Bin ich zu schüchtern für den Lehrerberuf?

  • Hey Leute,
    ich habe letztes Jahr meinen Bachelor in Grundschullehramt abgeschlossen, war dann ein Jahr als Au Pair im Ausland (Zwecks Auslandsaufenthalt) und der Plan meiner Eltern ist es, dass ich jetzt mit dem Master fortfahre. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich machen möchte, weil ich mich frage, ob ich überhaupt als Lehrer geeignet bin. Ich bin ein eher schüchterner und reservierter Mensch. Es dauert einige Zeit, bis ich bei fremden Menschen auftaue und erst, wenn ich mich wohl und sicher fühle, fange ich an zu reden und ich selbst zu sein. Davor bin ich eher die Person, die schweigend daneben sitzt. Ich rede nicht gerne vor vielen Menschen und habe bisher Referate nie gemocht. Wenn ich Referate halte oder vor vielen Menschen reden muss, werde ich immer knallrot, fange an zu stottern, vergesse, was ich sagen wollte und fühle mich super unwohl, weil man es mir ansieht, dass ich aufgeregt bin. Bei der Theater AG in der Schule habe ich letztendlich gekniffen eine Rolle zu spielen, weil ich wusste, dass ich meine Aufregung meinen Auftritt nur peinlich machen würde. Das Halten von Referaten ist durch die unzähligen Male im Studium schon besser geworden, aber trotzdem fühle ich mich dabei noch nicht wohl. Bei den Praktika habe ich meistens gekniffen, wenn man mir angeboten hat, eine Unterrichtsstunde zu halten. Bei den paar Malen, wo ich mehr oder weniger dazu gezwungen wurde es zu machen, habe ich mich unwohl gefühlt und die Lehrerin musste die Schüler ermahnen leise zu sein und mir zuzuhören. Sie haben mir immer ein nettes/gutes Feedback gegeben, aber ich denke, dass sie mich nur nicht demotivieren wollten, denn sie haben immer gesagt, dass ich mich noch mehr trauen und lauter sprechen sollte. Um ehrlich zu sein, war das Studium nur mein Plan B, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte und ich wollte es auch schon mittendrin abbrechen, weil es mir inhaltlich überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Meine Eltern haben mich jedoch ermutigt, es zumindest abzuschließen. Sie sagen immer, dass sie finden "Lehrerin" ist der perfekte Beruf für mich und dass es mir irgendwann leicht fallen wird, vor einer Klasse zu sprechen und mich durchzusetzen. Ich arbeite sehr gerne mit Kindern (das hat sich während meines Au Pair Jahres nur bestätigt) und mir macht es auch Spaß, den Unterricht zu planen und mir kreative Wege auszudenken, um den Schülern den Stoff beizubringen.
    Denkt ihr, dass ich geeignet bin als Lehrerin? Dass ich eine Chance hätte, es zu meinem möglichen Traumberuf zu machen? Oder denkt ihr, dass meine Persönlichkeit einfach nicht zu diesem Beruf passt? Ich frage mich, ob ich es mir einfach einreden möchte, dass der Beruf vielleicht nichts für mich ist (weil ich Angst habe, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen) und man in ihn hineinwachsen kann oder ob ich einfach ehrlich zu mir selbst bin. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ehrlich eure Meinung dazu sagen könntet.

  • Jetzt bist du schon so weit gekommen, dass du einen Abschluss hast.
    Fang dein Referendariat an und schau, ob du vor der Klasse zurechtkommst, wenn du alleine mit der Klasse bist. Im Praktikum und an der Uni waren ja immer viele Erwachsene dabei, die dich beurteilt haben. Das ist natürlich im Ref auch so, aber dennoch wirst du einen Großteil der Zeit alleine mit Sechs- bis Zehnjährigen sein und wenn dir die Arbeit mit Kindern sowie die Unterrichtsplanung Spaß macht, kann es gut sein, dass das dann genau dein Ding ist!


    Die Prüfungen wirst du natürlich in Anwesenheit Erwachsener machen müssen, aber wenn du weißt, dass der Beruf das Richtige ist, dann Augen zu und durch.


