was für eine tolle Geste! Ich hätte gern einen Chef wie Dich! :)

  • Was für eine tolle Geste! Ich hätte gern einen Chef wie Dich! :)

    Das finde ich auch klasse aber hier habe ich eine kleine Verständnisfrage:
    Bei uns ist der Tag nach der Prüfung IMMER frei. Ist das nicht die Norm? :gruebel:

  • Das finde ich auch klasse aber hier habe ich eine kleine Verständnisfrage:Bei uns ist der Tag nach der Prüfung IMMER frei. Ist das nicht die Norm? :gruebel:

    In Berlin zumindest nicht, ab dem Tag nach der Prüfung darfst du nämlich sogar mehr Stunden eigenständig unterrichten (weil auch kein Seminar mehr stattfindet) und somit werden einige Referendare da schon sehr ausgenutzt, zumal die Frage die Bezahlung der zusätzlichen Stunden immer noch etwas unklar ist.


    Ich war glücklicher Weise ab dem Ende der Woche (wollte mich bei den Schülern noch verabschieden, nachdem klar war, dass ich den versprochenen Vertrag auf Grund meiner Schwnagerschaft dann doch nicht bekomme) bis zum Ende des Refs dann krank und musste meine dämliche Schulleiterin nicht mehr sehen.

  • Das finde ich auch klasse aber hier habe ich eine kleine Verständnisfrage:Bei uns ist der Tag nach der Prüfung IMMER frei. Ist das nicht die Norm? :gruebel:

    Ne. Der Folgetag ist wie jeder andere auch. Ich hatte zum Glück nur eine Stunde an dem Tag und habe da auch nicht mehr allzu getan. ;)


    Mir war gar nicht bewusst, dass es in Berlin quasi keine Beratung durch Mentoren gibt. Ich hatte immer mindestens eine Stunde Ausbildungsunterricht pro Mentor in NRW und auch hier in Hessen ist es so. Das braucht man doch auch, um nicht so im Trüben zu fischen ...

  • Also ich bin ein großer Fan der Kombination aus Hospitation, Ausbildungsunterricht, den man nachbespricht und eigenständigem Unterricht, um sich auszuprobieren und insbesondere am Classroom-Management eigenständig zu arbeiten. Viele wichtige Aspekte des Berufes lernt man doch nur durch intensive Gespräche mit den Kollegen.


    Zum Film: Ich fand Katja auch am sympathischsten, besonders, dass sie solche Zweifel an dem Beruf hatte. Die kann ich persönlich auch sehr gut nachempfinden. Die Frage, ob man wirklich 35 Jahre Lehrer sein kann/will kommt oft zu kurz und ich bin überzeugt, dass das einer der Gründe ist, wieso so viele Kollegen ein Burnout erleiden. Das ist natürlich sehr eng verzahnt mit der Ausbildung in Deutschland, die vorsieht, dass man Lehrer wird und die Alternativen schwierig anzutreten sind.


    Der Schritt an eine andere Schulform war für mich die Lösung, und für Katja auch. Deshalb konnte ich mich mit ihrer Geschichte am besten identifizieren.


    Noch ein Wort zu Ralf: Ich könnte niemals so unterrichten und mich so kleiden wie er, aber er geht konsequent seinen Weg und das ist eine tolle Eigenschaft. Ich finde, dass dieser Lehrertyp gut in die meisten Kollegien passt und denke auch, dass es für viele Schülerinnen und Schüler sehr "heilsam" ist, von jemandem wie ihm unterrichtet zu werden.

  • Mich hat der Prüfungsablauf etwas irritiert. Zeigen die Referendare zur Prüfung eine Unterrichtsstunde und das war's dann?


    Bei uns werden die LAAs im 2. Schuljahr ihrer Schulpraxis an 2 verschiedenen Tagen unterrichtspraktisch geprüft: zuerst eine Einzelstunde (1 Fach), dann im Abstand von mehreren Wochen zwei hintereinanderliegende Einzelstunden (2 Fächer). Außerdem schreiben sie eine Seminararbeit, bekommen eine allgemeine Seminarnote und haben zum Schluss noch mündliche Prüfungen an der Uni, die meist in den Pfingstferien sind. Dann wird die Gesamtnote gebildet. Sie wissen ihr Prüfungsergebnis sozusagen erst nach den Pfingstferien und sind mit den Prüfungen erst dann fertig.

