Phiosophie und Geschichte im Gymnasium

  • Guten Tag,


    und zwar nehme ich die Frage wahrscheinlich schon im Titel vorweg. Aber wie gut stehen die Chancen auf einen Beruf als Lehrer der oben genannten Fächer? Ich höre eigentlich die ganze Zeit davon, wie unmöglich es wird mit dieser Kombination. Aber stimmt das mit der Wirklichkeit überein? Ich weiß auf jeden Fall, dass ich selbst einen Lehrer hatte, der genau die beiden Fächer unterrichtete, weswegen ich auch daran zweifele. Hat hier jemand eigene Erfahrungen damit? Hinzufügen könnte ich, dass ich nicht zwingend in Niedersachsen bleiben muss später im Beruf. Flexibel bin ich hingegen nur beim Ort, jedoch nicht bei den Fächern, da diese genau meine Stärke sind.


    Mit freundlichen Grüßen


    DerPidda

  • Von welchem Zeitrahmen reden wir denn? Willst du jetzt das Studium beginnen?
    Dann ist eine Vorhersage ungefähr so wahrscheinlich wie meine Wettervorhersage für deinen Referendariatsbeginn.
    Das hängt ja mit den Einstellungsmodalitäten in den unterschiedlichen BL zusammen und mit dem Zufall. Wenn du an einer Schule Ref bist, die zufällig dann genau die Fächer sucht und auch noch schulscharf einstellen darf und du gut bist, ist es wahrscheinlich, dass du den Job hast. Wenn die Arbeitszeit verkürzt wird und viel eingestellt wird auch.
    Wenn gerade alle von G9 auf G8 gehen, die Stundentafel kürzen,... dann wohl eher nicht, außer du hast totales Glück.
    Falls du bis dahin eine Frau mit ortsgebundenem Job hast und weniger flexibel bist wird es auch wieder schwer...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Wir haben keine Kristallkugel, aber...
    - Philosophie ist idR reines Oberstufenfach, von daher reichen da selbst auf einem eher großen Gymnasium 2 Kollegen locker aus, um den Bedarf zu decken. Klar gibt es diese Lehrer - aber genau das ist ja dein Problem - es gibt sie. Und daher ist die Stelle nicht frei.
    - Geschichte... einerseits gibt es durchaus schon eine ganze Menge Historiker, andererseits wird Geschichte auch schon mal ganz gerne im "Notfall" fachfremd gegeben. Und es gibt so unter Studis oft die Attitüde "Och, ich kann ja sonst nix, mach ich eben Geschichte"...


    Und dann auch noch Gymnasium, wo jeder hin will... und KEIN Mangelfach...?
    Selbst ohne Kristallkugel sag ich mal "beschissen".


    Ja, aber es sollen doch Lehrer eingestellt werden.
    Ja. Sollen. Ob die auch werden ist eine andere frage, und wenn, dann in gesuchten, weil fehlenden Fächern, da stehen derzeit (und vermutlich auch in näherer Zukunft) insbesondere Mathe, Informatik, Chemie und Physik "oben". Und ggf. mal seltene "Spartenfächer", wenn konkret ein Kollege in Pension geht.
    Deine Kombination... zwei Nebenfächer, noch dazu eines exotisch... auch nicht besser als Germanistik/Geschichte, und das war schon zu meiner Studienzeit in den 90ern "Todeskombi".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Aber stimmt das mit der Wirklichkeit überein? Ich weiß auf jeden Fall, dass ich selbst einen Lehrer hatte, der genau die beiden Fächer unterrichtete, weswegen ich auch daran zweifele.


    Und weil es einen(!) Lehrer gab/gibt, der das unterrichtet dürfen die Chancen nicht schlecht sein?


    Die Gründe wurden ja schon dargelegt. Konkret sagen kann es dir keiner.
    Wenn dir an Philo viel liegt, würde ich mir da ein zweites Fach zu suchen, was vielleicht einfach besser gesucht wird. Geschichte dann als Drittfach "aus Spaß" dazu?
    Mit Philosophie und einer Sprache zB hast du auch mehr Schulen zur Auswahl, zB Berufskollegs dazu. Geschichte wird am BK aber nicht unterrichtet (in der Regel).