    Wenn du es nicht einmal probierst, hast du lange Zeit umsonst studiert und weißt ja am Ende gar nicht, ob der Beruf das Richtige für dich ist. Das ist jetzt ein Jahr (nehmen wir an, du brichst das Ref wieder ab), das du mehr Zeit brauchst, aber danach weißt du es sicher. ODER, im besten Falle, du machst dein Ref und hast danach einen Beruf, den du magst, anstatt das Gefühl, gekniffen zu haben und die Unsicherheit, Chancen vertan zu haben.


    Das alles jetzt nur unter dem Hinblick, dass es nicht nur deine Eltern sind, die meinen, Grundschullehrer könnte was für dich sein, sondern auch du selbst.

  • ... Um ehrlich zu sein, war das Studium nur mein Plan B, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte und ich wollte es auch schon mittendrin abbrechen, weil es mir inhaltlich überhaupt keinen Spaß gemacht hat.

    Lass es.

  • Jetzt bist du schon so weit gekommen, dass du einen Abschluss hast.
    Fang dein Referendariat an und schau, ob du vor der Klasse zurechtkommst ...


    Sie hat bisher "nur" den Bachelor, braucht also noch den Master. Von daher wäre es jetzt sinnvoller sich nach Alternativen umzuschauen.


    Es ist etwas schade, dass du dein Praktikum im Studium nicht genutzt hast. Aber etwas machen, bei dem man sich unwohl fühlt klingt nicht nach Traumberuf.
    Wenn du aber gerne mit Kindern arbeitest wäre vielleicht etwas in Richtung Erzieher oder soziale Arbeit was für dich?


    Es klingt für mich so, als suchst du hier eine Bestätigung aufzuhören. Ich finde es völlig legitim nach dem Bachelor einen anderen Weg einzuschlagen!

  • Lass es.

    Jandel, lass' dich nicht dadurch verunsichern, dass Lehrerin nicht von Anfang an dein Wunschberuf war. Es gibt in Deutschland 750.000 LehrerInnen an allgemeinbildenden Schulen. Die haben sich das nicht alle von Anfang an von ganzem Herzen gewünscht. Ich weiß auch nicht, ob das dann langfristig die Kollegen wären, die die beste Arbeit machen.


    Ich bin auch nicht der Meinung, dass der Lehrerjob in dieser Hinsicht einen Sonderstatus hat. So ziemlich jeden Job kann man als Herzensangelegenheit angehen oder als Broterwerb. Mit einer professionellen Einstellung kann es auch im zweiten Fall klappen. Und es kann scheitern, auch wenn der Job ganz oben auf der Wunschliste stand.


    Und schließlich sind Studium und Berufsalltag zwei Welten. Es kann schon sein, dass man im Studium wenig Spaß hat und später im Job aufgeht.

  • Sorry, wenn einen inhaltlich nicht interessiert bzw, man keinen Spaß daran hat, was man dann ein Leben lang tun wird - als Lehrer ist man ja doch "etwas" festgenagelter als in anderen Berufen - hat Krabappel vollkommen recht.


    Selbstbewusstsein etc. kann man ein Stück weit üben. Interesse eher nicht.

  • Sorry, wenn einen inhaltlich nicht interessiert bzw, man keinen Spaß daran hat, was man dann ein Leben lang tun wird - als Lehrer ist man ja doch "etwas" festgenagelter als in anderen Berufen - hat Krabappel vollkommen recht.


    Selbstbewusstsein etc. kann man ein Stück weit üben. Interesse eher nicht.

    Ich habe es so verstanden, dass ihr die Arbeit mit Kindern und die Vermittlung von Unterrichtsinhalten generell schon Spaß macht.

  • und der Plan meiner Eltern ist es, dass ich jetzt mit dem Master fortfahre

    Bevor du auch nur darüber nachdenkst, Lehrerin zu werden, solltest du an Persönlichkeitsentwicklung und deiner Emanzipation von deinen Eltern arbeiten. So kann das nicht gut ausgehen...


