@ rote Ameise: Also die anderen Kinder arbeiten gut. Vor Sport zieht sie sich normal schnell um, danach ist es eine Tortur. Ranzen packen dauert auch.
-
-
Puh, in der zweiten Klasse schon...zu deiner Frage, ob das Kind vielleicht depressiv sei: Das Kann man so nicht direkt sagen. Also sicherlich hat sie irgendetwas Traumatisches erlebt, aber Ursachenforschung ist weniger deine Aufgabe als die der Eltern und eines Therapeuten, den man hier auf jeden Fall hinzuziehen sollte! Allein dass die sich selbst verletzt, ist ein großer Hilfeschrei.
Ich plaudere jetzt mal etwas aus dem Nähkästchen, vielleicht hilft dir das etwas, sich in sie hineinversetzen zu können und vielleicht auch richtige Schritte einzuleiten. Ich war als Jugendliche in einer ähnlichen Situation wie deine Schülerin. Ich habe kaum noch gesprochen, Arbeiten verweigert und mir auch Verletzungen zugeführt. Zurückzuführen war das auf familiäre Probleme und jahrelanges Mobbing. Meine Eltern haben die Schnitte zwar gesehen, sind jedoch nicht an mich rangekommen, da kann ich mir gut vorstellen, dass das bei dem Mädchen auch so ist. Das belastet einen nämlich selbst so sehr, dass man anderen damit kein Leid zuführen will. Man will ja andere schließlich nicht mit seinen Problemen belasten und man ist dann der Auffassung: Mir kann doch eh keiner helfen, weil mich keiner versteht!
Damals haben meine Lehrer mich angesprochen und ich weigerte mich, irgendwas zu erzählen, sondern wollte das mit mir ausmachen. Meine Eltern wurden hinzugezogen, an der Situation geändert hat sich jedoch nicht viel. Erst später habe ich es geschafft, mich einer Lehrerin anzuvertrauen, mit der ich heute noch gut in Kontakt stehe. Die Lehrer haben das dann natürlich der Schulleitung gemeldet. Das musst du auch, denn wenn du mitbekommst, dass sich ein Kind selbst verletzt, muss die SL Bescheid bekommen. Denn wenn sich das Kind ernsthaft was antun sollte in der Schule und rauskommt, dass ihr davon wusstet, könnt ihr ernsthafte Schwierigkeiten bekommen.
Als das nicht gefruchtet hat, wurde eine sogenannte Schulhilfekonferenz einberufen. Ob es so etwas bei euch auch gibt, weiß ich nicht. jedenfalls sitzen dort die Klassenleiter, die Schulleitung, die Schulpsychologin, jemand vom Jugendamt und jemand vom Kinder- und Jugendpsychologischen Dienst bei. Danach waren meine Eltern nämlich - obwohl ich mich vehement dagegen weigerte - in der Pflicht, mich in eine Therapie zu stecken. Die mussten es auch nachweisen, dass ich einen Therapieplatz habe. Ob das fruchtet, ist natürlich eine andere Frage, aber dieses Kind muss psychologisch betreut werden. Irgendwann manifestieren sich diese Verhaltensweisen so sehr, dass es auch mit Therapie ganz schwierig ist, da wieder rauszukommen. Vor allem, wenn das in einem so jungen Alter passiert, ist das sehr alarmierend (aber natürlich auch sonst!).
An deiner Stelle würde ich mich also schleunigst an die Schulleitung wenden, sodass ihr beide ein Gespräch mit den Eltern suchen könnt. Erklärt ihnen, dass ihr in der Pflicht seid, so zu handeln, und dass es wiederum Pflicht der Eltern ist, sich angemessen um das Wohl des Kindes zu sorgen, mit am Strang zu ziehen und auch nach einem Therapieplatz Ausschau zu halten. Biete dabei deine Hilfe an, denn meist sind die Eltern mit so einer Situation sehr überfordert, sodass sie es entweder am Kind auslassen (nach dem Motto: Hör auf rumzuspinnen) oder es totschweigen - beides fatal für das Kind. Setze ihnen ein zeitliches Ultimatum, in welchem sie sich um eine Überweisung und einen Therapieplatz kümmern können. Die Zahl der Therapieplätze ist limitiert, weshalb es natürlich etwas dauern kann, einen geeigneten Platz zu finden, aber du solltest immer mal wieder nachfragen und dich erkundigen, wie es um die Suche steht (mit Nachweisen). Dem Kind muss in jedem Falle geholfen werden.
Ich wünsche euch viel Erfolg und ich hoffe, dass dem Mädchen in naher Zukunft geholfen werden kann!
-
...Ich verstehe es nicht. Ich bin immer sehr lieb zu ihr, bin in den Augen meiner Kolleginnen die am wenigsten Strenge. Trotzdem fordere ich bei ihr mit Nachdruck die schulischen Dinge ein, die sie verweigert. Aber erfolglos bei ihr und bei allen anderen Schülern geht es gut...
Mach das bitte nicht an dir fest. Das hat mit deinem Verhalten nichts zu tun.
Im Übrigen finde ich bisher keine Angaben zu selbstverletzendem Verhalten bei Kindern unter 12. Ich halte es wirklich für sehr alarmierend.
Was du evtl. auch tun könntest: wenn das Kind sich in der Schule so ritzt, dass es "kräftig blutet", dass du den Amtsarzt hinzuzieht bzw. die 112 rufst. Verarzten dürfen Lehrer nicht, müssen aber erste Hilfe leisten und handeln. Im Grunde gehört das Kind in eine psyhiatrische Klinik, auch wenn dort keine Wunder passieren und Eltern auch nicht in die Pflicht genommen werden- es könnte ein Einstieg sein. Besser ist meiner Erfahrung nach ambulant, v.a. bei jungen Kindern. Ein akut hinzugezogener Arzt hätte jedenfalls noch mal einen anderen Einfluss.
Werbung