  • Wir haben keine Kristallkugel, aber...
    - Philosophie ist idR reines Oberstufenfach

    Für NRW sprechend (wo wir ja beide herkommen): Nein, ist es nicht. In der Unterstufe heißt es marginal anders ("praktische Philosophie"), sollte aber theoretisch für jede Klassenstufe als Alternative zum Religionsunterricht angeboten werden. Wird es in meiner Gegend in aller Regel auch, weil gemischte Klientel hinsichtlich des religiösen Hintergrundes der Schüler. Im Münsterland mag die Realität eine andere sein.


    Ansonsten stimme ich dem, was du sagt, zu.


    Natürlich gibt es immer Ausnahmen (als ich anfing hat man an meiner Schule exakt die Kombination Geschichte-Philosophie händeringend gesucht, ich war die beste Alternative), aber darauf zu setzen ist natürlich wie der Plan, seine Miete ab 2020 aus dem Lottogewinn zu finanzieren. Könnte klappen, aber um realistischerweise eine Chance zu haben, sollte man dann schon über einen längeren Zeitraum seeeehr viele Lottoscheine ausfüllen - oder eben: sich an sehr vielen Schulen in einem weiten Umkreis bewerben, und das ggf. über ein paar Jahre.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

    • Offizieller Beitrag

    Ich formuliere es so:


    Wenn meine Schule in den nächsten sagen wir mal 5 Jahren auch nur eins der beiden Fächer einstellt, laufe ich Amok. Mit der Kombi kannst du dir es einfach vorstellen.


    Wir haben zuviele Geschichtslehrer, sie unterrichten fast alle mehrheitlich oder ausschliesslich ihr Zweitfach (und es liegt nicht nur am Zweitfach).
    Wir haben zuviele Philo/Praktische Philo-LehrerInnen. Sie unterrichten bei uns zum Teil die Lernzeiten/Lernaufgabenbetreuung und die Deutsch-Förderkurse. Sie kamen zu Hälfte durch Versetzung nach Schulschließung oder Elternzeit zu uns, wir müssen sie nehmen und können nichts damit anfangen (und wir haben MINDESTENS einen Philokurs pro Jahrgang...)

  • @Midnatsol
    ich schrieb ja auch "in der Regel" - ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Alternativangebot häufiger der Fall wäre, da ich Philosophie für ein weit brauchbareres Fach als "Religion" ansehe, vor allem, weil weit "alltagstauglicher", wenn vernünftig vermittelt. Dazu fehlen aber die Lehrer an den Schulen. Aber die Stellen werden nicht ausgeschrieben, weil andere Lücken "dringender" zu stopfen sind.


    wieder zum original Topic:
    Mein eigener Philosophielehrer früher hatte zB Kunst/Philo als Kombination... nun, damit hat er mehr Kunst als Philo uterrichtet (hatte im Schnitt jeden dritten Jahrgang in Philosophie, ansonsten Kunst...) in beiden Fächern waren zwei Lehrer mit den Fach an der Schule, und wir waren ein 2- bis 3-zügiges Gymnasium in NRW. Soviel zum "Bedarf". Hängt also sicher auch an der Größenordnung der Schule und dem Einzugsgebiet.


    Der Vorschlag, dir "etwas anderes als Geschichte" mit Philosophie zu kombinieren klingt durchaus sinnvoll. Interessiert dich sonst denn gar nichts?

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  • Mit Philo und Geschichte können wir (am BK) aktuell auch 2 Schulen bestücken. In Philo gibt es 3 Kurse bei 2 Lehrern.
    Falls BK am Ende eine Alternative ist um einen Job zu bekommen, sei dir bewusst, dass du dann GL unterrichten müsstest.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • ...Sie kamen zu Hälfte durch Versetzung nach Schulschließung oder Elternzeit zu uns, wir müssen sie nehmen und können nichts damit anfangen...