  • Bei den Praktika habe ich meistens gekniffen, wenn man mir angeboten hat, eine Unterrichtsstunde zu halten. Bei den paar Malen, wo ich mehr oder weniger dazu gezwungen wurde habe ich mich unwohl gefühlt [...]


    Denkt ihr, dass ich geeignet bin als Lehrerin? Dass ich eine Chance hätte, es zu meinem möglichen Traumberuf zu machen?

    Wenn Du es nicht ausprobierst, wirst Du es nicht herausfinden.
    Aber dass Du es gar nicht erst probieren willst und Du "gezwungen" wurdest zu probe-unterrichten, halte ich schon für ein starkes Indiz dafür, dass das nichts für Dich ist.
    Als perfekte Lehrer ohne Selbstzweifel vom Himmel gefallen sind die wenigsten, aber Du erwähnst nicht, dass Du das Bedürfnis (!) hast Deine Lehrerqualitäten zu verbessern.


    Woran Dein Plan A gescheitert ist, weiß ich nicht, aber falls Du Dich neuorientieren willst, würde ich Dir raten das erstmal ohne Deine Eltern zu tun.

  • Meine Eltern haben mich jedoch ermutigt, es zumindest abzuschließen.

    Wenn ich getan hätte, was meine Mutter mir gesagt hat, hätte ich nach der 10. Klasse das Gymnasium abgebrochen und eine Ausbildung zur Laborantin gemacht. Finde Deinen eigenen Weg, das möchte ich Dir ganz dringend ans Herz legen. Ich hab während des Studiums einige kennengelernt, die sich von ihren Eltern haben zu irgendwas drängen lassen, vor allem im Lehramt. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass von denen einer wirklich glücklich geworden wäre.

  • Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten!
    Meine größte Angst ist es tatsächlich, dass ich im Ref herausfinde, dass der Job nichts für mich ist, weil ich es aufgrund meiner Persönlichkeit und meiner Schüchternheit einfach nicht kann, auch wenn ich es vielleicht möchte. Ich habe in meiner Schulzeit so viele Lehrer (oder Referendare) gesehen, die weinend aus dem Klassenraum gelaufen sind, weil sie es einfach nicht konnten. Einige waren super liebe, aber auch eher schüchterne/zurückhaltende Persönlichkeiten und wollten wirklich Lehrer sein, aber sie konnten es einfach nicht. Sie konnten sich nicht durchsetzen oder haben sich so verhaspelt und gestottert, dass es ihnen so peinlich wurde, dass sie aus dem Klassenraum gerannt sind, als man sie ausgelacht hat. Ich habe einfach Angst, dass es mir genauso gehen wird und ich das komplette Studium umsonst gemacht habe und dann mit 26/27 vor dem Neuanfang stehe.
    Die Lehrer, mit denen ich während meiner Praktika gesprochen habe, meinten immer, dass ihnen das Studium auch überhaupt keinen Spaß gemacht hat und nur die Praktika sie motiviert hätten, weiterzumachen. Ich fand die Praktika ok, also nicht schlimm, aber war jetzt auch nicht total begeistert. Gut, ich habe auch meistens nur rumgesessen oder die Hausaufgaben abgestempelt und mal ein Bewegungsspiel mit den Kindern gemacht.

  • Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten!
    Meine größte Angst ist es tatsächlich, dass ich im Ref herausfinde, dass der Job nichts für mich ist,



    Die Lehrer, mit denen ich während meiner Praktika gesprochen habe, meinten immer, dass ihnen das Studium auch überhaupt keinen Spaß gemacht hat und nur die Praktika sie motiviert hätten, weiterzumachen. Ich fand die Praktika ok, also nicht schlimm, aber war jetzt auch nicht total begeistert. Gut, ich habe auch meistens nur rumgesessen oder die Hausaufgaben abgestempelt und mal ein Bewegungsspiel mit den Kindern gemacht.


    Die Praktika sind die Chance rauszufinden, ob es passt. Deswegen hat das Studium ja nun auch mehr Praktische Inhalte.