  • @Caro07
    klingt mal wieder nach bayrischer Extrawurst.
    Was macht ihr denn, wenn die zu prüfenden Fächer quasi generell Doppelstundenfächer sind (war bei mir der Fall)?


    Immer dran denken... Regel Nummer Mirdochegal - wenn Bayern und ein anderes Bundesland irgendwelche Dinge unterschiedlich regeln, kannst du davon ausgehen, die Ausnahme von der Regel ist Bayern...


    Ausnahme - wie ich vorhin von Conni erfahren durfte - ist der Berliner Irrsinn, muslimische (also nicht gesetzliche) Feiertage als Entschuldigung für Fehlen zuzulassen... das finde ich reichlich daneben. Ich kann ja auch nicht einfach an meinen Feiertagen frei nehmen, die eben nicht auf irgendwelche "gesetzlichen" fallen (die mich idR reichlich wenig interessieren).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • @Miss Jones
    Das war jetzt für die Grundschule, da haben wir außer WG ( Werken), die so oder so anders geprüft werden und eine andere Lehrerlaufbahn haben, keine Doppelstundenfächer.


    Rein theoretisch könnte man die "doppelte UV" - so wird sie genannt - auch als Doppelstunde zeigen. Doch da bin ich zu wenig involviert um das genau zu wissen.


    Ergänzung zu den muslimischen Feiertagen:
    Auch bei uns haben die muslimischen Schüler generell am Opferfest und am Zuckerfest frei. Sie können aber freiwillig kommen, wenn sie wollen.

  • Mich hat der Prüfungsablauf etwas irritiert. Zeigen die Referendare zur Prüfung eine Unterrichtsstunde und das war's dann?

    Nein, zwei einzelne Prüfungsstunden an einem Tag, jeweils 45 Minuten mit einer Stunde frei dazwischen (wenn ich mich recht erinnere) und danach noch Rechtfertigung der Stunde und dann gibt es danach die Noten des Tages. Zur Gesamtnote zählten damals noch die zwei Modulprüfungen und die Vornoten von Fachseminaren, Hauptseminar und Schulleitung.


    Arbeiten mussten wir keine schreiben, die Modulprüfungen waren mündliche Prüfungen.

  • Auch bei uns haben die muslimischen Schüler generell am Opferfest und am Zuckerfest frei. Sie können aber freiwillig kommen, wenn sie wollen.

    Das ist übrigens in Berlin auch anders, sie können auf Anfrage an die Schulleitung vom Unterricht freigestellt werden. Die Eltern müssten es also beantragen, bei uns z.B. tun das viele nicht, somit sind das unentschuldigte Fehlstunden, die damit auch nicht vorauszusehen sind, denn du musst davon ausgehen, dass nur soviele Kinder fehlen, wie eine Beurlaubung beantragt haben.

  • Das finde ich auch klasse aber hier habe ich eine kleine Verständnisfrage:Bei uns ist der Tag nach der Prüfung IMMER frei. Ist das nicht die Norm? :gruebel:

    Ich musste sogar direkt nach meiner Prüfung noch weiter unterrichten, und am tag danach selbstverständlich auch.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist übrigens in Berlin auch anders, sie können auf Anfrage an die Schulleitung vom Unterricht freigestellt werden. Die Eltern müssten es also beantragen, bei uns z.B. tun das viele nicht, somit sind das unentschuldigte Fehlstunden, die damit auch nicht vorauszusehen sind, denn du musst davon ausgehen, dass nur soviele Kinder fehlen, wie eine Beurlaubung beantragt haben.

    Ich weiß nicht, wie es 2012/13 war, aber inzwischen sind der 1. Tag des Ramadan und der 1. Tag des Opferfestes ohne Antrag schulfrei. Wer den jeweils 2. Tag zu Hause bleiben will, muss einen Antrag stellen: https://www.berlin.de/sen/bjf/…ferien/artikel.420979.php

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