    Und trotz dieser glasklaren Worte wird der TE jetzt fragen, dass doch aber alle Geschichtskollegen bei dir irgendwie unterrichten also man daraus schließen könne, dass jeder Geschichtslehrer eine Stelle bekommt? Und dass er aber nunmal kein Physik und Informatik könne oder machen wolle, weil genau Ethik ihm liege?


    Wieso fragt hier jeden 2. Tag einer, ob das stimmt, dass die Fächeraussichten WIRKLICH so schlecht seien und wenn dann alle sagen: ja, WIRKLICH, aber vielleicht passiert ein Wunder oder Drama und plötzlich sind alle Stellen unbesetzt... und dann wird doch Geschichte und Deutsch studiert.


    Ich finde, man sollte eine Ausbildung, ein Soziales Jahr im Ausland und den Militärdienst verpflichtend vor dem Lehramtsstudium einführen. Einfach so, zur Sicht aufs eigene Leben und die Realitätsnähe der Lehrer im Allgemeinen :flieh:


  • Und es gibt so unter Studis oft die Attitüde "Och, ich kann ja sonst nix, mach ich eben Geschichte"...

    Und wenn das dann tatsächliche in eine feste Stelle mündet, werden im Unterricht grauenvolle Dinge mit der armen Fachwissenschaft geschehen... X/

  • Also, um es mal logisch exakt zu machen (das macht man in der Philosophie ja so, das Wort enthält übrigens ein l vor dem o): Die Existenz eines Lehrers mit Stelle, der diese Fächer hat, beweist, dass es nicht unmöglich ist.


    Die Beiträge hier im Forum deuten an, dass es dennoch sehr sehr unwahrscheinlich ist, mit dieser Kombi eine Anstellung am Gymnasium zu bekommen.


    Ich weiß, dass es aktuell eine Verwirrung darüber gibt, was die Fächer Philosophie, Werte+Normen und Ethik betrifft. Wenn man schon Lehramt Philosophie studiert, sollte man wenigstens zusehen, dass man die Facultas in allen drei Fächern (wo die Schnittmenge ja auf jeden Fall nicht Null ist) hat. Da könnte ich mir vorstellen, dass in den nächsten 20 Jahre ein Bedarf entsteht, wenn immer weniger Schüler Religion belegen wollen.

  • stimmt.
    ist aber Realität.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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  • Nein, beim TE ist das ganz anders, er hat sich schon immer für Geschichte interessiert. Und auch ganz passable Noten... Nur sooooo sicher, ob Geschichtslehrer eine Lebensaufgabe wäre ist er auch nicht, deswegen mal lieber nachgefragt, ob nicht doch noch jemand zurät??

  • Mal ein anderer Blick:
    In Niedersachsen unterrichtet man mit Philo auch Werte und Normen (was in anderen Bundesländern z.B. Ethik heißt). Und wir suchen händeringend WuN-Lehrkräfte, davon gibt es viel zu wenige, das ist regelmäßig landesweit Mangelfach...
    Um ein Fach als Prüfungsfach einrichten zu dürfen, benötigt man in diesem Fach drei ausgebildete Lehrkräfte (bekamen wir bei WuN schulübergreifend / stadtweit in den letzten Jahren nicht hin...)


    Geschichte allerdings ist echt nicht zu gebrauchen. Mit GE-Lehrkräften kann man die Straße pflastern...


    Mein Tipp wäre: Statt Geschichte was anderes...

  • Also, wie bereits erwähnt wurde, unterrichtet man 3 Fächer dann eigentlich mit dieser Kombination. Werte und Normen kommt in Niedersachsen nämlich automatisch dazu, so war es auch bei dem von mir erwähntem Lehrer. Um meine Vorgeschichte zu verdeutlichen, ich hatte ursprünglich vor, Deutsch und Geschichte zu studieren. Wurde jedoch für Deutsch nicht angenommen. Aber diese Kombination ist jetzt auch nicht gerade eine Eintrittskarte für eine Lehrerstelle, wie ich es verstanden habe hier. Hatte vor es dann noch dazuzuwählen nach dem Studium. Aber ist wie gesagt fraglich, ob es die Chancen deutlich erhöht. Und allgemein habe ich dieses Thema eröffnet, um mir vielleicht etwas Motivation ranzuholen, denn unmöglich scheint es ja nicht zu sein, mit dieser Kombination Lehrer zu werden oder mich eben von dem Beruf abbringen zu lassen, weil die Fächer meine Stärken sind und ich eben keinen großen Spielraum habe. Es ist nun mal sehr frustrierend für mich, sich in ein Studium zu begeben, aber ständig zu hören, dass es im Endeffekt eh nichts bringt. Zumal auch ständig vom Lehrermangel gesprochen wird, weswegen es mir sowieso verwirrend erscheint, wie man mit 3 Fächern keinen Platz finden kann. Wenn es gut läuft, sind es dann 4 ( mit Deutsch zusammen ).