    Bei uns hatte im Mai ein Reffi angefangen, noch nach LPO studiert, also lange dabei, und hat nach 3 Tagen aufgegeben. Der war vom Typ her so wie du es erzählst. Er hat nun ein Staatsexamen und sonst erst einmal nichts und das mit Ende 20.


    Du kannst ja auch jetzt ein Jahr Pause vor dem Master machen und vielleicht verschiedene Praktika in anderen Bereichen.

  • Jandel, lass' dich nicht dadurch verunsichern, dass Lehrerin nicht von Anfang an dein Wunschberuf war. Es gibt in Deutschland 750.000 LehrerInnen an allgemeinbildenden Schulen. Die haben sich das nicht alle von Anfang an von ganzem Herzen gewünscht. Ich weiß auch nicht, ob das dann langfristig die Kollegen wären, die die beste Arbeit machen.

    Das mag schon sein, aber wer später feststellt, Lehrer werden zu wollen hat vorher ein Fach studiert, auf das er Lust hatte. Etwas zu studieren, was einem die Eltern einreden UND in der Praxis festzustellen, dass einem die Aufgaben nicht liegen soll wozu gut sein?


    Ich kenne auch Leute, denen Eltern nach der Schule was aus- bzw. eingeredet haben und später waren Frust über vertane Jahre und mühseliges, teures Umsatteln dran.


    Ich bin froh, dass ich niemanden dafür verantwortlich machen kann, wenn mir mein Job auf die Nerven geht, weil ich ihn erlernen wollte.

  • Bei uns hatte im Mai ein Reffi angefangen, noch nach LPO studiert, also lange dabei, und hat nach 3 Tagen aufgegeben. Der war vom Typ her so wie du es erzählst. Er hat nun ein Staatsexamen und sonst erst einmal nichts und das mit Ende 20.


    Du kannst ja auch jetzt ein Jahr Pause vor dem Master machen und vielleicht verschiedene Praktika in anderen Bereichen.

    Genau davor habe ich Angst! ich möchte nicht auch so enden. Das ist schon ziemlich peinlich und das Studium war quasi Zeitverschwendung.


    Ich hatte leider schon 1 Jahr Pause. Ich habe nach G8 Abi gemacht, danach sofort studiert und nach Regelstudienzeit den Bachelor beendet. Bis letzten Monat war ich als Au Pair im Ausland (wegen dem obligatorischen Auslandsaufenthalt, weil ich Englisch studiere). Eigentlich wollte ich nur die geforderten 3 Monate bleiben, aber es hat mir so gut gefallen, dass ich doch 1 Jahr geblieben bin. Ich werde im Februar 23 und habe das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft, wenn ich noch was neues beginnen will. Am liebsten würde ich noch 1 Jahr ins Ausland gehen, aber das ist wohl nur das Weglaufen von meinen Problemen.

  • Jandel, lass' dich nicht dadurch verunsichern, dass Lehrerin nicht von Anfang an dein Wunschberuf war. Es gibt in Deutschland 750.000 LehrerInnen an allgemeinbildenden Schulen. Die haben sich das nicht alle von Anfang an von ganzem Herzen gewünscht. Ich weiß auch nicht, ob das dann langfristig die Kollegen wären, die die beste Arbeit machen.