  • Also, wie bereits erwähnt wurde, unterrichtet man 3 Fächer dann eigentlich mit dieser Kombination. Werte und Normen kommt in Niedersachsen nämlich automatisch dazu, so war es auch bei dem von mir erwähntem Lehrer. Um meine Vorgeschichte zu verdeutlichen, ich hatte ursprünglich vor, Deutsch und Geschichte zu studieren. Wurde jedoch für Deutsch nicht angenommen. Aber diese Kombination ist jetzt auch nicht gerade eine Eintrittskarte für eine Lehrerstelle, wie ich es verstanden habe hier. Hatte vor es dann noch dazuzuwählen nach dem Studium. Aber ist wie gesagt fraglich, ob es die Chancen deutlich erhöht. Und allgemein habe ich dieses Thema eröffnet, um mir vielleicht etwas Motivation ranzuholen, denn unmöglich scheint es ja nicht zu sein, mit dieser Kombination Lehrer zu werden oder mich eben von dem Beruf abbringen zu lassen, weil die Fächer meine Stärken sind und ich eben keinen großen Spielraum habe. Es ist nun mal sehr frustrierend für mich, sich in ein Studium zu begeben, aber ständig zu hören, dass es im Endeffekt eh nichts bringt. Zumal auch ständig vom Lehrermangel gesprochen wird, weswegen es mir sowieso verwirrend erscheint, wie man mit 3 Fächern keinen Platz finden kann. Wenn es gut läuft, sind es dann 4 ( mit Deutsch zusammen ).


    Naja was bringt dir eine Schule mit 90 Deutsch-Kollegen?
    Lehrermangel gibt es besonders in technischen/MINT-Fächern, außerdem in bestimmten Bereichen und Schulformen.
    Nur weil die Medien sagen, Lehrermangel, heißt das ja nicht, dass der grundsätzlich gilt.


    Studier es doch, wenn du es willst, es ist dein Leben. Aber du hast hier nach Erfahrungen/Meinungen gefragt.

    • Offizieller Beitrag

    Und komme ein bisschen runter: du hast keine 3 Fächer, sondern ein Fach, das in der Mittelstufe einen anderen Namen hat.
    Ein Kurzfach, das von je nach Schule nur einem kleinen Teil der SuS angewählt wird, mit einem Hauptfach, das von allen SuS gewählt werden muss, zu vergleichen, zeigt wenig Kenntnis des Schulsystems...


    Chili, die unter anderem die 3 Fächer Politik / Politik-Wirtschaft und Sozialwissenschaften unterrichtet ... ahah...

  • Ein Kurzfach, das von je nach Schule nur einem kleinen Teil der SuS angewählt wird, mit einem Hauptfach, das von allen SuS gewählt werden muss, zu vergleichen, zeigt wenig Kenntnis des Schulsystems...

    Also ich würde keine Fragen hier stellen, wenn ich ein Kenner des Schulsystems wäre. Schließlich ist das Forum dafür da. Was ich aber ganz klar sagen kann, ist, dass bei dem Lehrer, der eben genau die von mir erwähnte Kombination studiert hat, eben ein Lehrer von 3 Fächern war. Werte und Normen war das dritte Fach. Außerdem gab es in der Oberstufe sowohl Werte und Normen, als auch Philosphie, also scheint es hier sich nicht um ein Fach zu handeln.

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