    Das würde ich zu 100% unterschreiben. Ich bin auch nicht aus "Leidenschaft" oder so Lehrer geworden, sondern eher irgendwie so reingerutscht. Zum Ende des Studiums hin hat sich aber die Erkenntnis verdichtet, dass mir das liegt und auch Spaß macht und jetzt mache ich den Job gerne. Das Gerede vom "Traumberuf" finde ich allerdings immer wieder irritierend und für mich schwingt da immer so ein wenig mit, dass der Job aus wenig differenzierten und reflektierten Gründen gewählt wurde.
    Hier sehe ich das Problem aber an anderer Stelle. Die TE schreibt deutlich, dass sie sich in der Situation, in der man als Lehrer eben überwiegend steht, sehr unwohl fühlt. Vielleicht kann man daran arbeiten und sich daran gewöhnen, aber auch hier beschreibt die TE, dass entsprechende Versuche (Theater; Praktikum) in der Vergangenheit keinen Erfolg gebracht haben und der Fluchtreflex zu groß war. Zudem ist der Weg nur auf Drängen der Eltern hin eingeschlagen worden. Da frage ich mich schon, warum man so einen Weg dann mit aller Gewalt und gegen die eigene Intuition weiterverfolgen sollte. Ich würde mir auf jeden Fall mal überlegen, worauf du sonst Lust hättest - auch erstmal ganz unabhängig vom bisherigen Studium und dem Bachelor. Kiggie hat ja schon ein paar Vorschläge gemacht, bei denen du mit Kindern arbeiten kannst, ohne ständig auf einer "Bühne" zu stehen. Vielleicht nimmst du das mal als Ausgangspunkt und denkst weiter. Und erkläre deinen Eltern, dass es dir - auch wenn sie es sicherlich gut meinen - überhaupt nicht hilft, in einen Beruf gedrängt zu werden, in dem du dich 40 Jahre lang unwohl fühlen wirst und für den du einen Absschlus machst, der dich kaum für andere Berufe qualifiziert, so dass du dann feststeckst.

  • ...Am liebsten würde ich noch 1 Jahr ins Ausland gehen...

    ...vielleicht weißt du ja schon, in welche (berufl.) Richtug es dich eigentlich zieht? Das Englischstudium war ja nicht für die Katz'.

  • Ich werde im Februar 23 und habe das Gefühl, dass mir die Zeit wegläuft, wenn ich noch was neues beginnen will. Am liebsten würde ich noch 1 Jahr ins Ausland gehen, aber das ist wohl nur das Weglaufen von meinen Problemen.

    23 ist nun wirklich kein Alter, bei dem man von "die Zeit läuft davon" reden kann, vor allem, wenn du schon den Bachelor hast. Ich war 27, als ich ins Ref gestartet bin und war im Kreis meiner Kommilitonen einer der ersten. Also keine Panik. Wenn du nochmal ins Ausland willst, dann los. Das hilft dir nur, dich noch mehr von deinen Eltern zu lösen und vielleicht herauszufinden, was du wirklich machen willst.

  • Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten!
    Meine größte Angst ist es tatsächlich, dass ich im Ref herausfinde, dass der Job nichts für mich ist, weil ich es aufgrund meiner Persönlichkeit und meiner Schüchternheit einfach nicht kann, auch wenn ich es vielleicht möchte. Ich habe in meiner Schulzeit so viele Lehrer (oder Referendare) gesehen, die weinend aus dem Klassenraum gelaufen sind, weil sie es einfach nicht konnten. Einige waren super liebe, aber auch eher schüchterne/zurückhaltende Persönlichkeiten und wollten wirklich Lehrer sein, aber sie konnten es einfach nicht. Sie konnten sich nicht durchsetzen oder haben sich so verhaspelt und gestottert, dass es ihnen so peinlich wurde, dass sie aus dem Klassenraum gerannt sind, als man sie ausgelacht hat. Ich habe einfach Angst, dass es mir genauso gehen wird und ich das komplette Studium umsonst gemacht habe und dann mit 26/27 vor dem Neuanfang stehe.
    Die Lehrer, mit denen ich während meiner Praktika gesprochen habe, meinten immer, dass ihnen das Studium auch überhaupt keinen Spaß gemacht hat und nur die Praktika sie motiviert hätten, weiterzumachen. Ich fand die Praktika ok, also nicht schlimm, aber war jetzt auch nicht total begeistert. Gut, ich habe auch meistens nur rumgesessen oder die Hausaufgaben abgestempelt und mal ein Bewegungsspiel mit den Kindern gemacht.


    Hallo Jandel,


    generell wäre es unprofessionell (von pädagogischer Seite), dir hier auf Grund deiner Angaben vom Beruf abzuraten; da spielen zu viele Dinge eine Rolle, die man gar nicht auf die Schnelle und aus der Ferne abschätzen kann. Du schreibst oben, dass dir die kreative Arbeit mit Kindern an (ihren) Lernprozessen Spaß macht. Das ist ein wichtiger, dicker Pluspunkt, wie ich finde! Aber: Wenn deine "Bühnenangst" nicht abnimmt, wird es auf Dauer sehr sehr anstrengend, jeden Morgen mit Bauchschmerzen in die Schule zu fahren. Normalerweise ist diese Nervosität am Anfang vorhanden und nimmt dann sukzessive ab - je sicherer das eigene Auftreten wird und je mehr Handlungsspielräume einem zur Verfügung stehen (ist Übungssache), desto weniger nervös ist man.


    Ein weiterer Punkt ist die Ausbildung (in der ich mich gerade befinde). Dort ist nämlich das mit der "Kreativität" gar nicht gefragt (allenfalls wird es einem mehr oder weniger gönnerhaft zugestanden), sondern da musst du - ähnlich wie auch im Praktikum, nur in einem ungleich ernsthafteren "Setting" - nach Vorgabe (Stechuhr) funktionieren. Der Spielraum für persönliche Anpassungsschwierigkeiten ist nur sehr begrenzt bis gar nicht vorhanden. Ich will dir keine Angst machen, aber dort nimmt keiner mehr (echte) Rücksicht auf deine Befindlichkeiten. Die Lehrerausbildung ist eigentlich mehr eine (pädagogisch fragwürdige) Belastungsprobe und weniger eine eigentliche Ausbildung.


    Letztlich muss einem neben dem "Lernen" (Lernwege finden, Material konzipieren etc.) auch die erzieherische Arbeit liegen, denn das ist - freilich stark abhängig von der Schulform/Altersgruppe - teilweise ein enormer Anteil am Aufgabenfeld eines normalen Lehrers. Wer eine größere Gruppe von Kindern/Heranwachsenden "führen" möchte, der muss das eben in erster Linie wirklich "wollen", sonst merken das die Kinder und tanzen einem auf der Nase herum und das ist es mit dem Lernen wiederum schlecht bestellt.


    Gehe in dich. Nur du kannst diese Entscheidung für dich treffen, sonst nehmen dir andere das (später) ab. Ob es nun die Schüler sind oder die Ausbilder... ;)


    der Buntflieger

  • . Ich würde mir auf jeden Fall mal überlegen, worauf du sonst Lust hättest - auch erstmal ganz unabhängig vom bisherigen Studium und dem Bachelor. Kiggie hat ja schon ein paar Vorschläge gemacht, bei denen du mit Kindern arbeiten kannst, ohne ständig auf einer "Bühne" zu stehen. Vielleicht nimmst du das mal als Ausgangspunkt und denkst weiter.

    Im Rahmen des Studiums habe ich das Berufsfeldpraktikum im Kindergarten gemacht und muss ehrlich zugeben, dass mir dies mehr Spaß gemacht hat, als die Praktika in der Grundschule. In der Grundschule hat es mir auch generell in der ersten Klasse mehr Spaß gemacht als in der vierten. Ich habe schon drüber nachgedacht, ob ich vielleicht einfach mehr Spaß habe, mit jüngeren Kindern zu arbeiten, da diese einen automatisch mehr respektieren als ältere Kinder oder Jugendlicheen oder es lag daran, dass sowohl die Erzieher im Kindergarten als auch Die Lehrerin der ersten Klasse mich "quasi gezwungen" haben, mit den Kindern das 'guten Moregn' Lied zu singen oder Klassenspiele zu leiten.
    Über den Beruf Erzieherin habe ich auch schon nachgedacht, weil ich glaube, er könnte mir Spaß machen, aber leider verdient mn dabei viel zu wenig. Es soll überhaupt nicht überheblich klingen oder falsch rüber kommen, aber irgendwie möchte ich schon etwas verdienen und nicht abhängig von meinem späteren Mann sein und ein minderbezahlter Job als Erzieherin reizt mich nicht so, wenn ich theoretisch einen besser bezahlten Job machen könnte.

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